E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Reihe: Gears of War
Hough Gears of War
Neuauflage 2020
ISBN: 978-3-7367-9906-6
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Abstammung
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Reihe: Gears of War
ISBN: 978-3-7367-9906-6
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieser Roman setzt die Story von Gears of War 4 fort und schlägt als offizielle Vorgeschichte des allerneusten Gears-Games eine Brücke vom vierten zum fünften virtuellen Abenteuer der Reihe. Nach Reyna Diaz' Tod durch den Schwarm, versiegelt Kait das Grab ihrer Mutter und schwört Rache! Mit ihren Verbündeten, darunter JD Fenix und Del Walker, kehrt sie nach New Ephyr zurück, um zu warnen: 'Der Schwarm kommt!'
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1. Kapitel Eine Einladung Der Stein in ihrer Hand war kaum mehr als ein Kiesel, trotzdem fühlte er sich an, als würde er das Gewicht der ganzen Welt in sich bergen. Kait Diaz hielt ihn in ihrer Handfläche, fühlte seine Kanten und seine Poren. Irgendwann war er zerbrochen – wann oder wo, konnte sie nicht sagen. Vielleicht während der gestrigen Schlacht, vielleicht aber auch schon vor einer Million Jahre, als sich ein Felsbrocken auf diesem gottverlassenen Hang gelöst hatte und heruntergerollt war. In jedem Fall war er einmal Teil von etwas Größerem gewesen und jetzt war er ein einzelner Stein. „Allein. Wie ich.“ Kait flüsterte die Worte nur, damit die anderen sie nicht hören konnten. Sie blickte auf und studierte den Steinhaufen, der den Höhleneingang blockierte. Selbst mit der Hilfe der anderen hatte es fast einen ganzen Tag gedauert, diese Mauer aufzutürmen und die Höhle zu versiegeln – die Gruft ihrer Mutter. Nur ein winziger Spalt war noch übrig, ein kleines Fenster in die Dunkelheit. Sobald sie diese Lücke mit dem Stein in ihrer Hand geschlossen hätte, wären sie fertig. Dann wäre Reyna Diaz für immer fort. Nie wieder würde Licht auf ihr Gesicht scheinen. Erinnerungen an ihre Kindheit trieben in der Peripherie von Kaits Bewusstsein dahin, doch fürs Erste gelang es ihr, sie dort zurückzuhalten, an den verschwommenen Rändern ihrer Wahrnehmung. Später wäre sie vielleicht bereit dafür. Aber nicht jetzt. Sie hob den kleinen Stein und schob ihn in die Lücke. Ihre Hand verharrte über der Stelle. Es ist vorbei, dachte sie, auch wenn sie wusste, dass es nicht wirklich vorbei war. Reyna würde immer ein Teil von ihr bleiben, und vermutlich hätte sie den Rest ihres Lebens Trost in diesem Wissen gefunden – wäre da nicht das Amulett um ihren Hals. Das Erbstück, das ihre Mutter ihr vor ihrem Tod gegeben hatte … Das machte die Sache plötzlich verdammt kompliziert. JD und Del traten neben Kait, einer links von ihr, der andere auf der rechten Seite, und sie legten ebenfalls eine Hand auf die Felsmauer, wie um ihre Haltung nachzuahmen. „Sie wird vermisst werden“, sagte JD. „Teufel, ja“, fügte Del an. „Sie und Oscar. Und all die anderen, die diese Kreaturen auf dem Gewissen haben.“ „Aufhören, bitte“, murmelte Kait. Sie nahm die Hand von der Felsmauer und wandte sich von der Grabstätte ab. „Ich kann nicht … Ich möchte im Moment einfach nicht darüber reden. Lasst uns von hier verschwinden, in Ordnung?“ Die beiden Soldaten wechselten einen Blick, dann nickten sie einstimmig. Als Kait losging, blieben sie hinter ihr zurück, um ihr ein wenig Freiraum zu geben. Ein kleines Stück entfernt saßen JDs Vater Marcus Fenix, Damon Baird, Sam Byrne und Augustus Cole. Keiner von ihnen hatte Reyna je kennengelernt, aber jetzt, wo Kait sich von der Mauer entfernte – einer Mauer, die sie gemeinsam die ganze Nacht hindurch aufgetürmt hatten –, gingen sie einer nach dem anderen hinüber, um eine Hand auf die Felsen zu legen und wortlos Abschied zu nehmen. Kait hinderte sie nicht daran. Bei jedem anderen hätte sie an der Aufrichtigkeit einer solchen Geste gezweifelt, aber nicht bei dieser Gruppe. Ob nun Freunde von Reyna oder nicht, sie hatten Seite an Seite mit Kait gegen den Schwarm gekämpft, und sie hatten ihr geholfen, rechtzeitig hierherzugelangen, um sich zu verabschieden. Immerhin hatte sie das, diesen letzten Abschied. Und diese Leute hatten es möglich gemacht. Dafür würde sie ewig in ihrer Schuld stehen. Die Gruppe schien zu einer wortlosen Übereinkunft zu gelangen, von der Sorte, wie es sie nur zwischen Menschen gab, die gemeinsam gekämpft hatten. Sam schob mit dem Fuß Sand über die Asche ihres kleinen Lagerfeuers. Sie überprüften ihre Ausrüstung und packten. Die Ersatzmagazine, die sie noch hatten, wurden gleichmäßig verteilt, und jemand ließ eine Feldflasche herumgehen. Es war nicht mehr viel übrig, weder Munition noch Vorräte. Niemand hatte erwartet, dass sie so lange hier draußen festsitzen würden. Cole blickte Marcus an. „Wohin jetzt?“ „Ich habe hier nicht das Kommando“, erwiderte Marcus nur. Cole zog die Schultern hoch. „Du hast immer das Kommando. Selbst, wenn andere einen höheren Rang haben.“ Der alte Soldat schüttelte den Kopf. „Wir haben getan, weswegen wir hergekommen sind. Eigentlich hatte ich vor, jetzt nach Hause zu gehen.“ Del konnte nicht anders. „Dein Zuhause ist eine brennende Ruine.“ „Vielleicht, aber es ist mein Zuhause“, grollte Marcus. „Ich wäre überrascht, wenn auch nur eine Mauer stehen geblieben ist.“ Marcus musterte den jungen Mann durchdringend. „Und wem verdanke ich das?“ „He, ganz ruhig.“ JD trat zwischen sie. „Es gibt keinen Grund für Schuldzuweisungen.“ „War ja klar, dass du so was sagen würdest“, entgegnete Del. „Schließlich war es in Wirklichkeit deine Schuld.“ Marcus brummte. Einen Moment betrachtete er Del und seinen Sohn noch, dann wandte er sich wieder der größeren Gruppe zu. „Baird soll entscheiden.“ „Ich?“, fragte Baird. „Das ist, als würde ein Blinder die Sehenden führen. Ich kenne mich in dieser Gegend nicht aus. Lasst uns einen funktionstüchtigen Funkturm finden, dann übernehme ich meinetwegen das Kommando und rufe einen Vogel, der uns abholt.“ Kait entschied, das Wort zu ergreifen. „Ich kenne da vielleicht einen Ort.“ Alle Augen richteten sich auf sie. „Es ist ein Stück entfernt, und ich bin nicht sicher, was die Funk-Situation angeht, aber es gibt dort Wasser. Vielleicht auch Nahrung.“ „Nahrung, hm?“ Cole musterte sie. „Das klingt doch nach was. Und liegt dieser Ort auf einem abgelegenen Hang, umgeben von hässlichen, blutrünstigen Monstern?“ „Nein, es …“ „Mehr muss der Cole Train gar nicht wissen“, grinste er. „Zeig uns den Weg.“ Jeder Schritt brachte ein wenig Erleichterung. Vermutlich war es immer so, wenn man mehr Distanz zwischen sich und eine Sache brachte. Kait hatte kaum geschlafen. Letzte Nacht hatte sie ein Albtraum voller Zähne und Klauen und Tentakel und einem glühenden Maul senkrecht und schweißgebadet in die Höhe schrecken lassen. Danach hatte sie sich sofort wieder an die Arbeit gemacht und vor der Höhle Felsen auf Felsen gewuchtet, um die Gruft ihrer Mutter zu verschließen. Der Lärm hatte die anderen aufgeweckt, und innerhalb weniger Minuten waren sie bei ihr gewesen und hatten ihr geholfen. Niemand hatte ein Wort gesagt, und sie hatten weitergearbeitet, bis die Mauer fertig war. Nun, gegen Mittag, hatten sie das Hügelland hinter sich gelassen und marschierten über eine weite, grasbewachsene Ebene, während ihnen die Sonne den Nacken verbrannte. Die Luft vibrierte von den Lauten der Tiere: dem Summen, dem Zirpen und hin und wieder auch einem Rascheln, wenn eine Kreatur vor ihnen Reißaus nahm. Das hohe Gras reichte Kait bis zu den Schultern, und es fühlte sich an wie tausend Finger, die versuchten, sie mit zärtlicher Gewalt nach unten auf den Boden zu drücken, damit sie endlich ein wenig Schlaf nachholte. Sie fand es zunehmend schwieriger, sich zu konzentrieren. Die Ränder ihres Blickfeldes verschwammen bereits vor Erschöpfung. „Alles in Ordnung?“ Sie wandte sich um und verscheuchte den Nebel aus ihrem Kopf. JD und Del hatten zu ihr aufgeschlossen. Del war derjenige, der gesprochen hatte, aber sie trugen beide den gleichen Ausdruck im Gesicht. Sorge. Anteilnahme. „Soll ich wirklich darauf antworten?“, fragte Kait, nur um ihren harschen Ton sofort wieder zu bereuen. Genau so, wie sie es bereute, die beiden vorhin so grob zurückgewiesen zu haben. Sie meinten es gut, das wusste sie. Ihr Freund schnitt eine Grimasse und wandte den Blick ab. „Vermutlich nicht. Ich … Du sollst nur wissen, dass wir für dich da sind, in Ordnung?“ „Was immer du brauchst“, fügte JD hinzu. Kait konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, aber es war nur ein halbes Lächeln. Das Gewicht der Trauer war noch immer zu schwer. „Danke, Jungs. Im Ernst. Aber ich brauche ein wenig Zeit für mich allein. Ist das in Ordnung für euch?“ Die beiden Männer nickten und ließen sich wieder hinter ihr zurückfallen. Zuerst nur ein paar Schritte, aber dann weiter und weiter, je länger sie marschierten. Kait war beinahe erleichtert, als vor ihnen der Sumpf in Sicht kam. „Äh, gehen wir da lang?“, fragte Cole. „In dem Fall nehme ich meine Bemerkung über abgelegene Hänge zurück.“ „Hast du etwa Angst, Cole?“, stichelte Marcus. „Nein, Mann. Aber nach den jüngsten Unannehmlichkeiten hatte ich auf ein wenig Ruhe und Entspannung gehofft. Das da … sieht nicht gerade entspannend aus.“ „Da hat er nicht unrecht“, warf Samantha ein. Plötzlich legte sich tiefe Stille über das Feld ringsum, nur der Wind war noch zu hören, während er das hohe Gras wie die Wellen eines grünen Sees kräuselte. Vögel, Insekten … alles war verstummt. Ein kalter Schauder rann über Kaits Rücken und ihre Arme. Dann erklang irgendwo hinter ihnen ein hohes Jaulen. „Irgendetwas sagt mir, dass es nichts wird mit Ruhe und Entspannung“, murmelte JD. Sie drehten sich im Kreis und verteilten sich dabei instinktiv, um eine Verteidigungslinie zu bilden. Mit einem Mal...