E-Book, Deutsch, Band 3, 383 Seiten
Reihe: Rothwell Brothers
Hunter Regency Darlings - Eine Lady zum Verlieben
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96898-193-2
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman | Rothwell Brothers, Band 3 - Das Romantik-Highlight für alle »Bridgerton«-Fans!
E-Book, Deutsch, Band 3, 383 Seiten
Reihe: Rothwell Brothers
ISBN: 978-3-96898-193-2
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Madeline Hunter studierte Kunstgeschichte und arbeitet heute als Lehrerin an einem College. Seit einigen Jahren schreibt sie außerdem mit großem Erfolg historische Liebesromane. Ihre Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und sind regelmäßig auf den Bestsellerlisten der »New York Times« und »USA Today« vertreten. Bereits zweimal hat sie den begehrten RITA-Award der »Romance Writers of America« gewonnen. Madeline Hunter lebt mit ihrer Familie in Pennsylvania. Die Autorin im Internet: www.madelinehunter.com Madeline Hunter veröffentlichte bei dotbooks ihre »Regency Flowers«-Reihe mit den Bänden: »Regency Flowers - Ein skandalöses Rendezvous« »Regency Flowers - Die widerspenstige Braut« »Regency Flowers - Eine Lady von zweifelhaftem Ruf« »Regency Flowers - Lady Daphnes Verehrer« Sowie ihre »Regency Darlings«-Reihe mit den Bänden: »Regency Darlings - Ein Lord zum Küssen« »Regency Darlings - Ein Lord zum Verführen« »Regency Darlings - Eine Lady zum Verlieben« »Regency Darlings - Ein Marquis zum Träumen«
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Kapitel 1
Bedrückt dachte Roselyn Longworth über ihre Verdammnis nach.
Wie sie nun erkannte, bestand die Hölle nicht aus Flammen und Schwefelgestank, sondern aus gnadenloser Selbsterkenntnis. In der Hölle erfuhr man die Wahrheit über sich selbst. Man wurde mit den Lügen konfrontiert, die man seiner Seele erzählt hatte, um eine falsche Handlungsweise zu rechtfertigen.
Zudem war die Hölle eine endlose Demütigung, so wie die Qual, die sie jetzt während der Abendgesellschaft auf diesem Landsitz erlitt.
Ringsum lachten und spielten Lord Norburys andere Gäste, während sie auf die Ankündigung des Dinners warteten.
Am Vortag, nach der Ankunft in Lord Norburys Kutsche, hatte Roselyn festgestellt, dass die Gästeliste nicht ihrer Vermutung entsprach. Die Männer gehörten der gehobenen Gesellschaftsschicht an. Aber die Frauen ...
Ein lautes Kreischen unterbrach ihre Gedanken. Kokett rang eine Frau in einem grellblauen Dinnerkleid mit einem Mann, der sie gepackt hatte. Die anderen Gentlemen feuerten ihn an. Sogar Norbury ermutigte ihn.
Nachdem die Gefangene eine Zeit lang gespielten Widerstand geleistet hatte, ergab sie sich der Umarmung und einem Kuss, den eigentlich niemand beobachten dürfte.
Roselyn musterte die geschminkten Gesichter und die vulgären Kleider der anderen Frauen. Natürlich hatten die Gentlemen ihre Gemahlinnen nicht mitgebracht, ebenso wenig ihre vornehmen Geliebten. Diese Frauen, gewöhnliche Straßenmädchen, stammten aus Londoner Bordellen. Und vielleicht konnten sich einige nicht einmal dieser Herkunft rühmen.
Und sie saß in ihrer Mitte.
Was das bedeutete, ließ sich nicht leugnen. Die Gäste hatten ihre Huren mitgebracht. So wie Lord Norbury.
Wieso hatte sie die Ereignisse des vergangenen Monats so gründlich missverstanden? Sie versuchte sich an Lord Norburys erste Schmeicheleien und Avancen zu erinnern. Doch das alles war in den letzten vierundzwanzig Stunden zu grauer Asche verbrannt, im vernichtenden Feuer der Realität.
Der Gastgeber schlenderte durch seine Gästeschar zu ihr. Bei jedem Schritt strahlte das Licht in seinen Augen noch heller. Sie hatte es für den Glanz der Liebe und Leidenschaft gehalten. Jetzt sah sie nur mehr Eis in seinem Blick.
Wie erbärmlich dumm war sie gewesen ...
»Du bist so still, Rose. Schon den ganzen Tag.« Er blieb neben ihrem Sessel stehen. Früher hatte sie seine Nähe begrüßt, sein Interesse romantisch gefunden.
Sie naives, törichtes Wesen ...
»Gestatte mir bitte, nach oben zu gehen. In diesem Salon halte ich mich nur auf, weil du verlangt hast, ich müsse zum Dinner herunterkommen. Also beklage dich nicht, weil ich mich weigere, an deinen Partyspielen teilzunehmen. Diese freizügige Gesellschaft missfällt mir.«
Ungeniert gab sich das Paar in einer Ecke des Raums seinen Gelüsten hin, ohne das amüsierte Publikum zu beachten.
»Wie stolz du bist! Viel stolzer, als es dir zusteht.« In Norburys leiser Stimme schwang grausame Kälte mit, und Roselyns Nacken prickelte. Seine Worte galten nicht nur ihrer Missbilligung seiner Party. Am Vorabend hatte sie ihn abgewiesen. Zunächst verstand sie gar nicht, was er wollte. Als er es erklärte, konnte sie ihr Entsetzen nicht verbergen. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich der zärtliche, großzügige Liebhaber in einen wütenden, düpierten Hausherrn. Kalt. Ohne Mitleid. Gemein. In einen Mann, der bezahlt hatte, was er für sein Eigentum hielt, und sich getäuscht fühlte.
Ihre Wangen brannten bei der Erinnerung an die grässliche Szene, die sich in ihrem Schlafzimmer abgespielt hatte, bevor er gegangen war. Sie hatte gedacht, sie wäre seine Liebste, die er verehrte. Stattdessen gab er ihr zu verstehen, was er in ihr sah – eine Hure. Seine beleidigenden Worte hatten sie in tiefster Seele verletzt und aus einer Illusion gerissen, die aus ihrer hoffnungslosen Einsamkeit entstanden war.
»Wenn ich zu stolz bin, lass die Kutsche anspannen und erlaube mir abzureisen. Sei so freundlich und gönne mir den letzten Rest meiner Würde.«
»Dann wäre ich allein, ohne weibliche Gesellschaft. In meinem eigenen Heim würde ich wie ein Narr dastehen.«
»Sagen wir einfach, ich sei krank geworden ...«
Seine Hand sank auf ihre Schulter herab und brachte sie zum Schweigen, mit festem, schmerzhaftem Griff. Als sie seine Finger auf ihrer nackten Haut spürte, unterdrückte sie einen Schauer beklemmenden Ekels.
»Gar nichts werden wir sagen. Du bleibst hier und wirst deine Dankbarkeit für meinen Großmut zeigen. Wenn du mein Wohlwollen erregst, werden wir unser Arrangement fortsetzen. Sicher gefällt dir deine neue Garderobe, Rose, genauso wie der Komfort, den dir der Ruin deiner Familie verwehrt hat.«
Ihre Kehle verengte sich, und sie kämpfte mit den ersten Tränen dieses Tages. »Offenbar hast du etwas missverstanden.«
»Nun, du hast mir deine überfällige Unschuld anvertraut und deine Gunst gewährt. Also habe ich nichts falsch verstanden.« Er neigte sich herab, bis sein Gesicht nur mehr wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. Mühsam bezwang sie den Impuls, vor seinen geröteten Wangen, den hellen Augen und dem braunen Haar zurückzuschrecken – den Attributen eines Mannes, den sie respektiert hatte. Sie hatte sich sogar eingeredet, er würde gut aussehen. »Endlich verstehen wir uns, nicht wahr?«, fuhr er gebieterisch fort. »Heute Abend wirst du dich nicht mehr so kindisch benehmen.«
Ihr Magen drehte sich um. »Zu viele Missverständnisse sind eingetreten, und ich fürchte, weitere werden hinzukommen. Den ganzen Tag bat ich dich, mich abreisen zu lassen, weil auch in dieser Nacht nichts geschehen wird.«
Plötzlich bildeten seine Lippen einen so brutalen Strich, dass sie die Anwesenheit der Gäste zu schätzen wusste. Mit ihm allein zu sein, wäre viel schlimmer. Noch schmerzhafter gruben sich seine Finger in ihre Schulter. »Du stellst meine Geduld wirklich auf eine harte Probe.«
Das Prickeln rann von ihrem Nacken zum Rücken hinab. Vergeblich suchte sie in Norburys Miene nach den freundlichen Zügen des Mannes, an dessen Liebe sie geglaubt hatte. Doch der hatte niemals existiert.
Nun beendete der Butler den stummen Willenskampf, durchquerte den Salon, und der Hausherr nahm eine Karte von einem Silbertablett. Er las, was darauf stand, und ging in die angrenzende Bibliothek.
Ehe sich die Tür schloss, sah Roselyn einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen Gentleman, der im Nebenraum wartete.
Sie fühlte sich elend. Erfolglos versuchte sie, die Panik zu zügeln, die in ihr aufstieg. So dumm war sie gewesen, naiv und blind. Was sie jetzt ertrug, war bedeutungslos. Erst in dieser Nacht würde sie in die wahre Hölle geraten.
***
Die Stirn ärgerlich gerunzelt, betrat Norbury die Bibliothek. Bevor die Tür ins Schloss fiel, warf Kyle einen Blick in den Salon.
»Ah, Bradwell, ich hatte dich früher erwartet.«
»Leider hat die Arbeit der Landvermesser etwas länger gedauert«, erwiderte Kyle und wies in die Richtung des Salons. »Du hast Gäste. Wenn du es wünschst, komme ich morgen wieder.«
»Unsinn, nun bist du schon mal hier. Lass mich sehen, was du mir bringst.« Norburys Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, das ermunternd wirken sollte.
Anscheinend hängt sein Ärger nicht mit der späten Stunde zusammen, überlegte Kyle, sondern mit etwas anderem. Wie die meisten Männer seines Standes verabscheute der Viscount Norbury, der Sohn und Erbe des Earl of Cottington, Unstimmigkeiten. Von allen Mitmenschen erwartete er, sie würden für richtig halten, was immer er tat oder sagte. Offensichtlich hatte irgendjemand im Salon gegen diese Regel verstoßen.
Kyle entrollte ein großes Papier auf dem Schreibtisch, und Norbury beugte sich darüber. Aufmerksam studierte er die Landkarte. Dann zeigte er auf eine leere Stelle neben einem Fluss. »Warum hast da nichts eingezeichnet, Kyle? Dort könnte man einen großen Landsitz bauen.«
»Aber dein Vater lehnt ein weiteres Gebäude ab, das man durch die hinteren Fenster des Herrschaftshauses sehen würde. Wegen des Flusses wäre es unmöglich, den Standort des neuen Hauses so zu wählen, dass ...«
»In seiner derzeitigen Verfassung ist er unfähig, solche Entscheidungen zu treffen. Das weißt du. Deshalb übertrug er mir seine Geschäfte.«
»Trotzdem gehört das Land immer noch ihm, und er hat mir seine Wünsche ausdrücklich erklärt.«
Jetzt richtete sich Norburys Zorn gegen Kyle. »Oh, das sieht ihm ähnlich! Erst stimmt er meinem Plan zu, dieses Gebiet in kleine Landgüter für deine Parvenü-Freunde aufzuteilen, und dann sorgt er sich um die Aussicht durch die Fenster des Herrschaftshauses, das wir ohnehin nur selten bewohnen. Warum kümmert er sich darum? Hier wird das Haus gebaut, an der besten Stelle, wo wir den höchsten Preis erzielen müssten.«
Kyle wollte nicht mit ihm streiten. Dass er dazu gezwungen wurde, irritierte ihn. Von Grundstückserschließungen verstand Norbury nichts. Wie man ein Baugelände beurteilte und welchen Preis es einbringen würde, wusste er nicht. Seine Familie stellte nur das Land zur Verfügung. Damit würde sie ein Vermögen einnehmen. Das Risiko würde Kyle tragen, gemeinsam mit anderen Investoren, den Mitgliedern des Syndikats, das die Häuser und Straßen bauen würde.
»Vielleicht hältst du die Wünsche deines Vaters für unangebracht. Aber wir verlieren nichts, wenn wir sie erfüllen. Die Käufer wollen das Herrschaftsgebäude ebenso wenig sehen wie deine Familie die neuen Häuser. Außerdem müssten wir, um an dieser Stelle zu bauen, die Straße hierher verlegen und zwei andere Parzellen durchschneiden, was den Wert mindern würde.«
Norburys...




