Buch, Tschechisch, Deutsch, 175 Seiten, Format (B × H): 143 mm x 189 mm
Symbolismus vom Feinsten II
Buch, Tschechisch, Deutsch, 175 Seiten, Format (B × H): 143 mm x 189 mm
Reihe: Reihe: Symbolismus vom Feinsten
ISBN: 978-3-903124-17-2
Verlag: Ketos
Karel Hlaváceks zweite Lyriksammlung "Spät gegen Morgen" verhalf ihm zum Durchbruch. Seine Gedichte bestechen teils durch eine äußerst suggestive Klangsprache, teils durch eine gewisse neugierige Jugendlichkeit. Zugleich scheinen Hlaváceks Phantasien von Weltuntergang und Machtlosigkeit heutzutage besonders aktuell zu sein.
Der einflussreiche Surrealist Vítezslav Nezval schätzte Hlavácek sehr, besonders für dessen von irrationalen Bildern geprägte Gedichte "Ich lasse die Viola in der tiefsten Stimmung klingen" und "Es spielte wer Oboe" (letzteres Gedicht, das zu keiner Sammlung gehört, ist in den Anhang unserer Ausgabe aufgenommen worden). Auch wurde Hlavácek – nicht nur wegen seines frühen Todes – oft mit dem tschechischen Nationaldichter Karel Hynek Mácha verglichen.
Hlaváceks Sammlung "Spät gegen Morgen" gleicht Variationen auf ein bedrohliches Ende der Nacht, auf ein Ende der Angst, das bedrohlicher wirkt als die Angst selbst, auf das Ende eines Traums, aus dem man all seinen Schrecken zum Trotz nicht erwachen will, weil er ja auch schön ist. Die Düsternis ist bei Hlavácek stets auch ironisch und lustvoll.
Weitere Infos & Material
Ich lasse die Viola in der tiefsten Stimmung klingen,
um spät des Abends, sie begleitend, leise mitzusingen.
In Leidenschaft, die lang ergraute, trübe Launen laden,
leg ich den Zauber alter und ironischer Balladen.
Mein Erbstück, die Viola, will für die, für die nur rauschen,
die früh nach unsicheren Nächten in die Ferne lauschen.
Mein Lied will in sich all den Gram von alledem vereinen,
das wuchs, erblühte, süße Früchte trug umsonst, für keinen,
Will dessen Hoffnung fühlen, dessen vage Zärtlichkeiten,
das aus dem schweren Ufersand zu sprießen sucht in Weiten,
Und will den Sinnen scheu und sanft als Lock- und Rauschgift dienen,
wie dicker Leitungsdraht erschwingt, vernebelt von Sordinen,
Es sucht Vertraulichkeit, wenn still Staccati es verbreitet,
wenn schwarz in tiefsten Lagen es zu weinen sich bereitet ...
Mein Erbstück, die Viola, werd ich dann nur, dann nur streichen,
wenn sich der Mond erst zeigen soll, die Nacht noch lang nicht weichen.
Meine Vigil fällt streng in weite Wasser, Waldgeäste,
das Land durchwandert das Geheimnis hoher Gottesfeste.
Nervös sind meine schlanken Finger, wenn die Saiten schwingen,
wenn spät des Abends ich beginne leise mitzusingen ...
Ich lasse die Viola in der tiefsten Stimmung klingen.




