Hollegger / Gneiß | Maximilian I. (1459-1519) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 350 Seiten

Hollegger / Gneiß Maximilian I. (1459-1519)

Herrscher und Mensch einer Zeitenwende
2. erweiterte und überarbeitete Auflage 2025
ISBN: 978-3-17-037432-4
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Herrscher und Mensch einer Zeitenwende

E-Book, Deutsch, 350 Seiten

ISBN: 978-3-17-037432-4
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Heirat Maximilians mit Maria von Burgund (1477), seine Wahl zum Römischen König (1486) und die spanische sowie die ungarische Doppelhochzeit (1496/97 bzw. 1515), welche den Grundstein für das Reich Karls V. bzw. für die Donaumonarchie legten, brachten die Habsburger nach den Rückschlägen im 14. und 15. Jahrhundert wieder zurück auf die politische Bühne Europas und leiteten das Jahrhundert des Hauses Österreich/Casa d'Austria ein.
In den letzten 15 Jahren seit der 1. Auflage wandelte sich das Maximilianbild vom "letzten Ritter" und "Virtuosen in nutzlosen Künsten" immer mehr zum Medienkaiser, Renaissancefürsten und (Haus-)Machtpolitiker mit bereites deutlich machiavellistischen Zügen. Zugleich gewannen die Umbrüche der Zeitenwende um 1500 durch neue interdisziplinäre Zugänge immer deutlichere Konturen, die sich auch in der facettenreichen Persönlichkeit Maximilians I. widerspiegeln. Erzählen und erklären in einer Mischung aus interpretieren und quantifizieren ist der Weg und zugleich das Ziel der 2. Auflage, die im Text leicht überarbeitet und mit Anmerkungen zu Quellen und Literatur ergänzt ist.

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1 Herkunft und Jugend
1.1 Abstammung und Geburt 1459
Ahnenreihe
Um der ganzen Welt zu beweisen, dass die Habsburger »das edelste Blut im Himmel und auf Erden« seien,6 ließ Maximilian durch seine Genealogen umfangreiche Stammbaumforschungen durchführen. Auftragsgemäß führten diese die habsburgische Dynastie über die Staufer, Ottonen und Karolinger bis auf die Trojaner und – vom Kaiser später allerdings wieder verworfen – bis auf Noah zurück. Über die Heiligen der habsburgischen Sipp- und Magschaft (Verwandtschaft) wollte man sie sogar mit dem Himmel verknüpfen. Neben der Befriedigung seines Geltungsbedürfnisses verfolgte Maximilian mit diesen heute abstrus anmutenden Stammbaumklitterungen aber auch einen durchaus nüchternen politischen Zweck: Sie sollten den Anspruch Habsburgs auf die Kaiserkrone samt der damit zumindest ideell verbundenen Vorherrschaft in der Christenheit untermauern, und zwar als eine dem rivalisierenden französischen Königshaus der Valois mindestens ebenbürtige Dynastie.7 Ausschlaggebend für den Aufstieg der Habsburger war freilich nicht genealogische Auserwähltheit, sondern zielbewusste Hausmachtpolitik durch dynastische Heiraten. Schon die leopoldinische Linie der Habsburger, der Maximilian entstammte und die nach der Neuberger Teilung von 1379 Steiermark, Kärnten, Krain, die windische Mark, Pordenone, Binnenistrien, Feltre, Belluno, die Grafschaft Tirol und die Vorlande beherrschte, hatte dabei den europäische Osten, Süden und Westen im Blick: Maximilians Urgroßvater Leopold III. heiratete Viridis Visconti von Mailand, sein Großvater Ernst der Eiserne in zweiter Ehe Cymburgis von Masowien und sein Vater Friedrich III. Eleonore von Portugal. Erfolgten diese Heiraten bis Friedrich III. im Kreis von politisch und sozial ebenbürtigen gräflichen und herzoglichen Familien, war für Friedrich als Römischem König und künftigem Kaiser die höchste Stufe möglich, nämlich die Verbindung mit einer königlichen Familie – eine Ebene, die Maximilian mit der spanischen und der ungarischen Heirat seiner Kinder und Enkel fortsetzen sollte.8 Bis sich die Habsburger aber endgültig als Römisch-deutsche Könige durchsetzen konnten, waren sie nach dem Tod Albrechts I. zwischenzeitlich wieder von der Spitze des Reiches verdrängt und durch die Goldene Bulle sogar von der Königswahl ausgeschlossen worden. Damit fehlte den Mitgliedern der Dynastie längere Zeit der äußere Zwang und die unbedingte Notwendigkeit einer geschlossenen Hausmachtpolitik, die ihrem auch untereinander maßlosen persönlichen Ehrgeiz Grenzen gesetzt hätte. Nach einer Zeit voller bürgerkriegsähnlicher Wirren zwischen den rivalisierenden habsburgischen Brüdern und Vettern und einer ganzen Reihe von im Grunde wirkungslosen Teilungsverträgen um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert, kam es zu den ständischen Schiedssprüchen von 1406 und 1409, deren Bestimmungen 1411 bzw. 1417 endgültig vollzogen wurden und zu einer weiteren Teilung der Leopoldiner in eine innerösterreichische und eine Tiroler Linie führten. Die innerösterreichische Linie sollte unter Maximilian schließlich 1490 bzw. 1493 die Länderteilungen überwinden und die österreichischen Erbländer wieder in einer Hand vereinigen, was dann bis 1564 Bestand hatte.9 Eltern
Maximilians Urgroßvater Leopold III. und sein Großvater Ernst der Eiserne waren äußerst ehrgeizige Fürsten mit Expansionsplänen im Westen und im Süden sowie hochfliegenden dynastischen Projekten. Obwohl von der ganzen Persönlichkeit her wesentlich nüchterner und rationaler, war auch Maximilians Vater Friedrich III. von der Größe des Hauses Österreich und der Auserwähltheit der habsburgischen Dynastie unerschütterlich überzeugt. Dass er dabei mehr auf die Macht der Zeit – dies ist wohl die ursprüngliche Bedeutung seines bekannten buchstabenmagischen oder zahlenmystischen Vokalspiels A. E. I. O. V. (Omnia tempora tempus habent/?»Alles hat seine Zeit«)10, das zugleich zu seinem gleichsam ewigen Besitzzeichen bzw. Eigentumsvermerk wurde – sowie auf seine Rechte als Kaiser statt auf kriegerische Taten setzte, lag an seinen sehr beschränkten Mitteln.11 Als in Stein gehauenen Anspruch für die Ewigkeit ließ er in der Wappenwand zu Wiener Neustadt die Ahnenreihe aus der Fabelchronik von den 95 Herrschaften, welche die Geschichte Österreichs über 95 christliche, heidnische und jüdische Dynastien von den Anfängen der Welt heraufführte, zusätzlich zu den 14 Wappen der damaligen habsburgischen Länder in 93 Phantasiewappen darstellen, was gewiss Maximilians spätere, bereits eingangs erwähnte genealogische Klitterungen beeinflusst hat.12 Geburt
Geboren wurde Maximilian am 22. März 1459, einem Gründonnerstag, in der Burg von Wiener Neustadt. Als die ungarischen Magnaten später Maximilians Ansprüchen auf die Stefanskrone damit begegneten, nur einen Ungarn zu ihrem König wählen zu wollen, hielt ihnen Maximilian in einer Mischung aus Affront und Provokation entgegen, er sei doch ein geborener Ungar, da er im sogenannten Ungarnturm der Wiener Neustädter Burg das Licht der Welt erblickt habe. Neben dem Geburtsort wurde aber auch der Geburtstag Maximilians später für propagandistische Zwecke benützt. Wegen der Nähe zum Karfreitag, zu Kreuzestod und Erlösung, wurde auch Maximilian von der Staatspropaganda immer wieder in einer Reihe mit Erlöserfiguren wie Jesus Christus oder dem antiken Herkules genannt.13 Namengebung
Die Namengebung und die Wahl des Taufpaten Maximilians war überschattet von jenem Ereignis, das damals das ganze christliche Europa in seinen Bann zog, nämlich die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen (1453).14 Daher wurden für den Prinzen die Namen Georg nach dem heiligen Drachentöter, Konstantin nach dem ersten christlichen Weltkaiser oder eben Maximilian nach dem heiligen Maximilian von Lorch, einem Verteidiger und Märtyrer des Glaubens, in Betracht gezogen. Friedrich III. entschied sich schließlich für Maximilian, weil er sich vom gleichnamigen Heiligen im Cillier Erbfolgekrieg gewarnt und gerettet glaubte. Getauft wurde der Prinz am Ostersonntag, dem 25. März 1459, vom Salzburger Erzbischof Sigmund von Volkersdorf. Sein Taufpate war der reiche und mächtige Woiwode von Siebenbürgen Nikolaus Ujlaky, einer der besonderen Vertrauensmänner des Kaisers, der auch hinter der Wahl Friedrichs zum König von Ungarn gestanden war.15 Horoskop
Wie vieles im späteren Leben Maximilians wirkt auch das meiste rund um seine Geburt und Taufe inszeniert, d. h. von der Hofgeschichtsschreibung entsprechend zurechtgebogen.16 Es fällt doch auf, wie sehr bereits bei der Geburt die Idee der Glaubensverteidigung und des Kreuzzuges dominant herausgestrichen wird. Dazu beigetragen hat wohl auch, dass der Papst im selben Jahr 1459 Friedrich III. das geweihte Schwert übersandte und ihn als Kaiser zum Führer des christlichen Heeres bestellte, was dann auf Grund der tatsächlichen Machtlosigkeit Friedrichs III. allerdings über die symbolische Geste nicht hinauskam. Was ebenfalls zu denken gibt und den Eindruck der Inszenierung verstärkt, ist die Schilderung, dass bei der Geburt Maximilians ein großer Komet am Himmel erschienen sei und die Planeten wunderliche Konstellationen gebildet hätten. Ganz offensichtlich sollte dies nahelegen, dass ein ganz Großer, ja ein Welterlöser geboren sei, wie seinerzeit unter dem Stern von Bethlehem. In die gleiche Kerbe schlägt die Schilderung Grünpecks, der Knabe habe sich beim ersten Bad hoch aufgerichtet, was nach der altindischen Buddhalegende ebenfalls die Berufung zur Weltherrschaft bedeutet. Aus der von Johannes Müller von Königsberg/Regiomontanus im Auftrag Eleonores von Portugal erstellten Nativität (Stand der Gestirne zum Zeitpunkt der Geburt) des Knaben, sind jedoch weder ein Komet noch wunderliche Sternenkonstellationen ablesbar. Das bei Josef Grünpeck wiedergegebene Horoskop, das Maximilian ein äußerst bewegtes Leben mit vielen Höhen und Tiefen voraussagt, erscheint ex post zurechtgemacht. Eine gewisse abergläubische Ader konnte...


Dr. Manfred Hollegger ist Projektleiter der Regesten Maximilians I. im Rahmen der Regesta Imperii. Dr. Markus Gneiß ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Mittelalterforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.



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