Jacobi / Paul / Thiel Essstörungen
1. Auflage 2004
ISBN: 978-3-8409-1157-6
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band Band 24, 122 Seiten
Reihe: Fortschritte der Psychotherapie
ISBN: 978-3-8409-1157-6
Verlag: Hogrefe Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Das Buch liefert einen aktuellen Überblick zur Diagnostik, zur Risikofaktorenforschung sowie zu psychologischen und pharmakologischen Behandlungsansätze bei Anorexia nervosa, Bulimia nervosa und Binge-Eating Störung. Die zentralen Elemente eines verhaltenstherapeutisch orientierten Behandlungskonzepts werden dargestellt und durch Beispiele veranschaulicht. Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Behandlung der Störungen werden ausführlich erläutert. Betont werden hierbei insbesondere wichtige Aspekte des Erstgespräches und der Motivationsabklärung, der Psychoedukation, des Erkennens von Auslösebedingungen sowie der Erarbeitung eines individuellen Krankheitsmodells. Konkrete Möglichkeiten der Veränderung des gestörten Essverhaltens und des Umgangs mit dem Gewicht in Abhängigkeit von der Störung werden beschrieben. Psychotherapeuten erhalten mit diesem Band wertvolle Hinweise für die Behandlung von Essstörungen.
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1;Inhaltsverzeichnis;6
2;1 Beschreibung der Störungsbilder;10
2.1;1.1 Bezeichnung und Definition nach ICD-10 und DSM-IV;10
2.1.1;1.1.1 Anorexia nervosa;12
2.1.2;1.1.2 Bulimia nervosa;14
2.1.3;1.1.3 Nicht Näher Bezeichnete Essstörungen – Binge- Eating- Störung;17
2.2;1.2 Epidemiologische Daten;18
2.3;1.3 Verlauf und Prognose;21
2.4;1.4 Differenzialdiagnose;23
2.5;1.5 Komorbidität;25
2.6;1.6 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen;26
2.6.1;Strukturierte Interviews;26
2.6.2;Selbstbeurteilungsbögen;27
3;2 Störungstheorien und Modelle;30
3.1;2.1 Risikofaktoren;31
3.1.1;2.1.1 Psychosoziale Faktoren;31
3.1.2;2.1.2 Biologische Faktoren;38
3.2;2.2 Kognitiv-verhaltenstheoretisches Störungsmodell;43
4;3 Diagnostik und Indikation;47
4.1;3.1 Hinweise zur Diagnostik;47
4.1.1;3.1.1 Erst- bzw. Vorgespräch;48
4.1.2;3.1.2 Erhebung des psychopathologischen Befundes, zentraler Diagnosen und komorbider Störungen sowie medizinische Gesamtbeurteilung;50
4.1.3;3.1.3 Anamneseerhebung und subjektives Krankheitsmodell;52
4.1.4;3.1.4 Problemanalyse: Entwicklung eines funktionalen Bedingungsmodells;56
4.1.5;3.1.5 Motivationsabklärung und Motivierung;58
4.2;3.2 Hinweise zur Indikation;60
5;4 Behandlung;62
5.1;4.1 Kognitive Verhaltenstherapie: Ziele und Behandlungsschwerpunkte;62
5.1.1;4.1.1 Vermittlung des Therapierationals;64
5.1.2;4.1.2 Informationsvermittlung/ Psychoedukation;65
5.1.3;4.1.3 Problemanalyse: Identifikation auslösender und aufrechterhaltender Bedingungen für gestörtes Essverhalten;71
5.1.4;4.1.4 Umgang mit Essen und Gewicht;73
5.1.5;4.1.6 Kognitive Techniken;94
5.1.6;4.1.7 Die Bearbeitung der Körperschemastörung;96
5.1.7;4.1.8 Stabilisierung, Rückfallanalyse und Rückfallprophylaxe;101
5.2;4.2 Stand der Therapieforschung bei Anorexia nervosa;102
5.2.1;4.2.1 Psychotherapeutische Verfahren;102
5.2.2;4.2.2 Familientherapie;103
5.2.3;4.2.3 Pharmakotherapie;104
5.3;4.3 Stand der Therapieforschung bei Bulimia nervosa;104
5.3.1;4.3.1 Psychotherapeutische Verfahren;104
5.3.2;4.3.2 Pharmakotherapie bei Bulimia nervosa;107
5.3.3;4.3.3 Kombinationsbehandlung;107
5.3.4;4.3.4 Selbsthilfe- Ansätze;108
5.4;4.4 Stand der Therapieforschung bei Binge- Eating- Störungen;108
5.4.1;4.4.1 Psychotherapeutische Verfahren;109
5.4.2;4.3.2 Pharmakotherapie;109
6;5 Literatur;110
7;6 Anhang;117
2 Störungstheorien und Modelle (S. 121)
Von den klassischen Störungsmodellen (z. B. kognitiv-behavioral, psychodynamisch, biologisch) kann derzeit keines die Entstehung einer Essstörung überzeugend vorhersagen. Entsprechend findet sich – wie auch bei anderen psychischen Störungen – in Lehrbüchern häufig der Hinweis auf die multifaktorielle Bedingtheit von Essstörungen („biopsychosoziales Modell"). Im Rahmen dieser Modelle ist allerdings der Grad der empirischen Absicherung für die verschiedenen Faktoren sehr unterschiedlich. Während die Rolle mancher Faktoren gut gestützt ist, muss der Stellenwert anderer als hypothetisch bis spekulativ angesehen werden. Oftmals bleibt außerdem die Frage des zeitlichen Auftretens der Faktoren im Verhältnis zum Beginn der Essstörung unberücksichtigt. Damit muss davon ausgegangen werden, dass eine Vielzahl der postulierten Risiko- oder Ätiologiefaktoren eher Korrelate oder Folgen der Essstörung sind. Eine sorgfältige Trennung von Faktoren, deren Vorliegen im Vorfeld der Störung als gesichert gelten kann, und solchen, die Begleiterscheinung oder Folge der Störung sind, ist daher sinnvoll und wünschenswert. Unabhängig davon können aber manche Modelle dennoch für den klinischen Alltag hilfreich sein. Die kognitiv-behavioralen Modelle, die stärker aus dem klinisch-therapeutischen Zusammenhang entwickelt worden sind, können beispielsweise dazu dienen, der Patientin ein überschaubares und plausibles Störungsmodell zu vermitteln, woraus dann entsprechende Strategien für die Behandlung abgeleitet werden können. Hierbei stehen in der Regel die aufrechterhaltenden Mechanismen der Störung stärker im Vordergrund. Im Folgenden wollen wir daher einen aktuellen Überblick über Risikofaktoren bei Essstörungen geben.
Wir orientieren uns hierbei an einer vor einiger Zeit veröffentlichten Typologie zu Risikofaktoren sowie den dazugehörigen Definitionen und methodischen Empfehlungen (vgl. Kraemer, Kazdin, Offord, Kessler, Jensen & Kupfer, 1997). Entsprechend dieser Typologie muss für einen Risikofaktor ein signifikanter und klinisch relevanter Zusammenhang mit dem Beginn der Erkrankung nachweisbar sein. Weiterhin muss gesichert sein, dass der Faktor im Vorfeld der Essstörung aufgetreten ist. Dies kann – mit Ausnahme weniger Faktoren wie z. B. Geschlecht, Geburtsjahr und ethnische Zugehörigkeit – nur für im Längsschnitt erhobene Faktoren als gesichert gelten. Im Rahmen einer Übersichtsarbeit wurde die Typologie bzw. Terminologie erstmalig auf die potenziellen Risikofaktoren bei Essstörungen angewandt (Jacobi et al., 2004; Jacobi, Morris & de Zwaan, 2004). Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden hier unter der Überschrift „Risikofaktoren" zusammengefasst, wobei der Schwerpunkt auf der Absicherung der verschiedenen Faktoren durch Längsschnitt- bzw. Querschnittstudien liegt.