Hoffmann | Schreie über dem Stillen Ozean | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 176 Seiten

Reihe: Abenteuer in Übersee

Hoffmann Schreie über dem Stillen Ozean


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-4514-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2, 176 Seiten

Reihe: Abenteuer in Übersee

ISBN: 978-3-7693-4514-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Tropisches Südamerika. Claudia, behütete Tochter aus reicher Familie, gerät in die Fänge brutaler Banditen und wird in ein Bordell in der Hafenstadt Buenaventu-ra verschleppt. Traumatische Erlebnisse drohen sie zu vernichten. Gerade noch rechtzeitig erkennt sie, dass sie nur überleben kann, wenn sie bereit ist, dafür zu kämpfen. Wild entschlossen über ihr Schicksal wieder selber zu bestimmen, bricht sie mit ihrer Herkunft und passt sich dem von Gewalt und Begierde geprägten Umfeld an. Skrupel oder Scham scheint sie nicht mehr zu empfinden. Doch bei einem Fluchtversuch in eine Urwaldsiedlung an Kolumbiens einsamer Pazifikküste erlebt sie wieder eine andere, ihr bislang ebenfalls unbekannte Welt. Angezogen von dem anspruchslosen, aber dennoch heiteren Art und der Herzlichkeit der Küstenbewohner stellt sie ihr bisheriges Leben erneut infrage. Ihr Elternhaus ist ihr endgültig fremd geworden, eine Rückkehr undenkbar. Sie muss eigene Wege gehen.

Manfred Hoffmann. Geboren 1950 in Berlin. Als Seeoffizier der Bundesmarine, Freelancer in der außenpolitischen Redaktion des ZDF, weltweit eingesetzter Rechtsanwalt und Troubleshooter für einen Industriekonzern sowie fast dreißig Jahre in offizieller Mission für die deutsche Außenwirtschaftsförderung an wechselnden Orten in Lateinamerika und Asien stationiert, steht er für die Nomaden unserer Zeit. Seine Aufgaben, Reisen und Recherchen führten ihn an ungewöhnliche Plätze und ließen ihn zahllose, ausgefallene Schicksale miterleben. Inspiriert von seinen Begegnungen und Erlebnissen. widmet er sich nunmehr fiktiven Geschichten, die in jenen Weltgegenden spielen, in denen er so viele Jahre verbracht hat. Er lebt heute in Berlin und Spanien, ist verheiratet und hat zwei Söhne.

Hoffmann Schreie über dem Stillen Ozean jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Regenzeit
Es regnet in Strömen. Gewaltige Wassermassen verhüllen die Palmen, ergießen sich rauschend auf den blühenden Hibiskus und trommeln auf die großen Blätter der Bananenstauden. Der Himmel ist von düsteren, fast unheimlich wirkenden Wolken verhangen. Brütende Hitze lässt das dichte Grün am Fluss dampfen. Aufsteigende Nebelschleier ziehen über die Wasserfläche. Das andere Ufer ist nicht mehr zu erkennen. Juan, einer der Fahrer wartet im Wagen vor dem Eingang auf Claudia. Eigentlich hätten sie längst losfahren müssen, um rechtzeitig zu der großen Abschlussfeier des Jahrganges in der Universität zu sein. Endlich kommt sie. Sie trägt eine elegante, wenn auch etwas altmodische, hochgeschlossene Bluse und einen langen, engen Rock. Eine Perlenkette der Großmutter ziert ihren schlanken Hals. Ungeschminkt und mit hochgestecktem Haar erscheint sie streng und unnahbar, puritanisch. Nur ihre hohen Absätze passen nicht zu diesem Bild. Neben der restlichen Kleidung wirken sie fast obszön. „Der Regen hört heute überhaupt nicht mehr auf. So ein Pech. Wie soll ich denn trocken in das Universitätsgebäude gelangen?“ Nervös steigt sie in das Auto. „Wir sind spät dran.“ Ein vor Nässe triefender Wächter öffnet das Tor. Juan folgt zügig dem gewohnten Weg, ständig bemüht die großen Pfützen möglichst zu umfahren, da man nie weiß, wie tief sie sind oder ob ein Gullydeckel fehlt. Endlich erreichen sie die Universität. Juan hält im Schutz eines großen Baumes am Straßenrand, nahe dem Eingang. Nur wenige Leute sind hier unterwegs. Die Gäste der Feier sind schon längst im Saal und andere Passanten sind unter das nächste Dach geflüchtet. Mit einem großen Regenschirm eilt er um das Auto und öffnet Claudia die Wagentür. Der lange, enge Rock erweist sich beim Aussteigen als außerordentlich hinderlich. Höflich reicht er ihr deshalb seine Hand und hilft ihr aus dem Fahrzeug. Dabei bemerkt er nicht, dass sich zwei Männer eilig nähern. Plötzlich wird er hochgerissen. Einer von ihnen hält ihm eine Pistole an seine Schläfe. „Keinen Ton“, zischt ihm der Mann ins Ohr. Ehe Claudia begreift, was geschieht, hat sie der andere Mann auf die Straße gezerrt. Ein Auto rast heran, bremst und mit quietschenden Reifen stoppt es direkt neben ihnen. Die Tür wird aufgerissen und mit einem heftigen Stoß schleudert der Mann Claudia auf die Rückbank. Er folgt ihr und drängt sich neben sie. Sein Gefährte verpasst Juan noch einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf bevor er auf den Beifahrersitz springt. Wenige Sekunden später ist das Auto verschwunden. Alles ging so schnell, dass niemand irgendetwas davon mitbekommen hat. Als Juan wieder zur Besinnung kommt, sieht er sich verwirrt um. Zu spät. Wutschäumend muss er erkennen, dass er nichts mehr tun kann. Er spürt weder den Schmerz am Kopf noch den strömenden Regen. Nur ein einziger Gedanke beherrscht ihn nun: Wie soll er Claudias Vater erklären, was geschehen ist? Immer wieder hatte er ihm vollmundig versprochen, als erfahrener Bodyguard auf Claudia besonders gut aufzupassen. Und nun hat er sich doch überrumpeln lassen und kläglich versagt. Der Wagen mit Claudia und den drei Männern fährt in die Hafengebiete am Fluss. Schnell hat sie jede Orientierung verloren. Der Regen ist so stark, dass sie kaum etwas erkennen kann. Doch dieser Teil der Stadt ist ihr ohnehin völlig unbekannt. „Lassen Sie mich sofort frei!“ Vom ersten Schreck einigermaßen erholt, hat sie ihren gewohnten Befehlston wiedergefunden. „Du hast uns überhaupt nichts zu sagen, Mädchen. Die Befehle geben wir hier!“, antwortet der Mann neben ihr mit einem zynischen Lächeln. „Wissen Sie eigentlich, wer mein Vater ist? Er hat viele mächtige Freunde bei der Polizei und man wird Sie ziemlich schnell finden.“ „Natürlichwissen wir, wer dein Vater ist und er wird brav zahlen. Wir werden sehen wie viel ihm seine Tochter Wert ist.“ Wütend mustert Claudia den immer noch lächelnden Mann neben sich. Er ist um die Dreißig, braun gebrannt, hat schwarzes Haar und eine eigenartige Narbe am rechten Oberarm. Sein Akzent verrät, dass er aus Kolumbien stammen muss. Der Beifahrer dreht sich um und betrachtet Claudia mit abschätzigem Blick. Er ist unverkennbar ein Indígena aus dem Hochland. „Dir wird das Befehlen schon vergehen, meine Hübsche.“ Es folgt noch eine Bemerkung in seiner eigenen Sprache, die Claudia nicht versteht und er blickt wieder nach vorne. Der Fahrer konzentriert sich schweigend auf die Straße. Sein Gesicht kann sie nicht sehen. Schließlich stoppt das Auto vor einem alten, halb verfallenen Lagerhaus. Claudia wird über eine schmale eiserne Treppe in ein oberes Geschoss geführt. Immer wieder bleibt sie mit ihren Pfennigabsätzen in dem Gitterboden hängen. Um nicht zu stürzen, muss sie den engen Rock ein gutes Stück hochziehen. „Endlich sieht man etwas von deinen Beinen, Schwester“, amüsiert sich der Indígena vom Beifahrersitz, der dicht hinter ihr folgt. „Schade, dass du nicht mehr davon zeigst!“ Ein Blick voller tiefer Verachtung ist ihre Antwort. Einer der Räume oben ist ganz offensichtlich als Gefängnis vorbereitet worden. Ein schäbiges Bett, ein Tisch, ein Stuhl auf nacktem Betonboden und eine Wasserflasche mit einem schmutzigen Glas daneben ist alles, was es dort gibt. Durch ein vergittertes Fenster sieht man auf eine gegenüberliegende Wand, die wohl auch zu einer Lagerhalle gehört. Der bislang schweigsame Fahrer des Wagens erweist sich jetzt als Anführer der Gruppe. „Du übernimmst die erste Wache Carlos“, befiehlt er dem Mann vom Rücksitz in strengem Ton. „Und du, Rogelio, löst ihn um Mitternacht ab.“ Dann wendet er sich Claudia zu. „Wenn du vernünftig bist, dich an unsere Anweisungen hältst und dein Vater bezahlt, wird dir nichts geschehen.“ Er versucht, dabei einen fast freundlichen Ton zu finden, doch sein Gesicht wirkt hart und entschlossen. „Falls du jedoch auf dumme Gedanken kommst, wirst du es bitter bereuen.“ Die drei verlassen den Raum und verschließen die Tür. Claudia hört noch, wie der Anführer der Bande Rogelio in gereiztem Ton warnt: „Du lässt mir die Finger von dem Mädchen, verstanden!“ Auf Zehenspitzen stehend, kann sie wenig später durch das Fenster beobachten, wie er und Rogelio davonfahren. Grabesstille. Der Mann mit der Narbe, den sie Carlos genannt haben, hat wohl irgendwo im Gebäude seinen Posten bezogen. Aber auch von ihm ist nichts zu hören. Sie ist allein. Nun ist tatsächlich das geschehen, vor dem sich nicht nur Claudias Familie schon immer gefürchtet hatte: Trotz aller Wächter ist sie entführt worden und der Vater wird ein hohes Lösegeld zahlen müssen, um seine Tochter lebend und wohlbehalten zurückzubekommen. Der Albtraum aller Begüterten im Lande ist ausgerechnet für ihre Familie zur schrecklichen Realität geworden. Es wird schon gut gehen. Nur ruhig bleiben und die Nerven nicht verlieren, sagt sie sich wieder und wieder, doch es will ihr nicht gelingen. Aufgewühlt wälzt sie sich von einer Seite auf die andere und findet keinen Schlaf. Erst weit nach Mitternacht übermannt sie endlich die Müdigkeit. Der lang gezogene, tiefe Ton einer nahen Schiffssirene weckt sie wenig später wieder auf. Es ist noch früh am Morgen und wird gerade erst hell. Im ersten Augenblick weiß sie nicht, wo sie sich eigentlich befindet, doch schnell kehrt sie in die Wirklichkeit zurück. Sie, die auf jede kleinste Einschränkung ihrer Freiheit ganz besonders empfindlich reagiert, ist nun eine Gefangene. Stets darauf bedacht, sauber und gepflegt zu sein, liegt sie jetzt auf einem vor Schmutz starrenden Bett. Rock und Bluse sind restlos zerknittert. Wirre Haarsträhnen verbergen Teile eines von Schrecken gezeichneten Gesichts. Gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen und bewundert zu werden, kommt es ihr jetzt vor, als habe man sie wie ein hübsches, aber zerrissenes Ballkleid aussortiert und dort abgelegt, um zu probieren, noch etwas Geld dafür zu bekommen, bevor man es sonst entsorgt. Jemand hat sogar noch die Schuhe hinterhergeworfen, denkt sie, als ihr Blick auf ihre hochhackigen Schuhe auf dem kahlen Boden mitten im Raum fällt. Auch für die interessiert sich niemand mehr. Selbst eine dicke Kakerlake läuft achtlos daran vorbei. Die Tür wird aufgeschlossen und Rogelio betritt den Raum. Mit einer abfälligen Geste stellt er einen Teller mit einem Stück Brot und einer undefinierbaren, breiigen Masse auf den Tisch. „Ihr Frühstück ist angerichtet, Señorita!“ Mit einem diabolischen Grinsen betrachtet er sie. Langsam wandern gierige Augen über jeden Teil ihres Körpers. Doch es ist nicht nur Lust, die ihn beherrscht. Sein stechender Blick verrät auch blanken Hass. Als Kind hatte Rogelio erlebt, wie seine Familie und zahllose Angehörige seines Volkes um ihn herum bitter verelendet sind, nachdem man sie von ihrem Land verdrängt oder vertrieben hatte. Mit der Abwanderung aus ihren angestammten Gebieten in die Städte wurden die letzten, ihnen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.