Horstmann / Kopp | Archiv - Macht - Wissen | Buch | 978-3-593-39146-5 | sack.de

Buch, Deutsch, 252 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 218 mm, Gewicht: 342 g

Horstmann / Kopp

Archiv - Macht - Wissen

Organisation und Konstruktion von Wissen und Wirklichkeiten in Archiven

Buch, Deutsch, 252 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 141 mm x 218 mm, Gewicht: 342 g

ISBN: 978-3-593-39146-5
Verlag: Campus Verlag GmbH


Nicht erst seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln sind Archive und ihre Rolle als Träger von Erinnerung, Repräsentation, Wissenskonstruktion und Herrschaftspraxis von Interesse. Die Autorinnen und Autoren beleuchten diese Zusammenhänge mithilfe eines erweiterten Archivbegriffs, der Akten, Sammlungen in Bibliotheken und Museen, aber auch Diskurse umfasst.
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Weitere Infos & Material


InhaltEinleitungArchiv - Macht - Wissen: Organisation und Konstruktion von Wissen und Wirklichkeiten in ArchivenAnja Horstmann, Vanina KoppArchive als Orte der HerrschaftspraxisSimancas - Ein Archiv um die Welt zu regieren? Archivwissen und Verwaltungshandeln zur Zeit Philipps II.Marc-André GrebeInformationsverdichtung als Herrschaftsintensivierung?Michael AumüllerKönigliche Archive und Herrschaftsinformation am Beispiel des spätmittelalterlichen FrankreichsVanina KoppDas Schweigen der Subalternen - Die Entstehung der Archivkritik im PostkolonialismusHubertus BüschelArchive als Orte der WissenskonstruktionOffenbaren und Verheimlichen "vor dem Archiv" - Schriftlichkeit, Sichtbarkeit und Öffentlichkeit im spätmittelalterlichen LüneburgAndreas LitschelDie Schrift der Sterne - Das 'astro-politische' Archiv der Bibliothek MorandiSabine KalffStören, Vergessen, Zerstören - Ein anderer Blick auf einen frühneuzeitlichen KulturtransferMareike MenneAntiquarische Topik - Der Codex Pighianus und die Wissensverarbeitung der Frühen NeuzeitKathrin SchadeDas Museum als Sacharchiv - Deponieren und Exponieren von antiker Plastik in den Berliner Sammlungen des 19. JahrhundertsAstrid FendtArchive als Orte der (Re-)Präsentation und der WandlungDas Zeigen, Vergessen und Erinnern von Pressefotografien - Zur Funktionsweise der Massenmedien als visuelles ArchivMaren TribukaitFilm als Archivmedium und Medium des ArchivsAnja HorstmannDas "Archiv des Bia?ystoker Judenrats" - Selbstbilder jüdischer Akteure in den Quellen des geheimen Ghettoarchivs 1941-1943Karsten WilkeDie Rettung des Archivs - Ein Vorschlag zur Analyse eines WissensnetzwerksYaman KouliAusblickVom Sammler zum Jäger - Überlegungen zur archivischen Überlieferungsbildung im nichtamtlichen BereichStefan SudmannAutorinnen und Autoren


Aber was genau ist ein Archiv? Um sich dieser Frage anzunähern, soll eine allgemeine Definition vorangestellt werden: Das Archiv ist ein komplexes System, in dem verschiedene kulturelle Techniken und Materialien in unterschiedlichen Verhältnissen zueinander stehen. Weitere Anhaltspunkte, die gleichsam Stoßrichtungen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Archiv vorgeben, liefert die Definition eines 'Dispositivs' von Michel Foucault:"Es ist erstens ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architekturale Einrichtungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebenso wie Ungesagtes umfasst. [...] Das Dispositiv ist selbst das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft werden kann. Zweitens möchte ich mit dem Dispositiv gerade die Natur der Verbindung deutlich machen, die zwischen diesen heterogenen Elementen sich herstellen kann."Die Parallelen zum Archiv werden in den folgenden Erklärungen deutlich, in denen das 'Dispositiv' "als Operator [...] zur Bearbeitung, Lösung gesellschaftlicher Problemlagen und Transformationsphasen verstanden werden" kann. Dabei ist das Dispositiv strategisch zu nutzen: "Drittens verstehe ich unter Dispositiv eine Art - sagen wir - Formation, deren Hauptfunktion zu einem gegebenen historischen Zeitpunkt darin bestanden hat, auf einen Notstand (urgence) zu antworten."Diese Definition weist auf mehrere Aspekte hin, die ein Archiv auszeichnen: unterschiedliche Organisationen, Verknüpfungen zwischen der Gesellschaft und den Diskursen von Macht und Wissen, die den Fokus darauf richten, die Wirklichkeit in ihren als wesentlich betrachteten Elementen abzubilden. Jede Verschiebung oder Umcodierung eines Parameters bringt eine Verschiebung im 'Dispositiv' mit sich und somit eine Änderung in der Perzeption der Wirklichkeit. Das Archiv umfasst eine Datenmenge, die je nach Belieben und Können umgeformt oder anders gelesen werden kann, um neue Sinnzusammenhänge zu kreieren oder sich neuen Begebenheiten anzupassen und bildet somit die Basis auf der sich Wirklichkeiten konstruieren können. Dies ist scheinbar mit der Vorstellung von 'klassischen', institutionellen Archiven schwer zu vereinbaren, wird aber umso einleuchtender, wenn man an die Wandelbarkeit und Anpassungsfähigkeit von Erinnerungen oder von modernen (Speicher-)Medien denkt.An der Schnittstelle all dieser Überlegungen fragen die Autorinnen und Autoren dieses Buches auf der einen Seite danach, was für Formen und Ausprägungen Archive in unterschiedlichen Zeiten angenommen und wie Gesellschaften Wissen über sich gespeichert, geordnet und genutzt haben. Auf der anderen Seite soll analysiert werden, was diese Archive abbilden und welche Auswahlmechanismen nicht nur das Wissen und das Material, sondern auch die Zugänglichkeit und Kontrolle desselben konditionierten. Kurzum: In welche Wissens- und Machtstrukturen fügte sich das jeweils Archivierte, seien es amtliche Dokumente, private Buchsammlungen, Filme oder Erinnerungen, ein?Im Hintergrund zieht sich die methodologische Frage durch die vorliegenden Texte, wie historisch mit diesem Material umgegangen werden kann. Archiviertes ist einerseits Zeugnis einer Vergangenheit, andererseits auch Zeuge seiner Entstehung. Dieser Zusammenhang zwischen Realität und ihrer Repräsentation bewegt die (Geschichts-)Wissenschaft, wenn es um die Frage geht, wie Wirklichkeiten analysiert werden können, die ihrerseits durch die Überlieferung und ihre sozialen, politischen und diskursiven Bedingungen konstruiert sind. Das folgende lateinische Wortspiel illustriert anschaulich, dass keine Information (data) selbstverständlich gegeben (data) ist. Nutzer sind davon abhängig, welche Informationen unter welchen Bedingungen überliefert und wie diese institutionell und technisch zugänglich sind. Nicht zuletzt treten Historikerinnen und Historiker selbst als Akteure der Selektion auf, indem sie diese


Kopp, Vanina
Anja Horstmann und Vanina Kopp sind Stipendiatinnen des Graduiertenkollegs "Archiv - Macht - Wissen" an der Universität Bielefeld.

Horstmann, Anja
Anja Horstmann und Vanina Kopp sind Stipendiatinnen des Graduiertenkollegs "Archiv - Macht - Wissen" an der Universität Bielefeld.

Anja Horstmann und Vanina Kopp sind Stipendiatinnen des Graduiertenkollegs "Archiv - Macht - Wissen" an der Universität Bielefeld.


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