E-Book, Deutsch, Band 5, 424 Seiten
Hoffmann Die umkämpfte Einheit
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8412-3239-7
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Treuhandanstalt und die deutsche Gesellschaft
E-Book, Deutsch, Band 5, 424 Seiten
Reihe: Studien zur Geschichte der Treuhandanstalt
ISBN: 978-3-8412-3239-7
Verlag: Aufbau Verlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Neuvermessungen der Treuhandanstalt
Die Treuhandanstalt war eine überforderte Behörde, die von der Politik eine Vielzahl von Aufgaben zugewiesen bekam. Von Anfang an waren die Erwartungen der Öffentlichkeit hoch und die Arbeit der Treuhandanstalt umstritten. Ihr Handlungsspielraum wurde eingeengt durch die enorme wirtschaftliche und politische Dynamik und die rasch eintretenden Folgen der Privatisierung. Belegschaftsproteste, Deindustrialisierung, europäische Beihilfen, Alternativen zur Privatisierung, 'Seilschaften' und Wirtschaftskriminalität sind Themen, die in diesem Sammelband beleuchtet werden. Alle Autor:innen haben am Projekt zur Geschichte der Treuhandanstalt am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin mitgearbeitet und präsentieren hier Ergebnisse der neuesten Forschungen.
Mit Beiträgen von Keith R. Allen, Dierk Hoffmann, Rainer Karlsch, Wolf-Rüdiger Knoll, Andreas Malycha, Christian Rau und Eva Schäffler.
Dierk Hoffmann ist stellvertretender Leiter der Berliner Abteilung des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) und apl. Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Potsdam. Von 2011 bis 2016 war er Mitglied der Kommission zur Aufarbeitung der Geschichte des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und seiner Vorgängerinstitutionen. Seit 2017 ist Hoffmann Leiter des Projekts zur Geschichte der Treuhandanstalt am IfZ. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Geschichte der Sozialpolitik im 19. und 20. Jahrhundert, die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte sowie die Transformationsforschung.
Keith R. Allen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Universität Leipzig. Zu seinen beruflichen Stationen gehörten die schweizerische Bergier-Kommission, das US Holocaust Memorial Museum und das Leibniz-Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. 2013 erschien von ihm im Ch. Links Verlag 'Befragung - Überprüfung - Kontrolle. Die Aufnahme von DDR-Flüchtlingen in West-Berlin bis 1961'.
Eva Schäffler, Jahrgang 1985, studierte Europastudien, Bohemistik und Geschichte in Eichstätt, Salzburg, Madrid und Olomouc. Ihre Promotion zum Thema 'Paarbeziehungen in Ostdeutschland. Auf dem Weg vom Real- zum Postsozialismus' ist 2017 erschienen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschlechter-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der DDR/Ostdeutschlands und der Tschechoslowakei/Tschechischen Republik mit zeitlichem Fokus auf der Phase des Spät- und des Postsozialismus. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin war sie an der Universität Salzburg und am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin beschäftigt. Weitere berufliche Erfahrungen hat sie als Projektmanagerin für eine deutsch-tschechische Euroregion sowie als Leiterin eines MdB-Wahlkreisbüros.
Christian Rau, 1984 in Gera geboren, Dr. phil., Zeithistoriker, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (Abt. Berlin), Forschungsschwerpunkte: Sozial- und Kulturgeschichte der DDR, Geschichte der deutschen Teilung und des Kalten Krieges, Transformationsgeschichte, Gewerkschaftsgeschichte, europäische Stadtgeschichte, Publikationen u.a.: Stadtverwaltung im Staatssozialismus. Kommunalpolitik und Wohnungswesen in der DDR am Beispiel Leipzigs (1957-1989)', ''Nationalbibliothek' im geteilten Land. Die Deutsche Bücherei 1945-1990'.
Wolf-Rüdiger Knoll, geboren in Schwerin, studierte Geschichte und Volkswirtschaftslehre in Berlin und Budapest. Zwischen 2015 und 2017 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gedenkstätte Point Alpha tätig. Seit 2017 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die deutsche Wirtschaftsgeschichte nach 1945 sowie die postsozialistische Transformationsgeschichte Ostmitteleuropas.
Andreas Malycha, Jahrgang 1956, hat in Leipzig Geschichte studiert und anschließend an verschiedenen Universitäten und Forschungsinstituten zur Geschichte des politischen Systems der DDR sowie zur deutsch-deutschen Wissenschafts- und Wirtschaftsgeschichte gearbeitet. Seit 2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin. Gegenwärtig forscht er zur Geschichte der Treuhandanstalt. Wichtige Publikationen: 'Die SED. Geschichte ihrer Stalinisierung 1946-1953' (2000), 'Die SED in der Ära Honecker. Machtstrukturen, Entscheidungsmechanismen und Konfliktfelder in der Staatspartei 1971 bis 1989' (2014).
Rainer Karlsch, Jahrgang 1957, studierte Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, 1986 Promotion. Er war Mitarbeiter am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Humboldt-Universität und der Historischen Kommission zu Berlin sowie von 1999 bis 2001 am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin. Seit 2004 ist er freier Publizist mit den Schwerpunkten Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte. Von 2017 bis 2021 war er am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin tätig.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1 Leserbrief von Regine H., in: Neue Zeit vom 14. 11. 1990.
2 Vgl. Johanna Weinhold: Die betrogene Generation. Der Kampf um die DDR-Zusatzrenten, Berlin 2021.
3 Vgl. Abschlussbericht der Kommission »30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit« vom 8. 12. 2020, https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/abschlussbericht-kommission-30-jahre.pdf (Zugriff am 11. 8. 2021).
4 Kolonie Ost? Aspekte von »Kolonialisierung« in Ostdeutschland seit 1990, Tagung des Dresdner Instituts für Kulturstudien am 3. / 4. 4. 2019, https://www.hsozkult.de/event/id/event-89268 (Zugriff am 5. 7. 2021).
5 Symbol der Zerschlagung, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22. 5. 2018.
6 Dietmar Bartsch: Die Treuhandwunde heilen, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. 6. 2019.
7 Vgl. Sebastian Bähr: Glatze der Treuhand. Thomas Kemmerich – Erst unbekannt, dann gehasst, in: Neues Deutschland Online vom 7. 2. 2020, https://www.neues-deutschland.de/artikel/1132566.thomas-kemmerich-glatze-der-treuhand.html (Zugriff am 5. 7. 2021).
8 Rheinische Post vom 25. 3. 2020, https://www.presseportal.de/pm/30621/4555958 (Zugriff am 5. 7. 2021).
9 9 Zählebige Legenden ranken sich bis heute auch um die Treuhandakten und das Forschungsprojekt des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ): Die damalige sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration Petra Köpping (SPD) behauptete in einem Interview, das IfZ habe die Treuhandakten erhalten, und beklagte sich darüber, dass die angebliche Aktenübernahme »still« und ohne öffentliche Ausschreibung erfolgt sei. Vgl. Kerstin Decker: Die Seelsorgerin, in: Der Tagesspiegel vom 8. 10. 2018. Dieselbe Journalistin stellte noch zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit die Behauptung auf, die Akten der Treuhandanstalt seien »auch heute nicht frei zugänglich«. Vgl. dies.: In einem verkauften Land, in: Der Tagesspiegel vom 4. 7. 2020. Auch manche Historikerin kann sich der Verschwörungstheorie nicht entziehen, die sich um die Treuhandakten gebildet hat. So ließ Kerstin Brückweh in einem Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung den Eindruck entstehen, das IfZ habe einen privilegierten Zugang zu diesen Akten. Vgl. Kerstin Brückweh: Das vereinte Deutschland als zeithistorischer Forschungsgegenstand, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (2020) B 28/29, S. 4 – 10, hier S. 9. Besonders wirkmächtig ist ein Zeitungsartikel des Bochumer Historikers Constantin Goschler, der insinuierte, das IfZ-Projekt folge »parteipolitischen Intentionen« und sei eine Gefälligkeitsarbeit für den damaligen Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Vgl. Constantin Goschler: Ruinöser Ausverkauf oder alternativloser Umbau?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. 1. 2017. Dieses Narrativ verbreitete auch sein Doktorand Marcus Böick. Vgl. Marcus Böick: Die Treuhand. Idee – Praxis – Erfahrung 1990 – 1994, Bonn 2018, S. 71. Die Unterstellung fand auch Eingang in die Streitschrift von Petra Köpping. Vgl. dies.: Integriert doch erst mal uns! Eine Streitschrift für den Osten, Berlin 2018, S. 39 f. Goschlers FAZ-Artikel war offenbar auch Anstoß für eine Sendung des politischen Kabaretts im ZDF. Vgl. Die Anstalt vom 5. 11. 2019 (»Die Abwicklung der DDR – 30 Jahre Mauerfall«), https://www.claus-von-wagner.de/tv/anstalt/20191105-30-jahre-mauerfall (Zugriff am 19. 10. 2021).
10 Aus erfahrungsgeschichtlicher Perspektive: Kerstin Brückweh / Clemens Villinger / Kathrin Zöller (Hg.): Die lange Geschichte der »Wende«. Geschichtswissenschaft im Dialog, Berlin 2020.
11 Irrwege im Niemandsland, in: Der Spiegel vom 4. 3. 1991.
12 Helmut Schmidt: Handeln für Deutschland. Wege aus der Krise, Berlin 1993, S. 32.
13 Peter Christ / Ralf Neubauer: Kolonie im eigenen Land. Die Treuhand, Bonn und die Wirtschaftskatastrophe der fünf neuen Länder, Berlin 1991; Heinz Suhr: Der Treuhandskandal. Wie Ostdeutschland geschlachtet wurde, Frankfurt am Main 1991; Martin Flug: Treuhand-Poker. Die Mechanismen des Ausverkaufs, Berlin 1992; Rüdiger Liedtke (Hg.): Die Treuhand und die zweite Enteignung der Ostdeutschen, München 1993.
14 Dierk Hoffmann: Im Laboratorium der Marktwirtschaft: Zur Geschichte der Treuhandanstalt 1989/90 bis 1994. Ein neues Forschungsprojekt des Instituts für Zeitgeschichte, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 66 (2018), S. 167 – 185. In der Zwischenzeit sind bereits andere Studien erschienen, die auf der Auswertung von Treuhandakten basieren. Vgl. Louis Pahlow / André Steiner: Die Carl-Zeiss-Stiftung in Wiedervereinigung und Globalisierung 1989 bis 2004, Göttingen 2017; Norbert F. Pötzl: Der Treuhand-Komplex. Legenden – Fakten – Emotionen, Hamburg 2019. Dagegen führt Marcus Böick im Archivverzeichnis seiner Dissertation (wie Anm. 9) den Treuhandaktenbestand (B 412) zwar auf, ohne aus ihm aber zu zitieren. Der von ihm angegebene Aktenbestand des Treuhand-Untersuchungsausschusses (THAUA, im Parlamentsarchiv des Deutschen Bundestags) wurde erst nach der Drucklegung allgemein öffentlich zugänglich gemacht. Das hat manchen Rezensenten jedoch nicht davon abgehalten, die vermeintliche Auswertung unveröffentlichter Archivalien, insbesondere der Treuhandakten, ausdrücklich hervorzuheben. Vgl. Rezension von Alexander Leipold, in: Neue Politische Literatur (2020), S. 568 – 570; Rezension von Werner Bührer, in: Francia-Recensio 2020, DOI: 10.11588/frrec.2020.1.71624 (Zugriff am 30. 5. 2022).
15 Der Begriff »Transformationsgesellschaft« tauchte bereits im Untertitel der 2019 publizierten Studie von Steffen Mau über Lütten Klein auf. Vgl. außerdem Michael Schwartz: Transformationsgesellschaft. DDR-Geschichte im vereinigten Deutschland, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 69 (2021), S. 346 – 360. Dagegen ist der von Thomas Großbölting eingeführte Begriff der Wiedervereinigungsgesellschaft zeitlich sehr viel enger gefasst, zumal er ähnlich verlaufende sozioökonomische Prozesse in Osteuropa beim Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft unberücksichtigt lässt. Vgl. Thomas Großbölting: Wiedervereinigungsgesellschaft. Aufbruch und Entgrenzung in Deutschland seit 1989/90, Bonn 2020.
16 Dabei zeigten sich aber auch schon Verwerfungen innerhalb der ostdeutschen Gesellschaft. Zum Gegensatz zwischen Bürgerrechtsbewegung und Intellektuellen auf der einen und Protestbewegung auf der anderen Seite: Detlef Pollack: Das unzufriedene Volk. Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute, Bielefeld 2020, S. 100 – 104.
17 Vgl. Bernd Gehrke: Die »Wende«-Streiks. Eine erste Skizze, in: Bernd Gehrke / Renate Hürtgen (Hg.): Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989: Die unbekannte Seite der DDR-Revolution. Diskussion – Analysen – Dokumente, Berlin 2001, S. 247 – 270, hier S. 247.
18 Dagegen setzt Detlev Brunner den Beginn der Protestbewegung erst im Vorfeld des Staatsvertrags vom 18. Mai 1990 an. Vgl. Detlev Brunner: Auf dem Weg zur »inneren Einheit«? Transformation und Protest in den 1990er-Jahren, in: Marcus Böick / Constantin Goschler / Ralph Jessen (Hg.): Jahrbuch Deutsche Einheit 2020, Berlin 2020, S. 169 – 186, hier S. 171. Vgl. zur Protestkultur in Ostdeutschland den Beitrag von Christian Rau im vorliegenden Band.
19 Vgl. Jessica Elsner: Enttäuschte Hoffnung. Soziale Ungleichheit im Automobilwerk Eisenach in der Transformationszeit (1989 – 91), in: Dierk Hoffmann (Hg.): Transformation einer Volkswirtschaft. Neue Forschungen zur Geschichte der Treuhandanstalt, Berlin 2020, S. 174 – 187, hier S. 175 – 177. Allgemein zu den betrieblichen Protesten: Ilko-Sascha Kowalczuk: Revolution ohne Arbeiter? Die Ereignisse 1989/90, in: Peter Hübner (Hg.): Arbeit, Arbeiter und Technik in der DDR 1971 bis 1989. Zwischen Fordismus und digitaler Revolution, Bonn 2014, S. 537 – 610, hier S. 586 – 592.
20 Aufruf der »Initiative zur demokratischen Umgestaltung der Gesellschaft«, Initiativgruppe von Arbeitern aus dem VEB ELGAWA, Plauen o. D. [Anfang Oktober 1989], in: Gehrke / Hürtgen (Hg.): Der betriebliche Aufbruch im Herbst 1989 (wie Anm. 17), S. 337.
21 Vgl. Peter Skyba: Sozialpolitik als Herrschaftssicherung. Entscheidungsprozesse und Folgen in der DDR der siebziger Jahre, in: Clemens Vollnhals / Jürgen Weber (Hg.): Der Schein der Normalität. Alltag und Herrschaft in der SED-Diktatur, München 2002, S. 39 – 80, hier S. 65 f.
22 Vgl. Andreas Malycha: Die SED in der Ära Honecker. Machtstrukturen, Entscheidungsmechanismen und Konfliktfelder in der Staatspartei 1971 bis 1989, München 2014, S. 6.
23 Vgl....