Herrmann | Märchen im neuen Gewand | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 282 Seiten

Herrmann Märchen im neuen Gewand


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7485-9416-1
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 282 Seiten

ISBN: 978-3-7485-9416-1
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Brüder Grimm oder H.C. Andersen hatten sich bestimmt nicht gedacht, dass ihre Märchen einmal als Vorlage für Dagmar Hermann dienen und im 21. Jahrhundert spielen. Diese wunderbaren Geschichten sprechen allein für sich. Aber das Sahnehäubchen sind dann die wundervolle Illustrationen der Autorin und ihrer Enkeltochter Miriam Esdohr zu jeder Geschichte. Da haben wir zunächst den Kaiser Kokolores und seine neue Kleider. Er herrschte im Land mit Namen Wirsindwer, was mitten in Europa liegt. Die zwei ebenso gewitzten wie talentierten Schneidergesellen Wusel und Wastel, die ohne Arbeit und Brot waren, da die Leute es sich nicht mehr leisten konnten, sich Kleider nach Maß anfertigen zu lassen, sondern in Billigmärkten und Zweitehandläden einkaufen mussten, hatten einen Plan. Die sich langweilende Prinzessin Rosemunde aus dem Schloss im Reiche Klumperdeick ist ganze süße siebzehn, jeder Wunsch wird ihr von den Augen abgelesen. An einem milden Frühlingstag, als sich Rosemunde wieder einmal gelangweilt und gähnend, lustlos mit einer goldenen Fliegenklappe nach den Stubenfliegen schlagend, auf dem seidenen Diwan rekelt und düster seufzend ihre übliche Klage anstimmt: 'Mir ist ja sooooooo langweiliiiiiig!', an diesem Tage sollte doch noch etwas Außergewöhnliches passieren. Der Rattenfänger - Geschichte mit einer Moral. An einem anhand eines Datums nicht mehr zu bestimmenden Tag geschah in der kleinen, inmitten des schönsten Teils des Weserberglands gelegenen Stadt Hämela etwas für sich besehen Belangloses, das den bislang in keiner Chronik verzeichneten Ort schlagartig ins Licht der Öffentlichkeit rückte und ihm zu einer fragwürdigen Berühmtheit verhalf. In dem verschlafenen Städtchen, in dem die Zeiger der Uhr stehengeblieben zu sein schienen. Es erschienen nämlich viele Ratten und Valentin. Was dann geschah..... Im Märchen 'Der Froschkönig' sind wir im Königreich Plattafundien angelangt. Dort trug sich eine tollen Geschichte zu, die das täglich Brot der Klatsch-und-Tratsch-Presse sind. Im Nu war es in aller Munde, Tanten, Muttis und Omis zerrissen sich beim Kaffeeklatsch, seien wir höflich, den Mund, Teenies simsten wie wild durch die Gegend, und, wie nicht anders zu erwarten, beim Bäcker und Friseur kam dem Kunden ein freudig erregtes 'Haben Sie schon gehört?' entgegen, demzufolge sich die Angelegenheit wie ein Lauffeuer in alle Winde verbreitete. Dann haben wir noch Cinderella - Wenn Märchen wahr werden. In einem würdevollen, dem Tudorstil nachempfundenen Herrenhaus, inmitten urwüchsiger Schwarzwälder, wurde die britische Lebensart hochgehalten. Hier befand sich Mister Genchmans von den Unbillen der Zeitläufte abgeschottete Welt, ein kleines Paradies, in welchem er dennoch ein nach wie vor einflussreiches Imperium erschaffen hatte. Er hatte gemeinsam mit seiner lieber Frau eine kleine, süße Tochter. Zu der Zeit begab es sich auch, dass Mister Genchman eine Wirtschafterin ins Haus nahm, damit sich Frau Genchmann vollkommen ihrer Aufgabe als Mutter widmen konnte. Mit dem Einzug von Frau Wachtel trat das Unglück über die Schwelle, im Gefolge von zwei Töchtern, die schon früh Halbwaisen geworden waren. Frau Wachtel war eine stattliche Frau von hohem Wuchs und gebieterischem Auftreten, was einer Wirtschafterin zugute gehalten werden könnte. Im Nu hatte sie alles im Griff, was die Haushalts- und Betriebsführung anging. Alles tanzte nach ihrer Pfeife. Wie konnte das gut ausgehen? Text Gunter Pirntke, freier Dozent, Autor und Verleger

Dagmar Herrmann, Jahrgang 1946, wohnhaft in Bremen, ließ schon früh erzählerisches Talent erkennen. In Erzählungen und Märchen knüpft sie an die Gefühlswelt des Kindes und der Jugendlichen an, so wie sie sie selbst erlebte, zwischen Verlust und Überschwang. Über aktuelle gesellschaftliche Ereignisse und Begebenheiten des alltäglichen Lebens reflektiert Dagmar Herrmann in oft melancholischen, bisweilen ironischen oder humorvollen Kurzgeschichten und Gedichten.
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Kaiser Kokolores neue Kleider

Es war einmal ein nicht unbedeutendes Land mit Namen Wirsindwer mitten in Europa. Dort herrschte der Kaiser Kokolores, der, wie wir im Folgenden hören werden, sich die allergrößte Mühe gab, seinem etwas lächerlich anmutenden Namen alle Ehre zu machen.

Zum Leidwesen seiner geplagten Untertanen war er ein verschwenderischer, genusssüchtiger Mann, dem an nichts mehr als an seinem eigenen Wohlergehen gelegen war. Er pflegte die unter schwersten Bedingungen erarbeiteten Steuergroschen der Bürger mit vollen Händen für kostbare Kleider aus dem Fenster zu werfen – über goldene Knöpfe und edelsteinbesetzte Roben konnte er vor Freude in Tränen ausbrechen. Er widmete sich mit Inbrunst nicht nur seinem eigenen Äußeren, sondern war ebenfalls davon besessen, sein Schloss immer nach dem letzten Schrei sowie seiner Vorstellung von „Schöner Wohnen“ mindestens einmal im Jahr neu auszustatten. Aus allen Teilen der Welt wurden die teuersten Stoffe, die prunkvollsten Ein-richtungsgegenstände und Dekorationen herbeigeschafft, Vorhänge aus kostbaren Stoffen, Teppiche aus dem Orient, eigens entworfene Designer-Möbel. Dem König schwebte vor, dass sein Schloss es eines Tages an Glanz und Prunk mit dem von Versailles aufnehmen, wenn nicht gar übertrumpfen könnte. Um die bald folgenden Geschehnisse richtig einordnen zu können, muss unumwunden und ohne Beschönigung ausdrücklich festgehalten werden: Das Herrscherhaus war ein kostspieliges Vergnügen, an dem nur der Monarch und seine Hofschranzen Freude hatten.

Zu allem Überfluss liebte er auch noch das gute und reichliche Essen, wobei Kaiser Kokolores unter gutem Essen fette und schwere Kost verstand. Dieser fatalen Schwäche gab er sich gleich mehrere Male am Tage hemmungslos hin. Sein Lieblingsgericht war bekanntermaßen Saumagen mit Leberknödeln. Ebenso schätzte er einen guten Tropfen sehr, seinem Lieblingswein, dem Pfälzer Grauburgunder, sprach er in überreichlichem Maße zu, was sich zusammengenommen naturgemäß auf seinen Leibesumfang auswirkte. Er trug bereits einen gewaltigen Bauch vor sich her, der ihm beim Laufen erhebliche Probleme bereitete, damit nicht genug, den Anschein erweckte, als könne er jeden Moment wie ein aufgeblähter Ballon auseinanderplatzen.

Einzig und allein der Umstand, dass er seine Gemahlin schon früh verloren hatte, kann zu seiner Entschuldigung angeführt werden. Die Kaiserin war eine kluge und besonnene Frau gewesen, die ihren zügellosen, zu Wutausbrüchen neigenden Mann mit mäßigem Erfolg im Zaum zu halten versucht hatte.

Nachdem wir uns solchermaßen ein ungefähres Bild über die unhaltbaren Zustände in jenem Land verschaffen konnten, darf ohne Übertreibung behauptet werden, der Kaiser war ein eitler Fant und ein dummer noch dazu. Obwohl sich etliche Lehrmeister redlich bemüht hatten, einen halbwegs gebildeten Mann aus ihm zu machen, fehlte es ihm an jedwedem gesundem Menschenverstand, und mangelte es ihm in ebensolchem Maße an Fingerspitzengefühl, ansonsten hätte er sehr wohl die Zeichen der Zeit erkennen müssen, denn sie standen auf Sturm.

Obwohl Revolutionen und Aufstände in diesen Breitengraden vollkommen aus der Mode gekommen waren, brodelte es mittlerweile an allen Ecken und Enden. In den Straßen, unter den Torbögen und Hauseingängen bildeten sich immer öfter Grüppchen von unzufriedenen Bürgern und Bürgerinnen, die, zwar noch vorsichtig und verhalten, kopfschüttelnd leise murmelten: So kann es nicht weitergehen. Die Taschen waren leer, die Untertanen ächzten unter der Abgabenlast, die Schatzkammern des Reiches so gut wie geplündert, und manch einer der Verwalter hatte sich bereits, das nahe Ende kommen sehend, mit gefülltem Beutelchen aus dem Staube gemacht. Denn dem Kaiser die nackte Wahrheit ins Gesicht sagen, das traute sich keiner. Wie das in Monarchien gang und gäbe ist, wird der Hofstaat zu einem Sammelbecken von Jasagern und Speichelleckern, im gemeinen Volk ist ein noch viel deftigeres Wort gebräuchlich, aber das verschweigt der Erzählerin Höflichkeit.

Da das Kaiserpaar kinderlos geblieben war, bot sich in dieser verzwickten Lage auch keine patente, auf dem Teppich gebliebene junge Prinzessin an, die das Schlimmste möglicherweise noch hätte verhindern können, indem sie einen stattlichen, vernunftbegabten Mann aus dem Volke ehelichte, oder zumindest aus dem Bürgertum, welches allerdings dahinschwächelte. Das soll nicht heißen, dass es bereits im Stadium der vollkommenen geistigen Verblödung gewesen wäre, nein, das ginge möglicherweise zu weit; jemand aus diesen Kreisen hätte vielleicht noch das einfache Kopfrechnen beherrscht und die Pleite vorhersehen, wenn auch nicht vollständig abwenden können.

So nahm das Schicksal dergestalt seinen Lauf, indem es dort ansetzte, wo der unbedarfte, selbstverliebte Herrscher immer mehr und immerfort zusetzte, bei seinem Leibesumfang. Wie sagt schon der Volksmund: Dummheit und Arroganz gehen oft Hand in Hand. Eines Tages war er so aufgegangen, dass er aus allen Nähten platzte und seine Garderobe einer grundlegenden Erneuerung hätte unterzogen werden müssen. Dieser Tag fiel mit dem traurigen Umstand zusammen, dass die Schatzkämmerer verkünden mussten, die Schatzkammer sei endgültig leer und für derlei Firlefanz stünde keine einzige Golddukate mehr zur Verfügung. Kurz gesagt, man war pleite. An Kleidung von der Stange war, wie man sich ohne große Anstrengung denken kann, nicht zu denken. Das ließ den Kaiser Kokolores in eine grenzenlose Traurigkeit verfallen, so dass nun auch noch die einfachsten Amtsgeschäfte nicht mehr erledigt werden konnten. Er verließ tagelang nicht mehr sein in rotem und blauem Samt ausgeschlagenes Schlafgemach und jammerte und klagte ununterbrochen vor sich hin.

In Zeiten der modernen Kommunikationsmedien wie Internet, Fernsehen, Radio und Mobiltelefone nicht anders zu erwarten, verbreitete sich die Kunde in Windeseile bis in jeden Winkel des Reiches. Für überzeugte Zeitungsleser, die sich immer noch auf diese aus der Mode gekommene Weise informieren, die trotzig darauf bestehen, zum Frühstück gehöre, neben dem warmen Brötchen, Schinken, Käse, der Marmelade und dem Honig, dem Kaffee oder Tee, ein Druckererzeugnis, das man in die Hand nehmen und Seite für Seite umblättern kann, erst dann sei der Tagesbeginn vollkommen, sei noch tröstlich vermerkt, dass auch die wenigen verbliebenen Zeitungen an der Verbreitung der Nachricht beteiligt gewesen sind. Was die Aktualität betraf, natürlich in weitaus geringerem Umfang, da sie weder mit der Schnelligkeit noch der Unmittelbarkeit der neuen Medien mithalten können. Kurz gesagt, jeder Einwohner des Landes bis hinein in den entlegensten Winkel wusste nun über das Missgeschick, das dem Kaiser widerfahren war, Bescheid. Die Nachricht erreichte den armseligsten Tagelöhner, der inzwischen für einen Euro, so die landläufige Landeswährung, also einem Hungerlohn, arbeiten musste, und jeden Penner, wie die Ärmsten der Armen leichtfertig und geringschätzig genannt werden, deren Zahl sich unter den gegebenen Umständen verständlicherweise stetig vermehrte, und es kann und darf nicht verschwiegen werden, sie wurde nicht nur von jenen nicht gänzlich ohne Häme und Schadenfreude aufgenommen.

So erfuhren auch die zwei ebenso gewitzten wie talentierten Schneidergesellen Wusel und Wastel davon, die ohne Arbeit und Brot waren, da die Leute es sich nicht mehr leisten konnten, sich Kleider nach Maß anfertigen zu lassen, sondern in Billigmärkten und Zweite-handläden einkaufen mussten. Wie sie so im Schneidersitz, wie das Schneider zu tun pflegen, auf ihren gepfändeten Tischen saßen, die Nähnadeln fein säuberlich in Reih und Glied aufgereiht und das schöne, in allen Farben des Regenbogens schimmernde Garn vor sich, durchfuhr sie gleichzeitig der wahrscheinlich rettende Geistesblitz. Wie es so heißt, zwei Seelen, ein Gedanke!

Wusel und Wastel blickten sich schelmisch und verschwörerisch an, tuschelten so leise miteinander, dass wir, wären wir dabei gewesen, es nicht hätten hören können; und das ist auch gut so. Die Pointe der Geschichte soll selbstverständlich erst am Schluss verraten werden, die ihr, wenn es soweit ist, sowieso nicht glauben werdet, und dennoch der vollen Wahrheit entspricht.

Die beiden Schneiderlein machten sich nun voller Tatendrang auf den Weg, in ihren Rucksäcken ihr Handwerkszeug und im Kopf einen vortrefflichen Plan. Am Schlosstor angekommen, baten sie entschlossen um Einlass, indem sie sich bei der Torwache brüsteten, dem Kaiser ohne lange zu fackeln und ohne großes Brimborium neue und unvergleichlich schöne Kleider nach Maß auf den üppigen Leib schneidern zu können. Verständlich, dass der Wachtposten die Ankündigung mit Freude und Erleichterung vernahm, hatte auch er wie allen anderen Bediensteten des Hofes unter der Übellaunigkeit des Herrschers zu leiden. Also bat er die beiden Nadel-und-Faden-Künstler überaus freundlich näher-zutreten, um sogleich Bescheid zu geben.

Es dauerte auch nicht lange, und sie wurden in den Schlosssaal geführt, in welchem der Kaiser Kokolores schwach und hinfällig auf dem Thron hingestreckt mehr lag als saß. Er war nur notdürftig mit einem riesigen schwarzrotgoldenen Tuch bekleidet, bei dem es sich um die Landesfahne handelte, die als einzige groß genug war, die Blöße des Kaisers zu bedecken. Wusel und Wastel unterbreiteten dem Herrscher ihr Angebot, die schönsten Kleider zu einem Vorzugspreis aus dem Stand heraus zu nähen, so dass er bereits in einigen Tagen eine vollkommen neue und prächtigere Garderobe als je zuvor sein eigen...



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