E-Book, Deutsch, 425 Seiten
Jahn Volksmärchen aus Pommern und Rügen
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-0298-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 425 Seiten
ISBN: 978-3-8496-0298-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erleben Sie die Märchen und Sagen aus aller Welt in dieser Serie 'Märchen der Welt'. Von den Ländern Europas über die Kontinente bis zu vergangenen Kulturen und noch heute existierenden Völkern: 'Märchen der Welt' bietet Ihnen stundenlange Abwechslung. Ein Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis dieses Buches: Einleitung. 1. Das Goldspinnen. 2. Der Jäger und der Sohn des Zwergkönigs. 3. Die Prinzessin auf dem Baum. 4. Das Paradies. 5. De Koenigin un de Pogg'. 6. Die Königstochter und die Schorfkröte. 7. Von der wunderschönen Prinzess, verwünscht im wilden Meer in der Steinklippe. 8. Die drei Raben. 9. Der Schlüssel. 10. Das Patenkind des Todes. 11. Hadelum-pum-pum. 12. Vom Königssohn, der noch zu jung zum Heiraten sein sollte. 13. Hans Wunderlich. 14. Hans Hildebrand und der Pastor. 15. Glück und Verstand. 16. Hans, der Grafensohn, und die schwarze Prinzessin. 17. Der starke Jochem. 18. Das Wolfskind. 19. Das Männchen Sonderbar. 20. Der gehörnte Siegfried. 21. Der Bärensohn. 22. Eine lügenhafte Geschichte. 23. Der alte Fritz und der Bauerjunge. 24. Alten-Sattel. 25. Der Bauer, der Edelmann und der alte Fritz. 26. Der Hühnerhund. 27. Der alte Fritz und der Pastor. 28. Der alte Fritz und der Student. 29. Der seltsame Traum. 30. Der alte Fritz und der Besenbinder. 31. Der alte Fritz und der Husar. 32. Der Pilger. 33. Wie aus einem Schweinehirten ein König ward. 34. Der Schiffer und die drei Königstöchter von Engelland. 35. Die Mädchen im Pfluge. 36. Die zwölf Riesen. 37. Die beiden Försterskinder. 38. Der Kater Johann. 39. Die beiden feindlichen Könige. 40. Die Cholerakinder. 41. Duurn'nroesken. 42. Dei Fischer un syne Fruu. 43. Wie Dummhans für ein Gerstenkorn ein Königreich bekam. 44. Das Märchen vom Himphamp. 45. Der Teufel und der Drescher. 46. Der lederne Mann. 47.
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4. Das Paradies.
Lange bevor unser Herrgott die Menschen erschaffen hat, empörte sich der Teufel gegen ihn, denn er war so hochfahrend, dass er selbst die Welt beherrschen wollte. Gott der Herr liess sich aber den Übermut des Teufels nicht gefallen und bannte ihn mit seinen Anhängern tief in das Innere der Erde hinein. Dort sass er nun und sann Tag und Nacht, wie er wieder heraus kommen könne an das liebe Sonnenlicht. Überall hatte er Wächter ausgestellt, die mussten Obacht geben, ob sich nicht irgendwo etwas Verdächtiges zeige. Da kam einmal ein Teufel gesprungen und sprach zu seinem Herrn: »Heute Nacht ist eine Wurzel durch die Decke unseres Reiches gedrungen!« Als der Oberste der Teufel das hörte, ward er über die Massen froh und verwandelte sich in eine Schlange und schlängelte sich an der Wurzel entlang nach der Oberwelt zu.
Nachdem er geraume Zeit geklettert war, rief eine Stimme: »Halt!« Das war ein Diener des Todes, dem unser Herrgott sein Reich über dem des Teufels angewiesen hat, und der wollte nicht leiden, dass jemand sein Gebiet durchstreife. »Rufe mir deinen Herrn!« bat der Teufel, und als der Tod kam, sagte er zu ihm: »Was willst du hier alleine, in dem weiten, weiten Reich? Erlaubst du mir aber, dass ich meine Reise vollenden kann, so schwöre ich dir zu, dass du in tausend Jahren Unterthanen die Hülle und Fülle besitzest.« Der Tod bekam ganz blanke Augen, als er die Worte des Teufels vernahm; denn was nützte ihm sein grosses Reich ohne Unterthanen, und er erlaubte dem Teufel den Durchgang durch sein Gebiet. Der kroch in der Schlangengestalt immer höher und höher an der Wurzel hinauf, bis er endlich die Oberfläche der Erde und den Stamm erreichte, zu dem die Wurzel gehörte. Das war aber kein anderer, als der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, der mitten im Paradiese stand. Auf den kletterte die Schlange hinauf und wand sich um den untersten Ast herum und schaute die Herrlichkeit an, die der Herrgott geschaffen hatte, um sich ein Reich auf Erden zu gründen.
Nicht weit von ihm ab lagen unter dem Baume im Grase Adam und Eva, das erste Menschenpaar. Sobald das Weib die Schlange erblickte in der schillernden Haut und mit den funkelnden, blitzenden Augen und der langen Zunge, ward sie neugierig und fragte ihren Mann, welch seltsames Tier das wäre. Als der Teufel merkte, wie neugierig das Weib sei, beschloss er, seine List an ihr zu versuchen. Nachdem der Mann fortgegangen war, that er darum den Mund auf und sprach mit lockender Stimme: »Willst du nicht von den Äpfeln dieses Baumes essen?« Das Weib aber wollte nicht, denn der Herrgott hatte es verboten; der Teufel aber wusste so schöne Worte zu machen und pries den Geschmack und die Süsse der Äpfel so sehr, bis das Weib des Verbotes vergass und einen Apfel ergriff, ihn losbrach und ass. Da fiel es ihr schwer auf die Seele, dass sie sich versündigt habe, und damit sie nicht allein verstossen würde, rief sie ihren Mann herbei und bat ihn, auch von den Früchten zu kosten. Adam wurde jedoch sehr zornig und verwies der Eva den Ungehorsam gegen des Herrgotts Gebot. Das bekümmerte sie nur um so mehr, und weil sie durchaus nicht alleine aus dem Paradiese vertrieben werden wollte, nahm sie einen Apfel von dem Baume der Erkenntnis und steckte ihn ihrem Manne mit Gewalt in den Mund, dass er ihn herabschlucken musste. Aber auf halbem Wege blieb er stecken, und noch heute tragen darum alle Menschenkinder den Adamsapfel an der Gurgel und werden ihn tragen, so lange es Menschen auf Erden giebt.
Der Teufel hatte auf diese Weise sein Spiel gewonnen, die Menschen mussten aus dem schönen Garten heraus und verfielen in Krankheiten und Leiden und starben und kamen dadurch als seine Unterthanen in das Reich des Todes hinab. Und ehe tausend Jahre verstrichen waren, war das Versprechen, das der Teufel dem Tode gegeben hatte, in Erfüllung gegangen. Das Paradies aber nahm der Herrgott von der Erde herab und versetzte es auf den Morgenstern, und da ist es bis auf den heutigen Tag.
Es war nämlich einmal ein frommer Mensch, der klagte bei Tag und bei Nacht über das verlorene Paradies und schalt auf Eva, dass sie die Menschenkinder durch ihren Vorwitz darum gebracht habe. Wie er nun eines Abends vor seinem Hause stand und traurig gen Himmel blickte und sich nach dem Paradiese sehnte, stand eine Gestalt neben ihm und ergriff ihn und führte ihn gerades Wegs durch die Luft zu dem Morgenstern hinauf. Da befand er sich in dem herrlichsten Garten. Die Bäume trugen die prächtigsten Äpfel und Birnen, die schönsten Blumen blühten und dufteten in dem grünen Grase und auf den Zweigen sassen überall und überall kleine Singvögelchen und sangen und pfiffen, dass es eine Lust war. Auch den Baum des Lebens konnte er sehen mit seinen zahllosen Zweigen, den grünen und den dürren, welche den Frauen gehören, die kinderlos durch das Leben wandern müssen.
Er konnte noch gar nicht all die Pracht und Herrlichkeit fassen, da trat eine wunderschöne Frau auf ihn zu, mit langen, gelben Haaren und in ein goldenes Gewand gehüllt. Die sah ihn so freundlich und liebevoll an, und dem Manne ward so wohl bei ihrem Anblick, und er ergriff sie bei der Hand und führte sie unter den Lebensbaum, damit er sich mit ihr auf dem weichen, grünen Rasen niederlasse. Und sie liess es sich auch gefallen und setzte sich zu ihm; wie er aber sie herzen und küssen wollte, entglitt sie seinen Armen, und er sank herab tiefer und tiefer, bis er mit einem Male sich auf dem Erdboden dicht vor seinem Hause befand. »Siehst du,« sprach die weisse Gestalt und stand wieder vor ihm, »du schaltest Eva, und jetzt, da du selbst im Paradiese gewesen bist, hast du auch der Versuchung nicht widerstehen können.« Damit verschwand die Gestalt; der fromme Mann aber hat niemals mehr den Vorwitz der Eva tadeln mögen.
5. De Koenigin un de Pogg'.
Dår was eis e Koenich un e Koenigin, de hadden sik seer leif, un dår müst de Koenich in de Krijch, un de Koenigin bleef ganz allein uppem Sloss mit eere Maachd, de was eer truu. Al Daach schteech de Koenigin up de Torm un keek, of eer Mann nich boold truech kaim, åwer dår was nix t'sein. Denn grijnt sei ümmer, un eer Maachd troest eer denn.
Weckmåls ging s' ok in de Gåre un ging sitte unner 'm Plummeboom, de schtunn annem Fleit. Un as de Plumme rijp weere, schüdt sei sik weck vam Boom un aat s'. Dårbij hät se sik åwer eer Hännker schwart måkt un ging nam Fleit un wull se sik wasche. Doon füll eer de Ring int Wåter. Dår verfeert sei sik hartlich un sett sik up de Bänk un grijnt ümmer wech, denn sei bildt sik in, eer Mann weer nu dood.
Mit eis dår kaam een groot Pogg', dei keek eer an un saed: »Prinzessin mijn, wat weinst du?« Åwer de Prinzessin huert dår går nich naa hen. – Doon kroop hei eer up de Foot un saed noch eis: »Prinzessin mijn, wat weinst du?« – Doon keek s' up un saed: »Du oll grijs Pogg', wat sall ik dij dat sägge, du kaast mij doch nich helpe.« – »So, weetst dat so nip?« sächt de Pogg', »ik weit man all, wat du weinst. Du häst jå dijne Ring verlåre!« Doon keek em de Prinzessin so an un saed: »Ach, lieber Frosch, wenn du etwas davon weisst, hast du ihn auch gewiss gefunden und kannst ihn mir wieder bringen.« – »Jå,« saed de Pogg', »dat künn ik woll; åwer du mutst mij wat dårfåer verschpreeke.« – »Ja, alles was du willst, gieb mir nur den Ring,« sächt de Koenigin. – »Wat du mij åwer verschpreeke schast, dat is nich weenich: du sast mij too dijnem Mann neeme.« Doon lacht de Koenigin un dacht: »De dumm Pogg', ik häd mij ook wat anners wünscht,« un denn sächt s': »Ja, das will ich gern thun, aber gieb mir auch den Ring!«
Doon maakt de Pogg' plantsch int Wåter, un wech was e. Dat duurt en gaud Wijl, un de Prinzessin dacht all, de Pogg' hädd eer wat våerlåge; åwer dår kaam s' ant'kruupent un hät richtich de Ring im Muul. – »Kinner Lued,« sächt de Prinzessin, naam de Ring un leip fix int Sloss. De Pogg' reip åwer achter eer heer, hei würr boold to eer kaame.
Naa een paar Daage satt de Prinzessin in eer Schtoow un neejt fåer eere Mann en sijden Hemd. Doon kloppt dat lijs nedden an de Dåer, un een Schtimm fängt an to singe:
»Maak mij up dijn Dåerke,
Schoenste Prinzessin!«
»Ach,« sächt de Prinzessin, »Magd, komm geschwind her, da ist gewiss der Frosch, von dem ich dir erzählt habe. Geh und mach ihm die Thüre auf.« Doon fängt dat åwer wedder an t' singen våer de Dåer:
»Ach nich de Maachd,
Schoenste Prinzessin!
Weetst du woll, as du saitest
An dem Fleite,
Då du dijne Ring verlåre,
Då du mij tom Mann erkåre,
Schoenste Prinzessin?«
Doon stunn de Prinzessin up un maakt em de Dåer up. As hei nu rin quappt was, sung he wedder loos;
»Sett mij ok up dijn...




