Hettlage | Das Geheimnis von Karlsruhe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 239, 276 Seiten

Reihe: Lindemanns

Hettlage Das Geheimnis von Karlsruhe

Thriller
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-88190-835-1
Verlag: Lindemanns VERLAG & AGENTUR
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 239, 276 Seiten

Reihe: Lindemanns

ISBN: 978-3-88190-835-1
Verlag: Lindemanns VERLAG & AGENTUR
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Auf einem nächtlichen Stadtrundgang auf den Spuren von Verschwörungstheorien begegnet Lukas Arnold, Nachkomme Friedrich Weinbrenners, einem Sonderling, der sich mit den Geheimnissen Karlsruhes beschäftigt. Er berichtet von chinesischen Drachenpfaden, ägyptischen Königsstädten und keltischen Kultplätzen, die in den Grundriss der Stadt eingewoben sind. Arnold, der im Nachlass seiner Großmutter verschlüsselte Aufzeichnungen gefunden hat, zeigt dem Hobbyforscher einen Tagebuchauszug eines Vorfahren, der während der Stadtgründung Assistent des geheimnisvollen Kammerprokurators von Richtenfels war. Händler ist elektrisiert. Kurz darauf stirbt er unter mysteriösen Umständen. Gerade noch hatte er Arnold eine uralte Metallplatte geschickt, in die der Grundriss Karlsruhes graviert war – Jahrhunderte bevor die Stadt gebaut wurde. Arnold zeigt das Relikt einem Experten des Landesmuseums. Während neue Tagebuchfragmente und eine geheimnisvolle Frau auftauchen, dringt Arnold immer tiefer in die Phänomene der Stadt ein. Bei einer erneuten Verabredung im Museum findet er den Wissenschaftler erschlagen vor. Die Platte ist verschwunden. Arnold gerät unter Mordverdacht und muss fliehen. Noch ahnt er nicht, mit welchen Mächten er sich angelegt hat.
Was hat es mit den mystischen Symbolen im Grundriss Karlsruhes auf sich? Warum ist das Wahrzeichen der Stadt eine Pyramide? Haben dunkle Mächte im Zeichen des Pentagramms seit der Stadtgründung die Hände im Spiel? Und was hat der Rücktritt des Papstes 2013 mit all dem zu tun?

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Varanasi Donnerstag, 28. Februar 2013 Aus der Times of India: „Papst Innozenz XVII. ist heute zurückgetreten. Vor nicht einmal drei Wochen hatte er völlig überraschend bekanntgegeben, dass er sein Amt niederlegen wolle. Er sei zur Gewissheit gelangt, so der heilige Vater der Katholiken im Wortlaut, dass seine Kräfte infolge des vorgerückten Alters nicht mehr geeignet seien, um in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben. Er wird nach Angaben eines Vatikan-Sprechers in zwei Monaten in das Klausurkloster Mater Ecclesiae ziehen, das sich innerhalb des Vatikans befindet. Innozenz XVII. war der erste deutsche Papst seit 500 Jahren. Es ist das erste Mal seit dem Jahr 1294, dass ein Papst freiwillig von seinem Amt zurücktritt.“ Lukas Arnold senkte die Zeitung. Der Times of India war die Nachricht gerade einmal sechs Zeilen wert gewesen. Eine kurze Meldung auf der Seite „Global“, eingebettet zwischen einem längeren Text über David Beckhams neue Karrierestation Paris und einem Aufmacherbild über das wieder einmal angeblich nahe Beziehungsende von „Brangelina“, wie Angelina Jolie und Brad Pitt vom Boulevard genannt wurden. Warum der Papst wirklich zurückgetreten war, konnte Arnold sich denken. Aber darüber stand natürlich nichts in diesem kurzen Bericht. Auch in deutschen und italienischen Publikationen, die sicherlich sehr viel ausführlicher darüber berichtet hatten, würde nichts über die wahren Gründe des Rücktritts zu finden sein. Die Kirche würde schon dafür sorgen, dass nichts davon an die Öffentlichkeit drang. Er, Lukas Arnold, war einer der wenigen Menschen außerhalb der katholischen Kirche, die darüber Bescheid wussten. Unter anderem deshalb war er ja jetzt auch hier. Arnold leerte den kleinen Wegwerfbecher aus Ton mit dem inzwischen kalten Rest Chai und warf ihn nach einem kurzen Zögern auf die Stufen vor sich. Alle machten das so. Abends, wenn der Chai-Shop schloss, fegte ein Angestellter die Reste zusammen und entsorgte sie. Dennoch widerstrebte es Arnold, jahrzehntelang mit deutscher Mülltrennung sozialisiert, seine Tasse einfach auf den Boden zu werfen. Vorsichtig spuckte er ein paar Gewürzreste hinterher, die sich auf dem Grund der Tasse befunden hatten und mit dem letzten Schluck in seinem Mund gelandet waren. Auch das widerstrebte ihm eigentlich – etwas auf die Stufen zu spucken –, aber gleichzeitig fühlte er eine große Gleichgültigkeit darüber. Es war so egal ... Seit vier Monaten war er jetzt in Varanasi. Noch immer wachte er morgens mit einem Gefühl von Fremdheit auf. Im ersten Moment glaubte er regelmäßig, in seinem alten Bett in Berlin oder auch im Haus seiner Großmutter in Karlsruhe zu liegen. Stattdessen blickte er auf eine weiße, grob gekalkte Wand. Statt Kirchenläuten und Verkehrslärm hörte er die Glocken aus dem Shiva-Tempel nebenan und statt nach Pizza aus dem Imbiss unten in seinem Berliner Wohnhaus roch es nach fauligem Gemüse aus dem Rinnstein, nach dem Kerosin, mit dem die Kocher betrieben wurden, und nach heißer Milch, mit der der Chai, der indische Tee, aufgekocht wurde. Er hatte sich ein paar Gewohnheiten zugelegt. Abends zum Beispiel ging er regelmäßig ans Ghat, wie die Treppen hinunter zum Ganges hießen, holte sich einen Chai und sah sich den Sonnenuntergang an. Mit dem heißen Getränk ließ er sich auf den Stufen nieder und blinzelte auf das Wasser. Nach alldem, was geschehen war, hatte er sich einen gewissen Fatalismus zugelegt, wie ihn auch die Hindus gegenüber dem Leben zeigten: Es war nun einmal, wie es war. Ein jeder hatte seinen Platz auf dieser Erde zugewiesen bekommen und seiner befand sich jetzt eben in Varanasi. Dass der Rücktritt des Papstes letztlich damit zusammenhing, war eine andere Geschichte, die ihm sowieso niemand glauben würde. Was auch wieder egal war. Rom und Varanasi waren beides heilige Städte. Was Rom für die katholische Christenheit war, bedeutete Varanasi für die Hindus. Die Stadt galt als eine der ältesten der Menschheit. Es gab unzählige Tempel und reich geschmückte alte Maharadscha-Paläste. Und wie in Rom wurden seltsame religiöse Kulte praktiziert: Jeden Tag kamen zehntausende indische Touristen hierher, ließen sich den Kopf kahl scheren und nahmen anschließend ein rituelles Bad im heiligen Fluss Ganges, das damit endete, dass sie ein paar Schlucke aus dieser Kloake tranken, die im Himalaja entsprang und auf ihrem Weg über Kalkutta bis zum Meer so viel Abwässer und Chemie in sich aufnahm, dass sie bis Varanasi mindestens zweimal umgekippt war. Das störte aber kaum jemanden, denn der Fluss war doch heilig. Und wie kann heiliges Wasser jemandem etwas anhaben? Viele der Alten, die als Pilger die Stadt erreichten, blieben deshalb gleich hier und bevölkerten fortan als Bettler die Stufen hinunter zum Wasser. Denn wer in Varanasi starb, am Ufer des Ganges verbrannt wurde und wessen Asche dann im Fluss zerstreut wurde, der erfuhr Moksha, die Erlösung: Er konnte das leidvolle Rad des Lebens und der Wiedergeburten sofort verlassen. Da machte es natürlich auch nichts, wenn man an dem Wasser starb, das man aus dem Ganges getrunken hatte. Die Treppen hinunter zum Fluss glichen einer Theaterbühne, gegeben wurde ein Stück aus der Gegenwart mit mittelalterlicher Kulisse. Zur Bühnenausstattung gehörten die Zinnen der Paläste, die bunten Tücher der Pilger, die Rezitationen der Brahmanen, das Glockengeläut der Tempel, die ausgestreckten Arme der Sadhus – der Bettelmönche – und die zeternden Litaneien der zahnlosen Alten, die auf den Tod warteten. Kein modernes Geräusch, schon gar kein Autolärm drang bis hierher. Automobile passten nicht in die engen, jahrhundertealten Gassen der Altstadt, die dem Ufer vorgelagert war. Das Stück, das hier jeden Tag aufgeführt wurde, handelte von Geld und Moral, von Täuschung und Neid und von Naivität und Betrug, wie man es überall auf der Welt erleben konnte. Nur war hier alles ungleich pittoresker und auch etwas grausamer. Wie in allen heiligen Orten der Religionen, sei es Rom, sei es Mekka, sei es Jerusalem, Salt Lake City oder eben Varanasi, ließ sich viel Geld hier verdienen. Die örtliche Mafia beherrschte zusammen mit den Politikern die Geschäfte. Oder andersherum: Die Politiker waren zugleich auch alle Mafiosi. Beiden kam man besser nicht in die Quere, dann konnte man ein angenehmes Leben in dieser Stadt führen. So viel wusste Arnold bereits. Schon für 40 000 Rupien, umgerechnet etwa 500 Euro, so hieß es, finde man hier einen Auftragsmörder. Auf der anderen Seite des Ganges versank die Sonne rasch hinter dem Horizont. Wie immer hatte sich auf den Stufen des Assi Ghats ein guter Teil der bunten Ausländergemeinde des Viertels, die hier die milden Wintermonate verbrachte, zum Sonnenuntergang versammelt. Nicht wenige der Frauen und Männer aus Deutschland, Italien, den USA oder Israel kamen wie indische Sadhus daher, mit Dreadlocks, Baumwolltüchern um die Hüften und einer Lota, einem verschließbaren, metallenen Essensgefäß mit Henkel in der Hand, in dem sie Wasser oder Milch transportierten. So ausgestattet wurden sie von indischen Touristen in westlicher Straßenkleidung und mit Mobiltelefonen in der Hand begafft. Die Sadhus selbst, von denen einige wiederum nur Bettler waren, andere aber Gurus mit weltweiter Anhängerschaft, trugen zwar noch ihre Lota und ihre Shiva-Dreizacke wie eine Reminiszenz an alte Zeiten, spielten ansonsten aber am liebsten an ihren Smartphones herum, mithilfe derer sie ihre Facebookseiten pflegten. Einige der Westler unterhielten sich miteinander, andere betrachteten schweigend den träge dahinziehenden Fluss und das Abendrot. Joints gingen herum, weiter unten in einer geschützten Mauerecke sogar Shillums. Leises Gelächter drang herauf. Arnold blieb meistens für sich. Er kiffte nie mit, weil er Angst hatte, sich unter Drogeneinfluss oder allzu viel menschlicher Nähe zu verplappern. Das konnte er sich nicht leisten. Seine Geschichte würde ihm zwar sowieso niemand glauben, aber wer weiß, welche Kreise sie ziehen würde. Die Welt war manchmal auch nur ein Dorf. Trotzdem glaubte er sich hier zunächst einmal in Sicherheit. So schnell würden sie ihn hier schon nicht finden. Wenn sie ihn überhaupt noch suchten. Na ja, da brauchte er sich wohl keine Illusionen zu machen. Andererseits: Wenn ihm sowieso keiner glauben würde und er die Geschichte besser auch gar nicht erst erzählen sollte, weil er sonst am Ende nur in der Psychiatrie landen würde – was wollten sie denn dann noch von ihm? Er schnaubte leicht und verzog den Mund zu einer Art Lächeln. Wie oft hatte er diese Gedanken schon durchgekaut? Natürlich würden sie nach ihm suchen. Sie überließen nie etwas dem Zufall. Und sie hatten Zeit. Sehr viel Zeit. Ach ja, die Zeit ... Auch so eine Fiktion der Menschen. Arnold holte sich einen neuen Chai und gab dem Betreiber der mobilen Teeküche zwei Rupien in die Hand. Die „Küche“ bestand nur aus ein paar Brettern, die auf Holzkisten gelegt wurden, und einem Kerosinkocher. Sie wurde allabendlich wieder abgebaut und alle dazugehörigen Utensilien wurden einer hölzernen Truhe verschlossen, die an ihrem Platz unterhalb des Shiva-Tempels und der Pizzeria stehen blieb. Trotzdem war dieser Laden mit Sicherheit eine Goldgrube. Der Eigentümer, ein beleibter Mann um die fünfzig mit dem obligatorischen Schnurrbart, beschäftigte drei Angestellte, zwei Jungs und einen alten Mann. Arnold musste den Tonbecher am Rand anfassen, so heiß war der gewürzte Milchtee. Er nickte auf dem Rückweg zu seinem Platz Rudi zu, der sich ein Stück weiter oben mit zwei Einheimischen unterhielt. Der Schweizer Indologe war eine seiner wenigen näheren Bekanntschaften hier. Dann setzte er sich wieder auf die...



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