Komplexität und Dynamik im Kontext von Interdependenz und Kooperation
E-Book, Deutsch, 460 Seiten, eBook
ISBN: 978-3-8350-5583-4
Verlag: Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Dr. Frank Himpel ist Habilitand am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktionswirtschaft von Univ.-Prof. Dr. Klaus Bellmann an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz.
o.Univ.-Prof. Dr. Bernd Kaluza ist Leiter der Abteilung für Produktions-, Logistik- und Umweltmanagement an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt (Österreich).
Dr. Jochen Wittmann General Manager im Entwicklungszentrum der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG in Weissach.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Geleitwort;7
2;Grußwort;8
3;Vorwort;13
4;Inhaltsverzeichnis;14
5;Autorenverzeichnis;18
6;Themenöffnung;30
6.1;Produktions-, Innovations- und Logistikmanagement. Strategien, Konzepte und Gestaltungsansätze für die Wertschöpfung in einer dynamischen Umwelt;31
7;Markt- und Ressourcenallokation;42
7.1;IT als Befähiger in der Produktion;43
7.2;Umsetzung multilokaler-hybrider Wettbewerbsstrategien mit Internationalen Wertschöpfungsnetzwerken;59
7.3;Geschäftsprozessorientiertes Risikomanagement am Beispiel der industriellen Produktion;80
7.4;Der Serienanlauf in der Automobilindustrie: Technische Änderungen als Ursache oder Symptom von Anlaufschwierigkeiten?;92
7.5;Strategische und praktische Implikationen einer Verringerung der Fertigungstiefe;108
7.6;Outsourcing von Logistikleistungen in Produktionsunternehmen – eine vergleichende Analyse im Ostseeraum;114
7.7;Using Suitable Key Metrics for the Management of Complexity in Variety- Rich Environments;122
7.8;Corporate Social Responsibility – Theoriekonzepte und Praxisansätze;132
7.9;Die Abbildung von Prozesskompetenz in der Abschlussprüfung für die neuen industriellen und handwerklichen Elektroberufe;152
8;Produkt- und Prozessinnovation;172
8.1;Die Rolle der Strategischen Frühaufklärung im Innovationsmanagement;173
8.2;Innovationsfördernde Unternehmensmerkmale und ihre Umsetzung durch computergestützte Informationssysteme;188
8.3;Innovation, Produktion, Expansion – Toyota oder wie eine Managementphilosophie die Leistungspotentiale der Mitarbeiter systematisch nutzt;201
8.4;Wertschöpfungsmanagement im demographischen Kontext;209
8.5;Die Wirkung der Vergleichbarkeit von Merkmalsausprägungen auf die Wichtigkeit des Produktmerkmals;221
8.6;Target Value Pricing im Produktentstehungsprozess innovationsorientierter Unternehmen – ein konzeptioneller Ansatz;236
8.7;Reflexionen zum Innovationsmanagement im Kontext Technologischer Konvergenz;246
8.8;Know-how als Schutzobjekt im Rahmen des Innovationsmanagements;254
8.9;Forschungs- und Entwicklungscontrolling – Fortschritt und Perspektiven;264
8.10;Zur Messung des wirtschaftlichen Erfolges in der F& E;274
9;Organisations- und Leistungskoordination;286
9.1;Anforderungen an ein Kostenmanagement im Service Engineering;287
9.2;Implikationen defizitärer Entscheidungsmodelle – Ein Beispiel aus der Produktionswirtschaft –;300
9.3;DIMA – Entscheidungsunterstützung bei der Planung und Steuerung von Produktions- und Logistiknetzwerken auf einer interdisziplinären methodologischen Basis;307
9.4;Marktorientierte Steuerung unternehmenseigener Absatzorgane von Versicherungsunternehmen;317
9.5;Konzepte zur Industrialisierung der Rechnungswesenprozesse dargestellt am Beispiel der Fraport AG;335
9.6;Branchenkultur und Netzwerke – eine komplexitätstheoretische Annäherung;353
9.7;Kompetenzentwicklung in Unternehmensnetzwerken – eine spieltheoretische Betrachtung;362
9.8;Logistik für automobile Wertschöpfung Komplexität und Dynamik im Zwischenwerksverkehr;382
9.9;The impact of governance on the management of Less than full Truck Load transportation service networks ( LTL networks);400
9.10;Erfolgskriterien bei der Integration von Unternehmensakquisitionen. Überlegungen zur Integrationsplanung am Beispiel des Zusammenschlusses der Continental AG mit der Siemens VDO Automotive AG;417
9.11;Luftverkehrsallianzen. Zugänge und Kriterien zur Messung des Kooperationserfolgs sowie zur Messung des Dualismus von Kooperations- und Wettbewerbsartefakten;435
9.12;Industrielle Produktionswirtschaft;448
10;Ausgewählte Wissenschaftliche Veröffentlichungen;464
11;Stichwortverzeichnis;471
Mit Beiträgen von N. Abdelkafi, A. Berzlanovich, T. Blecker, A. Bobrik, K. Breuer, R. Brüderle, M. Bürgin, R. Evers, J. Fischer, M. Gahler, H. G. Gemünden, R. Haak, A. Haritz, T. Hartung, R. Hauber, C. E. Heinrich, M. Heitmann, A. Herrmann, F. Himpel, A. Hippe, F. Huber, D. Ivanov, K. Junge, J. Jürging, B. Kaluza, J. Käschel, G. Kaupe, E-M. Kern, W. Kersten, D. Kessler, A. Khare, T. Klaas-Wissing, J. Koch, T. Kohlsdorf, H. Krallmann, W. Kramer, A. Krauß, S. Kwasniok, R. Lampert, J. R. Landwehr, R. Lipp, F. Lorenz, O. Mack, H. Meissner, U. Mildenberger, P. Milling, P. Offermann, C. Reibe, R. Rohrbeck, M. Schröder, C. Singer, D. Specht, M. Steven, W. Stölzle, R. Tauschek, C. Thiede, K. Wasmuth, H. Wildemann, H. Winkler, F. Winter, J. Wirsam, J. Wittmann, A. E. Zielke
Produktions-, Innovations- und Logistikmanagement (S. 3-4)
Strategien, Konzepte und Gestaltungsansätze für die Wertschöpfung in einer dynamischen Umwelt
Frank Himpel und Bernd Kaluza
Die Produktion von Gütern und Dienstleistungen orientiert sich an den Erwartungs- und Nutzenstrukturen der Nachfrager auf häufig sehr differenzierten Käufermärkten. Die Hervorbringung eines Angebots von Leistungsbündeln befähigt Industrieunternehmen, ihre angestrebten Ziele besser zu erreichen. Die Produktion dient also dazu, mittels einer kundenorientierten Produktion, nachhaltige Erfolge zu erzielen. Die Performanzanforderungen an sozio-techno-ökonomische Systeme sind in den vergangenen Jahren auf vielen gesättigten Märkten stetig gestiegen. Beispielhaft zu nennen sind hier die Kontraktion von Entwicklungszyklen und die Verkürzung der Produktlebenszyklen. Die Zeit, und damit auch die Aufgaben des Innovationsmanagement, wird heute zu einem immer bedeutenderen strategischen Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb.
Zudem sind an die Qualität des Leistungsangebots ständig höhere Anforderungen zu stellen. Die wahrnehmungsbasierte Qualitätsdefinition, welche Qualität konsequent aus Sicht der Nachfrager interpretiert, erfordert die Implementierung von direkten Informationsbeziehungen mit der Produktion. Ob ökonomische Erfolgsbeiträge über Kapitalmarktinvestitionen, Beteiligungen oder unmittelbar durch direkte Produktion für weltweit aufgestellte Absatzmärkte zugerechnet werden können, hängt aus Planungs- und Steuerungssicht oftmals auch von der Höhe und dem Wert der für die Erzielung eines ökonomischen Erfolgsbeitrags erforderlichen Faktoreinsätze ab.
Die systemorientierte Sicht des Produktionsmanagement zeigt, dass sich eine Vielzahl an Konzeptualisierungen und Gestaltungsansätzen überlagern, die sich darüber hinaus zudem ständig ändern. Komplexität, in dieser Betrachtungsweise interpretiert als eine von einer hohen Veränderungsdynamik geprägte Vielschichtigkeit in den für produktionswirtschaftliche Entscheidungen relevanten Bezugsbereichen, ist damit ubiquitäres Kontextmerkmal des Produktionsmanagement. In dieser Sicht verstehen sich die in dieser Festschrift zusammengeführten Beiträge nicht als isolierte, separierbare und disjunkte Einheiten, sondern sind vielmehr als Elemente einer vernetzten, integrativen Sicht von Gestaltungsansätzen zum Produktions-, zum Innovations- und zum Logistikmanagement zu interpretieren. Streng genommen müssten die Beiträge in ihrem vernetzten Ursache-Wirkungs-Bezug präsentiert werden.
Damit würde es möglich, das mehrdimensionale Gedankengebäude zum Produktions-, Innovations- und Logistikmanagement thematisch zweckmäßig zu gestalten. Bei der für diese Festschrift gewählten Vorgehensweise wurde versucht, die Beiträge inhaltlich aufeinander zu beziehen. Damit sollen die integrativen Konzepte und die Gestaltungswirkungen dieser drei Funktionsbereiche umfassend dargestellt werden. Produktions-, Innovations- und Logistikmanagement erfordern vielfältige Entscheidungen.
Das betriebliche Gestaltungshandeln, für welches das formulierte Zielsystem eines sozio-technoökonomischen Systems stets handlungsleitend ist, fokussiert auf diese Entscheidungen vor dem Hintergrund einer einnehmend hohen Dynamik und Komplexität im sozio-technoökonomischen Umsystem.1 Die Komplexität mehrdimensionaler Entscheidungskontexte wird dabei durch große Veränderungen in sozio-techno-ökonomischen Gestaltungssystemen induziert. Im Rahmen der Messung dieser Veränderungsdynamik wirken wiederum teilweise nur in Ausschnitten erfassbare und „begreifbare" Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen Strategie- und Gestaltungselementen aus der ökonomischen, der sozialen, der technologischen und der natürlichen Umwelt zusammen.
Die Überlagerung der Entwicklungsverläufe in diesen Umwelten bzw. Umsystemen führt zu hohen Leistungsanforderungen an die zu treffenden unternehmerischen Entscheidungen.3 Klaus Bellmann hat bereits frühzeitig darauf hingewiesen, dass dem Einbeziehen von Strategien, Konzepten und Gestaltungsansätzen zur Bewahrung und geeigneten Nutzung der Ressourcen aus der natürlichen Umwelt sowohl für die industrielle Produktion als auch für das Innovations- und Logistikmanagement eine weitreichende Bedeutung zukommt.
Der zu Ehrende hat dies schon vor über 30 Jahren insbesondere am Beispiel der Produktion von Automobilen exemplifiziert.5 Dieser Forschungsansatz ist deshalb besonders wertvoll, da für die Automobilindustrie Daten über Faktoreinsätze, Faktorverbräuche, branchenendogene und -exogene Ursache-Wirkungs-(Ursache-)Beziehungen in hoher Quantität und Qualität vorliegen. Die zu treffenden Entscheidungen in Produktionssystemen erfordern neben der zweckmäßigen kognitionsbasierten Fokussierung auf den „Kern" von Entscheidungsproblemen auch eine ausdifferenzierte informatorische Datengrundlage zu ihrer Fundierung.