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E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Hilleberg Dunkle Legenden

Fakten, Mythen, Hintergründe – 50 Jahre Geisterjäger John Sinclair
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-4278-8
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Fakten, Mythen, Hintergründe – 50 Jahre Geisterjäger John Sinclair

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7517-4278-8
Verlag: Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Alles über den erfolgreichsten Geisterjäger der Welt Vampire, Zombies und andere Unholde: Welche Gestalten der Finsternis auch immer die Welt bedrohen, auf Rettung durch John Sinclair ist Verlass. Der Geisterjäger ist Kult - auch darum, weil er auf einen großen Kulturschatz des Horrors zurückgreift. Seine Feinde wurden inspiriert durch klassische Mythen, reale Figuren oder Hollywood-Erfolge. Auch John Sinclair selbst geht mit der Zeit, bleibt nicht unberührt von historischen Ereignissen und neuen Rollenbildern. Florian Hilleberg ist dem Phänomen John Sinclair auf der Spur, untersucht die dunklen Legenden, aus denen seine Widersacher stammen, und liefert Fans der Serie unverzichtbares Hintergrundwissen.

Florian Hilleberg, 1980 geboren, wuchs in Norddeutschland auf und ist Fan des Genres, seit ihm im zarten Alter von neun Jahren sein erster Gruselroman in die Hände fiel. Bald entdeckte er GEISTERJÄGER JOHN SINCLAIR und verschlang jedes Heft, dessen er habhaft werden konnte. Inzwischen schreibt er als Ian Rolf Hill selbst regelmäßig für die Reihe und tritt als Experte im John Sinclair YouTube-Kanal auf.

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1. JOHN SINCLAIR: EIN PHÄNOMEN IN SERIE
ZWISCHEN INNOVATION UND STEREOTYPE:
EIN HELD IM WANDEL DER ZEIT
John Sinclair, Inspektor des New Scotland Yard, fünfunddreißig Jahre jung, blond, blauäugig und knapp eins neunzig groß, saß gerade in der Kantine beim Mittagessen, als über den Lautsprecher die Durchsage kam, er solle sich sofort bei seinem Chef melden. So wird der Serienheld im ersten Roman »Die Nacht des Hexers« eingeführt. Darüber hinaus erfahren wir, dass er sich während seines Studiums unter anderem auch mit Parapsychologie beschäftigt hat, einen silbergrauen Bentley fährt (»den einzigen Luxus, den er sich leistete«) sowie eine Pistole der Marke Beretta verwendet, die damals übrigens noch nicht mit geweihten Silberkugeln geladen war. Zugegeben, viel ist es nicht, was uns Jason Dark über den Helden der Geschichte verrät, und die wenigen Informationen sind darüber hinaus auch recht oberflächlich. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste der Autor wohl selbst nicht, dass er den wackeren Inspektor noch einmal aus der Versenkung holen würde. Zu jener Zeit war es in dieser Form der Literatur, die noch heute, bei einem Verkaufspreis von 2,40 Euro, abwertend als »Groschenroman«, »Klolektüre« oder »Trivialliteratur« bezeichnet wird, üblich, dem Helden ein dem damaligen Schönheitsideal angepasstes Erscheinungsbild anzudichten und ihm nicht allzu viel Hintergrund und Tiefe zu verleihen. Letzteres ist nicht nur der Kürze des Textes geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass in Heftromanen eher eine handlungsorientierte Geschichte als eine Charakterstudie erwartet wird. Diese Erwartungshaltung resultierte unter anderem aus den Sehgewohnheiten einschlägiger Unterhaltungssendungen im Fernsehen, in denen die Protagonisten pro Folge ein Abenteuer erlebten, das in der Regel keine Auswirkungen auf spätere Episoden hatte. Der zumeist männliche Held musste sich also nicht mit den Konsequenzen seiner Handlungen auseinandersetzen, wodurch natürlich keinerlei Entwicklung stattfinden konnte. Zwar gab es Ausnahmen, doch die hatten es am Markt deutlich schwerer, und meist war ihnen auch kein langes Leben beschieden. Erst in den letzten Jahren haben sich die Seh- und Lesegewohnheiten verändert, zum Beispiel durch das Aufkommen von Streamingdiensten, bei denen Stoffe, die früher (wenn überhaupt) als Film adaptiert worden wären, nun seriell erzählt wurden. Das »Bingen« von Serien ist en vogue. Es ist praktisch unmöglich, sich eine bestimmte Folge herauszupicken, ohne die vorherigen Staffeln und Episoden gesehen zu haben. Diese Form des Konsums übertragen jüngere Generationen, die mit einer solchen Erzählweise aufwachsen, automatisch auch auf andere Medien wie Hörspiele oder Heftromane, während ältere Lesergenerationen weiter an früheren Gewohnheiten festhalten. Jason Dark ist es mit JOHN SINCLAIR gelungen, die Leserinnen und Leser behutsam und langsam mit auf eine Heldenreise zu nehmen, die im Laufe der Jahre immer fantastischer geworden ist, wobei der Held allerdings nie die Bodenhaftung verloren hat. Der gelungene Spagat zwischen unabhängig vom Serienverlauf goutierbaren Romanen und sich entwickelnden Handlungssträngen machte die Serie einerseits sehr einsteigerfreundlich, andererseits hielt es die Fans bei der Stange, die unbedingt wissen wollten, wie es weiterging. Nicht umsonst standen bei einer Umfrage über die Leserkontaktseite, deren Ergebnis in Band 97 veröffentlicht wurde, auf den ersten fünf Plätzen der beliebtesten Romane ausschließlich Mehrteiler. Aber zurück zu Band 1 der eigenständigen Serie, »Im Nachtclub der Vampire«, wo der wackere Held wie folgt die imaginäre Bühne betritt: Der blondhaarige Passagier mit den blauen Augen war kein anderer als Oberinspektor John Sinclair, von seinen Freunden auch Geisterjäger genannt. Geisterjäger deshalb, weil er einen besonderen Job hatte. John war zwar Beamter bei Scotland Yard, doch in einer ganz bestimmten Funktion. Er beschäftigte sich mit Fällen, die ins Übersinnliche, Dämonische hineinspielten. Mit anderen Worten: John Sinclair hatte Monstern, Vampiren, Werwölfen und Dämonen den Kampf angesagt. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden bemerkt haben, dass John in der Zwischenzeit befördert worden ist (übrigens der einzige nennenswerte Sprung in seiner nun mittlerweile knapp fünfzig Jahre andauernden Karriere), darüber hinaus bleibt die Beschreibung aber auch weiterhin sehr vage. Hinzu kommt lediglich, dass der Geisterjäger Raucher ist und sich gern mal ein »Stäbchen« anzündet oder einen »Glimmstängel« qualmt. Interessanter ist da schon die Sicht der Protagonistin des Romans: Marina Helds Gedanken waren bei John Sinclair. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie solch einen faszinierenden Mann kennengelernt. Sie war beeindruckt von der Ruhe und der Sicherheit, die der Geisterjäger ausströmte. Eine Frau, die diesen Mann bekam, durfte sich wohl glücklich schätzen. Geschickt wird der Heros aus der Sicht einer Abiturientin mit einem Hauch jugendlicher Schwärmerei beschrieben. Nichtsdestotrotz bleibt kein Zweifel daran, dass John Sinclair ein in allen Belangen überaus integrer, um nicht zu sagen tadelloser Held ist, der in jeder noch so aussichtslosen Situation die Ruhe bewahrt und die Kontrolle behält. Ein Frauenschwarm, wie er im Buche steht, der dadurch aber auch wenig als Idol für kleine dicke Jungs taugte, die die Romane im SPAR-Markt mit einem Marmeladenbrot in der Hand verschlangen – von seiner Vorbildfunktion in Sachen Rauchen und Trinken ganz zu schweigen. Das reichhaltige Konsumieren von Alkohol oder Tabak galt in den 1970er-Jahren übrigens noch nicht als Laster oder gar Schwäche, sondern gehörte zum damaligen Lebensgefühl dazu, verströmte eine Aura von Unabhängigkeit, Freiheit und Männlichkeit. Protagonisten, die abstinent lebten, so wie der Chinese Suko, haftete stets ein Hauch von Exotik an. Oder um es anders zu formulieren: Normal war das nicht. Auch hier wandelte sich das Bild im Laufe der Jahre, und mittlerweile ist John Sinclair Nichtraucher geworden, obwohl ihn in bestimmten Situationen noch der Wunsch nach einer Zigarette überkommt. Ende der Siebzigerjahre gehörten solche Laster jedoch zum guten Ton, ebenso wie der obligatorische Whisky, der zum Teil wie Wasser getrunken wurde. Heute gönnt sich der Geisterjäger höchstens mal ein Feierabendbier. Ebenso hat sich die Sicht auf Gefühle wie Unsicherheit, Angst oder gar Panik geändert. Wie oben bereits erwähnt, erwartete man damals von einem Heftromanhelden eine gewisse Überlegenheit, die ihn von der Masse abhob. Umso überraschender war es, als Jason Dark seinen Helden im ersten Zweiteiler der Serie einer Situation aussetzte, die John Sinclair an den Rand der Verzweiflung brachte: Er wurde von Handlangern seines damaligen Erzfeindes, dem Schwarzen Tod, lebendig begraben. (So auch der Titel des zweiten Teils der sogenannten Zarcadi-Legende.) Schon am Ende des ersten Teils, der den reißerischen Titel »Der Irre mit der Teufelsgeige« trägt, überkamen John erste Selbstzweifel, als er von den Bewohnern eines Dorfes, die von der Musik des Teufelsgeigers Professor Zarcadi (hinter dem sich natürlich kein Geringerer als der Schwarze Tod verbarg) in willenlose Marionetten verwandelt worden waren, überwältigt wurde: »Der berühmte Geisterjäger hatte versagt!« Zu diesem Zeitpunkt bekommt er aber noch schnell die Kurve: »Gleichzeitig war die andere Stimme in mir: Mensch, reiß dich zusammen, John! Stell dich nicht an wie eine Memme!« Trotzdem überkommt ihn Panik, als er kurz darauf einen Sarg mit seinem Namen auf dem Deckel sieht: »Zwei Männer hoben den Deckel an. Ich sah die weiße Seide der Innenverkleidung. Mein Magen krampfte sich zusammen. Panik wollte mich überfallen.« Doch sosehr sich John auch wehrt, er kann das Unvermeidliche nicht verhindern, und so wird er tatsächlich lebendig begraben. Ein einschneidendes Erlebnis, das Jason Dark sehr eindringlich und plastisch in Szene zu setzen verstand: Das ruhmlose Ende eines Geisterjägers. Nicht einmal vierzig Jahre alt war ich geworden. Ich ertappte mich dabei, wie ich zurückdachte. Kindheit, Jugend, Universität … Das Gesicht meiner Mutter tauchte auf. Beinahe spürte ich ihre streichelnden Hände an meinen Wangen. Sie schien mir beruhigend zuzusprechen. Warm fühlte ich es an meinem Gesicht herablaufen. Tränen … Der Sarg kam zur Ruhe. Er stand jetzt auf dem Boden des Grabes. Etwas fiel auf den Deckel. Kurz hintereinander. Es waren die Seile. Die Träger hatten sie ins Grab geworfen. Ich drehte mich in meinem Gefängnis herum. Dann begann ich zu schreien. Brüllte all meine Not und Angst hinaus. […] Etwas polterte auf den Sargdeckel. Das Geräusch ließ mich zusammenzucken. Sie warfen Lehm hinab, begruben mich endgültig. Wieder prallte harte Erde auf den Sargdeckel. Zwei Sekunden später abermals eine Schaufel voller Dreck. [… ] Ebenso rasch wuchs die Angst vor dem Tod. Vor dieser endlosen erschreckenden Dunkelheit, vor dem kalten Nichts … Ohne es eigentlich zu wollen, faltete ich die Hände. Es war wohl das Letzte, was mir noch blieb … Ich verrate sicher nicht zu viel, wenn ich sage, dass John Sinclair seinem Grab entkommt. Trotzdem durchlebt er das Martyrium bis zum bitteren Ende, was tiefe Spuren in seiner Seele hinterlässt. Immer wieder blitzt die Angst vor dem erlittenen Trauma wieder auf – auch weil die Erinnerung im Laufe...



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