Herbert Huncke war das »Urgestein« der Beat-Bewegung: 1915 in Greenfield, Massachusetts als Sohn einer Mittelklassefamilie geboren, riss er mit zwölf Jahren aus dem gewalttätigen Elterhaus aus und lebte fortan auf der Straße. Mit den Hobos auf Güterzügen unterwegs, zeitlebens drogensüchtig und ständig am Limit lebend wurde er, neben Neal Cassady, zu der großen Inspirationsfigur für William S. Burroughs, Jack Kerouac, Allen Ginsberg und John Clellon Holmes – und hat in zahlreichen ihrer Romane unter mehr oder weniger durchsichtigen Pseudonymen seine Auftritte. Er machte früh seine ersten Erfahrungen als Stricher, war in den Jazz-Clubs von New York zu Hause und betrachtete den Times Square als seinen Lebensmittelpunkt. Da er meistens pleite war, lebte er von der Unterstützung seiner zahlreichen Freunde und Gönner, die er ungeniert bestahl, wann immer sich die Gelegenheit bot – um ihnen dann großzügig den Pfandschein für die versetzten Besitztümer zu überreichen. Dennoch liebten sie ihn alle – wegen seiner altmodischen Höflichkeit, seiner exzellenten Manieren und seines unerschöpflichen Talents als Fabulierer, Philosoph und Geschichtenerzähler. Er selbst hat nur wenig veröffentlicht – dazu fehlte es ihm wohl an Disziplin, oder er hatte schlichtweg keine Zeit. Das Wenige, das erhalten geblieben und mit Hilfe von Freunden publiziert worden ist, berührt jedoch durch seine feine, von tiefer Menschlichkeit geprägte Beobachtungsgabe, seinen Blick für Details und seine schonungslose Ehrlichkeit sich selbst gegenüber. Herbert Huncke starb am 8. August 1996 in seinem Zimmer im New Yorker Chelsea Hotel.