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E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Höcker Zieten-Husaren


1. Auflage 2015
ISBN: 978-87-11-44568-6
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-87-11-44568-6
Verlag: SAGA Egmont
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Hundsfott, wer sich nach hinten ausdrängen lässt!', so stand es im Reglement der Zietenhusaren. Als Detlef von Rombeck 1756 zu den Husaren und ihrem Chef, dem alten Zieten, stößt, ahnt er noch nicht, dass sieben Jahre Krieg ins Haus stehen. Eine Zeit, in der die Durchsetzungskraft des vielversprechenden Husaren nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in der Liebe gefordert ist.-

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Als das Regiment die Friedrichstrasse entlangritt und über die Kochstrasse kam, in der sich Zietens Wohnhaus befand, wurde von allen Offizieren eine Gruppe von Damen begrüsst, für die hier auf der offenen Strasse eine Anzahl Stühle und Bänke aufgestellt war. Sie standen auf den Sitzen, ragten hoch über die Köpfe der vor ihnen sich drängenden Menge, so dass man sie von weither sehen konnte, und winkten ihren Verwandten und Bekannten, auch manchem alten Unteroffizier, lebhaft zu. Einzelne Reiter mussten kleine Veilchensträusse auffangen. Zietens Tochter, jetzt schon eine hübsche Demoiselle, warf das erste Sträusschen. Zieten merkte aber sogleich, dass Albertine nicht nach ihm zielte, sondern nach seinem Adjutanten, und überliess ihm gutgelaunt die Beute. Dicht neben seiner Tochter Albertine, die seit Jahresfrist mit Wahlen-Jürgas verlobt war (was aber nur wenige Eingeweihte wussten), stand eine zweite heimliche Braut: Fräulein Hedwig von Platen. Ihr galt Zietens besonderer Gruss. Mit dieser jungen Gutsbesitzerstochter aus Vehlow hatte sich der General schon vor drei Jahren, als er einmal von Meissen aus auf Urlaub in die Altmark gekommen war, ausgesprochen: gleich nach Friedensschluss wollten sie heiraten! Die Braut zählte jetzt fünfundzwanzig, Vater Zieten fast fünfundsechzig Lenze. Aber wenn man sah, wie feurig seine Husarenaugen aufleuchteten, wie flott er seinen Schimmel tänzeln liess, wie ritterlich er dem Spalier der ihm zuwinkenden, ihn mit Blumen überschüttenden Damen salutierte, dann vergass man den grossen Altersunterschied. Neben Fräulein von Platen, der zweiten heimlichen Braut, stand deren ältere Schwester, Frau von Blumenthal — Tante Leopoldine, wie sie von Zietens erster Frau immer genannt worden war. Auf den letzten Bänken hatten noch ein paar Freunde mit den Damen anderer Regimentsangehöriger Aufstellung genommen. Da stand Zietens früherer Schwiegervater Arm in Arm mit dem zukünftigen. Den beiden alten Herren blinkten Tränen der Rührung in den Augen. Immer wieder stimmten sie in das „Hurra!“ der Berliner ein. Frau von Winden befand sich bei ihnen; sie hatte für den heutigen Tag die Trauer abgelegt und warf den Husaren Strauss um Strauss zu. Die Französin war nicht mit in die Stadt gefahren. Aber ganz am Ende der Reihe stand Wladislawa. Sie trug ein ungarisches Barett mit einem rotsamtenen Einsatz, als Huldigung für die roten Husaren. Es kleidete sie ausgezeichnet. Die Wiedersehensfreude, die Siegesstimmung, das festliche Strassenbild, der Jubel der Bevölkerung, alles wirkte auf sie ein, ihre blauen Augen suchten und suchten, aber in dem rasch wechselnden Bild schienen sie ihr Ziel nicht so rasch zu entdecken. „Da ist er — da ist er!“ rief Frau von Winden und warf ihrem Sohn, der am Schluss einer Abteilung ritt, ein besonders grosses Bündel Schneeglöckchen zu. Der Leutnant von Winden verfehlte es aufzufangen, weil er Wladislawa anstarrte. Aber Detlef von Rombeck, der die folgende Schwadron führte, erwischte das Blumenbündel noch gerade mit der Säbelspitze und reichte es Winden zu. Das war so flink und so geschickt vor sich gegangen, dass die Zuschauer Beifall klatschten. Detlef bekam von dem Leutnant in der Eile keinen Dank. Winden spiesste das Blumenbündel auf die eigene Säbelspitze, während er seiner Mutter und ihrer Nachbarin immer wieder triumphierend zuwinkte, auch etwas zurief, das im allgemeinen Lärm indes nicht zu verstehen war. Wladislawa schien den, den sie nach Frau von Windens Meinung suchte, noch immer nicht entdeckt zu haben. Kein Wunder. Denn den Sohn von Frau von Winden suchte sie ja gar nicht. Ihr Blick klammerte sich vielmehr an den jungen Rittmeister, der an der Spitze der folgenden Schwadron mit zum Gruss gesenktem Säbel vorbeiritt. „Eljen!“ stiess sie mit einemmal aus und hob die Rechte mit dem Veilchenstrauss. Die Ungarn in der Schwadron stimmten alle in ihren Jubelruf ein: „Eljen — Eljen!“ Von den alten Unteroffizieren wurde sie sofort wiedererkannt. Als die Schwadron ausrückte, war der Generalmajor von Samogy noch ihr Rittmeister gewesen, nein, Stabsrittmeister damals, und die kecke Demoiselle Wladislawa noch ein Backfisch. Einer erzählte dem andern, wie verwegen die Kleine mit den Herren oft mitgeritten war, wenn es eine Hetzjagd gab oder wenn ausserdienstlich einmal von den Kornetts Karussell geübt wurde. Es war für Detlef jetzt keine Frage mehr: den Veilchenstrauss hatte Wladislawa nicht für Winden mitgebracht. Doch wem galt er? Etwa ihrem langjährigen Gegner? Unausdenkbar. Wie sollte die Baronin von Körösy dem Rittmeister von Rombeck Blumen zuwerfen? Das taten die heimlich verlobten jungen Berlinerinnen zum Willkomm ihres Erkorenen. So war’s zwischen Fräulein von Platen und Exzellenz Zieten, so war’s zwischen Zietens Tochter und dem Generalsadjutanten. So konnte man sich’s vielleicht auch denken zwischen Samogys Schwester und dem ihm so verhassten Muttersöhnchen Winden. Aber zwischen ihm und ihr herrschte doch alte Feindschaft ... Er zwang die freudige Erregung also nieder, die ihn für ein paar Augenblicke hatte erfassen wollen ... Nun war sein Ausdruck wieder kühl, überlegen, unnahbar ... Und drüben fiel aus einer Mädchenhand ein grosser Veilchentuff einem dicken Berliner übers Ohr auf die Schulter. Das war nun wohl der letzte Versuch von Wladislawa gewesen, dem jungen Freund ihres Bruders zu zeigen, dass sie den Hader beendigen wollte. Ihr Gesicht verlor schlagartig alle Farbe, allen Wagemut, alles Leben. Der Veilchenstrauss lag zwischen dem dicken Berliner und seinen Kindern auf der Friedrichstrasse. Eines der Kinder wollte ihn aufheben, wurde aber von der Mutter heftig zurückgerissen, denn es hätte unter die Pferdehufe geraten können. Nun traf ein Hufschlag die Blumen, und sie waren zertreten. „War das nicht Herr von Rombeck?“ fragte Frau von Winden ihre junge Nachbarin. „Der meine Schneeglöckchen für Hans erwischt hat? Er hat sie Hans richtig weitergegeben. Du hast es gar nicht gesehen? Ach, es ging alles so rasch!“ Wladislawa hatte nun ihren trotzigen Ausdruck wieder. Sie presste die Lippen aufeinander und schwieg. Eine neue Schwadron kam. Wieder gab es Jubel. Wieder gab es einen Blumenregen. „Ich wusste gar nicht, dass Rombeck schon Rittmeister ist. Und den Pour le mérite hat er auch. Nun, Hans ist ja bedeutend jünger als er. Hat auch nicht soviel gute Kommandos gehabt. Ja, wäre mein Junge nur wie der Rombeck mit deinem Bruder im Felde zusammengewesen ... Aber hübsch sah er aus, nicht?“ „Garstig!“ Fast wie ein Weinen war es, was Wladislawa jetzt anpacken wollte. „Garstig? Mein Junge? Der Hans?“ Wladislawa machte eine erschöpft abwehrende Handbewegung. „Den Rittmeister meinte ich —!“ Die Trompeter setzten gerade wieder mit einem neuen Marsch ein. Es war kein Wort mehr zu verstehen. Hinter der letzten Schwadron musste das Spalier der Zuschauer noch lange stehenbleiben, denn Tausende schlossen sich den Husaren an. Halbwüchsige trugen Kinder auf ihren Schultern. Und ausgewachsene Männer marschierten mit. Es gab ja so unzählige Beziehungen zwischen den Berlinern und den Roten Husaren. Nicht alle Mannschaften hatten vor dem Krieg in der Kaserne Unterkunft gefunden, viele waren in Bürgerhäuser gesteckt worden. Da lebten drei, vier ledige Leute immer in der Stube eines älteren Zivilisten, bei dem sie Schlafstelle, Verpflegung und Beköstigung gegen Bargeld bekamen. Sie konnten sich auch am Feuer in der Küche selbst etwas zubereiten. Viele von ihnen fanden in der Stadt allerlei Nebenverdienst. Sie arbeiteten in der Freizeit als Handwerker, als Hausknechte bei Kaufleuten, als Küfer bei Weinhändlern. Löhne und Gewinne erhielten die gute Freundschaft zwischen den Soldaten und den Bürgern. Die Berliner freuten sich darüber, dass man nun wieder ausreichend Hilfe fand fürs Holzhacken, fürs Kesselflicken, für Botengänge und Umzugsarbeit. In drei Gliedern folgten die Jungen und die Alten den Husaren und sangen die Märsche mit, die vom Trompeterkorps geblasen wurden. Wenn sie die Texte nicht kannten, ging es auch so. Endlich wurde der Strassenübergang frei. Die Damen des Hauses Zieten, des Hauses Samogy und anderer Angehöriger des Regiments traten noch für ein Weilchen zusammen, um ihre ersten Eindrücke auszutauschen. Dabei wollten die beiden Bräute etwas recht Nettes über ihre Verlobten hören. Es kam ja so selten vor, dass ein Husarenoffizier heiratete. Hatte es doch immer geheissen, je weniger Beweibte eine Eskadron habe, desto lieber sei sie Seiner Königlichen Majestät. „Aber natürlich macht der König Ausnahmen,“ sagte Frau von Blumenthal lächelnd zu ihrer Schwester, „du brauchst keine Angst zu haben, dass er etwa Hans Joachim nicht auch noch ein zweites Mal die Permission zur Heirat erteilt.“ Frau von Winden wusste bestimmt, dass sowohl Zieten als auch sein Generalsadjutant die Einwilligung des Königs schon mit der gestrigen Parole empfangen hatten. „Deshalb haben sie doch so strahlende Gesichter gemacht!“ Albertine, die immer etwas verschüchtert und verängstigt war, klammerte sich an Wladislawas Arm, um auch von ihr noch etwas Tröstliches zu erfahren. Wladislawa wirkte seltsam verstimmt, wenn nicht verstört. Ein bisschen Klatsch wurde im Regiment ja stets getrieben. Albertine wusste jetzt selbst nicht mehr, wer es aufgebracht hatte, dass Herr von Winden, der Ordonnanzoffizier, sich um die Hand der Baronin von Körösy bewarb. Winden war arm, seine Mutter befand sich im Hause Samogy in einer Art bezahlter Stellung, es war also ein Glück für ihn, wenn die reiche Wladislawa ihm ihr Jawort gab. „Und du?“ fragte Albertine die Ungarin. „Hast du nicht auch ein Geheimnis,...



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