Jahn / Müller Ein Akt der Gewalt
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-05356-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thriller
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-641-05356-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Es ist vier Uhr früh, als sich Katrina Marino auf den Heimweg macht. Die Straßen sind menschenleer, trotzdem hat Katrina das Gefühl, beobachtet zu werden. Als sie sich wenig später ihrer Haustür nähert, nimmt sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr. Noch bevor sie reagieren kann, ist der Angreifer über ihr und sticht mit einem Messer auf sie ein. Katrina fängt an zu schreien. Katrinas Nachbarn hören ihre Schreie. Alle schauen aus ihren Fenstern, doch wer unternimmt etwas?
Auf dem Heimweg von der Arbeit wird Katrina Marino in den frühen Morgenstunden Opfer eines brutalen Überfalls. Der Angriff findet direkt vor ihrer Haustür statt - und unter den Augen ihrer Nachbarn, die fast ausnahmslos untätig bleiben. Jeder hat mit seinem eigenen kleinen Drama zu kämpfen. Der 19-jährige Patrick etwa, der zur Armee eingezogen werden soll, aber für seine kranke Mutter sorgen muss. Oder Diane, die sich mit ihrem Ehemann streitet, weil dieser sie betrügt. Sie hören Katrinas Schreie und sehen, dass vor ihrer Haustür etwas Schreckliches passiert. Katrina spürt die Betrachter und ihre Blicke und hofft auf Hilfe. Und sie kämpft gegen den Tod. 'Ein Akt der Gewalt' basiert auf einer wahren Geschichte, dem Mord an Kitty Genovese, der 1964 weltweit für Schlagzeilen sorgte und dessen Umstände später unter dem Begriff Bystander-Effekt in die Kriminalgeschichte eingingen.
Ryan David Jahn wuchs in Arizona, Texas und Kalifornien auf. Mit sechzehn Jahren verließ er die Schule, um in einem Plattenladen zu arbeiten. Seit 2004 schreibt er als Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Für seinen ersten Roman Ein Akt der Gewalt wurde er mit dem renommierten Debut Dagger Award ausgezeichnet.
Weitere Infos & Material
(S. 116-117)
Peter Adams geht unablässig auf und ab und strapaziert dadurch den Teppich. Ron und Bettie sitzen nebeneinander auf der Couch. Sie halten die Hände verschränkt und betrachten ihn schweigend. Aber er geht nur auf und ab – auf und ab. Das hier ist nicht richtig. Das hier hätte nicht geschehen dürfen. Er versteht nicht, wie es geschehen konnte. Es ist gegen alle Vernunft. Das ist es. Er ist ein guter Mensch – versucht wenigstens, einer zu sein.
Wie kann ein guter Mensch in eine solche Situation geraten? Es ist bescheuert. Verdammt bescheuert, und es widerspricht jeder Vernunft. »Du solltest zu ihr gehen und mit ihr sprechen«, sagt Ron. Peter bleibt kurz stehen und sieht Ron an. Der erwidert seinen Blick, ungerührt, als sei er nicht derjenige gewesen, der Peter diesen Schlamassel eingebrockt hat, als sei diese ganze Partnertauscherei nicht überhaupt seine Idee gewesen. »Ich will nicht mit ihr sprechen«, sagt Peter schließlich. »Du machst einen Fehler«, befindet Ron. »Leck mich!« »Ich will dir doch nur helfen.«
»Scheiße, ich will auch nicht mit dir reden«, sagt Peter und wendet sich an Bettie. »Wie kannst du behaupten, dass wir nichts anderes geteilt haben als nur Sex?« In seiner Stimme klingt dieses kindliche Quengeln mit, das er so hasst. »Deswegen«, sagt Ron, »weil ihr nichts als Sex geteilt habt. Und genau darum ging es auch nur.« »Scheiße, mit dir rede ich nicht«, wiederholt sich Peter. Und dann: »Du findest wohl, du stehst über allem, was? Du hältst dich für so verflucht abgeklärt.
Aber mit dir hab ich gar nicht geredet. Ich hab mit Bettie gesprochen.« »Schön, mit mir hast du nicht gesprochen«, sagt Ron gelassen, und dafür hasst Peter ihn umso mehr. Er wünschte, dass der Kerl einen Wutanfall bekäme oder furchtbar überreagieren würde – schließlich ist das hier eine absurde Situation, die verdammt nochmal absurdes Verhalten verlangt, nicht einfach Gelassenheit -, »aber du hast mit meiner Frau gesprochen, und in Situationen wie dieser fühle ich mich durchaus befugt, für sie das Wort zu ergreifen. Besonders wenn ich sozusagen nur wiederhole, was sie bereits selbst gesagt hat.« »In Situationen wie dieser?« »Bettie ist meine Frau. Dass ihr beide Sex miteinander hattet, bedeutet nicht, dass du ein Anrecht auf ihre Liebe hast. Das hast du nicht. Die Liebe ist für mich reserviert. Je schneller du das in