Heron | Eine Prise Salz für die Liebe | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Heron Eine Prise Salz für die Liebe


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-423-43987-9
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-423-43987-9
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Versehentlich verliebt Gegen die regelmäßig wiederkehrenden Einmischungen ihres Vaters in ihr Liebesleben hat sich Reena bisher erfolgreich zur Wehr gesetzt. Pech nur, dass der neueste potenzielle Hochzeitskandidat ihres Vaters kein anderer ist als Nadim, Reenas gutaussehender neuer Nachbar. Nadim verbindet mit Reena nicht nur die weder traditions- noch religionskonforme Vorliebe für nette Abende in der Nachbarsbar, sondern auch die Liebe zum indischen Essen, das Reena so gern kocht. Damit nicht genug: Er ist sogar bereit, gemeinsam mit Reena an einem finanziell lukrativen Online-Kochwettbewerb für Paare teilzunehmen und sich dafür als ihr Partner auszugeben ...

Farah Heron wurde in ihrer Kindheit durch Bollywood geprägt und arbeitete später im Bereich Psychologie und Personalentwicklung, wodurch sich ihre Neigung zu Geschichten mit komplizierten Verstrickungen und Happy Ends erklärt. Vor einigen Jahren begann sie, diese Geschichten selbst zu schreiben. Farah Heron lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Toronto.
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2


Reena schloss die Augen und holte tief Luft. Mist. Nicht schon wieder. Ihr hinreißender Fremder entpuppte sich als neuestes Exemplar aus der Serie Muslim Bachelor. Sie beantwortete sein beschämtes Grinsen mit einem ausdruckslosen Blick. Dann murmelte sie nur, dass sie spät dran sei, und eilte die Treppe hinunter. Sein süßes Lächeln, seine erotische Stimme und seine muskulösen Beine kamen nicht ansatzweise gegen das gigantische Problem an, das es mit diesem heißen Sahneschnittchen von gegenüber gab: Nadim arbeitete für ihren Vater, und ihre Eltern hatten ihn in ihr Leben katapultiert. Das war eindeutig mit einem riesengroßen Nein zu beantworten. Wieder einmal machten sie ihr einen Strich durch die Rechnung.

Auf zwei Sachen konnte sich Reena immer verlassen, wenn sie jede Woche ihre Familie zum Brunch besuchte. Das eine waren die weichen Puri. Kleine runde, frittierte und ballonartig aufgeblähte Fladenbrote, die man zu Channa, würzigem Kichererbsen-Curry, und Joghurt aß. Und das andere war der Umstand, dass sich ihre übergriffigen Eltern in sämtliche Bereiche ihres Lebens einmischten, während ihrer jüngeren Schwester Saira das eigentlich Unmögliche gelang, indem sie sich passiv-aggressiv und heillos egozentrisch zugleich benahm. Dass Reena gewissenhaft jeden Sonntag zum Brunch kam, lag nicht an der gemeinsamen Zeit mit ihrer Familie, sondern ausschließlich an den leckeren frittierten Puri-Fladen.

Nachdem sie sich während der zehnminütigen Autofahrt zu ihren Eltern schon ein Leben als Vollwaise ausgemalt hatte, ließ ihr Ärger erwartungsgemäß umgehend nach, als sie das Haus betrat und der herrliche Duft von Chai und allerlei Gewürzen sie einhüllte. Sie atmete tief ein, während sie ihre Schuhe auszog. Genau das war der Grund, warum sie heute hergekommen war. Nichts half besser bei Stress als die Kochkünste ihrer Mutter– selbst wenn der Stress von ihren Eltern selbst ausgelöst wurde.

Natürlich wusste Reena, dass sie sich was vormachte. Sie hatte sich genauso wenig entschieden, heute wegen des Puri zum Brunch zu kommen, wie sie sich entschieden hatte, sich dem kritischen Urteil ihrer Familie auszusetzen, auch wenn es sich als angeregtes Gespräch tarnte. Denn das würde bedeuten, dass sie sich aus freiem Willen entschieden hätte. Und was ihre Familie anging, war freier Wille nichts weiter als eine hilfreiche Illusion, die sich Reena zurechtgelegt hatte, um nicht gänzlich durchzudrehen.

Bei nebensächlichen Aspekten lenkte sie immer wieder ein, in der Hoffnung, dass sie sich so in die wesentlichen Themen weniger einmischen würden. Das funktionierte auch mehr oder weniger. Bei einigen wirklich wichtigen Entscheidungen hatte sie sich in der Tat behaupten können. Zum Beispiel, als sie sich nicht darauf einließ, im familieneigenen Unternehmen zu arbeiten, das auf Immobilienentwicklung spezialisiert war. Oder als sie darauf bestand, nicht mehr zu Hause zu wohnen, obwohl sie Single war. Hinzu kam ihr umstrittener Entschluss, als sie vor einigen Monaten darauf bestanden hatte, dass ihre Schwester aus ihrer Wohnung auszog. Aber es wurde zunehmend schwerer, ihren Eltern klarzumachen, dass sie keinerlei Interesse an den handverlesenen muslimischen Männern hatte, die ihr regelmäßig präsentiert wurden, seit sie fünfundzwanzig war. Inklusive jenes neuesten Modells aus Übersee.

Doch die Puri trösteten sie zumindest etwas über diese emotionalen Zumutungen hinweg. Sie nahm sich ein weiteres leckeres Exemplar von der Servierplatte und legte es auf ihren reichlich mit Channa Masala gefüllten Teller.

»Reena«, sagte ihr Vater und schenkte sich Chai nach. »Ich weiß gar nicht, ob ich es dir schon erzählt habe, aber mein Freund Shiroz aus Tansania investiert in das Diamant-Bauprojekt. Sein Sohn Nadim ist aus Daressalam angereist, um daran mitzuarbeiten. Ich habe ihn in deinem Haus untergebracht.«

Daressalam, die Heimatstadt von Reenas Eltern, war die größte Stadt in Tansania, einem Land mit einer sehr aktiven und lebendigen Minderheit indischer Gujarati. Das Diamant-Projekt war das bislang größte Immobilienvorhaben ihres Vaters – ein großes Wohn- und Geschäftsgebäude nördlich von Toronto. Sie wusste, dass ausländische Investoren aus Afrika daran beteiligt waren, hatte bislang allerdings nichts von der Mitwirkung eines gewissen flirtenden Muskelhelden gehört, der eher britisch als tansanisch klang.

»Ich hoffe, du sorgst dafür, dass Nadim sich hier willkommen fühlt. Er ist ein sehr kluger junger Mann mit einem Abschluss von der renommierten London School of Economics. Er ist religiös, wohlerzogen und hat vielversprechende Zukunftsaussichten. Ihr beide habt eine Menge gemeinsam.«

Was wieder einmal bewies, dass Dad rein gar nichts über sein mittleres Kind wusste. Wer Reena wirklich kannte, würde sie niemals als wohlerzogen bezeichnen, denn lieb und nett war sie nur an der Oberfläche. Und über Nadim wusste ihr Vater ganz offensichtlich auch nicht allzu viel. Der Mann fluchte wie ein Hooligan von Manchester United und lud sie gleich bei erstbester Gelegenheit in die Kneipe ein – mit einem Sixpack Bier unter dem Arm. Dabei war Reena Alkohol gegenüber gar nicht abgeneigt, wie ihr leichter Kater an den meisten Sonntagen bewies. In den Augen ihres streng muslimischen Vaters dagegen war wohlerzogen und kultiviert unabdingbar mit Alkoholverzicht verbunden.

Außerdem hatte Nadim etwas von einem Aufreißer, so wie er ihr zugezwinkert, sie als Göttin bezeichnet und zum Bier eingeladen hatte, noch ehe er überhaupt ihren Namen kannte. Wobei Reena gar nicht generell etwas gegen Aufreißer einzuwenden hatte, solange sie wusste, woran sie war. Beunruhigend fand sie jedoch, dass Nadim sie eingeladen hatte, obwohl er wusste, dass er die Tochter seines Chefs heiraten sollte (dass er dabei unwissentlich schon mit seiner Verlobten geflirtet hatte, tat hier nichts zur Sache).

Saira grinste sie über den Tisch hinweg an und rührte in einem grünen Smoothie. »Klingt ein bisschen zu ambitioniert für Reena, oder? Wahrscheinlich ist er glatzköpfig, so wie dieser Architektentyp, den ihr neulich für sie angeschleppt habt.«

»Saira!«, ermahnte Dad seine jüngste Tochter und hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. Wow, setzte sich Dad gerade für Reena ein?

Reena selbst machte sich nicht die Mühe, Saira böse Blicke zuzuwerfen, sondern wischte mit dem letzten Stück Puri einen Rest Channa von ihrem Teller auf und leckte sich dann etwas Masala von den Fingern. Sich aufzuregen lohnte sich nicht.

Saira erlebte gerade das reinste Katastrophenjahr. Spitze Bemerkungen gegen ihre ältere Schwester auszuteilen schien ihr zu helfen, also hielt Reena lieber den Mund. Das war das Mindeste, was sie tun konnte, nachdem Saira ihren Job verloren hatte und, als sie sich anschließend zu Hause ausweinen wollte, auch noch ihren Verlobten Joran im Bett mit seiner Cousine erwischte, die gerade aus Holland zu Besuch war. Oder so ähnlich. Saira war nicht gerade Reenas beste Freundin, aber eine solche Aneinanderreihung von Fehlschlägen würde sie ihrem ärgsten Feind nicht wünschen.

»Reena, ich bin mir sicher, du wirst dich Nadim gegenüber tadellos verhalten und dem Mann dabei helfen, sich hier zu Hause zu fühlen«, sagte Mum lächelnd. »Dein Vater kennt Shiroz Uncle schon seit der Grundschule. Er gehört schon beinahe zur Familie.«

Reena erstarrte. Es war beeindruckend, wie Mum sagen konnte: heirate diesen Mann, ohne es tatsächlich auszusprechen. Selbst wenn der avisierte Bräutigam das Ansinnen ihrer Eltern nicht längst preisgegeben hätte, wüsste sie spätestens jetzt, was sie von ihr erwarteten.

»Mum …«, stöhnte Reena. »Ich will doch …«

»Na, na, na«, gab Mum zurück. »Keine Ausreden mehr. Du bist jetzt einunddreißig, Beti. Jetzt reicht es mit dem Single-Dasein … höchste Zeit, dich endlich fest zu binden! Denk an Khizar! Er erwartet Zwillinge! Sogar Saira war schon verlobt, und als das in die Brüche ging, hat sie Ashraf gefunden!«

»Ernsthaft, Mum? Was soll das heißen, sogar?«, beschwerte sich Saira.

Lächelnd tätschelte Mum Sairas Hand. »Schhh. Reena ist älter als du. Sie ist jetzt an der Reihe, einen erfolgreichen Partner zu finden …« Mum sah Reena mit einem stolzen Lächeln an. »Ashraf arbeitet im Management!«

Na ja. Reena freute sich wirklich, dass ihre Schwester sich wieder gefangen und einen neuen Freund gefunden hatte. Aber als Betreiber eines Kiosks in einem Einkaufzentrum, wo er Prepaidkarten für Handys verkaufte, war Ahsraf nun wirklich alles andere als ein aufstrebender Leistungsträger.

»Wir werden ja auch nicht jünger«, fuhr Mum fort. »Ich möchte mir bald keine Sorgen mehr um meine Kinder machen müssen. Wer wird sich denn um dich kümmern, wenn wir nicht mehr da sind?«

Reena fragte sich, ob Mum eigentlich merkte, wie albern das klang. Schließlich lebten sie nicht mehr im England der Regency-Zeit, sodass sie sich nicht wie eine Mrs Bennett verzweifelt darum bemühen musste, ihre Kinder lukrativ unter die Haube zu bringen, um den finanziellen Ruin abzuwenden. Warum, um alles in der Welt, sollte ausgerechnet ein Bier trinkender, bartgestylter, Fahrrad schleppender Frauenheld mit ihr in den Hafen der Ehe segeln?

»Versprich mir eins, Reena. Mach es nicht wie bei den anderen. Gib dir mit Nadim wenigstens ein bisschen Mühe«, flehte Mum.

Reena zwang sich zu lächeln. »Sonst noch irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte sie dann. Ausweichen und ablenken, ihre bewährte Strategie. Denn Reena dachte gar nicht daran, etwas...


Reinhart, Franka
Franka Reinhart, Jahrgang 1972, hat Übersetzung mit fachlichem Schwerpunkt Psychologie studiert und überträgt seit knapp 20 Jahren Sachbücher, Belletristik und Jugendliteratur aus dem Englischen ins Deutsche, darunter Paul Theroux, Colleen McCullough, Jan Karski und Ella Woodward/Mills. Nebenbei singt sie Sopran, liebt ihren Garten und lebt mit ihrer Familie samt Katze in Leipzig.

Heron, Farah
Farah Heron wurde in ihrer Kindheit durch Bollywood geprägt und arbeitete später im Bereich Psychologie und Personalentwicklung, wodurch sich ihre Neigung zu Geschichten mit komplizierten Verstrickungen und Happy Ends erklärt. Vor einigen Jahren begann sie, diese Geschichten selbst zu schreiben. Farah Heron lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Toronto.

Farah Heron wurde in ihrer Kindheit durch Bollywood geprägt und arbeitete später im Bereich Psychologie und Personalentwicklung, wodurch sich ihre Neigung zu Geschichten mit komplizierten Verstrickungen und Happy Ends erklärt. Vor einigen Jahren begann sie, diese Geschichten selbst zu schreiben. Farah Heron lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Toronto.

Farah Heron wurde in ihrer Kindheit durch Bollywood geprägt und arbeitete später im Bereich Psychologie und Personalentwicklung, wodurch sich ihre Neigung zu Geschichten mit komplizierten Verstrickungen und Happy Ends erklärt. Vor einigen Jahren begann sie, diese Geschichten selbst zu schreiben. Farah Heron lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Toronto.



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