E-Book, Deutsch, 376 Seiten
Holland Regen und Meer
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-0115-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 376 Seiten
ISBN: 978-3-7526-0115-2
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Fernweh treibt die 26-jährige Caro zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Ohne das Wissen ihrer Familie und vor allem ihres langjährigen Freundes Sam bewirbt sie sich kurzentschlossen als Friseurin auf einem Kreuzfahrtschiff, um auf diese Weise die Welt zu erkunden. Diese Reise hält nicht nur allerhand Überraschungen für sie bereit, sondern auch Patrick, einen charmanten Kollegen, der ihre Gefühle Achterbahn fahren lässt. Wird sie sich am Ende für ihn entscheiden oder zurück in das beschauliche Allgäu gehen, um den bodenständigen Sam zu heiraten...
"Manchmal ist es wichtig, sich auf eine Reise zu machen, loszulassen und mutig zu sein - unser Herz kennt den Weg." Sarah Holland wurde 1989 in Braunschweig geboren und lebt auch heute mit ihrem Ehemann und ihrer kleinen Tochter dort. Die studierte Eventmanagerin unternimmt in ihrer Freizeit gerne Kreuzfahrten. Bei einer solchen Reise wurde sie zu diesem Debütroman inspiriert, so dass diese Geschichte teilweise auf wahren Begebenheiten beruht.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Caro konnte alles ganz deutlich erkennen, aber das war doch unmöglich. War das wirklich sie, die gerade durch einen Kreuzfahrt-Terminal schlenderte, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt? Sie trat durch die große Glastür hinaus und blieb abrupt stehen, erschlagen von dem Anblick dieses gigantischen Schiffes. Sie hielt sich die Hand schützend über die Augen, um trotz der blendenden Sonnenstrahlen alles genau zu erkennen. Ihre Blicke wanderten über die vielen Decks, die Gangway bis hin zu den orangefarbenen Rettungsbooten. Sie bestaunte die Größe des Kreuzfahrtschiffes und versuchte, dessen Länge abzuschätzen. Lächelnd beobachtete sie die Passagiere, die glücklich an Bord gingen und dort freundlich mit einem Glas Sekt oder Orangensaft empfangen wurden. Gerade als sie sich auch auf den Weg machen wollte und Kurs auf die Gangway nahm, wurde sie durch ein lautes Geräusch daran gehindert. Ihr Wecker klingelte unbarmherzig und ließ ihren schönen Traum verblassen. Sie wollte nicht aufwachen, jedenfalls jetzt noch nicht. Sie wollte an Bord gehen und in See stechen. Doch der Wecker auf ihrem Nachtisch ließ nicht mit sich verhandeln und gab erst Ruhe, als Caro die letzten Bilder ihres Traums abschüttelte, sich aufrichtete und ihn ausschaltete. Sie schaute kurz auf die Zeiger der Uhr und erlaubte sich noch einen Augenblick, um ihren nächtlichen Ausflug Revue passieren zu lassen. Es war alles so real gewesen und die Erinnerung daran zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen. Sollte der Traum etwa das Zeichen sein, auf das sie gewartet hatte? „So ein Unsinn“, schnell streifte Caro den Gedanken beiseite, schlug die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Im Bad betrachtete sie ihr Spiegelbild und war ganz zufrieden mit ihrem Anblick. Sie fuhr mit ihren Fingern durch ihre langen blonden Haare, um sie zu bändigen. Tagsüber frisierte sie sie gerne zu einem seitlich geflochtenen Zopf, der ihrer herzförmigen Gesichtsform noch mehr Ausdruck verlieh. Obwohl Caro nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Make-Up-Artistin in München gemacht hatte und viel Wert auf ihr Äußeres legte, benutzte sie selbst nur wenig Schminke, die sie aber gezielt einsetzte. So war sie sich der Wirkung ihrer tiefblauen Augen mit den langen dichten Wimpern bewusst und unterstrich diese noch mit ein wenig Wimperntusche. Auch benutzte sie gerne einen nudefarbenen Lippenstift, der ihren vollen Lippen etwas Sinnliches verlieh. Als sie ihre Morgenroutine beendet hatte, drehte und wendete Caro sich noch einmal vor dem Spiegel und war mit ihrem Werk und ihrem Aussehen zufrieden. Sie war jedoch auch selbstkritisch genug, um zu wissen, dass ihretwegen der Verkehr niemals zum Stillstand kommen würde. Mit einer Größe von 1,67 m war sie weder zu klein noch besaß sie Modelmaße. Sie wirkte eher zierlich, doch durch die harte Arbeit auf dem elterlichen Hof war sie muskulöser, als ihr Anblick es erahnen ließ. Als Caro das Schlafzimmer verließ, dachte sie noch einmal über ihren Traum nach und kurz überfiel sie wieder die Sehnsucht nach der Ferne abseits ihres kleinen idyllischen Dorfes im Allgäu, in dem auch ihre Familie und ihr Freund lebten. Ihre Eltern besaßen hier einen Hof mit umliegenden Feldern, die von ihrem Vater bewirtschaftet wurden. Ihre Mutter kümmerte sich um die Tiere. Anfangs waren es nur ein paar Hühner und Kühe. Mittlerweile gesellten sich noch drei Hunde, fünf Pferde und eine Herde Schafe hinzu. Ihr Bruder Tim war schon vor einigen Jahren mit in die Landwirtschaft eingestiegen und unterstützte ihre Eltern, wo er nur konnte. Eines der Pferde gehörte Caro. Sie hatte die Stute, die auf den Namen Penelope hörte, zu ihrem 18. Geburtstag bekommen und wann immer Caro es einrichten konnte, unternahm sie lange Ausritte in Begleitung ihrer Hündin Laila. Caro hing an ihrer Heimat und ihrem Zuhause, dennoch verspürte sie stets den Drang, auch noch etwas anderes fernab des Hofes zu erleben. Das war auch der Grund dafür gewesen, dass sie sich an einer Make-Up-Artist-Schule in München beworben hatte. Ihre Mutter, die selbst aus einer Großstadt stammte, konnte Caro als Einzige verstehen und hatte sie bei ihren Ausbildungsplänen unterstützt. Caro war für drei Jahre nach München in eine Wohngemeinschaft gezogen, hatte unter der Woche dort gelebt und war über das Wochenende immer zwischen München und Kempten per Bahn hin- und hergependelt, um auch weiterhin mit auf dem Hof aushelfen zu können. Ein anderer Grund für ihre Stippvisiten war natürlich auch ihr Freund Samuel, von allen kurz Sam genannt. Er hatte sich beharrlich geweigert, Caro in München zu besuchen. In den drei Jahren ihrer Ausbildung war er nur vier Mal bei ihr gewesen und das auch nur, weil er zu Fortbildungen von der Bank aus nach München hatte reisen müssen. Sam mochte die Großstadt nicht, aber er bezweckte mit seinem Verhalten auch, dass Caro der Heimat nicht komplett den Rücken zukehrte. Samuels Familie hatte den Hof direkt neben Caros Familie gekauft und die Nachbarn verstanden sich seither bestens. Von Konkurrenz war hier keine Spur. Umso begeisterter waren alle gewesen, als Sam und Caro vor sieben Jahren verkündet hatten, dass sie ein Paar waren. Obwohl Sam gelernter Bankkaufmann war und derzeit in einer Filiale in Kempten arbeitete, sollte er irgendwann gemeinsam mit seinem Bruder den Hof der Familie übernehmen. Er liebte es, direkt nach dem Bürojob in den Ställen noch zwei, drei Stunden weiterzuarbeiten. Für ihn war es ein Ausgleich und er wollte weder auf das eine noch auf das andere verzichten. Das führte allerdings dazu, dass Caro und Sam sich eigentlich nur bei der Hofarbeit sahen und, seitdem sie vor zwei Jahren zusammengezogen waren, kurz nachdem sie ihre Ausbildung in München abgeschlossen hatte, immerhin noch zum gemeinsamen Abendessen. Das alles ging Caro durch den Kopf, als sie sich jetzt Frühstück zubereitete. Sam war bis Donnerstag auf einer seiner verhassten Fortbildungen und das ausgerechnet in dieser Woche, in der Caro praktisch Zwangsurlaub hatte. Der Friseursalon, in dem sie arbeitete, hatte wegen Betriebsferien geschlossen. Aber auch ihr Traum ließ sie nicht los. „Hirngespinste“, schimpfte sie mit sich selber. „Daran ist nur Kim schuld!" Kim war Caros beste Freundin und sie hatten sich während ihrer gemeinsamen Ausbildung in München kennengelernt. Als Caro am Abend zuvor wieder einmal die Sehnsucht nach der großen weiten Welt beschlichen hatte und ihr Wunsch, andere Länder zu bereisen, fast übermächtig geworden ist, klingelte das Telefon. Am anderen Ende des Hörers hatte sie die Stimme von Kim vernommen, die ihr von ihrem neuen Job bei einem Fernsehsender berichtet hatte und von einem Kollegen dort, der sowas von heiß aber leider vergeben war. Immer noch in ihre Wunschträume versunken, waren die Worte ihrer Freundin kaum zu ihr durchgedrungen. Die mangelnde Aufmerksamkeit war Kim natürlich nicht entgangen und als sie deswegen nachgehakt hatte, hatte Caro ihren Gedanken freien Lauf gelassen. Sie hatte ihrer Freundin anvertraut, dass sie so gerne einmal Deutschland verlassen und andere schöne Plätze auf der Welt erkunden wollte. Sie hatte aber auch ihre Bedenken darüber geäußert, dass sie nicht über das nötige Kleingeld verfügte, um irgendwo einfach ein paar Wochen Urlaub zu machen. Kim, die sofort Feuer und Flamme gewesen war und sowieso die feste Überzeugung vertrat, dass ein Leben auf dem Land viel zu eintönig sein musste, hatte ihr schließlich das Hirngespinst mit dem Kreuzfahrtschiff eingepflanzt. Sie hatte Caro von der Option berichtet, auf einem schwimmenden Hotel zu arbeiten und auf diese Weise die Welt zu bereisen. Schließlich gäbe es auf diesen riesigen Schiffen einen eigenen Beautysalon und damit würde man in kürzester Zeit viele verschiedene Länder und Städte besuchen und nebenbei auch noch Geld verdienen. Caro hatte unsicher nachgefragt: „Es gibt Schiffe mit einem eigenen Beautysalon?“ Kim hatte nur gelacht und gewitzelt, auf welchem Planeten sie eigentlich leben würde und ob man im Allgäu eigentlich gar nichts von der Welt mitbekam. Dann hatte sie ihre Freundin aufgeklärt: „Kreuzfahrtschiffe sind der neuste Reisetrend und es gibt viele verschiedene Anbieter. Clubschiffe für Familien, Luxusschiffe mit gehobener Klientel, kleine Schiffe, große Schiffe, Megaschiffe und so weiter.“ Caro hatte mit Erstaunen zugehört und war spontan von der Idee angetan gewesen. Sie hatte Kim freundlich abgewimmelt, mit dem Verspechen, sie bald zurückzurufen. Caro wollte sich erst einmal in Ruhe im Internet schlau machen und recherchieren, inwieweit ihre Freundin Recht hatte. Schon bald war sie auf die Seite eines wohl sehr beliebten und großen Kreuzfahrtanbieters gestoßen und dort bei den Stellenanzeigen gelandet. Sie hatte erstaunt festgestellt, dass Jobs sowohl an Land als auch an Bord angeboten wurden. Schnell hatte sie sich entschieden, die Stellen an Land auszublenden, denn sie hatte andere Pläne und wollte schließlich nicht nur in einer Stadt sein. Sie war total nervös gewesen und hatte eine Stellenanzeige nach der nächsten durchgescrollt. Sie war sehr erstaunt...