Hoffmann | Mythor 60: Das böse Auge | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 60, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Hoffmann Mythor 60: Das böse Auge


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9812-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 60, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9812-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Logghard, siebter Fixpunkt des Lichtboten und Ewige Stadt, hat auch am 250. Jahrestag der Belagerung allem standgehalten, was die Kräfte der Finsternis in einem wahren Massenangriff gegen die Bastion der Lichtwelt ins Feld führten. Somit haben die Streiter des Lichtes auf Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt, trotz des Debakels von Dhuannin und anderer Niederlagen gegen die vordringenden Heere der Caer eine gute Chance, sich auch weiterhin zu behaupten. Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held nach seinem Vorstoß in die Schattenzone die nördliche Hälfte der Welt durch das Tor zum Anderswo verlassen. Während Mythor inzwischen seine Abenteuer in Vanga, der vom weiblichen Geschlecht beherrschten Südhälfte der Welt, besteht, ist Luxon in Gorgan geblieben, um seine Ansprüche als rechtmäßiger Shallad gegen Hadamur, den Usurpator, durchzusetzen. Doch die Dinge laufen für Luxon nicht allzu gut. Auch wenn er dem Henker entronnen ist, der in Hadam auf ihn wartete, so lauern weiterhin tödliche Gefahren auf ihn, und so trifft er nach seiner Irrfahrt durch die Düsterzone auf DAS BÖSE AUGE ...

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1.


Luxon saß in seinen grauen Lumpen auf einem mannshohen Felsen in der Mitte einer kleinen Senke und haderte mit seinem Schicksal.

Um den Felsen herum saßen sie, hockten auf dem kahlen Boden oder lagen wie schlafend da – zwergenhafte Menschen mit fast schwarzer Haut, gedrungenen Körpern und langen, bis auf den Boden reichenden Armen und viel zu großen Köpfen. Das wild wuchernde Haupthaar fiel ihnen bis auf die Hüften und verbarg fast völlig ihre Gesichter und Oberkörper. Wenn diese derben Gesichter doch einmal zum Vorschein kamen, so leuchteten in ihnen große, gelbliche Augen, deren Farbe sich allerdings schnell verändern konnte.

Diese Augen waren das Schrecklichste an den Valunen.

Sie drängten ihn schon wieder, wurden unruhig und wollten neue Geschichten hören. Luxon wusste nur zu gut, dass ihm wenig Zeit zur Erholung blieb. Die Zwerge würden ihre Augen auf ihn richten und ihn zwingen, weiterzumachen. Mit ihrem Bannblick machten sie jeden Gegner wehrlos und brachten einen Menschen dazu, alles zu tun, was sie von ihm verlangten.

Luxon hatte es mittlerweile oft genug am eigenen Leibe erfahren. Es half auch nichts, sich einfach abzuwenden oder das Gesicht in den Händen zu verbergen. Wie eine Affenhorde stürzten sich die Valunen dann auf ihn, drehten ihm die Arme auf den Rücken und zogen ihm die Lider hoch.

»Gleich«, sagte er. »Wartet nur noch, bis mir eine neue Geschichte eingefallen ist.«

»Dann erzähle uns die letzte noch einmal!«, erscholl es im Chor um ihn herum. »Erzähle! Erzähle!«

»Ich überlege ja schon! Ich bin eben auch vergesslich, ihr kleinen Plagegeister!«

Vergesslich – oh ja, das waren sie. Wahrscheinlich hatten sie jetzt schon wieder vergessen, was er ihnen gerade gesagt hatte.

Ganz so schlimm war es natürlich nicht. Luxon sah ihre Augen in der ewigen Dunkelheit dieses gebirgigen Landes leuchten und wollte die Ruhepause so lange wie möglich ausdehnen. So viele Geschichten hatte er den Valunen schon erzählt, wahre und erfundene, dass er schon fast selbst nicht mehr wusste, was Wirklichkeit und was Traum war.

Ihre verdammte Vergesslichkeit! Spätestens nach ein paar Tagen wussten sie nichts mehr von dem, was er ihnen gesagt hatte oder was überhaupt hier geschehen war. Sie konnten ein und dieselbe Geschichte zehnmal hören, und jedes Mal kreischten sie von neuem vor Begeisterung. Sie waren dabei ungeheuer wissbegierig, trotz ihrer ansonsten kaum ausgeprägten geistigen Fähigkeiten. Darum brauchten sie einen Hüter und Anführer, der sich für sie erinnerte und dafür sorgte, dass sie nicht vergaßen, wer sie überhaupt waren und welche Gefahren sie hier, in der Düsterzone, zu fürchten hatten.

All das tat Luxon für sie, und dabei fühlte er sich von Tag zu Tag schwächer, als zehrte ihn etwas aus.

Wie oft hatte er Necron schon verflucht, den Alleshändler, der ihn im Austausch gegen ein halbes Dutzend Graupferde und einige andere Güter als Häuptling an die Valunen verkauft hatte?

Wie viel Tage waren eigentlich vergangen, seit Necron mit seinem Gefährt in der Düsternis verschwand und ihn hier zurückließ? Fünf oder sechs? Zehn vielleicht?

Nur manchmal riss die Dunkelheit für kurze Zeit auf, und dann konnte Luxon die Berge jenseits der Düsterzone schwach sehen. Auf seine Fragen, welches Land dort liege, konnten die Zwerge ihm keine Antwort geben – sie hatten es vergessen.

Allerdings mussten sie über eine gewisse Stammeserinnerung verfügen, etwas, das tief in ihnen verankert war und nur manchmal in ihr Denken drang. Luxon hatte beobachtet, wie einige Valunen sich gegenseitig Dinge vorsagten, die sie kurz darauf anderen gegenüber wiederholten. Dies geschah ohne Unterlass. Was so wichtig für sie war, dass sie es behalten mussten, hielten sie auf diese Weise fest.

So wussten die Valunen nur zu sagen, dass sie manchmal in dieses Land jenseits der Düsterzone vordrangen und dort auf Raubzug gingen. Dass sie dabei neben den begehrten Graupferden auch Menschen jagten und verschleppten, war nicht gerade dazu angetan, sie Luxon liebenswerter zu machen. Dazu kamen ihre seltsamen Andeutungen, dass sie sich von dort einen neuen Hordenführer holen würden, sobald Luxon »gegangen« sei.

Wohin sollte er denn gehen? Sein bisher einziger Fluchtversuch war kläglich gescheitert. An Händen und Füßen hatten die Zwergenhaften ihn zu ihren Höhlen zurückgeschleift.

»Erzähle jetzt weiter!« Ein Stein flog heran. Luxon konnte nur knapp ausweichen. »Eine neue Geschichte! Wozu bist du unser Häuptling?«

Drei, vier Valunen kamen auf den Felsen zu und legten die Köpfe weit in den Nacken. Ihre Haare teilten sich über den Gesichtern, und schon begannen ihre Augen ihr schauriges Farbenspiel zu zeigen.

»Gut, gut!«, rief er. »Setzt euch wieder. Ich fange an!«

Damit er wenigstens für Stunden wieder Ruhe hatte und vielleicht etwas schlafen durfte. Er wusste, dass er hier heraus musste, aus diesem düsteren Gefängnis, das größer und weiter war, als sein Auge reichte. Aber wie?

»Ich erzähle euch die Geschichte von dem Mann, der ein Königssohn war und von skrupellosen Schurken um seinen Thron gebracht wurde. Dieser Mann hieß Arruf und war der Sohn eines mächtigen Herrschers, der Shallad geheißen wurde.«

Die Valunen scharten sich wieder im Kreis um den Felsen. Andere kamen aus Höhlen und gesellten sich zu den gespannt Lauschenden. Natürlich hatte Luxon ihnen auch diese Geschichte schon erzählt. Auf diese Weise konnte er sich wenigstens etwas seinen Zorn auf Hadamur von der Seele reden. Natürlich wussten die Valunen nicht, wer der Shallad war und dass es ein Shalladad gab. Vorsichtshalber aber nannte Luxon seinen Namen in der Geschichte nicht.

»Arruf wusste lange Zeit nicht, dass er der rechtmäßige Herrscher war und ein anderer auf seinem Thron saß, bis er einen Freund fand, den er zunächst gar nicht als seinen Freund erkannte und behandelte. Im Gegenteil versuchte er, diesem Mann alles streitig zu machen, was er für sich beanspruchte. Der Mann hieß Mythor und wurde vom Volk ›Sohn des Kometen‹ genannt. Arruf aber glaubte, selbst der Sohn des Kometen zu sein und somit auch alle Schätze besitzen zu müssen, die der Lichtbote für ihn hinterlassen hatte.«

Luxon erzählte den Valunen nun von seinen vielen Abenteuern während dieser Zeit, als er Mythor immer und immer wieder ein Schnippchen zu schlagen versuchte – meist mit Erfolg. Dann redete er von den Ereignissen, die dazu geführt hatten, dass er die Wahrheit über sich selbst erfuhr. Das schien die Zwerge weniger zu interessieren als die Schilderung der Schlacht um Logghard. So war es schon beim ersten Mal gewesen. Und auch jetzt lauschten die Valunen wieder gebannt.

»Dann«, fuhr Luxon fort, wobei seine Zunge immer trockener wurde und er wieder das Gefühl hatte, mit jedem gesprochenen Wort würde ein Teil seiner Seele regelrecht aus ihm herausgesogen, »als die Schlacht um die Ewige Stadt geschlagen und die Mächte der Finsternis besiegt worden waren, wurde Arruf vom Oberkommandierenden Logghards als neuer, rechtmäßiger Shallad anerkannt. Dieser Oberkommandierende hieß Gamhed, der Silberne, und war noch vom Shallad Rhiad, dem Vater Arrufs, eingesetzt worden. Ihm und seinen tapferen Kriegern entging es nicht, dass Hadamur, der falsche Shallad, sich feige vor dem Kampf gedrückt hatte. Also schworen sie dem falschen Herrscher ab und gelobten Arruf die Treue.«

»Und Arruf besiegte den falschen Herrscher?«, fragte einer der Zwerge schrill dazwischen.

Luxons Miene verfinsterte sich. Er schüttelte den Kopf.

»Nein. Etwas geschah, womit niemand rechnen konnte. Irgendjemand muss einen Rachedämon beschworen haben, der Arruf daraufhin übel mitspielte. Er ließ Arrufs Geist in einen anderen Körper überwechseln, der nach seinem Vorbild entstanden war. In diesem anderen Körper starb Arruf auf dem Richtplatz von Hadam, Hadamurs neuer Residenzstadt. Vorher rief er aus, dass doch Hadamur der rechtmäßige Shallad sei und er nur ein Betrüger. Der echte Arruf aber erwachte später im Gefährt des Alleshändlers Necron, und sein Geist war zu ihm zurückgekehrt, nachdem er seinen eigenen Tod miterleben musste – und die Demütigung.«

»Wir kennen Necron auch!«, rief ein Valune. »Er brachte uns etwas!«

Sie wussten nicht einmal mehr, dass er ihnen ihn gebracht hatte, Luxon.

»Necron verkaufte den unglücklichen Arruf irgendwo in der Düsterzone!«, schrie Luxon den Zwergen entgegen. »An so abscheuliche Kreaturen, wie ihr sie euch gar nicht vorstellen könnt! Aber er wird auch einen Weg finden, sich aus ihrer Gewalt zu befreien, und wenn er noch einmal zehn Tage warten muss!«

»Das war deine Geschichte?«, fragte ein Zwerg, der auf halber Höhe auf einem Vorsprung des Felsens hockte. In die anderen, die in der Senke saßen oder vor den Eingängen ihrer Höhlen kauerten, kam Bewegung. »Die Geschichte ist dumm. Arruf wird niemals fliehen können. In der Düsterzone ist er doch hilflos!«

»Das werden wir sehen«, knurrte Luxon. »Vielleicht erzählt euch bald ein anderer einen besseren Schluss. So, und jetzt will ich schlafen und mir neue Geschichten für euch überlegen.«

»Nein! Erzähle uns von Necron! Wir kennen Necron. Wir sagen uns immer seinen Namen auf. Warum müssen wir ihn kennen, Luxon?«

Der Mann aus Gorgan seufzte.

»Weil er euch eure Häuptlinge bringt. Weil er euch mich brachte.«

»Erzähle uns davon!«

Vier, fünf Valunen riefen es wieder im Chor. Luxon sah ein, dass sie ihn nicht von seinem Erzählerfelsen fortlassen würden, bevor er ihnen nicht auch diesen Wunsch erfüllt hatte.

»Aber dann gebt ihr Ruhe! Versprecht mir...



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