Hill Verborgen
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-07261-2
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 416 Seiten
ISBN: 978-3-641-07261-2
Verlag: C.Bertelsmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der junge Archäologe Ben Mercer ist Spezialist für Sparta, für den legendären Staat, der den Terror perfektioniert hat. Ben hat Frau und Kind verlassen und sich in einer griechischen Kleinstadt verkrochen. Dort trifft er eines Tages einen Kollegen aus Oxford wieder. Eine folgenschwere Begegnung: Bald arbeitet er an einer Ausgrabung mit, einem weiteren Versuch, hinter die Geheimnisse Spartas zu kommen. Ben spürt, dass seine Kollegen aber noch andere Motive haben, dass die Grabung vielleicht nur eine Tarnung für etwas ganz anderes ist. Bens Wunsch, zu dieser Gemeinschaft dazuzugehören und dieses Geheimnis zu teilen, hat einen ungeheuer hohen Preis.
Tobias Hill hat mit »Verborgen« einen enorm spannungsgeladenen Roman über unser Zeitalter des Terrors geschrieben.
Tobias Hill, geboren 1970 in London, veröffentlichte Gedichtbände, Erzählungen und fünf Romane und wurde von Times Literary Supplement zu einem der besten jungen britischen Autoren erklärt. Nach »Der Kryptograph« (C. Bertelsmann, 2009) erscheint nun sein zweiter Roman "Verborgen" auf Deutsch.
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(S. 178-179)
Nach und nach wurden die Nächte wärmer. Eine Woche lang schlief er schlecht, bei aufgerissenen Fenstern, immer wieder lag er stundenlang wach, horchte auf die Geräusche der Stadt – ein schlafloser Vogel, der in seinem Käfig im vierten Stock kreischte; ein Kommen und Gehen von Musik; ein Wolfsrudel von Nachtschwärmern – und schlief dann mit archäologischer Langsamkeit wieder ein, wobei er nicht zwischen zwei deutlich getrennten Zuständen wechselte, sondern durch komplizierte Schichten von Bewusstsein, Unterbewusstsein und Unbewusstem abstieg.
Emine verschwand allmählich, erst aus seinen Gedanken, dann auch aus seinen Träumen. Ein ganzer Tag konnte vergehen, und während er wach lag, fiel ihm plötzlich siedend heiß ein, dass er nicht an sie gedacht hatte. Er fragte sich, ob es das war, was er im Sinn gehabt hatte, als er alles hinter sich ließ, diese rettende Gedächtnisminderung. Doch manchmal erschien es ihm dann nicht als Rettung, sondern als ein Losreißen. Er fragte sich, ob selbst Nessie ihm mit der Zeit immer weniger bedeuten würde.
Montag übernachtete er bei Jason. An dem Morgen hatte er bei der Arbeit den anderen von dem Grillimbiss erzählt und dabei ein bisschen übertrieben, um sie zum Lachen zu bringen, aber Eleschen war begeistert gewesen und hatte alle angebettelt, sie sollten mit ihr zum Abendessen und Cocktailtrinken hingehen, und am Schluss hatte sich sogar Eberhard breitschlagen lassen. Sie waren heimgefahren, um sich umzuziehen, hatten sich in dem Lokal getroffen und dann in dem Chaos aus Rauch und Spiegeln gesessen, während Faith No More in ihren Knochen vibrierte.
Natsuko hatte Grashoppers getrunken, die ihre Zunge eidechsengrün färbten, Eberhard stritt sich mit dem Cocktailkellner darüber, welcher Zucker in Absinth Drip gehörte, Max tanzte mit sich selbst – er musste lachen, wie ungraziös er war – und dann mit den pandaäugigen Grufti-Girls, die Ben schon beim ersten Mal in dem Lokal gesehen hatte. Als Eleschen von zwei Militärstudenten zu einer Namenstagsparty eingeladen wurde, liefen die fünf hinter ihr und den Studenten her zu einer Wohnung am Westende der Thermopylon-Straße. Er war schon bald betrunken genug gewesen, um sich Hoffnungen zu machen, dass Natsuko mit ihm mitkommen würde, aber die Mädchen gingen zusammen weg, Hand in Hand um Punkt drei, und Jasons Wohnung lag um die Ecke; außerdem hatte er Zigaretten da.
Er schlief eine Stunde und wachte auf, als der Morgen graute. Er war verkatert, aber nicht mehr betrunken. Sein Kopf war so klar, als hätte er ausgeschlafen. Er schlängelte sich in dem Schlachtfeld der Einzimmerwohnung zur Küche durch, drehte den Wasserhahn auf, hielt seinen Kopf darunter und trank, bis ihm der Kopf vor Kälte summte. Müdigkeit überfiel ihn, noch während er da stand, er zog sich zur Couch zurück und legte sich wieder hin, auf die Seite, und sah zu, wie die Fenster hell wurden. Jason schlief noch. Im ganzen Zimmer und in seinem Bett stand so viel Geschirr herum, dass es aussah, als läge er in der Küchenspüle.