Herrmann | Flügelschatten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 380 Seiten

Reihe: Flügelschatten

Herrmann Flügelschatten

Augen aus Dunkelheit
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-95991-553-3
Verlag: Drachenmond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Augen aus Dunkelheit

E-Book, Deutsch, Band 1, 380 Seiten

Reihe: Flügelschatten

ISBN: 978-3-95991-553-3
Verlag: Drachenmond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Wenn du Gefahr witterst - verstecke dich. Wenn du in die Enge getrieben wirst - sei bereit für den Angriff. Du brauchst keine Waffen, du bist schneller als sie. Stärker. Besser.' Manchmal frage ich mich, wie es wäre, Erinnerungen zu haben. Nicht bloß diese Visionen, die mich überkommen und mir einen kurzen Blick in die Vergangenheit schenken. Wie es wäre, nicht von dieser Gier nach Blut angetrieben zu werden, oder wie es wäre, eine von ihnen zu sein - ohne die eingerissenen Flügel aus Haut und Knochen und ohne violette Augen voller Finsternis. Vor allem frage ich mich, wie es wäre, jemandem zu vertrauen. Celdon vielleicht. Aber genau er hat mir gesagt, dass es in Zeiten wie diesen niemanden gibt, dem man trauen kann. Die Mauern aus Eis, die ich um mich errichtet habe, er schlägt Risse in sie und ich weiß nicht, ob ich das zulassen darf. Was ist, wenn er hinter sie blickt und das Monster sieht, das in mir schlummert?

Carolin Herrmann wurde 2000 geboren und lebt derzeit im ländlichen Osnabrücker Raum (um das Wort Kuhkaff nicht zu verwenden). Nach einem freiwilligen sozialen Jahr studiert sie Grundschullehramt für Deutsch und Religion Und wenn sie sonst das Gefühl hat, sie platzt, wenn sie ihre Ideen nicht aufschreibt, bloß weil sie ein schönes Gebäude gesehen hat und schon eine ganze Geschichte voller mystischer Kreaturen durch ihren Kopf schwirrt, ist dieser jetzt wie leergefegt, wenn es darum geht, in ein paar Sätzen etwas über sich selbst zu erzählen.Kitschigerweise hat sie sich bereits als junges Mädchen gerne Geschichten ausgedacht und sie mit anderen Kindern nachgespielt. Und nach krakeligen Buntstiftzeichnungen zum Vater- und Muttertag wurden diese dann, sobald sie schreiben konnte, auf Papier oder Laptop festgehalten. Neben diesem Hobby füllt nun kochen, alles nach Farben sortieren und vor allem Unmengen an Schokolade verdrücken ihre Freizeit.

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8
Natürlich ist es der Idiot von der Tür. Lässig lehnt er im Türrahmen und mustert mich von oben bis unten. Dann starrt er mir direkt in die Augen, sodass ich eine Gänsehaut bekomme. Sein Blick hat etwas Merkwürdiges an sich. Als würde er einem in den Kopf sehen können, oder gar durch einen hindurch. Es ist ein nicht gerade freundlicher Blick. »Hier lang«, brummt er nun kurz angebunden, dreht sich um und geht schnurstracks die Treppe runter in den zweiten Stock. Ganz anders als Elijah. Irgendwie beruhigt es mich gleichzeitig, dass er so barsch ist, das kommt mir typischer für menschliche Wesen vor und ich kann mit seiner Schroffheit leichter umgehen als mit Elijahs Freundlichkeit. Ich beeile mich, ihm zu folgen. Diese Dielen verwirren mich, denn ich bin nie auf etwas anderem als Waldboden gelaufen. Und dann diese Wesen. So nah. Sie sind keine Menschen, das spüre ich. Celdons Ohren laufen eigenartig spitz zu und gegen seine funkelnde Iriden wirken die Augen der Menschen blass wie Farbe, die mit zu viel Wasser verdünnt wurde. Er bewegt sich leichter, fast schon ein wenig tänzerisch. Er ist ein Elf. Elijah ist ein Elf, wie einige andere im Dorf. Ungeachtet dessen ist die Vorstellung, mit ihnen unter einem Dach zu leben, mehr als beängstigend. Alles hier ist auf eine gewisse Weise beängstigend. Unwillkürlich blicke ich ständig nach links und rechts und erst als dieser Celdon mich verwirrt ansieht, fällt mir auf, dass ich nur auf den Zehenspitzen gehe, als würde ich über glühenden Kohlen laufen. Ich ärgere mich über mich selbst, wende sofort den Blick von ihm ab und sehe demonstrativ zur Seite, als würde mich das alles hier überhaupt nicht verwirren. Allen voran nicht er mit seinem breiten Rücken, den kräftigen Armen und dem abweisenden Blick. Mein Plan, unbeteiligt und gewöhnlich zu wirken, geht völlig daneben, als ich gegen eine Kommode laufe, aufschreie, zwei Schritte zurückspringe und mich angriffsbereit hinhocke. Celdon prustet los, lässt seine Züge dann wieder rasch verhärten, als ich ihn böse anfunkle. Sehr witzig! Solche Sachen mitten in den Raum zu stellen ist ja wohl mehr als gefährlich. Nervös sehe ich mich um, ob noch mehr derartige Gefahren irgendwo auf mich lauern, bereit, mir in den Weg zu springen. In diesen Häusern kann man ja nie wissen. »Hey! Es geht hier um dein Zimmer. Also kannst du ruhig herkommen.« Ich runzle die Stirn und tapse vorsichtig zu ihm hin. Er hält eine Tür auf. Unschlüssig bleibe ich stehen und blicke von ihr zu ihm und wieder zurück. »Du musst schon reingehen.« Seine Stimme klingt genervt, als wollte er das alles nur schnell hinter sich bringen und mich dann endlich los sein. Gleichzeitig spüre ich, wie er mich beobachtet. Wie sein Blick die ganze Zeit auf mir ruht, als stellte er sich die gleichen Fragen, was mich betrifft, die ich auch an ihn habe: Wer ist er? Wieso sieht er so seltsam aus? Ich bewege mich weiterhin nicht. Ich kann nicht. Die entsetzliche, eiskalte Angst sitzt in meinem Nacken und lähmt meine Glieder. Es ist der Fußboden, der nicht weich und moosbedeckt ist, wie ich es gewohnt bin. Es ist der geschlossene Raum, der mich einengt, weil ich das Gefühl habe, die Wände würden stetig weiter auf mich zurücken und mich zwischen ihnen zerquetschen. Es ist die hohe Decke, das Dach über mir, das den Himmel ausschließt und von oben auf mich niederdrückt. Es ist dieser Celdon mit seinem durchdringenden Blick. Jetzt zuckt sein Mundwinkel fast unmerklich. »Du brauchst dich nicht zu fürchten.« Ich fahre zusammen und sehe zu ihm auf, meine Augen müssen die stumme Frage herausschreien, sodass er seine Schultern hebt. »Man kann es riechen.« Ertappt weiche ich seinem Blick aus. Er kann meine Emotionen auf diese Weise wahrnehmen? Wie unheimlich! Ich überlege. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich flüchten und einen anderen Ort finden kann? Sehr gering. Dass ich in diesem gruseligen Haus keinen weiteren Elfen oder Menschen begegnen muss? Gleich null. Also bleibt mir die Möglichkeit, weiterhin draußen zu schlafen oder hierzubleiben. Und dann ist da noch Elijah. Ich seufze tief. Zaghaft macht sie einen Schritt auf das Zimmer zu und sieht mich dann erneut an. Ich zeige mit einer eindeutigen Geste, wie sinnlos ich das Ganze finde, indem ich sarkastisch die Arme ausbreite und die Brauen hebe. Was soll denn das ganze Theater?! Endlich schleicht sie zögerlich in den Raum. Ihre Bewegungen sind vorsichtig, misstrauisch. Sie streckt die Arme aus, als hätte sie Angst, die Wände würden sich um sie schließen. Es ist eine Bewegung, die mir ein leichtes Ziehen in der Brust entlockt. Als Elf ist mir Platzangst mehr als bekannt. Gerade wir können enge Räume, Tunnel oder Höhlen nicht sonderlich gut leiden. Dass die junge Frau keine Elfe ist, ist jedoch mehr als offensichtlich. Ich folge ihr mit genügend Abstand. Sie hat echt ein hübsches Zimmer bekommen. Das mit dem riesengroßen Fenster, dem Himmel­bett mit den Spitzenvorhängen, den weißen Kissen und dem weichen cremefarbenen Teppich in der Mitte. Der rot lackierte Kleider­schrank steht links, die Tapete ist hell. Alles in allem sehr freundlich und gemütlich. Um ehrlich zu sein, frage ich mich, wieso Elijah ausgerechnet ihr eins der schönsten Zimmer im Haus gibt. Sie muss es sich nicht einmal mit jemandem teilen! Es ist ja nicht so, als wären wir hier eine Art Gaststätte oder etwas Derartiges. Ich für meinen Teil würde ebenfalls gern meine Ruhe haben, aber bitte, vielleicht ist es auch besser, wenn sie einen eigenen Raum hat. Sie wirkt jedenfalls nicht gerade wie jemand, der gern Personen um sich hat, und mich beschleicht das Gefühl, dass auch die anderen hier ihr eher misstrauisch gegenübertreten werden. Kein Wunder, bei den Flügeln! Es kribbelt mich in den Fingern, sie einmal zu berühren. Sie sehen kräftig und dennoch filigran aus. Gleichzeitig flammt ein kurzer Stich der Eifersucht in mir auf und meine Hand zuckt kaum merklich zu meinem Rücken. Wenigstens bemüht sie sich, sie eng an ihren Körper zu pressen, sodass es aussieht, als könnte sie die Schwingen einklappen. Ansonsten würde sie auch sämtliches Mobiliar auf der Stelle umschmeißen. Staunend sieht sie sich um und ich beobachte sie verstohlen dabei. Meine anfängliche Abneigung ihr gegenüber verblasst langsam, als ich sehe, wie sie durch den Raum wandert. Ihr Mund ist leicht geöffnet, den Kopf hat sie in den Nacken gelegt, als hätte sie etwas wie dieses Zimmer noch nie gesehen. Und gesprochen hat sie auch bisher kein Wort. Ein bisschen komisch ist sie ja schon, irgendwie gibt sie mir dennoch das Gefühl, als müsste sie jemand beschützen vor all diesen Sachen, die sie nicht kennt. Ihre linke Hand streicht über die weiche Decke und sie dreht sich um und setzt sich auf die Bettkante. Die Matratze gibt nach, sie umklammert verschreckt ihre Beine. Ihr gesamter Körper versteift sich. Ich muss beinahe lachen, denn sie sieht schlichtweg albern aus, wie sie sich vor dem Bett fürchtet. Ihre schmutzigen Füße wirken neben dem ganzen Weiß noch dreckiger, als sie sich jetzt langsam entspannt, sich vor das Bett stellt und sich rücklings, mit ausgebreiteten Armen in die Kissen fallen lässt. Ein zartes Lächeln umspielt ihre Lippen. Ich muss grinsen, beiße mir im nächsten Moment auf die Lippe. Kann ich nicht schon längst gehen? Sie weiß Bescheid und es ist sicher nicht meine Aufgabe, für sie hier das Kindermädchen zu spielen. Doch seltsamerweise rühre ich mich nicht vom Fleck. Sie ist so eigenartig mit ihren kalten Augen und den verdreckten Sachen, und je länger ich sie anstarre, umso mehr Dinge fallen mir an ihr auf, die ich betrachten kann. Dass ihre Haut vollkommen frei von Muttermalen oder Narben ist, zum Beispiel. Sie ist einfach rein und weiß und schimmert ein wenig. Oder dass ihre Lippen im Gegensatz zu dieser blassen Haut fast schon unheimlich rot leuchten. Die junge Frau setzt sich auf und hüpft ein bisschen. Mit einem Mal fällt ihr ein, dass ich noch da bin, und ihr flüchtiges Kichern endet abrupt. Blitzschnell springt sie auf, zieht die Schultern hoch und sieht mich mit diesem verschlossenen und misstrauischen Blick an, den sie schon die ganze Zeit über draufhat. Ich habe ohnehin keine Lust, länger hier herumzustehen, wende mich ab und gehe zurück in mein Zimmer. Kaum dass ich die Tür geschlossen habe, höre ich das Bett nebenan quietschen. Schöner Mist, jetzt schläft sie ausgerechnet neben mir und hüpft die ganze Nacht herum. Mann, schon als ich sie zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass mit ihr was nicht ganz rund läuft, und mit jemandem, der sich derart über ein Bett wundert, kann etwas nicht stimmen. Hoffentlich bleibt sie nicht allzu lange hier. Am besten gar nicht. Wir haben schon genug Sorgen … Das ist ja herrlich! Ich grinse breit und tolle ausgelassen auf dem Bett herum. Es ist Wahnsinn! Ein richtig kuscheliger Wahnsinn, so unglaublich weich, und es macht mehr als nur Spaß, darauf herumzuhüpfen. Ich albere eine ganze Weile herum, dann krieche ich unter die Decke, kuschle mich in die Kissen und fühle mich wie auf Wolken gebettet. Dank des großen Fensters komme ich mir nicht allzu eingeengt vor. Aber die Bettdecke ist...



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