E-Book, Deutsch, Band 12, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL
Hirdt Mission SOL 12: Der Würfel fällt
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8453-5337-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 12, 64 Seiten
Reihe: PERRY RHODAN-Mission SOL
ISBN: 978-3-8453-5337-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Auf der Erde schreibt man das Jahr 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Seit über 3000 Jahren erforschen terranische Raumschiffe das Universum. Manche werden zu Legenden - insbesondere die gigantische, hantelförmige SOL, die seit langer Zeit verschollen ist. Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an bei ihren Vorstößen ins All geleitet hat, wird in die ferne Galaxis Tare-Scharm entführt. Dort stößt er auf Nachkommen der SOL-Besatzung und erfährt, dass die SOL in einer mysteriösen Chaoszone gefangen ist. Er kann das Schiff samt Mannschaft retten. Doch dabei erwacht eine äonenalte Gefahr von Neuem. Ein Handlanger der Chaosmächte will überall in Tare-Scharm Regionen des Chaos erschaffen. Dies und die rabiate Gegenwehr der Ordnungsmächte hätte den Tod von Milliarden Intelligenzwesen zur Folge. Perry Rhodan erkennt, dass das Zentrum der Bedrohung im Acht-Sonnen-Kubus von Evolux zu finden ist. Die einzige Chance einer ganzen Galaxis ist, dass DER WÜRFEL FÄLLT ...
Autoren/Hrsg.
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1.
Perry Rhodan
Perry Rhodan stand an die Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Nach außen mochte die Haltung lässig wirken; in Wirklichkeit war sie einfach seiner Übermüdung geschuldet. Der Zellaktivatorchip in seiner linken Schulter pochte und pumpte belebende Impulse durch seinen Körper. Aber die Stütze war eine angenehme Ergänzung.
Natürlich hätte ein Prallfeld ihn ebenso halten können wie die Terkonit-Innenwandung des Beiboothangars. Insofern war das Ganze nur ein angenehmer Selbstbetrug, was Rhodan auch vollkommen klar war.
Dennoch genoss er den Moment. Nach dem höllischen Flug ins Susmalsystem, auf dem sie beinahe verdurstet wären, dem Kampf gegen die zerstörerischen Pararealitäten und der Beinahe-Vernichtung des ganzen Systems inklusive der SOL durch die NEUBEGINN hatte er sich diesen Augenblick der Ruhe verdient.
Lange anhalten würde er ohnehin nicht.
Ein semipermeables Energiefeld trennte das Hangarinnere vom Weltraum draußen. Es verhinderte, dass die Bordatmosphäre ausströmte, würde dem einschleusenden Raumschiff aber keinen Widerstand entgegensetzen.
Durch die unsichtbare Barriere konnte Rhodan ungehindert das Susmalsystem und die Sterne der Galaxis Tare-Scharm betrachten. Gerade eine Stunde war es her, dass der Himmel voller Feuerblumen geglüht hatte: explodierende Raumschiffe der Ksuni, der vorherrschenden Spezies des Systems.
Ein runder Schatten schob sich vor das Licht der Sterne. Als er sich dem offenen Tor näherte, erstrahlte er in goldenem Glanz. Das Beiboot, auf das Rhodan gewartet hatte, flog ein: die Korvette, die er einen Monat zuvor Curcaryen Varantir überlassen hatte, als dieser der SOL im Streit den Rücken gekehrt hatte.
Damals hatte Rhodan geglaubt, dieses Raumboot und erst recht den Algorrian niemals wiederzusehen. Doch die Dinge hatten sich anders entwickelt. Die Korvette schob sich durch das Kraftfeld, fuhr die Landestützen aus und setzte mit einem lauten Geräusch im Hangar auf.
Die untere Polkuppe öffnete sich, und Curcaryen Varantir sank im Antigravstrahl herab. Perry Rhodan sah die charakteristische Silhouette im Gegenlicht der Schleuse: der wuchtige Leib eines Zentauren, aber mit vier statt zwei Armen, die aus dem Oberkörper wuchsen. Der Kopf erinnerte an eine Raubkatze. Allerdings wuchsen zwei lange Barten aus den Mundwinkeln, die der Algorrian als fünftes Gliedmaßenpaar einsetzen konnte, wenn vier Beine und vier Arme nicht ausreichten.
In dem Moment, als Varantirs Beine den Boden berührten, erreichte auch sein typischer Duft Rhodans Nase. Der war nicht minder markant als das Aussehen seines Gasts. Rhodan machte ein paar flache Atemzüge, bis er sich einigermaßen an den Brodem aus Schweiß und Moschus gewöhnt hatte.
»Willkommen ...«
Varantir ließ ihn natürlich nicht ausreden. »Was machst du denn hier? Hast du nichts in der Zentrale zu tun?«
»Aktuell nicht«, antwortete Rhodan. »Wir brauchen Wissen, um die nächsten Schritte zu planen. Du hast dieses Wissen. Also dachte ich, ich komme dir entgegen.«
»Und danach soll ich meine Zeit damit verschwenden, das Ganze bei der unvermeidlichen Besprechung zu wiederholen, die ihr Terraner in Krisenzeiten ja immer abhaltet, statt zu handeln?«
Rhodan lächelte resigniert – das Gespräch verlief genau, wie er erwartet hatte. Varantir war selbst dann ein unangenehmer Zeitgenosse, wenn der Algorrian bester Stimmung war. Erträgliche Laune hatte er ohnehin nur, wenn seine Partnerin Le Anyante bei ihm war. Die allerdings war zurzeit tot. Sie würde irgendwann wiedergeboren werden; bis dahin jedoch musste das Universum Curcaryen Varantir ungezügelt ertragen.
»Ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte Rhodan trocken. »Wollen wir dann los?«
Varantir brummte etwas Unverständliches. Rhodan reagierte nicht, sondern ging voraus und blickte nicht zurück, bis der Algorrian ihn im leichten Trab eingeholt hatte.
»Ich sehe, ihr habt den verlorenen Mittelteil eures Schiffs aufgespürt«, knurrte Varantir. »Großartig, was ihr damit angerichtet habt. Hat es sich gelohnt, Terraner?«
»Hast du gewusst, was passieren würde?«, fragte Rhodan zurück. »Dass wir etwas aus der Proto-Chaotischen Zelle befreien würden, das nun den Normalraum in Tare-Scharm zerstört? Wenn ja, hättest du uns warnen können.«
»Ich habe euch gewarnt«, erwiderte Varantir scharf. »Mehr Warnung als der Kodex der Ordnung ist doch überhaupt nicht möglich. Niemand soll Entwicklungen des Chaos für seine eigenen Zwecke einsetzen. Aber ihr habt das getan. Alles Weitere habt ihr euch selbst zuzuschreiben.«
Rhodan ächzte. Der Algorrian machte es sich ausgesprochen einfach. Doch es war besser, den ohnehin unvermeidlichen Streit sofort hinter sich zu bringen. Dann war später in der Besprechung ein konzentrierteres Arbeiten möglich.
»Du selbst hast auf den Kodex der Ordnung gepfiffen, als du dich an Masling Dryw rächen wolltest, zumindest was Alltagstechnik wie Gleiter und Waffen angeht«, argumentierte er.
»Der Kodex bezieht sich nicht auf solche Lappalien!«
Rhodan ließ sich nicht beirren. »Und als du das Kolonnen-Dock hier im System gegen unbefugten Zutritt sichern wolltest, hast du die Fraktale Aufriss-Glocke und den Dunkelschirm dafür eingesetzt, beides Schutzschirmentwicklungen der Chaotarchen.«
»Da ging es nicht darum, die Chaostechnik zu nutzen, sondern ihre Nutzung zu verhindern.«
»Kann man so sehen«, sagte Rhodan. »Man kann es jedoch auch so sehen, dass dir der Kodex ziemlich egal ist, sobald du keine Zuschauer hast.«
Der Algorrian schnaubte. »Aber ich gefährde keine ganze Galaxis, wenn man mir nicht auf die Finger schaut. Ihr Menschen seid einfach unglaublich!«
Rhodan setzte ein zuckersüßes Lächeln auf. »Wenn unsere Unzulänglichkeiten so auf der Hand liegen, warum bist du dann nicht bei uns geblieben und hast aufgepasst? Dann hätten wir die Chaoskeime vielleicht nicht unwissentlich freigesetzt, und die Kosmokraten hätten ihre neue Wunderwaffe nicht von der Leine gelassen.«
Varantir wechselte das Thema. »Woher hast du gewusst, dass ich im Susmalsystem bin?«
»Habe ich nicht«, gestand Rhodan. »Ich habe geraten.«
Der Algorrian blieb abrupt stehen. »Du hast mich persönlich angefunkt!«
»Ja«, sagte Rhodan. »Und hättest du nicht geantwortet, würde mich die Besatzung der SOL wohl für etwas wunderlich halten. Aber ich konnte mir schlicht nicht vorstellen, dass du dich heraushältst, wenn Chaos und Ordnung direkt aufeinanderprallen.«
Danach gestattete sich Rhodan ein echtes Lächeln. »Außerdem, mal ehrlich: Wenn du dein Raumschiff schon so tarnst, dass es als Ortungsspiegelung einer anderen Korvette erscheint, dann achte künftig auf die Details. Bis auf die NEUBEGINN hat der ganze Weltraum inklusive aller Raumfahrzeuge im System gezittert, als die chaotische Entartung sich breitgemacht hat. Und nur die eine kleine Ortungsspiegelung nicht? Ein höchst unwahrscheinlicher Zufall – oder doch eher ein Raumboot mit einem weit überlegenen Antrieb, der die chaotischen Verhältnisse kompensieren kann? Einem Antrieb, wie ein Algorrian ihn einbauen würde?«
Er stellte sich nun direkt vor Varantir und sah zu dem Algorrian hoch. »Was uns zu einer völlig anderen Frage bringt: Mit deinen technischen Möglichkeiten könntest inzwischen überall in Tare-Scharm sein. Was machst du also ausgerechnet hier? Warum bist du zurückgekehrt?«
»Ich sage das ungern, aber du hast recht.« Varantirs Gesichtstentakel zitterten leicht. »Ich kann tatsächlich kaum tatenlos zuschauen, wie ihr eine ganze Galaxis ins Chaos stürzt.«
»Beleidigung zur Kenntnis genommen«, sagte Perry Rhodan. »Und jetzt bitte die ganze Wahrheit.«
Doch Curcaryen Varantir kam nicht mehr dazu, ihm zu antworten. Sie hatten ihr Ziel erreicht.
*
Perry Rhodan hatte einen Konferenzraum gewählt, den vor vielen Jahren Blo Rakane gern verwendet hatte. Wo ein Haluter sich wohlfühlte, fand auch ein Algorrian problemlos Platz. Und tatsächlich steuerte Curcaryen Varantir sofort die elefantengroße Aussparung ohne Sitzmöbel am Konferenztisch an.
Die anderen Besprechungsteilnehmer waren bereits eingetroffen: Fee Kellind, die Kommandantin der SOL; Rhodans Sohn Mike, besser bekannt als Roi Danton, der eigentliche Missionsleiter; Tess Qumisha und Benjameen da Jacinta, die als Hyperphysiker viel dazu beigetragen hatten, die Geschehnisse der vergangenen Stunden zu überstehen und aufzuklären. Vervollständigt wurde die Runde durch Pravo Ylapp.
An den meisten ging Varantir einfach grußlos vorüber. Als er den ehemaligen Mönch sah, der sich ihm erfolglos als Lehrling angedient hatte, schnaubte der Algorrian verächtlich. »Was macht der hier?«
»Pravo hat eine wichtige Rolle bei der Rettung des Systems gespielt«, antwortete Rhodan. »Er hatte mehrmals mentalen Kontakt zu unserem Gegner.«
»Diese wirre Theorie müsst ihr mir ohnehin noch erläutern«, sagte Varantir.
Rhodan zuckte mit den Schultern. »Warum nicht da anfangen? Wir ...«
Roi Danton unterbrach ihn. »Bevor wir beginnen – sollte nicht auch Mahlia hier sein? Sie weiß am besten über die medizinische Seite der Eoract-Vorgänge Bescheid.«
»Ich habe sie eingeladen«, sagte Rhodan. »Sie wollte nicht.«
»Eoract-Vorgänge?«, erkundigte sich Varantir.
Rhodan fasste knapp zusammen, was sie in den zurückliegenden Wochen herausgefunden hatten: dass ein Yakontowissenschaftler namens Eoract vor zwölf Millionen Jahren einen Geheimbund gegründet hatte, um die Proto-Chaotische Zelle im Herzen von Evolux gegen den...