Jäger / Kablitz | Saussure et l’épistémè structuraliste. Saussure und die strukturalistische Episteme | E-Book | sack.de
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E-Book, Französisch, 336 Seiten

Reihe: ISSN

Jäger / Kablitz Saussure et l’épistémè structuraliste. Saussure und die strukturalistische Episteme

E-Book, Französisch, 336 Seiten

Reihe: ISSN

ISBN: 978-3-11-101898-0
Verlag: De Gruyter
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Mehr als hundert Jahre nach dem Erscheinen des Cours de linguistique générale (Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft) gilt der Schweizer Indoeuropäist, Sprachphilosoph und Zeichentheoretiker Ferdinand de Saussure noch immer als der ‘revolutionäre Begründer’ des Strukturalismus, jenes Strukturalismus, den Cassirer als eine ‘allgemeine Tendenz des Denkens’ und Lévi-Strauss als ein ‘epistemologisches Modell’ bezeichnet hatte, dem eine ‘unvergleichliche Bedeutung für die Humanwissenschaften’ zukomme. Die Rolle des Paradigmengründers wird Saussure vor allem als ‘Autor’ des Cours zugeschrieben, eines Buches, das er nicht verfasst hat und dessen Autorschaft er sich auch nicht hätte zuschreiben lassen. Das 1916 erschienene Werk, das wohl die am meisten zitierte sprachwissenschaftliche Abhandlung des zwanzigsten Jahrhunderts darstellt, hatte eine spektakuläre Wirkungsgeschichte, in der eine geradezu symbiotische Verbindung zwischen dem Autornamen ‘Saussure’ und der epistemologischen Bewegung des Strukturalismus entstand. Die Autoren dieses Bandes öffnen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven den Blick für ein Saussure’sches Denken auch jenseits der Grenzen der strukturalistischen Episteme.
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Einleitung
Ludwig Jäger Andreas Kablitz In der ersten Hälfte des Wintersemesters 2017/2018 fanden an der Universität zu Köln, veranstaltet von Prof. Dr. Ludwig Jäger (Aachen) und Prof. Dr. Andreas Kablitz (Köln) und gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, sowohl eine Ringvorlesung (17.10., 07.11., 14.11., 21.11., 05.12., 12.12.) als auch im Anschluss an diese ein Symposion (13.-14.12.2017), beide zum gemeinsamen Thema „Strukturalismus. Saussure und die strukturalistische Episteme“ statt, wobei der letzte Ringvorlesungsbeitrag am 12.12., Daniele Gambararas Vortrag „Welcher Strukturalismus bei Saussure? Und welcher Strukturalismus für uns heute?“ zugleich den Eröffnungsvortrag des Symposions darstellte. Ringvorlesung und Symposion warfen die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis Saussures zu der strukturalistischen Episteme auf, als deren Begründer er in der linguistischen Fachgeschichte bis in jüngere Zeit unstrittig angesehen worden war. Zugeschrieben wurde ihm diese Begründungsleistung aufgrund eines Buches, als dessen Autor er zwar lange galt, das aber nicht von ihm verfasst wurde, des Cours de linguistique générale, dessen Erscheinen sich im Jahre 2016 zum hundertsten Mal gejährt hatte. Dass sich Saussures Verhältnis zum Strukturalismus heute differenzierter darstellt, liegt vor allem an der zunehmenden wissenschaftlichen Aufmerksamkeit, die dem umfangreichen und inzwischen weithin publizierten archivalischen Bestand seiner handschriftlichen Notizen und Textfragmente sowie den Mitschriften zu seinen Genfer Vorlesungen seit den 1970er Jahren in wachsendem Maße zuteil wurde. Vor dem Hintergrund dieser Schriften zeichnete sich nun ein kritisches und spannungsreiches Verhältnis Saussures zu der strukturalistischen Episteme ab, als deren Gründervater er freilich noch immer in nicht unerheblichen Teilen der Fachgeschichte verhandelt wird. Ringvorlesung und Symposion sollten deshalb vor allem der Erörterung der Fragen dienen, die sich aus der paradoxen Konstellation ergeben, dass ihm zugleich die widersprüchlichen Rollen einerseits des ‘Strukturalismus-Gründers’ und andererseits gleichsam eines ‘Strukturalismus-Kritikers’ zugewiesen werden. Zum einen hatte sich in der Cours-Wirkungsgeschichte zunächst eine geradezu ‘symbiotische Verbindung’ zwischen Saussure und der zuerst von Roman Jakobson 1929 so genannten epistemologischen Bewegung des Strukturalismus in der Linguistik sowie in den Kultur- und Geisteswissenschaften allgemein herausgebildet, zum anderen wurde in den umfangreichen, zumeist fragmentarisch gebliebenen Texten von Saussures eigener Hand eine semiologische Sprachidee sichtbar, die - in nicht unerheblichem Gegensatz zu den Grundüberzeugungen des Strukturalismus - Sprache nicht mehr nur in ihrer systematischen und geschichtsdistanzierten Verfasstheit, sondern gerade auch hinsichtlich ihrer Historizität und Sozialität, als ‘Zirkulation’ bzw. als ‘Spiel der Zeichen’, als ‘Zeichengebrauch’ in den Blick nimmt. Vor dem Hintergrund dieses Befundes sollten die Beiträge von Ringvorlesung und Symposion - was sie auch in eindrucksvoller Form einlösten - ihre Thematik aus den eigenen je verschiedenen disziplinären Forschungsperspektiven vor allem im Horizont der folgenden Fragen verhandeln: a) Welches sind die wissenschaftshistorischen Gründe für das Verblassen des strukturalistischen Begründungsmythos, durch das in wachsendem Maße ein neuer Blick auf einen ‘historischen’ Saussure ermöglicht wird? b) Lässt sich der ‘historische’ Saussure als grundlegender Kritiker des Strukturalismus-Kognitivismus lesen, als dessen Gründer er lange Zeit betrachtet wurde? c) Gewinnt der ‘historische’ Saussure, dessen semiologische Sprachidee die Sprache als ‘dynamische Gestalt’, als ‘diskursiv-soziales Phänomen’ konzeptualisiert, neue Relevanz für die rezenten Debatten der Kultur- und Geisteswissenschaften etwa auf den Feldern der ästhetischen und Literaturtheorie bzw. der Sprach- und Medientheorie? d) Lassen sich am Fallbeispiel des ‘Strukturalismus-Gründers’ Saussure exemplarisch die Bedingungen der Erfindung und Konstitution von Wissenschaftsparadigmen sowie die Rolle von Gründungsmythen und Gründungsnarrativen bei der Entstehung neuer Wissensordnungen in den Wissenschaften beobachten? Die Einladung der Veranstalter war an national und international renommierten Forscherpersönlichkeiten aus Frankreich, Italien, der Schweiz und den USA sowie aus Deutschland ergangen, die in ihren jeweiligen Forschungskontexten unter verschiedenen disziplinären Perspektiven - der Philologien, der Kulturwissenschaften, der Sprach- und Zeichentheorie, der Philosophie sowie der Fachgeschichtsschreibung - bereits Beiträge auf dem Feld der Saussure-Forschung, der Wissenschaftsgeschichte des Strukturalismus bzw. der strukturalistischen/neostrukturalistischen Sprach- und Literaturtheorie vorgelegt hatten. Absagen mussten von den Eingeladenen Simon Bouquet (Paris) sowie kurzfristig Renate Lachmann (Konstanz) und Gisela Fehrmann (Bonn) erfolgen. Die Programmslots von Renate Lachmann und Gisela Fehrmann im Rahmen des Symposions übernahmen Andreas Kablitz und Ludwig Jäger. Simon Bouquet und Renate Lachmann sagten gleichwohl ihre Symposionsbeiträge für die geplante Tagungspublikation zu. Die Ringvorlesung wurde am 17. Oktober mit einem Vortrag von Ludwig Jäger, Professor i. R. für Sprachwissenschaft an der RWTH Aachen, mit dem Titel „Saussures Sprachidee und die strukturalistische Episteme“ eröffnet, in dem der thematische Rahmen der beiden Veranstaltungen (Ringvorlesung und Symposion) umrissen und die strukturalismuskritische Valenz der semiologischen Sprachidee Saussures erörtert wurde. Ihm folgte am 07. November Manfred Frank, em. Professor für Philosophie an der Universität Tübingen und ständiger Gastprofessor an der Universität Bielefeld, mit einem Vortrag zu „Derridas Saussure. Wie die neostrukturalistische Sprachphilosophie Saussure aneignet, anarchisiert und verfehlt“. Frank analysierte vor dem Hintergrund seiner Studien zum Poststrukturalismus insbesondere Derridas ‘Fehllektüre’ Saussures und das Verhältnis hermeneutischer, strukturalistischer und poststrukturalistischer Zeichentheorie. Am 21. November sprach dann Samuel Weber, Avalon Foundation Professor of Humanities an der Northwestern University (Chicago), zum Thema „Saussure, Derrida, Lacan: Die Sprache als Bedeutungsvorgang“. Er argumentierte dafür, dass Saussures Kritik der Idee der Geschlossenheit von Zeichensystemen über die strukturalistische Episteme hinausweise und es angemessen erscheinen lasse, in Saussure - neben Wittgenstein und Peirce - einen der bedeutendsten Sprachdenker des 20. Jahrhunderts zu sehen. Am 28. November sprach Andreas Kablitz, Professor für Romanische Philologie und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Direktor des Petrarca-Instituts an der Universität zu Köln, zum Thema „Selbstreferenz und Gegenständlichkeit. Anmerkungen zur strukturalistischen Definition von Literatur“. Er arbeitete in einer kritischen Lektüre des strukturalistischen Literaturbegriffs die in dessen systemischen und selbstreferentiellen Zeichenbegriff ausgeblendete Gegenständlichkeit des Zeichenausdrucks in ihrer Bedeutung für die poetische Rede sowie den Begriff der Literatur heraus. Ihm folgte am 5. Dezember Jürgen Trabant, em. Professor für Romanische Philologie an der Freien Universität Berlin, mit einem Vortrag zum Thema „Vom ‚Cours‘ zum ‚Corso‘ und zurück: ein Buch sucht seinen Autor“, in dem mit Blick auf den Cours de linguistique générale in seiner Funktion als ‘Gründungschrift’ des Strukturalismus das Problem der Saussure-Autorschaft, d.?h. das Verhältnis des wirkungsgeschichtlich etablierten und des historischen Saussure erörtert wurde. Den letzten Vortrag der Ringvorlesung, der zugleich der Eröffnungsvortrag des Symposions war, bestritt Daniele Gambarara, Professor für Sprachphilosophie an der Universität Calabria zum Thema „Welcher Strukturalismus bei Saussure? Und welcher Strukturalismus für uns heute?“, in dem die Bedeutung des ‘Saussure’schen Strukturalismus’ für die rezenten theoretischen Diskurse der Sprachwissenschaft und Sprachphilosophie in den Blick genommen wurden. Das sich an die Ringvorlesung anschließende Symposion, das insbesondere einer intensiveren Diskussion des Veranstaltungsthemas dienen sollte, war in drei Sektionen gegliedert, von denen zwei am Mittwoch, den 13. Dezember, in einer Vormittags- und einer Nachmittagssektion und eine dritte am Vormittag des 14. Dezember stattfanden. Jede Sektion wurde durch einen Chair geleitet und durch eine jeweils einstündige Schlussdiskussion zu den Sektionsvorträgen abgeschlossen. Nach der Begrüßung durch die Veranstalter gab es am Mittwochmorgen unter der Leitung von Hans-Martin Gauger, em. Professor für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Freiburg, zwei Vorträge: einmal den Vortrag von François Rastier, directeur de recherche émérite am Centre national de la recherche scientifique (CNRS) Paris, der unter dem Titel „Structuralisme et formes symboliques: Saussure et Cassirer aujourd’hui“ Saussures ‘Semiologie’ im Lichte von Cassirers Philosophie der Symbolischen Formen erörterte und zum zweiten den Vortrag von Marie-José Béguelin, professeure honoraire für Linguistique Française an der Université Neuchâtel, die zum Thema „Aux sources du structuralisme saussurien: la...


Ludwig Jäger
, RWTH Aachen University;
Andreas Kablitz
, Universität zu Köln.

Ludwig Jäger
, RWTH Aachen University;
Andreas Kablitz
, University of Cologne.

Ludwig Jäger, RWTH Aachen University; Andreas Kablitz, Universität zu Köln.


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