Howard | Das einsame Strandhaus | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Howard Das einsame Strandhaus


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95576-602-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 220 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-602-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Allein lebt Rachel in einem Haus am Meer, da wird eines Tages ein bewusstloser Mann mit Schusswunden angespült. Wem rettet sie das Leben? Einem Schmuggler? Einem Agenten? Oder dem Mann, der ihr bestimmt ist?



Seit Linda Howards Karriere als vielfach beachtete Autorin begann, hat sie mehr als 25 Romane geschrieben, die weltweit eine begeisterte Leserschaft gefunden haben und millionenfach verkauft wurden. Zahlreiche Auszeichnungen sprechen für den internationalen Ruhm, den sie durch ihr Schaffen erreicht hat. Zusammen mit ihren Mann und zwei Golden Retrievers lebt sie in Alabama.

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1. KAPITEL


Die strahlende, goldene Sonne brannte ihm immer noch heiß auf der Haut, auf seiner nackten Brust und den langen Beinen, obwohl es schon auf den Abend zuging. Er starrte gebannt auf die in den länger werdenden Strahlen aufblitzenden Wellenkronen. Es war weniger das schimmernde Wasser, das ihn so faszinierte, als vielmehr die Tatsache, nichts Wichtigeres zu tun zu haben, als bloß daraufzuschauen.

Einen wundervollen, ganzen Monat konnte er sich in der Einsamkeit entspannen und er selbst sein. Konnte fischen, wenn ihm der Sinn danach stand, oder in den warmen, faszinierenden Gewässern des Golfs herumfahren, falls die Ruhelosigkeit ihn überkam. Wasser übte eine ungeahnte Anziehungskraft auf ihn aus. Das Gewässer hier war mitternachtsblau, dort leuchtend türkis, weiter hinten schimmerte es in blassen, hellgrünen Tönen.

Er hatte genügend Geld für Benzin und Proviant, und nur zwei Menschen auf der Welt wussten, wo er sich befand und wie man ihn erreichen konnte. Am Ende dieses Ferienmonats würde er in die von ihm gewählte, graue Welt zurückkehren und wieder Teil ihrer Schatten werden. Jetzt jedoch konnte er in der Sonne liegen, und mehr wollte er nicht.

Kell Sabin war müde. Er hatte den endlosen Kampf, die Geheimnistuerei und die Machenschaften, die Gefahren und Täuschungen seiner Arbeit satt. Sein Job war von lebenswichtiger Bedeutung, doch in diesem Monat konnte ein anderer ihn ausführen. Dieser Monat gehörte ihm. Jetzt konnte er verstehen, was seinen alten Freund Grant Sullivan, den besten Agenten, den er je hatte, in die geheimnisvolle Stille von Tennessees Bergwelt gezogen hatte.

Kell selbst war ein Topagent gewesen, ein legendärer Name, zuerst im Goldenen Dreieck, später dann im Mittleren Osten und in Südamerika, an allen Krisenorten der Welt.

Jetzt war er als Abteilungsleiter tätig, die graue Eminenz hinter einer Gruppe von erstklassigen Agenten, die seinen Anweisungen und Befehlen gehorchten. Man wusste wenig über ihn. Die ihn umgebenen Sicherheitsmaßnahmen waren so gut wie undurchlässig. Kell hatte es lieber so. Er war ein Einzelgänger, ein verschlossener Mensch, der den Realitäten des Lebens mit Zynismus und Sachlichkeit gegenüberstand. Er kannte die Gefahren und Rückschläge, die seine von ihm eingeschlagene Laufbahn mit sich brachte. Er wusste, wie schmutzig und niederträchtig dies Geschäft sein konnte, aber er war Realist und hatte sich, als er sich für diese Arbeit entschied, damit abgefunden.

Und dennoch ging es ihm manchmal auf die Nerven, und er ergriff die Flucht, um eine Zeit lang wie ein normaler Sterblicher zu leben. Dann zog er sich auf seinen speziell für ihn gebauten Kabinenkreuzer zurück. Wie alles, was ihn betraf, standen auch seine Ferien unter höchster Geheimhaltungsstufe, doch die Tage und Nächte auf See gaben ihm wieder das Gefühl, ein Mensch zu sein, und waren die Momente, in denen er sich entspannen und nachdenken konnte, in denen er nackt in der Sonne lag und sich wieder auf sich selbst besann, in der Nacht zu den Sternen hochschaute und mit sich ins Reine kam.

Mit einem klagenden Schrei segelte eine Möwe über ihm dahin. Kell sah ihr nach, wie sie schrie und ungebunden im wolkenlosen Blau des Himmels davonflog. Der leichte, vom Meer kommende Wind strich sacht über seine nackte Haut, und vor Wohlbehagen trat ein seltener, lächelnder Ausdruck in seine Augen. Er hatte etwas Ungezähmtes und Wildes an sich, das er normalerweise sehr beherrscht zurückhielt, doch hier draußen, wo es nur die Sonne, den Wind und das Wasser gab, musste er diesen Teil seines Wesens nicht länger unterdrücken. Sich in dieser Umgebung etwas anzuziehen, war fast wie ein Sakrileg, und Kell widerstrebte es immer, in irgendwelche Kleidung schlüpfen zu müssen, sobald er einen Hafen für neues Benzin aufzusuchen hatte oder wenn ein anderes Boot längsseits kam, dessen Besatzung, wie es hier häufig der Fall war, gern ein Schwätzchen halten wollte.

Die Sonne stand jetzt noch tiefer und tauchte ihren goldenen Rand in das Wasser, als er plötzlich das Geräusch eines anderen Motors vernahm. Er drehte den Kopf und sah einen Kabinenkreuzer, der etwas größer als sein eigener war, gemächlich durch die Wellen auf sich zukommen.

Kell hielt den Blick auf das Boot gerichtet und bewunderte dessen schnittige Linie und das gleichmäßige, kraftvolle Geräusch des Motors. Er liebte Boote, und er liebte die See.

Sein eigenes Schiff war ein wohlbehüteter Schatz, und obendrein ein gut bewahrtes Geheimnis. Niemand wusste, dass es ihm gehörte. Es war auf den Namen eines Versicherungsvertreters aus New Orleans zugelassen, der von Kell Sabins Existenz nicht die geringste Ahnung hatte. Selbst der Name des Schiffes, Wanda, besaß keine Bedeutung. Kell kannte niemanden mit diesem Namen, er hatte ihn sich einfach so ausgedacht. Doch die ‚Wanda‘ war ganz sein Eigentum, mit ihren Geheimnissen und Überraschungen. Jeder, der ihn wirklich kannte, hätte auch nichts anderes von ihm erwartet, doch nur ein einziger Mensch auf der Welt hatte je den Mann hinter der Maske kennengelernt, und Grant Sullivan verriet kein Geheimnis.

Das Geräusch des anderen Schiffsmotors veränderte sich, als das Boot die Fahrt verlangsamte und die Richtung auf Kell einschlug. Verärgert schimpfte er los und sah sich nach den ausgeblichenen, abgeschnittenen Jeansshorts um, die er für solche Gelegenheiten gewöhnlich an Deck hatte.

Der Klang einer Stimme drang über das Wasser zu ihm, und wieder sah er zu dem anderen Boot hinüber. An der vorderen Reeling stand eine Frau, die mit erhobenem Arm gemächlich zu ihm herüberwinkte. Es wirkte nicht dringlich, wahrscheinlich hatte man dort kein Problem und war nur auf einen kleinen Schwatz aus. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf dem roten Haar der Frau wider und ließ es wie eine flammende Lohe wirken. Dieser ungewöhnlich glühende, rote Ton erregte Kells Aufmerksamkeit, und er starrte ihn einen Moment lang gebannt an.

Während er schnell in seine Shorts schlüpfte und den Reißverschluss zuzog, runzelte er die Stirn. Das Boot war noch zu weit von ihm entfernt, um das Gesicht der Frau erkennen zu können, doch das rote Haar hatte eine verborgene Erinnerung ausgelöst, die erst noch deutlichere Formen annehmen musste. In seine schwarzbraunen Augen trat ein Ausdruck gespanntester Aufmerksamkeit, als er ihr und dem sich langsam nähernden Boot entgegenblickte. Irgendetwas war doch mit diesem Haar gewesen …

Plötzlich waren Kells sämtliche Sinne hellwach, und er warf sich flach auf das Deck, ohne lange über das eigenartige Gefühl nachzudenken, das ihn befallen hatte. Seine schnelle Reaktionsfähigkeit hatte ihm schon oft genug das Leben gerettet. Er presste sich eng an die von der Sonne erwärmten Planken. Vielleicht machte er jetzt einen Narren aus sich, aber er war lieber ein lebender Narr als ein toter weiser Mann. Das Geräusch des anderen Motors erstarb, so, als hätte das Schiff seine Fahrt noch mehr verlangsamt, und Kell fasste rasch einen anderen Entschluss. Immer noch auf dem Bauch liegend, kroch er, während ihm der Geruch des Firnis in die Nase stieg und das Holz ihm über die nackte Haut schrammte, zu seinem Lagerraum hinüber.

Er fuhr nie irgendwohin, ohne ein Mittel zu seiner Verteidigung bei sich zu haben. Jetzt zog er ein leistungsstarkes und zielgenaues Gewehr aus dem Lagerraum hervor, obwohl er wusste, es würde ihm nur kurzfristig als Abschreckungsmittel dienen können. Falls seine Instinkte ihn getäuscht haben sollten, dann hätte er gar keine Verwendung dafür. Falls er aber recht behielt, dann verfügten die Leute auf dem anderen Boot über ganz andere Schussmittel als nur ein Gewehr dieser Art, denn dann hätten sie sich auf diesen Zwischenfall vorbereitet.

Leise vor sich hinfluchend, kontrollierte Kell, ob das Gewehr automatisch schussbereit war, und kroch wieder zur Reeling zurück. Ruhig ging er in Deckung, brachte den Gewehrlauf in Sichtweite und hob gerade so weit den Kopf, um das andere Schiff sehen zu können. Es näherte sich ihm noch immer und war nur noch weniger als hundert Meter entfernt.

„Das ist nahe genug!“, schrie er, obwohl er nicht wusste, ob seine Stimme laut genug über den Motorenlärm dringen würde. Doch das war eigentlich auch unwichtig, solange man da drüben mitbekam, dass er etwas gerufen hatte.

Das Boot wurde noch langsamer und trieb jetzt nur etwa fünfundsiebzig Meter von ihm entfernt im Wasser. Plötzlich schienen aus allen Ecken Leute aufzutauchen, und keiner von ihnen machte den üblichen Eindruck eines Fischers aus dem Golf oder eines Vergnügungsfahrers, da jeder bewaffnet war, selbst die rothaarige Frau. Kell musterte sie schnell, und sein gutgeschulter Blick nahm alle Einzelheiten an Größen und Formen auf. Es war ihm möglich, die Waffentypen ohne großes Nachdenken zu identifizieren, weil er mit allen so lange vertraut war. So achtete er mehr auf die Menschen, und sein Blick glitt immer wieder zu einem Mann zurück. Selbst auf diese Entfernung und trotz des Umstandes, dass er hinter den anderen stand, kam Kell etwas an dieser Gestalt vertraut vor, ähnlich, wie es ihm bei der Frau gegangen war.

Es bestand kein Zweifel mehr. Wie immer in kritischen Situationen, überkam ihn eine eisige, tödliche Ruhe. Er verschwendete keine Zeit damit, darüber nachzudenken, wie groß die Übermacht war, sondern überlegte in Sekundenschnelle, welche Möglichkeiten ihm blieben.

Ein flacher Knall zerriss die Dämmerung – das Geräusch eines über das Wasser abgefeuerten Gewehrschusses. Kell nahm den schwachen, warmen Druck der über seinen Kopf durch die Luft fliegenden Kugel wahr, die gleich darauf hinter ihm in das Holz der Kabine einschlug. Mit kühler...



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