Jaksch | Über das Helle | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

Jaksch Über das Helle

Radikale Zuversicht in herausfordernden Zeiten
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7099-8440-6
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Radikale Zuversicht in herausfordernden Zeiten

E-Book, Deutsch, 216 Seiten

ISBN: 978-3-7099-8440-6
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



LET THERE BE LIGHT
Krisen, Kriege, Klimawandel – sie haben die Welt fest im Griff, das wird uns Tag für Tag vor Augen gehalten. Beim Scrollen durch Social-Media-Feeds, in den Abendnachrichten, im Podcast, der uns eigentlich ZERSTREUUNG versprach. Wenn wir ehrlich sind, faszinieren und beschäftigen uns Katastrophenmeldungen mehr als die guten Neuigkeiten – so funktioniert die AUFMERKSAMKEITSÖKONOMIE. Und wir haben uns in gewisser Weise an das apokalyptische Dauerfeuer und die ALLTÄGLICHEN UNTERGANGSFANTASIEN gewöhnt. So sehr, dass wir auf das Helle in unserem Leben vergessen. Tatsächlich ist unsere Gegenwart nicht dazu angetan, uns MUT zu machen und den OPTIMISMUS nicht zu verlieren. Doch die Autorin Stefanie Jaksch begibt sich auf die Suche: nach dem LICHT IN DUNKLEN ZEITEN.

DIE RENAISSANCE DES OPTIMISMUS
Mit FASZINIERENDER KLARHEIT geht Stefanie Jaksch DEM HELLEN AUF DEN GRUND und erzählt dabei von der ENTDECKUNG DES FEUERS, dem Mythos des "HELLEN KÖPFCHENS", dem POTENZIAL DER DUNKELHEIT, von BLENDENDER POLITIK und anderen Schattenseiten. Sie schreibt über RESILIENZFORSCHUNG und den Zusammenhang von PSYCHISCHER GESUNDHEIT und Licht. Und sie stellt die Fragen, deren Antworten wir alle herbeisehnen: Wo und wie setzt sich das Helle heute durch? Wie schaffen wir es, ZUVERSICHT zu bewahren? Und wann betrügt uns unsere Hoffnung auf ein Happy End?

WIDERSTANDSKRAFT JETZT!
So sehr wir uns BESSERE ZEITEN wünschen, manchmal auch zurück wollen in solche, die vermeintlich sorgenfrei waren, desto deutlicher rückt das Jetzt in den Vordergrund. Um an ein Morgen glauben zu können, brauchen wir POSITIVE ZUGÄNGE zu großen Herausforderungen.
Was Stefanie Jaksch auf ihrer REISE ZUM LICHT findet: Menschen, die, wie sie selbst, das Dunkle nicht gewinnen lassen wollen und: HOFFNUNG. "Über das Helle" ist ein Buch, das den WIDERSTAND in uns erweckt. Ein Buch, auf das wir gewartet haben.

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Autoren/Hrsg.


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3 Uhr: Dunkel
    Nur ein bisschen noch. Fünf Minuten. Drei Minuten. Eine vielleicht? Vorbei, seufze ich in die Kissen und kneife meine Augenlider noch einmal trotzig wie ein Kind zusammen, bevor ich aufgebe. Ich starre in die Nacht, in den lichtlosen Raum über mir, nichts ist zu hören außer dem leisen Luftholen und unrhythmischen Schnarchen des Wolfs, mit dem ich seit einigen Jahren zusammenlebe. In unserem Schlafzimmer gibt es keine Uhr, aber mein Körper braucht auch keine, um zu wissen, dass es eigentlich zu früh ist, um aufzustehen. Was ich ebenfalls weiß: dass ich, einmal wach, nicht mehr in den Schlaf finden werde, dass mein Gehirn nun anspringt. Dass es mich geweckt hat, weil seit gestern Abend zu viele Baustellen in mir arbeiten. Weil ich wieder einmal nicht dafür gesorgt habe, vor dem Zubettgehen ein bisschen Ruhe einzuplanen, zu lange noch erst auf meinen Laptop gestarrt, dann doch noch schnell einen Blick aufs Smartphone gewagt habe – und natürlich prompt hängen geblieben bin an einigen Desaster-News, die sich in meine Träume geschlichen haben. Im Aufwachen sind mir die Erinnerungen daran realer als der Rest der Welt, der nur unscharf und in Graustufen an mich heranschwappt. Keinen Schlaf finden zu können, verdunkelt für mich alles, besonders aber mein Gemüt, und ist – hält der Zustand länger als ein paar Tage an – mit einer eigenartigen Versagensangst verbunden. Warum ich? Warum fällt mir das vermeintlich Einfachste zurzeit nicht leichter? Wut gesellt sich dazu, eine der manchmal dunkelsten Empfindungen, auch und vor allem dem Wolf an meiner Seite gegenüber. Was erlaubt er sich eigentlich, so ohne Probleme in den Schlaf zu finden, einen eigenen Rhythmus zu haben, der ihm erlaubt, sich hinzulegen und sofort in tiefen Schlummer zu fallen? Als wäre Schlaf ein Hochleistungssport, den man beherrscht oder eben nicht. Die längste Zeit, die ein Mensch offiziell dokumentiert ohne Schlaf verbracht hat, beträgt 264 Stunden, das sind elf Tage, und bis heute hält diesen zweifelhaften Rekord aus dem Jahr 1965 der damals 17-jährige Randy Gardner aus San Diego, USA. Aus einem Grund, der sich mir nicht erschließt, hat ein Brite aus Penzance im Jahr 2007 einen weiteren Weltrekordversuch gestartet, den er per Video dokumentierte. Er überbot Gardners Leistung um zwei Stunden, darf sich aber bis heute nicht über die Nennung als Rekordhalter freuen, da die Kategorie „Längste Zeit ohne Schlaf“ im Guinness-Buch der Rekorde schon längst nicht mehr existiert: „aus gesundheitlichen Bedenken“.1 Das ist auch von jemandem ohne medizinisches Vorwissen nicht von der Hand zu weisen, wurde aber auch wissenschaftlich belegt: Denn in Laborversuchen, bei denen man Mäuse wachhielt und weckte, sobald sie einschliefen, starben die Versuchstiere nach durchschnittlich sieben Tagen. Vermutlicher Grund dafür: multiples Organversagen.2 Wie ich da so liege, frage ich mich, wie lange ich es wohl aushalten könnte ohne Schlaf, vermutlich keine 48 Stunden. Mir läuft bei dem Gedanken ein Schauer über den Rücken. Ich kenne mich, innerhalb weniger Tage ohne meine normale Dosis Schlaf von sieben bis acht Stunden pro Nacht werde ich zu einem kränklichen, weinerlichen Etwas, bin unkonzentriert, breche schnell in Tränen aus und glaube, dass die Welt dem Untergang nahe ist. Ich finde mich selbst lächerlich, wie ich mir das so überlege, im Warmen, in der Sicherheit meiner Wohnung, in einem insgesamt recht aufgeräumten Leben. Ja, ich habe eine Phase des beruflichen Komplettumbruchs hinter mir, habe mir manche Sicherheiten selbst unter den Füßen weggezogen in einem Mix aus Vertrauen und Wagemut. Und sicher, die letzten Jahre mit Pandemie, näher an uns heranrückenden Kriegen und sich immer stärker radikalisierender Weltpolitik sind nicht spurlos an mir vorübergegangen. Wie auch, wenn erstmals Menschen rund um den Globus gleichzeitig in eine grundlegende Verunsicherung geworfen waren und es immer noch sind – eine Verunsicherung, die wir nicht mehr von uns weghalten können. Weil sie uns plötzlich ganz direkt betrifft. Nicht nur wegen Corona. Wir haben in den letzten Jahrzehnten in einer erstaunlich sicheren Blase gelebt. Doch die Folgen des Klimawandels werden in den letzten Jahren auch in Europa mit Dürreperioden, Hitzerekorden und Unwettern in bisher unbekanntem Ausmaß spürbar, während ganze Länder in anderen Regionen der Erde schon seit langer Zeit unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden. Auswirkungen, die auch auf das Konto der Industrienationen gehen. Auf einmal können auch wir uns nicht mehr sicher fühlen oder uns zurückziehen auf ein „Ach, zu uns kommt das schon nicht“. Es ist alles zu uns gekommen: das Virus, die Angst, die Einsamkeit, die Verletzlichkeit, der Tod. Und auch die Erkenntnis: Wir Menschen sind nur bedingt solidarisch. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die allwöchentlichen Demonstrationen der „Querdenker:innen“ und Corona-Maßnahmengegner:innen in ganz Europa – eine Petrischale gefüllt mit einer reaktionären, von Wut und Hass getriebenen Soße, in der es sich ‚besorgte Bürger:innen‘ nicht nehmen ließen, mit Rechtsradikalen zu marschieren. Ich erinnere mich an meinen Unglauben, an meinen mir ebenfalls gerecht vorkommenden Zorn auf Menschen, die ich nicht mehr verstand und die mich wohl umgekehrt auch nicht verstanden. Und auch der Krieg steht wieder vor unseren Toren. Ich lebe in Wien, das sind gerade einmal 1000 Kilometer Luftlinie bis Kiew – für jeden Sommerurlaub nehmen wir gern größere Entfernungen in Kauf. Während ich hier liege und nachdenke über all die Gründe, warum ich nicht schlafen kann, kämpfen Menschen in der Ukraine um ihr Leben. Und nicht nur dort: „Bewaffnete Konflikte“, wie es so seltsam verharmlosend heißt, gibt es zahllose überall auf der Welt. Und von den allerwenigsten wissen wir wirklich: So sind über 2,5 Millionen Menschen aus Nigeria auf der Flucht vor der Terrorgruppe Boko Haram. Im Sudan tobt seit 2023 ein Krieg, der das Land an die Grenzen des Zusammenbruchs gebracht hat, die Hälfte der rund 47 Millionen Einwohner:innen ist arbeitslos. Und in Kolumbien sind in über 50 (!) Jahren bewaffnetem Konflikt zwischen wechselnden Regierungen und Guerilla rund 450000 Menschen getötet worden – die meisten davon Zivilist:innen. Diese Liste könnte ich noch lange weiterführen, aber sie hilft nicht, das Leid der Menschen begreiflich oder gar spürbar zu machen. Aber dennoch: Sie ist wichtig, um nicht zu vergessen, dass die Verunsicherung, die wir Europäer:innen seit einigen Jahren spüren, in anderen Teilen der Welt schon lange alltäglich ist – und weitaus schlimmere Ausmaße annimmt. In vielen Teilen der Welt leiden Menschen Hunger, werden ihre Grundrechte mit Füßen getreten, müssen Frauen, queere Personen, solche mit anderer Hautfarbe oder anderem Glauben um ihre Unversehrtheit fürchten, sitzen Journalist:innen und unliebsame Regimegegner:innen für kritische Berichterstattung in Isolationshaft oder werden dort „weißer Folter“ unterzogen: Schlafdeprivation, rund um die Uhr dem Licht ausgesetzt. Ich setze mich auf und bin wütend, auf mich, weil ich mir wieder einmal selbst auf den Leim gegangen bin. Weil ich mein Gedankenkarussell nicht rechtzeitig gestoppt habe, und noch viel mehr, weil ich klein beigegeben habe und mich in die Negativspirale, die wir alle kennen, hineingedreht habe. Ich bin wütend, weil es so viel schwerer scheint, so viel mehr Energie braucht, sich dem Hellen zuzuwenden, als sich von Negativität verschlingen zu lassen. Es reicht. Es muss doch einen Mittelweg geben zwischen übertriebenem (Zweck-)Optimismus und selbstmitleidigem Pathos. Ich steige vorsichtig aus dem Bett, der Wolf brummt undeutlich etwas vor sich hin, bevor er sich umdreht und weiterschläft, während ich auf Zehenspitzen ins Arbeitszimmer schleiche, die dunklen Gedanken abzuschütteln versuche und mich auf das Jetzt zu besinnen. Das Jetzt, wie sieht es aus, frage ich mich, während ich mich langsam auf meinem Bürostuhl drehe. Seit ich denken kann, bin ich Frühaufsteherin, meine produktivste Zeit des Tages ist sein Anbruch, wenn (fast) alles noch schläft, sich vor dem Fenster noch keine Autolawinen durch die Stadt wälzen, wenn die meisten Wohnungen noch nicht von Lichterschein erhellt sind, wenn die Nacht noch ihre Ausläufer verteidigt. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, im Dunkeln zu sitzen und einfach nur zu schauen, dabei den ein oder anderen Gedanken kommen und gehen zu lassen, Gedanken zum sich anbahnenden Tag, Gedanken zu alten und neuen unbeantworteten Fragen, Gedanken, die mich manchmal schrecken und manchmal ermutigen. Für die erste, vorsichtige Phase der Wachheit schalte ich kein Licht ein, lasse mich viel lieber noch von der Dunkelheit umhüllen, empfinde sie als tröstlich, wie eine Decke, die mich wärmt und mir vorläufige Gleichgültigkeit gegenüber allen Bemühungen schenkt, die wir mit einem erfolgreichen Tag verbinden. Die Abwesenheit von Licht signalisiert mir in diesen Stunden: Du musst nichts, nimm dir noch Zeit, bleib noch ein Weilchen, das Zeichen, das Tagwerk zu beginnen, ist noch nicht gekommen (oder ich habe es übersehen). Dieser paradiesische Zustand ändert sich schlagartig, sobald sich der erste Silberstreif am Horizont blicken lässt. Nichts verheißt uns, zumindest uns erfolgsgetriebenen Mitteleuropäer:innen, Geschäftigkeit oder ist uns so sehr Gebot, endlich mit dem Tun zu beginnen, den Müßiggang sausen zu lassen, wie der Anfang eines neuen Tages. Carpe diem!, schallt es uns, die wir unsere eigenen...


STEFANIE JAKSCH, geboren im fränkischen Erlangen, glaubt seit ihrer Kindheit, dass Bücher Nahrungsmittel sind. Sie war als Dramaturgin, Buchhändlerin und Verlagsleiterin für Kremayr & Scheriau tätig. Seit 2024 ist Jaksch, die sich selbst als "Wortarbeiterin" bezeichnet, als freischaffende Moderatorin, Kuratorin und Autorin unterwegs und hat das Büro für Literatur- und Kulturarbeit "In Worten" gegründet.



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