Hott | Die Verdrängung intrinsischer Motivation durch extrinsische Anreize | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 61 Seiten

Hott Die Verdrängung intrinsischer Motivation durch extrinsische Anreize

Empirische Befunde und theoretische Überlegungen

E-Book, Deutsch, 61 Seiten

ISBN: 978-3-640-78656-5
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Diplomarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich BWL - Sonstiges, Note: 1,0, Universität Kassel, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit und in welcher Form intrinsische Motivation durch extrinsische Anreize beeinflusst wird. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Untersuchung des so genannten Verdrägungseffektes. Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert. Im Anschluss an die Einleitung legt Kapitel zwei den Schwerpunkt auf eine begriffliche Abgrenzung und beschreibt den Einfluss von Motivation auf das menschliche Verhalten. Dabei steht insbesondere das Verständnis von instrinsischer Motivation im Vordergrung. Kapitel drei widmet sich dem Verdrägungseffekt und refektiert die Ergebnisse aus diversen Studien. Kapitel vier beleuchtet mögliche theoretische Erklärungen für den Verdrägungseffekt. Angeführt werden unter anderem die kognitive Evaluationstheorie, der "Overjustification"-Effekt, kognitive Dissonanz, Reaktanz sowie behavioristische und ökonomische Erklärungen. In Kapitel fünf werden verschiedene Bestimmungsfaktoren für die Verdrängung intrinsischer Motivation dargelegt, wobei der Schwerpunkt auf individuellen Faktoren liegt, deren tatsächlicher Einfluss und Grad der Beeinflussung empirisch schwer zu erfassen sind (z.B. Persönliche Beziehung und Arbeitsumfeld, Unterschiedliche Menschentypen). Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass Verdrägungseffekte einen messbaren Einfluss haben und in ihrem Ausmaß vor allem von der Art des extrinsischen Anreizes und der ausgeübten Tätigkeit abhängen.
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3. Ergebnisse aus empirischen Untersuchungen
  Der Verdrängungseffekt stellt eine Episode des Verhältnisses zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation dar. In diesem Fall sind beide Motivationsformen nicht additiv zueinander.[58] Wäre dem so, hätte auch die vor Beginn des dritten Kapitels vorgestellte Fabel einen anderen Verlauf: Die intrinsische Motivation der Halunken, gekennzeichnet dadurch, dass die Freude am Beschimpfen zunächst so groß ist, dass sie auch ohne Entlohnung durchgeführt wird, müsste durch eine zusätzliche Belohnung noch steigen. Allerdings ist das Gegenteil zu beobachten. Die Halunken ärgern den alten Juden nicht mehr aus Spaß, sondern auf Grund der Belohnung. Fällt diese weg, besteht kein Anreiz mehr, die Beschimpfung fortzusetzen. Die intrinsische Motivation zu einer Tätigkeit kann untergraben werden, indem sie bezahlt wird.[59]   Einen solchen Zusammenhang hat Titmuss bereits 1971 anhand von Blutspenden nachweisen können. Typischerweisen werden Blutspenden - obwohl sie nicht als angenehm gelten - gratis gegeben, erfolgen sie doch auf Grund der Erwartung, dass auch andere bereit sein werden, bei eigenem Bedürfen zu spenden.[60] Daraus wäre anzunehmen, dass eine angebotene Entlohnung die Bereitschaft steigert, mehr oder überhaupt zu spenden. Allerdings wurde festgestellt, dass bei Einführung einer finanziellen Kompensation die Anzahl der Blutspenden absinkt. Erst ab einer in bestimmter Höhe angebotenen Kompensation kann die ursprüngliche Menge der Blutspenden, die auch ohne Bezahlung geleistet wurde, wieder erreicht werden. Die freiwillige Hilfsbereitschaft ist durch finanziellen Anreiz nicht noch gestiegen, wie man erwartet hätte. „Vielmehr scheinen sich finanzielle Anreize auf die ideellen Motive auszuwirken“.[61] Der Verdrängungseffekt hat stattgefunden.   Die Entdeckung des Verdrängungseffekts hat dazu geführt, dass die Frage, welche Wirkung unterschiedliche extrinsische Anreizarten auf die intrinsische Motivation haben und ob es Wechselwirkungen gibt, aufgeworfen wurde.[62] Zur Überprüfung der Validität des Effekts sind dementsprechend zahlreiche Studien durchgeführt worden, die allerdings zu keinem einheitlichen Ergebnis gekommen sind, ob ein Crowding Out von intrinsischer Motivation tatsächlich existiert. Eine Erklärung dafür könnten die unterschiedlichen Forschungsansätze sein, die sich in der Methode (Laborexperiment, Feldstudie,   Metaanalyse), der Messung der intrinsischen Motivation, der Form der extrinsischen Anreize und in der Tätigkeit unterscheiden.[63] Im Folgenden sollen typische Beispiele für o. g. Methoden angeführt werden.   3.1 Laborexperimente
  Deci, als Vorreiter der Verdrängungshypothese, hat bereits 1971 eines der ersten Experimente zur Überprüfung selbiger durchgeführt. Bis heute existieren über 140 psychologische Studien zu negativen Belohnungseffekten, die im Rahmen dieser Arbeit selbstverständlich nicht alle vorgestellt werden können. Es zeichnet sich in allen aber ein typisches Versuchsparadigma ab: Zunächst werden Teilnehmer rekrutiert, meist Studenten oder Vorschulkinder, die ohne Entlohnung eine interessante Tätigkeit ausführen sollen. In einer zweiten Phase wurden die Probanden für die Tätigkeit entlohnt, wobei die Entlohnung in einem dritten Durchgang wieder entzogen wurde.[64] Nach jeder Phase wurde eine kurze Pause eingelegt, in der die Leiter des Experiments den Raum verließen, um die Teilnehmer in dieser sog. Free-Choice-Phase durch einen Zweiwegspiegel unbemerkt zu beobachten. In dieser Zeit konnten die Probanden frei entscheiden, ob sie weiterhin der Tätigkeit des Experiments nachgehen oder sich anders beschäftigen. Über eben jene Beobachtungen wurde dann die intrinsische Motivation bestimmt. Genauer gesagt, wurde die Zeitdauer gemessen, in der sich die Probanden in der Unterbrechung freiwillig und ohne Wissen beobachtet zu werden weiter mit der gestellten Aufgabe beschäftigten.[65] Zum anderen wurden Befragungen durchgeführt bezüglich des Interesses und der Freude an der Tätigkeit, der sogenannte Selbstreport.[66] Die ermittelten Daten wurden dann in einem letzten Schritt mit denen einer Kontrollgruppe verglichen, die in keiner der Phasen durch extrinsische Anreize beeinflusst wurde. Waren deren Ergebnisse insgesamt höher, war die Korrumpierung intrinsischer Motivation dringend anzunehmen.   Ein Experiment mit soeben beschriebenem Aufbau führte nun Deci mit 24 Studenten eines Psychologieeinführungskurses durch, die als intrinsisch motivierte Tätigkeit das Soma-Puzzle lösen sollten.[67] Es wurden zwei Gruppen gebildet, die in der ersten Phase beide keine Belohnung erhielten und nach 13 Minuten ihr Interesse an der Aufgabe in einem   Fragebogen bekunden sollten. Danach wurden sie acht Minuten allein gelassen und die Zeit gestoppt, in der sie an dem Puzzle weiterarbeiteten. In diesen Free-Choice-Zeiten standen durchaus attraktive Alternativen zur Beschäftigung zur Verfügung[68]. Im zweiten Durchgang brachte das Lösen pro Puzzle den Teilnehmern der Experimentalgruppe einen Dollar, was diesen auch explizit kurz vor Beginn gesagt wurde. Die Kontrollgruppe wurde nicht entlohnt. Nach der erneuten Pause (Durchgang 2) und wiederholten Auswertungen wurde diese Belohnung im dritten Durchgang jedoch wieder entzogen und daraufhin das finale Gutachten (Abb. 3-1) erstellt:     Abbildung 3-1: Freiwillige Weiterarbeit mit und ohne Belohnung (Mittelwert in Sek.)    Quelle: In Anlehnung an Deci, E. (1971), S. 109 und Uhl, A. (2000), S. 181   Nachdem im ersten Durchgang die Zeiten der freiwilligen Weiterarbeit beider Gruppen noch dicht beieinander lagen, sind im zweiten Durchgang die der Experimentalgruppe deutlich höher, was darauf zurückzuführen ist, dass die Teilnehmer für den dritten Durchgang üben wollten, da sie zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, dass die Belohnung kurz vorher wieder entzogen wird.[69] Nach der dritten Phase war es genau umgekehrt, die Kontrollgruppe lag vorn, während die Teilnehmer der Experimentalgruppe sogar noch unter ihrem Ergebnis des ersten Durchgangs lagen, obwohl dort ebenfalls wie im letzten Durchgang keine Belohnung gegeben wurde. Hingegen blieben die Zeiten der Kontrollgruppe insgesamt relativ konstant. Deci sah in diesem Ergebnis die Bestätigung, dass monetäre Anreize die intrinsische Motivation auf Dauer verringern können, was noch durch die Fragebögen untermauert wurde, die deutlich aufzeigten, dass das Interesse an der Aufgabe verloren ging, als keine Belohnung mehr gezahlt wurde.   Nicht nur im psychologischen Bereich ist der Verdrängungseffekt im Labor untersucht worden, sondern auch im ökonomischen. Unterschieden wird hierbei zwischen Experimenten, die mit realen Tätigkeiten durchgeführt werden und solchen, bei denen „die Teilnehmer eine Zahl als Repräsentation der Anstrengung“ wählen (abstrakte Anstrengungswahl).[70] Gemeinsam ist ihnen, dass die Probanden Aufgaben durchführen bzw. Entscheidungen bzgl. ihrer Anstrengung treffen und in Abhängigkeit davon entlohnt werden. Die intrinsische Motivation wird über die Leistung ausgewertet, begründet damit, dass eine hohe Anstrengung zu einer Verbesserung selbiger führt, was wiederum für viele Individuen ein direkt nutzenstiftendes Ziel sein kann. Intrinsische Motivation gilt also dann als verdrängt, wenn die Arbeitsanstrengung abnimmt. Die offensichtliche Vorhersage gemäß der Prinzipal-Agenten-Theorie zum Ausgang der Experimente lautet: Je höher der variable Lohn, desto höher die Anstrengung und Leistung.[71]   Diese Hypothese konnten Gneezy und Rustichini (2000) in einem Experiment mit realer Tätigkeit widerlegen. Sie teilten vier Gruppen mit jeweils 40 Personen ein, die 50 Fragen im Rahmen eines IQ-Tests beantworten sollten. Die Gruppen erhielten dafür unterschiedlich hohe Stücklöhne für jede richtige Antwort, die erste Gruppe sogar nur einen Fixlohn. Tatsächlich waren die Leistungsergebnisse bei höherer Stückentlohnung besser, aber überraschenderweise ist die Anzahl der richtigen Antworten in der „Fixlohngruppe“ höher als in der Gruppe mit dem geringsten Stücklohn.[72] Daraus schließen die Autoren, dass variable Leistungsentlohnung nur dann einen positiven Effekt hat, wenn sie hoch genug ist.[73]   In einem ähnlichen Laborexperiment, diesmal allerdings mit abstrakter Anstrengungswahl im Prinzipal-Agenten-Stil, konnten Sliwka und Irlenbusch (2003) Ähnliches feststellen. Jeder Prinzipal war einem Agenten zugeordnet und machte diesem jeweils ein Lohnangebot, welches im ersten Durchgang zunächst fix war. Daraufhin wählten die Agenten ihren Arbeitseinsatz, d. h. eine Zahl, die die Anstrengung für die Tätigkeit repräsentiert.[74] Das Ganze wurde in 20 Runden wiederholt. In einer zweiten Versuchsanordnung konnten die Prinzipale erneut einen reinen Fixlohn wählen oder dem Agenten diesmal zusätzlich einen prozentualen Anteil an ihren eigenen Ergebnissen überlassen. In Kenntnis dessen wählten die Agenten dann wieder ihren Arbeitseinsatz. Gemäß der traditionellen Annahme der Nutzenmaximierung sollte man nun damit rechnen, dass die zusätzliche Vergütungsmöglichkeit (also der „Stücklohn“) der Prinzipale die Anstrengung der Agenten und damit den Nettoertrag der Prinzipale erhöht. Tatsächlich hat sich aber gezeigt, dass ein durchschnittlich höherer...


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