E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Hutzenlaub Unperfekt ist genau richtig
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32139-0
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie ich aufbrach, das großartige Leben zu leben, das ich verdiene - Goodbye Selbstzweifel, hallo Selbstliebe!
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
ISBN: 978-3-641-32139-0
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Lucinde kann nach 25 Jahren Ehe, als Mutter von vier Kindern, Tochter und Freundin ein Lied davon singen, was es heißt, immer für alle anderen perfekt sein zu wollen. Blöd nur, dass dabei das eigene Glück ziemlich oft hintanstehen muss. Genug damit! Jenseits der 50 angekommen, weiß Lucinde, dass es höchste Zeit ist, in ihrem Leben die Prioritäten neu zu ordnen – und damit endlich bei sich selbst anzufangen. Die beliebte DONNA-Kolumnistin und systemische Coach macht es vor. Lass dich von ihr inspirieren, erlaube dir, dich anzunehmen, wie du bist und ausschließlich auf dein eigenes Herz zu hören – denn dein Leben ist jetzt!
»Ich habe mich auf diese Reise gemacht und bin dabei gewachsen – nicht, weil ich perfekt geworden bin, sondern weil ich das Unperfekte in mir umarmt habe.«
Autoren/Hrsg.
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Vorwort: Warum und wozu?
Warum sollte irgendjemand dieses Buch lesen? Wen interessiert, warum ich es geschrieben habe? Wie bin ich überhaupt auf diese Idee gekommen? Nein, vielmehr: Wer ich überhaupt, zu denken, dass irgendetwas von dem, was in meinem Kopf, meinem Herzen, meinem Leben stattfindet, für irgendjemanden relevant sein sollte?
Ich habe mir Millionen solcher Fragen gestellt und tausend Mal beschlossen, das Ganze sein zu lassen. Schreib dieses Buch nicht, habe ich mir gesagt, sei vernünftig. Was soll dieser Unfug, das Drama, in das du dich da volle Kanne reinkatapultiert hast? Geh drei Schritte zurück und bloß keinen mehr nach vorn!
Es ist natürlich so: Ich weiß genau, dass nicht jeder gut finden wird, was ich mache, oder auch nur ansatzweise interessant. In all den Jahren, in denen ich jetzt Bücher und Kolumnen schreibe oder auf Bühnen stehe, habe ich versucht, authentisch zu sein. Mein Bestes zu geben. Die lustigste, kreativste, interessanteste und intelligenteste Version meiner selbst zu sein, was mir oft, aber nicht immer, gelungen ist. Meistens hat es mir große Freude gemacht und manchmal – sehr selten – war es auch ein bisschen anstrengend. Wie das Leben eben.
Was ich in diesen Jahren in der Öffentlichkeit gelernt habe, ist, dass ich bewertet werde. Immer. Einfach ständig. Was ich nicht gelernt habe – aber gerne gelernt hätte – ist Gleichgültigkeit gegenüber denjenigen, die was an mir auszusetzen haben. Und davon gab und gibt es genügend. Wie gern wäre ich eine coole Lucinde gewesen, der es völlig egal ist, wer was von mir denkt. Ich wusste ja immer, dass mich doch keiner von ihnen kennt.
Und dennoch hat es mich verletzt, wenn völlig Fremde der Meinung waren, ich sei eine schlechte Mutter, weil ich über etwas geschrieben hatte, das sie für pädagogisch fragwürdig hielten. Es tat ebenso weh, wenn jemand meine Bücher miserabel fand, oder irgendeine Aussage in einer Kolumne unangemessen, peinlich oder einfach blöd.
Es hat Jahre gedauert, bis es mir gelungen ist, zwischen der Kritik an meinen Büchern und meiner Person zu differenzieren. Und ja, es ist manchmal immer noch schwierig. Meistens traf mich die Kritik da, wo es mir am schlimmsten wehtat: In meinem Mutterherz, meiner Kreativität als Schriftstellerin und meinem Mut, mich zu zeigen. Aber es war auch ein gutes Lernfeld, eine Übung und schließlich etwas, das mir half, mir ein dickeres Fell zuzulegen – und auch nicht alles zu lesen, was da geschrieben wird. Meistens zumindest. Oft genug stehen da Dinge von Leuten, die sich feige hinter irgendwelchen Fakeprofilen verstecken und einfach nur irgendwas schreiben, um sich wichtigzumachen. Häufig klingt es vor allem neidisch.
Das mit den feigen Bewertungen geht übrigens nicht nur mir so, sondern auch den meisten meiner Kolleginnen und Kollegen. Aber wie war das noch gleich? Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen. Gut fühlt es sich trotzdem nicht an. Natürlich kritisieren mich auch diejenigen, die mich kennen. Manchmal finde ich, sie haben recht. Manchmal auch nicht. So oder so bin ich ihnen dankbar dafür, dass sie ihre Kritik in freundliche Worte verpacken und mir womöglich ein Glas Wein dazu reichen. nennen wir das. Also die freundlich verpackte Kritik, nicht den Wein, den mag ich im Gegensatz zu solchen Worten lieber trocken.
Ja, Kritik … mal ist sie gerechtfertigt, mal nicht. Es kommt immer darauf an, wer sie äußert – und . Man darf sich so oder so durchaus überlegen, ob man sie annimmt oder nicht. Auch da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Ich habe kritische Worte oder gar Urteile nie hinterfragt, mir nie überlegt, ob sie wirklich was mit mir zu tun haben. Ob der- oder diejenige eben gerade nur aus egoistischen Gründen nicht mit mir einverstanden ist, vielleicht einfach auch nur grundsätzlich gerne an anderen herummeckert. Ich habe mich sofort gerechtfertigt, entschuldigt, und mich einfach nur immer weiter bemüht, besser zu werden, hilfreicher. Ich versuchte, mich noch mehr anzupassen, unauffälliger zu sein, um weniger be- oder verurteilt zu werden. Dass die Kritik ungerechtfertigt sein könnte, habe ich allerdings nie gedacht. Ja, ich wollte gemocht werden. Am liebsten von allen. Dabei weiß doch jeder, dass das nicht geht.
Ich hätte mich hinstellen und laut meine Meinung äußern, den Kritikern ins Gesicht lachen oder einfach den Raum, das Gespräch, das Internet verlassen sollen. Die Frage ist: Warum ist das so schwer? Warum setzen wir uns sowas aus? Warum lassen wir das zu? Warum wehren wir uns nicht? Lauter? Deutlicher? Lustiger?
Während ich allerdings meinen emotionalen Spagat im »Bitte hab mich lieb«-Modus immer weiter werden ließ, stellte ich fest, dass meine Ehe nicht glücklicher wurde, mein Umfeld nicht weniger kritisch und meine Kinder nicht weniger peinlich berührt, wenn sie mit mir unterwegs waren. Auch die Reaktionen auf meine Texte und Bücher wurden nicht ausnahmslos wohlwollend. Ich habe nur immer weniger aus dem Herzen geschrieben, immer weniger intuitiv gehandelt, dafür immer mehr mit dem Kopf entschieden. Ich wurde immer unsicherer, habe nichts mehr von dem gefühlt, was ich da erzählte, habe mich immer mehr zerrissen, um es nur jedem recht zu machen – außer mir natürlich – und am schlimmsten: Ich habe mich dabei selbst immer mehr und mehr in Frage gestellt. Denn die anderen waren sich schließlich einig. Also mussten ihre Wahrnehmung und ihre Meinung ja stimmen.
Dabei habe ich gar nicht bemerkt, dass mich der Wunsch, es allen und jedem recht zu machen, unaufrichtig gemacht hat – und das, obwohl mir Ehrlichkeit so unglaublich wichtig ist. Ich habe zwar nicht gelogen, das meine ich auch nicht damit. Aber ich habe auf jedes »Wie geht es dir?« instinktiv mit »Gut« geantwortet und gelächelt, auch wenn mir gar nicht danach war. Hatte ich einen schlechten Tag oder Sorgen, habe ich mich versteckt, aus lauter Scham und dem Wunsch, mich so niemandem zuzumuten. Habe niemals Schwäche gezeigt, um Hilfe gebeten oder um Rat gefragt. Ich musste alles können, meistern, wissen. Als ob meine Liebsten und alle anderen mich nur mögen würden, wenn ich ihnen permanent meine liebenswerte, lustige und unkomplizierte Schokoladenseite zeige.
Ich habe mich mir selbst vorenthalten, mir nicht erlaubt, ganz zu sein, niemandem gezeigt, wie ich wirklich bin, als ob nur die bunte Person liebenswert ist. Dabei ist das der größte Irrtum, dem ich je aufgesessen bin. Mittlerweile weiß ich, dass zur Selbstliebe das ganze Lucinde-Bundle gehört:
- Stark und gleichzeitig verletzlich.
- Laut und leise.
- Mutig und ängstlich.
- Souverän und unsicher.
- Fröhlich, wütend, traurig, beschämt, voller Fehler und großartiger Eigenschaften.
- Licht und Schatten.
- Ein Mosaik aus hellen und dunklen Steinen, manche fest, andere ein bisschen lose.
Eine Lucinde, deren Freunde und Familie sie nicht nur mögen, sie so ist, wie sie eben auch ist – sondern genau ! Ich habe außerdem begriffen, dass mich nicht nur die Bewertung von anderen verletzen kann, sondern auch meine eigene, die manchmal noch viel strenger und gemeiner ist. Und dass auch ich schleunigst damit aufhören muss, mich zu verurteilen.
Ganz sicher haben auch mich die sozialen Medien mit ihren Erfolgsgeschichten und ewig glücklichen Gesichtern geprägt. Sich nicht so fühlen – oder das Gefühl zu haben, mithalten zu müssen – hat mich total unter Druck gesetzt, ohne dass ich es zunächst bemerkt habe. Und schlimmer noch, ich dachte durchaus immer wieder, ich sei gescheitert, wenn ich mal nicht glücklich war oder nichts zu zeigen hatte. Aber ganz ehrlich: was nützt uns ein Leben voll scheinheiliger Happy Faces? Photoshop, Filter, Fake News – kann jeder. Aber die Sehnsucht bleibt – und auch die Dankbarkeit und Erleichterung, wenn jemand mal zugibt, dass nicht alles nur megatoll, lustig und großartig ist. Das kann so unglaublich befreiend sein. Davon abgesehen ist es auch gar nicht schlimm.
Was ist denn dabei, zuzugeben, dass wir Falten und graue Haare haben, keine Ahnung davon, wie man Steuererklärungen erstellt oder uns irgendetwas misslungen ist, wir mal müde, schlecht gelaunt oder traurig sind?
Nun. Ich hätte natürlich so weitermachen, meine Schatten für mich behalten und nur mein Licht zeigen können. Passiert wäre vermutlich gar nichts. Alles wäre geblieben, wie es ist. Aber eben auch diese Sehnsucht danach, aufrichtig zu sein und somit aufrichtig geliebt oder anerkannt werden zu können. Ganz. Mit allen Macken, mit den dunklen Seiten, die die hellen umso heller scheinen lassen, und mit den Fragen, Zweifeln und Sorgen, die ich nun mal habe wie jeder andere Mensch auch. Aber wie soll jemand anderes das alles sehen und mir zugestehen, für mich da sein und mich gegebenenfalls auch mal in den Arm nehmen und »Alles wird gut« sagen können, wenn ich immer weiter vorgebe, dass es mir prima geht und ich alles im Griff habe?
Ich werde also aufrichtig sein. Meine Fehler zugeben, mal traurig sein, Angst haben, scheitern. Ich kann und muss das aushalten. Weil ich zum Glück weiß, dass es auch andere Momente gibt: lustige, fröhliche, welche voller Energie, Stolz und Freude. , heißt es ja nicht umsonst. Das Schöne und das weniger Schöne. Zum inneren Wachsen sind die nicht so schönen Momente sicher hilfreicher, die Nadelöhre, durch die man sich manchmal quetschen muss, um auf der anderen Seite festzustellen, dass das alles das...




