E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Star Wars: Die Hohe Republik
Ireland Star Wars: Die Hohe Republik - Ein mutiges Versprechen
Neuauflage 2025
ISBN: 978-3-7569-9952-1
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Star Wars: Die Hohe Republik
ISBN: 978-3-7569-9952-1
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Justina Ireland ist Autorin des Romans Dread Nation, der es 2019 in die Top 10 der YALSAAuswahl von Romanen für junge Erwachsene geschafft hat. Zu ihren anderen Kinderund Jugendbüchern gehören Deathless Divide, Vengeance Bound, Promise of Shadows sowie die Star Wars-Romane Lando's Luck und Der Funke des Widerstands. Sie mag dunkle Schokolade und schwarzen Humor und ist nicht sonderlich stolz darauf, zugeben zu müssen, dass sie auch heute noch Angst im Dunkeln hat. Zusammen mit ihrem Ehemann, ihrem Kind, einem Hund und mehreren Katzen lebt sie im US-Bundesstaat Maryland.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Jedi-Ritter Imri Cantaros ließ seinen Blick über den Kreis der Jedi-Jünglinge schweifen, die im Schneidersitz im weichen Gras der schattigen Lichtung saßen, und verkniff sich ein Lächeln. Insgesamt waren es zwölf. Der Jüngste davon war gerade mal sechs Jahre alt, und egal, ob sie Menschen, Twi’lek, Nautolaner, Kagen oder Mirialaner waren – jeder Einzelne von ihnen war voll konzentriert, wie ihre Gesichter verrieten. In der vergangenen halben Stunde hatten sie alle versucht, Karakarablätter vor sich in der Luft schweben zu lassen – eine einfache Übung für jeden Padawan, doch eine echte Herausforderung für die Kinder, die rings um Imri herum im Gras saßen. Er verlangte nicht von ihnen, ihre Bewegungen möglichst präzise auszuführen, denn das wäre um einiges schwieriger gewesen. Er wollte bloß, dass sie das Blatt so bewegten, wie auch immer die Macht es ihnen erlaubte.
„Betrachte das Blatt nicht als etwas Eigenständiges“, sagte Imri, als er spürte, wie die Frustration ringsum zunahm. Es bereitete ihm keine Mühe, die starken Emotionen der Jünglinge in der Macht wahrzunehmen. „Betrachte das Blatt als eine Erweiterung der Macht. Die Macht durchströmt alle Dinge, euch genauso wie dieses Blatt, und eben weil durch die Macht alles miteinander verbunden ist, könnt ihr das Blatt bewegen.“
Diese kleine Ermutigung genügte, um einigen Schülern dabei zu helfen, dass sie es schafften, ihr Blatt ein paar Millimeter über dem Boden schweben zu lassen, auch wenn die Aufregung, die ihnen ihr Erfolg verschaffte, schlagartig dafür sorgte, dass sie den Fokus verloren und die Blätter fallen ließen.
„Okay, das reicht fürs Erste“, sagte Imri. Er stand auf und klopfte seine behelfsmäßige Robe ab. Auf Aricho gab es keinen Jedi-Quartiermeister, darum musste er sich mit einem einfachen braunen Gewand zu einer dazu passenden Hose und einem entsprechenden Hemd begnügen. Er überragte die Kinder um ein gutes Stück, und sie sahen ihn mit großen Augen an, fast so, als hätten sie vergessen, wie groß er war, wenn er nicht auf dem Boden saß. „Warum spielen wir nicht im Garten Rancor, bis es Zeit fürs Mittagessen ist?“
„Aber du bist der Rancor, Imri!“, rief ein kleines nautolanisches Mädchen, die dunklen Augen strahlend vor Begeisterung. Die übrigen Jünglinge fingen an zu jubeln. Imri grinste.
„Rawarrrr!“, rief er drohend, und die Jünglinge liefen lachend und quietschend vor Vergnügen davon. Imris Aufgabe bestand darin, sie zu „wittern“ und einen nach dem anderen zu finden, doch er würde ihnen einen Vorsprung geben, damit sie sich auf der Lichtung, wo die Jedi ihre Zeit verbrachten, Verstecke suchen konnten.
Als Imri auf Aricho angekommen war, hatte er große Angst gehabt – ein junger Padawan ohne Lehrmeister. Seine einzige Gesellschaft war J-6 gewesen, sein Droide. Er wusste, dass seine Meisterin, Jedi-Ritterin Vernestra Rwoh, irgendwo in der Galaxis unterwegs war, doch in Anbetracht der Tatsache, dass beim Untergang der Starlight-Station so viele Jedi ihr Leben verloren hatten, war das kein sonderlich beruhigender Gedanke. Mehr noch: Vernestra hatte die gefährliche Reise durch die Okklusionszone nicht bloß unternommen, um zu gewährleisten, dass er in Sicherheit war, sondern auch, damit er zum Ritter geschlagen wurde, als er sich entschloss, auf Aricho zu bleiben, anstatt nach Coruscant zurückzukehren. Und jetzt war er selbst der Lehrmeister.
Doch so herausfordernd dieses Amt auch war, so bestätigt fühlte er sich in seiner Entscheidung, auf dem angelegenen kleinen Planeten geblieben zu sein. Zwar waren die Nihil nicht zurückgekommen, um die Bürgerinnen und Bürger noch weiter zu terrorisieren, doch mehrere Familien waren eigens von Planeten rings um die Okklusionszone angereist, um ihre Kinder auf Aricho von den Jedi auf ihre Machtfähigkeiten testen zu lassen. Denn die Nihil machten Jagd auf alle, die für die Macht empfänglich waren – egal, ob Kinder oder Erwachsene –, und in den letzten Monaten hatte sich die Zahl der Flüchtlinge auf Aricho nahezu vervierfacht.
Das bedeutete natürlich nicht, dass jedes Kind, in dem die Macht stark war, auch das Potenzial besaß, ein Jedi zu werden. Doch Imri und sein Jedi-Gefährte Yacek Sparkburn fanden, es sei besser, diesen Kindern die Grundlagen ihrer Machtfähigkeiten beizubringen, so bescheiden sie vielleicht auch sein mochten, als dass sie sie einfach ignorierten. Nicht zuletzt, weil sie sie besser vor den Nihil verbergen konnten, wenn sie darüber Bescheid wussten.
Imri streckte sich und wollte gerade zu den Jünglingen hinübergehen, die sich kichernd auf der Lichtung tummelten, als ein wohlvertrauter Ruf ihn dazu brachte, sich dem Hauptgebäude zuzuwenden.
Yacek stapfte auf ihn zu; mehrere Kinder klammerten sich an ihn und hielten sich an seinen Füßen fest. Bei diesem Anblick konnte Imri sich ein Lächeln nicht verkneifen. Yacek war groß, hatte langes, dunkles Haar, und die Kleinen kletterten gerne auf ihm herum, als wäre er ein Karakarabaum. Imri sah, dass Yacek ein halbes Dutzend kleiner Kinder folgten, die mit ihren kurzen Beinen jedoch nicht mit seinen langen Schritten mithalten konnten.
„Yacek!“, rief Imri und winkte ihm grinsend. „Ich glaube, du hast ein paar deiner Schützlinge verloren.“
Yacek drehte sich um und streckte dann die Hand nach den Kindern hinter sich aus, um sie mit der Macht hochzuheben und näher zu sich schweben zu lassen. Genau wie Imri trug auch Yacek eine abgewandelte Version der Jedi-Robe, die sie normalerweise getragen hätten, und sein Umhang war mit etwas besudelt, das verdächtig nach den Beeren aussah, die sie zum Frühstück gegessen hatten, passend zu dem Schmierfleck auf der Wange eines braunhäutigen Menschenmädchens, das sich mit aller Kraft an ihn klammerte. „Ich könnte schwören, die vermehren sich, wenn ich nicht hingucke“, sagte Yacek und grummelte gutmütig.
Imri lachte. In diesem Moment war er glücklich. Zufrieden. Die Galaxis als solche mochte sich mitten in einem entscheidenden Machtkampf befinden, aber auf Aricho war alles noch genau so, wie es sein sollte.
„Willst du im Garten mit uns Rancor spielen?“, fragte Imri.
Yacek schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin hier, weil ich dir etwas Wichtiges sagen muss: Imri, der Sturmwall ist gefallen!“
Imri blinzelte. Es dauerte eine ganze Weile, bis es ihm gelang, die Worte, die er gerade gehört hatte, zu verarbeiten. „Moment. Heißt das … die Nihil sind erledigt?“
Yacek zuckte mit den Schultern. „Das ist bislang noch unklar. Ich habe die Nachricht von der Mutter des kleinen Pala. Sie sagt, dass nach dem Mittagessen ein Treffen in der Versammlungshalle stattfindet, wo besprochen werden soll, was wir konkret wissen. Aber, Imri, das könnte bedeuten, dass es für uns endlich bald wieder nach Hause geht!“
Imri lächelte traurig und nickte. Er brachte es nicht übers Herz, Yacek zu sagen, dass mittlerweile Aricho sein Zuhause geworden war. Fast zwei Jahre waren vergangen, seit Deva Lompop, eine Shani und Nihil, ihn auf diesem Planeten abgesetzt hatte – angeblich, um ihn in Sicherheit zu bringen. Damit hatte sie ein Versprechen gehalten, das sie Avon Starros gegeben hatte, einer guten Freundin von Imri. Seitdem hatte er ein Nihil-Komplott zur Versklavung der Bevölkerung vereitelt, diese Welt lieben gelernt und war Lehrer geworden. Er mochte sein Leben auf diesem kleinen, ruhigen Planeten.
Er wollte nicht wieder kämpfen müssen.
Imri spürte, wie beim Gedanken daran, nach Coruscant zurückzukehren, die alte Beklommenheit wieder in ihm hochkam, doch er atmete tief durch und versuchte, sie zu verdrängen. Eins nach dem anderen. Das hätte Vernestra in dieser Situation gesagt. Und für gewöhnlich lag sie mit ihren Ratschlägen richtig.
Imri konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt. „Schon möglich. Aber nach allem, was wir in den letzten Jahren so erlebt haben, schätze ich, werde ich meine Erwartungen wohl etwas zurückschrauben.“ Imri ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen, nahm einen tiefen Atemzug und genoss die süße, frische Luft von Aricho. Es würde ihm schwerfallen, von hier fortzugehen. Doch daran wollte er jetzt nicht denken.
„Aber nun muss ich erst mal ein paar Jünglinge finden, die ich fressen kann!“, sagte Imri mit monstermäßig verstellter Stimme und so laut, dass die Kinder, die ihm am nächsten waren, hören konnten, dass er kam – und mit ihrem mühsam unterdrückten Gekicher ihr Versteck verrieten. „Wir sehen uns nachher in der Versammlungshalle.“
Damit stieß Imri ein lautes Gebrüll aus und tat sein Bestes, um der furchteinflößendste Rancor zu sein, den Aricho je gesehen hatte.
Die Versammlungshalle war ein ehemaliger Raumschlepper-Hangar, der in den letzten Jahren zum zentralen Treffpunkt der Bevölkerung von Parantha umfunktioniert worden war. Obwohl Parantha nicht der größte Ort auf dem Planeten war – das war nach wie vor Ytrecht, die Hauptstadt –, war die Siedlung ziemlich groß, abgelegen, friedlich und weit genug von der Küste entfernt, um den schlimmsten Stürmen zu entgehen, auch wenn Ytrecht weniger als einen Tagesmarsch entfernt lag. Ein- oder zweimal im Monat machten Imri und Yacek sich auf den Weg in die Hauptstadt, um sich mit der neu gewählten Präsidentin Orenna Sala zu treffen, einer Twi’lek-Frau mit dunkelgrüner Haut. Sie schien nicht sonderlich viel von den Jedi zu halten, daher war Imri jedes Mal sorgsam darauf bedacht, lieber den Mund zu halten und den älteren, erfahreneren Yacek für sie beide sprechen zu lassen, wann immer sie mit...




