Humberg | Blut und Blümchen - Ein dicker Fisch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 124 Seiten

Reihe: Den Mörder sucht immer der Gärtner

Humberg Blut und Blümchen - Ein dicker Fisch

Gartenkrimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-6159-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Gartenkrimi

E-Book, Deutsch, Band 3, 124 Seiten

Reihe: Den Mörder sucht immer der Gärtner

ISBN: 978-3-7517-6159-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kartoffel-Paul hat Geburtstag und den harten Kern der Hortensianer zum großen Fest eingeladen. Doch als er und Nele zum Angeln auf den kleinen See beim Schrebergarten hinausrudern, geht ihnen neben köstlichem Fisch auch eine frische Leiche ins Netz. Wer ist der Mann im Nadelstreifenanzug? Was macht er im See der Hortensianer? Und welche Rolle spielt das silberne Zigarettenetui dabei, das in seiner Jacketttasche steckt und auf dessen Außenseite ein mysteriöses Fragezeichen eingraviert ist? Während Nele und Erik ermitteln, geraten Kartoffel-Pauls Partygäste in tödliche Gefahr, denn der Mörder geht noch immer um und will seine Geheimnisse schützen.

Über die Serie:

Willkommen im Kleingartenverein Hortensia - Mord gedeiht hier prächtig!

Nele Blum wagt einen Neubeginn: Im Dörfchen Schönrath im Bergischen Land weckt sie das Gartenlokal 'Stiefmütterchens Rast' aus dem Dornröschenschlaf. Der idyllische Garten ihrer Großeltern, an den sie wunderschöne Kindheitserinnerungen hat, erweist sich als die richtige Wahl: Von der ebenso liebenswerten wie schrulligen Stammbelegschaft der Hortensia wird sie mit offenen Armen empfangen. Und Nele entdeckt schnell, dass sie nicht nur ein unerwartetes Talent als Gastronomin, sondern auch als Detektivin hat. Erik Gertner freut's - der einzige Polizist des Ortes ist zwar ein lieber Kerl (und gutaussehend), aber nicht unbedingt mit einer Spürnase gesegnet.

eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



Christian Humberg verfasst Romane, Comics, Theaterstücke und Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Seine Werke wurden in mehr als ein knappes Dutzend Sprachen übersetzt und vielfach für die Bühne adaptiert. Seine Krimis spielen an der Ostsee, in Cornwall, auf Santorin - und in der Kleingartenanlage Hortensia. Christian Humberg lebt vor einem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Eifelwald versperrt.

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KAPITEL 1


»Den mach ich fertig!«, knurrte Kartoffel-Paul.

Verbissen hielt er die Angelrute umklammert und stand auf, um seine Macht über sie zu verbessern. Dabei gerieten das Boot und er ganz schön ins Schwanken.

»Na warte, du«, sagte er. »Mir entkommst du nicht, verstanden?«

Abermals zog er an der Rute. Oder die Rute an ihm? Pauls Oberkörper beugte sich vor, seine Augen wurden groß – und die Schnur, die von der Spitze der Angel aus ins dunkle Wasser ging, wurde schlaff.

»Nanu?«, murmelte Paul.

»Lass mich raten.« Nele Blum hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. »Er ist dir entkommen?«

»Das …« Paul legte die Stirn in Falten, zog das Angelseil ein. »Das ist unmöglich. Das kann gar nicht sein.«

Doch es war. Paul hatte die Angel kaum eingeholt, da sahen sie es schon: Der Köder hing nicht länger am Haken. Irgendjemand hatte sich an ihm gütlich getan, ohne dabei hängen zu bleiben.

»Du hättest mir gleich sagen können, dass wir Fische füttern gehen.« Neles Spott war freundschaftlich gemeint und klang auch so. »Dann wäre ich noch viel lieber mit dir gekommen als ohnehin.«

Paul sah vom Angelhaken zu ihr. Dann musste auch er lachen.

Es war früh am Tag, noch keine fünf Uhr morgens. Über dem breiten See, der an die Kleingartenanlage Hortensia grenzte, dämmerte der Sonnenaufgang. Doch in den Wäldern auf der anderen Uferseite hingen noch immer die Schatten der Nacht, und auf dem Wasser tanzten letzte Nebelschwaden, als wollten sie dem kleinen Ruderboot Gesellschaft leisten.

Nele schlug den Kragen ihrer dünnen Jacke hoch und schlang die Arme um den fröstelnden Oberkörper. Echt erstaunlich, wie kalt es im Sommer sein konnte, wenn man den Tag früh begann! Nachher kletterten die Temperaturen bestimmt wieder auf sechs-, vielleicht siebenundzwanzig Grad im Schatten. Doch zu dieser frühen Stunde fühlte sich die Einunddreißigjährige weit eher, als hätte sie wochenlang geschlafen und wäre kurzerhand im Herbst aufgewacht. Oder im Winter. Brr, war das frisch!

»Na, dann«, murmelte Kartoffel-Paul. Er griff in das Kästchen mit den Ködern und befestigte einen neuen am Angelhaken. »Versuchen wir das noch mal. Irgendwann muss doch einer anbeißen.«

Der Angelausflug war Pauls Idee gewesen. Der Siebzigjährige mit dem silbergrauen Haar und der Brille zählte zu den engagiertesten und alteingesessenen Mitgliedern des Kleingartenvereins. Außerdem feierte er heute am Abend seinen Geburtstag. Zu diesem Anlass hatte Paul – sein Nachname war Nele nicht bekannt und, wie sie insgeheim vermutete, auch den übrigen »Hortensianern« nicht – seine Gartenfreunde zu einem großen Fest auf seine Parzelle eingeladen. Zwischen Blumen und Beeten, Hecken und Rüben wollte er eine gusseiserne Pfanne im XXL-Format befeuern und in ihr die, wie er vollmundig versprochen hatte, »weltbesten Bratkartoffeln der Welt« zubereiten. Als zweite Komponente seines Festmenüs hatte er sich frischen Fisch aus dem See ausgedacht, und anders als die Kartoffeln konnte er diesen nicht einfach aus den heimischen Beeten beziehen. Fische musste man erst angeln, bevor man sie aß.

Aus diesem Grund waren sie nun hier, Paul und Nele selbst. Die junge Frau lebte erst seit wenigen Monaten auf der Hortensia, fühlte sich dort – und in der Gesellschaft ihrer schrullig-liebenswerten Gärtneroriginale – aber schon pudelwohl. Nele hatte das Vereinslokal Stiefmütterchens Rast übernommen. Früher hatte es ihren Großeltern gehört, und sie hatte dort als Kind viele unvergesslich schöne Sommer verbracht. Doch nach dem Tod der alten Betreiber war das Stiefmütterchen in einen Dornröschenschlaf gefallen. Erst Neles Entschluss, dem Leben in der Stadt den Rücken zu kehren und auf der Hortensia neu zu starten, hatte es reanimiert – und Nele gleich mit. Seit sie auf der Kleingartenanlage lebte, wo alle sie Blümchen riefen und mit offenen Armen empfingen, fühlte sie sich wie neugeboren.

Paul holte aus und ließ die Angel in hohem Bogen kreisen. Dann ließ er den Köder ins Wasser und setzte sich wieder. Sein Knie stieß leicht gegen den weißen Plastikeimer, den sie für ihren Fang mitgenommen hatte. Bislang war er so leer wie vor ihrem Aufbruch, doch Paul schien die Hoffnung auf eine »wundersame Fischvermehrung« noch immer nicht aufzugeben.

»So«, sagte er und seufzte wohlig. »Das wäre geschafft. Jetzt brauchen wir nur noch abzuwarten.«

»Was ja das Wichtigste beim Angeln ist«, betonte Nele und zwinkerte schelmisch.

»Du lachst«, tadelte er. »Aber das stimmt. Angeln ist Warten. Einfach hier zu sitzen, den Blick aufs Wasser gerichtet, während der Kopf immer entspannter wird, immer leerer … Das tut gut. Besser als jede Tablette und alles andere, was Ärzte dir verschreiben. Angeln ist heilsam und wohltuend.«

»Außer für die Fische«, entgegnete Nele.

»Na gut«, brummte ihr Begleiter. »Das stimmt. Aber ein bisschen Verlust ist immer.«

Er trug eine weite Cargohose zu Gummistiefeln und Karohemd. Während er die Angel mit der rechten Hand festhielt, griff seine linke in eine der vielen Hosentaschen und kam mit einem silbrig schimmernden Flachmann zurück.

»Was kommt denn jetzt?«, fragte Nele kritisch. »Schnaps um die Uhrzeit?«

»Auch das«, sagte Kartoffel-Paul, »ist immens wichtig beim Angeln. Ohne Zielwasser kein Treffer.«

Abermals ging die Linke auf Reisen. In einer anderen Tasche fand sie zwei silbrige Metallhütchen, die wohl als Gläser gedacht waren. Paul stellte sie neben sich auf die Bank und schenkte sie bis zum Rand aus seinem Flachmann voll. Der Geruch, den die klare Flüssigkeit verströmte, stieg Nele sofort in die Nase.

»Puh«, verzog sie das Gesicht. »Was ist das denn für ein Zeug? Batteriesäure?«

Paul lachte. »Kartoffelschnaps, natürlich. Selbstgebrannter.«

»Nee.« Nele schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein, Paul. Ich kenne deinen Selbstgebrannten. Der ist zwar auch bedenklich, aber er riecht nicht halb so übel wie das da.«

Der alte Kleingärtner lächelte nur und hob eines der Hütchen zum Mund. »Es gibt diverse Arten von Kartoffeln, Blümchen. Schon vergessen? Und jede schmeckt ein bisschen anders. Erst recht die Sorten, die ich selbst entwerfe.«

Es stimmte: Paul beherrschte Erdäpfel wie kein Zweiter auf der Hortensia. Niemand hatte größere Ernten als er, niemand schönere Knollen. In seinem »Labor« – womit er das kleine Gewächshaus neben seiner Laube meinte – züchtete er jahrein, jahraus an Eigenkreationen herum, kreuzte Sieglinde mit Finka, Charlotta mit Marabel und so weiter. Nicht selten kamen dabei erstaunlich schmackhafte Ergebnisse heraus: Kartoffeln, die den unbeständigen Sommern des Bergischen Landes die Stirn boten oder die zu Jahreszeiten reifen konnten, an denen ihre Vorväter und Beetnachbarn noch in der Erde schlummerten. Paul hatte Talent, wenn es um den Kartoffelanbau ging. Seine Künste als Schnapsbrenner ließen allerdings zu wünschen übrig.

»Auf die Knolle«, murmelte er seinen üblichen Trinkspruch, »fertig, los.«

Dann schloss er die Augen in genüsslicher Erwartung, setzte das Hütchen an die Lippen – und trank. Ein tiefer, wohliger Seufzer drang aus seiner Kehle, als der Schnaps dieselbe hinunterlief. Dann schloss sich ein Hustenanfall an, bei dem das Boot einmal mehr schwankte, als zöge ein Taifun am Horizont auf.

»Alles in Ordnung?«, fragte Nele.

Besorgt klopfte sie Paul auf den Rücken. Er hatte Tränen in den Augen und zitterte am ganzen Körper, während er japsend nach Atemluft schnappte.

»Alles«, keuchte er, »bestens.«

Nele hob eine Braue. »Sicher?«

»Todsicher«, behauptete er. Die Hustenschübe ebbten so schnell ab, wie sie gekommen waren, und das Zittern verging. Kartoffel-Paul wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln, zog die Nase hoch … und griff erneut nach dem Flachmann. »Der ist noch besser, als ich gedacht hatte, echt. Der reinigt dir die komplette Inneneinrichtung, Blümchen.«

»Mhm.« Sie rollte mit den Augen. »So hat sich’s auch angehört.«

»Nimm ruhig mal einen Schluck«, riet er ihr, während er sich das Hütchen ein zweites Mal vollgoss. »Das belebt die Glieder und den Geist. Und den brauchst du ja wach und munter, oder? Bei all den Mordfällen, die ihr so löst.«

Auch das war nicht ganz falsch: Seit Nele auf dem Gelände der Kleingärtner lebte und Tag für Tag das Lokal für sie öffnete, gaben sich die Mörder auf der Hortensia die Gartentorklinke in die Hand. Gefühlt alle zwei Wochen stieß irgendwer mit seinem Rechen an eine neue Leiche oder fuhr mit seiner Schubkarre über reglose Glieder. Die Hortensia schien Morde magisch anzuziehen.

Wenn dies geschah, wurde Nele aktiv. Gemeinsam mit Erik Gertner aus dem nahen Dorf Schönrath ermittelte sie den unbekannten Tätern hinterher. Gertner war der einzige Polizist im weiten Umkreis und mit großem Engagement bei der Sache. Der attraktive Mittdreißiger hatte aber nur bedingt ein Händchen für knifflige Rätsel und durchtriebenes Mörderpack. Nele hingegen fielen Rätsel erstaunlich leicht, und so hatte sie es sich angewöhnt, Gertner ein wenig zu unterstützen – eine Hilfe, die dieser nur zu gern annahm.

Außerdem: Das Leben bestand nicht nur aus Radieschen, Mulch und Primeln. Ein bisschen Nervenkitzel, so dann und wann, schadete niemandem.

»Danke«, sagte Nele. »Aber ich glaube, ich passe. Es ist mir einfach zu früh für derartige Experimente.«

»Jeder wie er will«, murmelte Paul. »Oder sie.«

Dann leerte er sein Hütchen in einem Zug und...


Humberg, Christian
Christian Humberg verfasst Romane, Comics, Theaterstücke und Sachbücher für Kinder und Erwachsene. Seine Werke wurden in mehr als ein knappes Dutzend Sprachen übersetzt und vielfach für die Bühne adaptiert. Seine Krimis spielen an der Ostsee, in Cornwall, auf Santorin – und in der Kleingartenanlage Hortensia. Christian Humberg lebt vor einem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Eifelwald versperrt.



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