Hold | Von Raben und Prinzen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 354 Seiten

Hold Von Raben und Prinzen

Hydeas Lied
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7598-1393-0
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Hydeas Lied

E-Book, Deutsch, 354 Seiten

ISBN: 978-3-7598-1393-0
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine falsche Prinzessin, die ihre Heimat retten will. Ihr Verlobter, der gegen die Dunkelheit in sich ankämpft. Und ein Kronprinz, dessen Lächeln alles durcheinanderbringt. Elayne, eine einfache Bedienstete, soll sich fortan als Prinzessin Ophenia ausgeben, nachdem die echte Prinzessin auf der Reise zu ihrem Verlobten ums Leben kommt. Um ihr Land zu schützen, das dringend auf das Bündnis durch eine Hochzeit mit Prinz Alesander angewiesen ist, lässt sie sich auf das gefährliche Spiel ein. Doch bald muss sie nicht mehr nur ihre Heimat beschützen, sondern auch sich selbst. Denn das Herz des Prinzen ist von Dunkelheit befallen. Gleichzeitig schenkt ihr dessen Bruder Darian mehr Aufmerksamkeit, als ihrer Maskerade guttut. Einzig ihr sensibles Gespür, hinter dem sich in Wahrheit noch so viel mehr verbirgt, verspricht Hoffnung. Aber kann sie ihre Identität verheimlichen und gegen das zunehmende Dunkel ankommen, ohne dabei ihr eigenes Herz zu verraten? »Nur wenige von uns sehen wirklich. Nur wenige hören der Geschichte zu. Nur wenige verstehen Hydeas Lied.«

Madeleine Hold, die am besten auf den Namen Maddy hört, erzählt schon immer gern eigene Geschichten oder versinkt in denen anderer. Ob Bücher, Filme, Serien, Games, Comics oder Theater - für sie gibt es nichts Schöneres, als all die Leben zu leben und all die Welten zu bereisen, die einem durch die Fantasie offenstehen. Da ist es wenig verwunderlich, dass sie nicht nur schreibt, sondern auch beruflich in der Buchbranche gelandet ist. Wenn sie sich ausnahmsweise mal nicht mit Büchern umgibt, entdeckt sie neue Orte in der realen Welt (Inspiration sammeln!) oder tanzt in ihrer Wohnung zum zehnten Mal in Folge zu demselben Song.
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1

Mit geübtem Griff nahm Elayne das letzte Kleid von der Leine. Wie die übrigen, die sie in einem Flechtkorb im Gras neben ihren Füßen aufgetürmt hatte, legte sie es sorgfältig zusammen. Es war aus einem hauchzarten Stoff gefertigt, so blau, wie sie sich das Meer vorstellte, und ein Geschenk aus Kree für die Prinzessin von Balezan. Seit einigen Monaten brachten Boten immer wieder teure Geschenke aus dem Land im Westen und sie alle sandte Prinz Alesander, der jüngste Sohn des Königs von Kree.

Die Farbe wird Nia schmeicheln, dachte Elayne und hievte den Korb vom Boden auf. Grashalme kitzelten sie an den Knöcheln und kalte Luft streichelte ihr Gesicht, während sie ihn zurückschleppte.

Bald schon würde sich der Frühling für sie nicht mehr so kühl anfühlen wie jetzt. Nie wieder würde er das. In Kree wurde es zum Ende des Winters bereits so warm wie hier in Balezan zu Beginn der Sommertage. Zumindest behauptete das Gondrick, und der war schon ein paar Mal dort gewesen.

Bevor Elayne das schmale Plateau des Vorhofs hinter sich ließ und die getrockneten Kleider zurück ins Schloss trug, hielt sie einen Moment inne. Den Korb gegen ihre Hüfte gestemmt blieb sie im Gras stehen und schloss die Augen. Wenn sie Nia in ein paar Tagen auf deren Reise in ein fremdes Land begleitete, würden der Duft des Windes und die Geräusche, die er zu ihr trug, niemals mehr dieselben sein. Darum reckte sie die Nase in den Himmel, um die ersten aufgegangenen Blumen und die frisch aufgewühlte Erde in den Beeten ringsum richtig wahrzunehmen. Ihr honigblondes Haar wehte um ihre Schultern, streichelten ihre Arme. Sie lauschte, in der Hoffnung, sich das Pfeifen der Winde, die den Tafelberg und das Schloss darauf umströmten, und auch die gewohnten Stimmen seiner Bewohner einzuprägen. Obwohl sie all das mit ganzer Seele vermissen würde, trübte der bevorstehende Abschied ihre Vorfreude kein bisschen.

Nicht nur ein fremdes Land lag vor ihr, sondern ein ganz neues Leben. Außerdem würde Nia bei ihr sein und eine Zeit lang sogar Gondrick. Ihm Lebewohl zu sagen, wenn auch nicht für immer, das würde schwerer werden, als ihre Heimat zu verlassen.

»Tut dir der Kopf weh, Mädchen?« Wie gerufen tauchte der General neben ihr auf. »Oder blendet dich die Sonne? Hat sich ja lange nicht blicken lassen, da wundert’s mich kaum.«

Elayne blinzelte gegen das Licht, dann wandte sie sich ihm zu. Ihn zu sehen hob ihre Laune noch weiter an. »Weder noch. Ich genieße bloß den Moment.«

Darauf antwortete Gondrick mit einem Lächeln. Die Falten neben seinen Augen und um seinen Mund gruben sich tiefer in seine von zahllosen Kämpfen gegerbte Haut. Strähnen seines silbergrauen Haars bewegten sich, vom Frühlingswind getrieben, auf seiner Stirn hin und her.

»Du warst schon immer lieber hier draußen«, sagte er irgendwann und es klang ein wenig danach, als schwelgte er in Erinnerungen.

Davon teilten sie beide eine Menge. Da sie ihren Vater früh verloren hatte und auch ihre Mutter nicht lang genug am Leben geblieben war, um sie aufwachsen zu sehen, war der General wohl das, was für sie einer Familie am nächsten kam. Vielleicht war es für ihn ganz natürlich gewesen, nach ihr zu sehen und dafür zu sorgen, dass sie möglichst behütet aufwuchs. Schließlich hatte er ihre Mutter gekannt und gerngehabt. Aber für Elayne würde das große Herz des Generals immer einem Wunder gleichkommen. Dank ihm mangelte es ihr an nichts. Die Arbeit im Schloss bereitete ihr Freude und als einziges Mädchen im Alter der Prinzessin hatte König Seremon sie bereits als kleines Kind zu Nias Spielgefährtin auserkoren. Sie genoss also nicht nur die Gunst der Königsfamilie, sondern hatte auch immer eine Freundin an ihrer Seite.

»Ich halte dich von deinen Pflichten ab«, stellte Gondrick fest und hob seine raue Hand an ihre Wange, um sie zu tätscheln. »Außerdem ist es kalt und du läufst herum, als wären wir schon in Kree.«

Elayne folgte seinem Blick hinunter zu ihren Füßen, die von den halbhohen Schuhen, in denen sie steckten, kaum bedeckt wurden. Normalerweise trug sie Strümpfe dazu, aber als die Sonne heute Morgen endlich durch die hartnäckige Wolkendecke gebrochen war, hatte sie sich hinreißen lassen. Jetzt fror sie an den Knöcheln, doch wenn sie ganz still stehenblieb, wärmten Sonnenstrahlen sie für einen kurzen Moment wieder auf. Einer der vielen Zauber des Frühlings.

»Rein mit dir, sonst erkältest du dich noch vor unserer Reise.«

Sie nickte und schenkte ihm ein breites Lächeln, bevor sie tat, wie ihr geheißen.

Auf dem Weg zu Nia machte sie einen Abstecher in die Küche, wo sie jemanden antraf, der offenbar dieselbe Idee gehabt hatte wie sie.

Millys Rotschopf blitzte hinter der geöffneten Tür eines Vorratsschranks hervor. Ihre kurzen wilden Locken baumelten, nicht annähernd von dem weißen Diensthäubchen auf ihrem Kopf verdeckt, hin und her, während sie in dem Schrank nach etwas kramte.

»Die Zimttaschen sind ganz unten, gleich hinter dem Mehl.« Elayne trat näher und lugte an der Schranktür vorbei ins Innere der mit Zutaten gefüllten Schatzkammer. Der Duft von Mehl und Zucker schlug ihr entgegen und, für ihre feine Nase nicht zu überriechen, auch der von Zimt. »Aletta versucht immer, sie zu verstecken, aber so wird das nichts.«

Sie grinste Milly an, die in der Bewegung innehielt und sich ertappt zu ihr umdrehte. Sofort bereute Elayne ihre Worte. Bisher hatte sie zwar noch nicht viel Gelegenheit gehabt, das neue Dienstmädchen kennenzulernen, doch offensichtlich ließ es sich nicht gern beim Essen beobachten.

Elayne besaß ebenfalls keine so schlanke Taille wie die anderen Mädchen im Schloss. Bislang machte sie sich keine Gedanken darüber, ob sie für andere gierig aussah, wenn sie in einem Schrank nach Süßem wühlte. Dennoch verstand sie sehr wohl, was es wahrscheinlich in der wenig jüngeren Milly auslösen musste, deren Gesicht nun von einer Wolke aus Scham verdunkelt wurde.

»Tut mir leid«, entschuldigte Elayne sich aufrichtig. »Ich bin wegen der Zimttaschen hier. Darum dachte ich, du seist es auch. Gibst du mir zwei?«

Ohne etwas zu sagen, schob Milly den Sack mit Mehl beiseite und holte die Platte mit dem Gebäck hervor, das Aletta, die Königin der Küche, dort in Sicherheit glaubte. Sie reichte Elayne zwei der Taschen. Sich selbst nahm sie keine einzige, schob das Tablett aber auch nicht gleich wieder zurück ins Versteck. Es würde wohl noch etwas Zeit brauchen, bis sie Elayne gegenüber auftaute.

Diese nahm sich vor, mehr dafür zu tun. Schließlich teilten sie eine Zukunft in Kree, würden beide die Prinzessin als persönliche Dienstmädchen begleiten. Sie sollten auf jeden Fall Freundinnen werden.

»Danke.« Elayne wickelte die Ausbeute in ein sauberes Tuch aus dem Regal neben den Vorratsschränken und ließ sie in ihrer Rocktasche verschwinden. »Sehen wir uns später noch?«

Bei Millys verunsichertem Blick, die tiefblauen Augen aufgerissen wie ein erschrockenes Reh, erwartete sie keine Antwort. Darum verabschiedete sie sich mit einem letzten Lächeln. Dann machte sie sich mit dem Wäschekorb, den sie auf dem Küchenboden abgestellt hatte, auf zu Nia.

Die Räumlichkeiten von Balezans Prinzessin waren die schönsten und hellsten im ganzen Schloss. Da dieses insgesamt aber eher durch Bescheidenheit bestach und mehr darauf ausgelegt war, Menschen draußen zu halten als sie einzuladen, würden Nias wenige Habseligkeiten ihre neuen Räume in Kree wahrscheinlich leer aussehen lassen. Leer wirkte es jetzt auch hier, denn Nia und ihre strahlende Präsenz fehlten. Stattdessen gab es einen klitzekleinen Gast. Im Gegenlicht zuerst nur ein schwarzer Punkt vor den großen Bogenfenstern, erkannte Elayne beim Eintreten eine Biene. Das Insekt musste sich ins Schloss verirrt haben.

»Du bist ja früh dran«, bemerkte sie.

Schließlich hatte der Frühling gerade erst den Winter verabschiedet. Bestimmt war die Biene vor dem Wind nach drinnen geflohen und suchte zwischen bunt gemusterten Möbelpolstern, Bettwäsche und Vorhängen nach einer wahrhaftigen Blume. Sie würde keine finden.

Elayne betrat das angrenzende Ankleidezimmer. Da sie Nias Abwesenheit so deutlich spürte, sah sie sich in dem ebenso hell erleuchteten Raum gar nicht erst nach ihr um. Stattdessen sortierte sie die Wäsche in den massiven Schrank und die Truhen aus Kiefernholz, bevor sie ins Schlafzimmer zurückkehrte. Dort öffnete sie ein Fenster, damit es für das kleine Wesen, das noch immer summend herumirrte, einen Weg nach draußen gab. Statt hinauszufliegen, suchte es sich allerdings einen weniger frühlingshaften Platz auf Nias Nachttisch aus. Es landete auf einem Stück Papier und krabbelte mit winzigen Beinchen darauf herum.

»Da wirst du keinen Blütenstaub finden«, prophezeite Elayne mit einem nachsichtigen Lächeln. »Nur die höflichen Worte eines Prinzen.«

Um die Biene nicht aufzuscheuchen, fasste sie den Brief nicht an, aber das musste sie auch nicht. Die schön geschwungene Handschrift Alesanders stach sofort ins Auge. So konnte wahrlich nur jemand schreiben, der Stunden um Stunden mit Tinte und Feder zubrachte. Von plötzlicher Neugier gepackt überflog sie ein paar Zeilen.

Verehrte Prinzessin, da Eure Reise bevorsteht … gutes Vorankommen … erwarte Euch mit Freude … In Eurem letzten Brief … Verzeiht, dass ich Euch so lange auf eine Antwort warten ließ … fühle mich nun besser …

War er krank gewesen? Davon hatte Nia gar nichts erzählt.

Ein flaues Gefühl breitete sich in Elaynes Bauch aus und sie trat einen Schritt zurück....



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