E-Book, Deutsch, Band 0557, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
James Der Duke meiner Träume
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6231-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0557, 256 Seiten
Reihe: Historical MyLady
ISBN: 978-3-7337-6231-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Geraubte Küsse, heiße Hände auf nackter Haut, verbotenes Verlangen: Sündige Bilder quälen Lady Lucinda seit dem Kutschenunglück mit dem berüchtigten Duke of Alderworth, bei dem sie Teile ihrer Erinnerung verlor. Als sie das ihren Brüdern gesteht, wissen diese nur einen Ausweg: Sie zwingen den Duke, ihre Schwester zu heiraten ... und entsenden ihn tags darauf in die amerikanischen Kolonien. Doch drei Jahre später kehrt der Duke zurück. Noch attraktiver, noch verwegener - und wild entschlossen, die sinnlichen Träume seiner jungen Gattin wahr zu machen ...
Romane von Georgette Heyer prägten Sophias Lesegewohnheiten. Als Teenager lag sie schmökernd in der Sonne auf der Veranda ihrer Großmutter mit Ausblick auf die stürmische Küste. Ihre Karriere als Autorin nahm jedoch in Bilbao, Spanien, ihren Anfang. Nachdem ihr drei Weißheitszähne gezogen wurden, lag sie aufgrund starker Schmerzmittel tagelang flach. Die Zeit vertrieb sie sich mit einem Stoß Mills & Boons-Romane. Unter dem Einfluss der Medikamente dachte sie, so etwas kann ich auch schreiben. Nach mehreren Romanen, die in der Reihe Harlequin Historical erschienen sind, ist sie der Meinung, endlich ihren Traumberuf gefunden zu haben. Aber genauso wie das Schreiben genießt sie die Besichtigung von europäischen Kunstschätzen mit ihrem Ehemann, einem Maler. Ihre drei fast erwachsenen Kinder, zahlreiche Haustiere und Hausrenovierungen, die nie vollständig abgeschlossen sind, verschaffen ihr den nötigen Ausgleich zu ihrer Autorentätigkeit.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
England, Bedfordshire, 1831
Meine Brüder werden mich dafür umbringen.
Lady Lucinda Wellingham wusste genau, dass sie das tun würden. Von all den tollkühnen Plänen, die sie jemals ausgeheckt hatte, war dies hier der verrückteste. Er würde sie ruinieren, und das wäre ganz allein ihre Schuld.
„Nur ein Kuss“, flüsterte der Mann und drängte sie gegen die Wand des Korridors. Sein Atem roch nach Alkohol. Er ließ die Hände über ihre Brüste gleiten, über den lächerlich dünnen Stoff des Kleides, zu dem sie sich von Posy Tompkins hatte überreden lassen. Lucinda ahnte, was er als Nächstes vorhatte.
Richard Allenby, dritter Earl of Halsey, war ihr auf Londons Bällen anziehend erschienen, doch hier auf dem Land in Bedfordshire war er unerträglich aufdringlich. Sie stieß ihn zurück, richtete sich auf und war froh, dass sie ihn mit ihrer Größe um einige Zentimeter überragte.
„Ich glaube, Sir, irgendwie haben Sie meinen Wunsch missverstanden, zu …“
Sie verstummte, als er seine Lippen auf ihre presste, ein nasser, schmieriger Kuss, bei dem sie sogleich den Kopf wegdrehte, ehe sie sich den Mund abwischte. Himmel, der Mann geiferte fast, und das machte ihn nicht attraktiver.
„Diese Gesellschaft ist die berüchtigtste der ganzen Saison … und mein Zimmer ist nicht weit von hier.“ Er umfasste ihr Handgelenk, während er zwei anderen Männern winkte, die aussahen, als hätten sie ebenso viel getrunken wie er. Beide starrten sie genauso lüstern an, wie Halsey es tat. Ein Fehler. Sie hätte vorhin davonlaufen sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatte und die Schlafgemächer nicht so gefährlich nahe waren. In diesem Sündenpfuhl schien alles möglich zu sein – der Mann, dem dieses Haus gehörte, genoss den denkbar schlechtesten Ruf.
In einem Anflug von Panik stieß sie sich mit dem Ellenbogen an der Wand ab, löste sich aus Halseys Griff und konnte sich so befreien. Rasch rannte sie davon.
Vor ihr lagen enge, gewundene Korridore. Allein auf diesem Stockwerk gab es fast zwanzig Zimmer, und während Lucinda weitereilte, entdeckte sie am Ende des Ganges eine Flügeltür. Sie war um mehrere Ecken gelaufen und war sicher, dass ihre Verfolger keine Ahnung hatten, wohin sie geflohen war. Ohne sich noch einmal umzusehen, drehte sie den reich verzierten Türknauf aus Elfenbein und schlüpfte in das Zimmer.
Drinnen war es dunkel, nur eine Kerze leuchtete neben dem Bett, in dem ein Mann saß und las. Auf seiner Nasenspitze balancierte er eine dickrandige Brille.
Als er aufsah, legte sie einen Finger an die Lippen, damit er still blieb, ehe sie sich wieder zur Tür drehte. Draußen hörte sie ihre Verfolger. Sie würden doch hoffentlich nicht die Türen ausprobieren? Einige Minuten vergingen, das Flüstern draußen war kaum noch hörbar. Dann erstarb es ganz. Die Unholde gaben offensichtlich die Suche nach der entflohenen Beute auf und bedauerten sicher, dass ihr Abendprogramm nun um eine Unterhaltung ärmer geworden war.
Eine Woge der Erleichterung überkam sie.
„Darf ich jetzt etwas sagen?“ Die Stimme klang tief und lakonisch. Aber der Mann wirkte auch angespannt.
„Wenn Sie leise sprechen, ist es ungefährlich, denke ich.“ Lucinda sah sich unsicher um.
Als Antwort hörte sie nur einen Fluch, und als die Laken zurückgeschlagen wurden, sah sie einen splitterfasernackten Mann aufstehen. Sie starrte ihn an, ihr Mund stand weit offen. Es war nicht irgendein Mann – sondern ausgerechnet der skandalumwitterte Gastgeber dieser Wochenendgesellschaft: Taylen Ellesmere, der sechste Duke of Alderworth. Der ruchlose Duke, wie man ihn nannte, ein Wüstling, der sich nicht um Moral kümmerte und dem es egal war, was sich gehörte, solange er nur seinen amourösen Vergnügungen nachgehen konnte.
Vollkommen nackt ging er an ihr vorbei und verschloss die Tür. Lucinda vernahm das Geräusch überdeutlich, aber sie konnte keinen Muskel bewegen.
Er war schön. Das musste sie leider zugeben. Sein dunkles Haar fiel ihm bis auf die Schultern, und seine Augen hatten die Farbe der nassen Blätter bei einem Sturm auf Falder. Unterhalb des Halses betrachtete sie ihn nicht, obwohl sie ein unbändiges Verlangen danach spürte. Sein Lächeln schien ihr zu sagen, dass er wusste, was sie dachte, und die Fältchen um seine Augen zeigten, dass er amüsiert war. „Lady Lucinda Wellingham?“
Der ruchlose Duke kennt meinen Namen? Sie nickte und versuchte, etwas zu sagen. Was würde als Nächstes geschehen? Sie fühlte sich wie ein kleines Lamm vor dem großen, bösen Wolf.
„Wissen Ihre drei Brüder, dass Sie hier sind?“
Sie schüttelte den Kopf, konnte vor Angst kaum atmen. Seit Tagesanbruch war so ziemlich alles schief gegangen, daher versuchte sie, ihr Mieder ein wenig zu öffnen, und war froh, als es nachgab und sie wieder etwas Luft holen konnte. Der künstlich geformte Ausschnitt, den die Damen der Gesellschaft so wichtig fanden, verschwand, als die Schnüre gelöst waren, und ihre Brüste fielen zurück in ihre natürliche, eher zarte Form. Das auffallende rote Kleid, das sie trug, öffnete sich vorn in sehr verführerischer Weise, und sie bemerkte, dass er das durchaus zur Kenntnis nahm.
„Mein Zimmer als Versteck zu wählen, war vielleicht nicht die klügste aller Entscheidungen.“ Er warf einen vielsagenden Blick zum Bett.
Lucinda ging auf diese Bemerkung nicht ein. „Richard Allenby, Earl of Halsey, und seine Freunde ließen mir kaum eine andere Wahl, Euer Gnaden. Ich brauchte einen sicheren Ort.“
Darüber musste er lachen, und das Geräusch hallte im Zimmer nach.
„Alkohol löst die erstickenden Fesseln des gesellschaftlichen Drucks. Gute Manieren und Anstand sind Dinge, die die meisten Männer nicht länger als ein paar Wochen ertragen, und dieser Ort erlaubt ihnen, etwas Dampf abzulassen, wenn Sie so wollen.“
„Auf Kosten der Frauen, die dazu Nein sagen?“
„Die meisten Damen hier ermutigen solches Verhalten und kleiden sich entsprechend.“
Er ließ den Blick über ihr tiefes Dekolleté gleiten, dann sah er ihr wieder in die Augen.
„Dies ist nicht London, Mylady, und es gibt auch nicht vor, das zu sein. Wenn Halsey Sie beleidigt hat, dann deshalb, weil er glaubte, Sie – nun, Sie ständen zur Verfügung. Auf den freien Willen lege ich hier in Alderworth sehr großen Wert.“
In seinem Blick lag eine Herausforderung, keine Entschuldigung. Wenn sie seine Miene beschreiben müsste, würde sie tatsächlich sagen, dass ein gewisser Gleichmut darin lag, als spielte eine Eidechse mit einer Fliege, der bereits die Flügel fehlten.
Sie tastete nach dem Türknauf, aber als sie nach dem Schlüssel suchte, stellte sie fest, dass er abgezogen war. Eine schnelle Handbewegung, die sie nicht gesehen hatte.
„Da der freie Wille Ihnen so wichtig ist, würde ich jetzt gern meinen eigenen zum Einsatz bringen und Sie bitten, die Tür zu öffnen.“
Er beugte sich über einen Haufen Kleidungsstücke, die unordentlich auf einem Stuhl lagen, und zog eine Taschenuhr hervor.
„Unglücklicherweise ist das eine ungewöhnliche Uhrzeit: zu früh, als dass die Gäste richtig betrunken wären und daher harmlos, und zu spät, als dass sie sich wie Gentlemen benähmen und daher über jeden Verdacht erhaben wären. Jeder Schritt in diesem Haus wäre um diese Zeit gefährlicher, als einfach hier bei mir zu bleiben.“
„Hier zu bleiben?“
Seine Augen funkelten. „Ich habe Platz genug.“
„Sie kennen mich seit zwei Minuten, und die Hälfte davon haben wir schweigend verbracht.“ Sie versuchte, ihre Stimme so autoritär klingen zu lassen, wie es ihr nur möglich war.
„Genug, um Ihre – vielfältigen Reize zur Kenntnis zu nehmen.“ Der Blick aus seinen grünen Augen war verschleiert und sinnlich. Es lag eine Einladung darin.
„Sie hören sich an wie der Wolf aus den Märchen der Brüder Grimm, Euer Gnaden, obwohl ich nicht glaube, dass irgendeine Figur aus den Kinderbüchern jemals so nackt gewesen ist.“
Rasch wich sie vor ihm zurück und sah mit Freude, dass er ein langes weißes Hemd anzog, das an den Schultern in weite Ärmel überging. Ein Kleidungsstück für einen Piraten oder einen Straßenräuber. Es passte ausgezeichnet zu ihm.
„Ist es so besser, Mylady?“
Als sie nickte, lächelte er und nahm dann zwei Gläser aus dem Schrank hinter ihm. „Vielleicht löst ein guter Wein etwas von Ihren Vorbehalten.“
„Das wird er gewiss nicht.“ Selbst in ihren eigenen Ohren klang ihr Tonfall streng, und ihr Blick fiel auf das Buch, das auf dem Bett lag. „Machiavellis Il Principe ist eine seltsame Wahl für einen Mann, der keinen Wert auf den Namen der Generationen von Ellesmeres zu legen scheint, die vor ihm hier waren.“
„Sie meinen, alle Bösewichte sollten Analphabeten sein?“
Zu ihrer eigenen Überraschung begann sie zu lachen, so seltsam war dieses Gespräch. „Nun, gewöhnlich sind sie nicht um zehn Uhr abends im Bett mit nichts als einer Brille bekleidet, um ein Buch über Philosophie und Politik auf Italienisch zu lesen, Euer Gnaden.“
„Glauben Sie mir, es ist anstrengend, ein sündiges Leben zu führen. Es werden immer ruchlosere Taten erwartet! Und das kann sehr ermüdend sein, je älter man wird.“
„Wie alt sind Sie?“
„Fünfundzwanzig. Aber ich übe mich bereits etwas länger darin.“
Er war nur ein Jahr älter als sie, und ihre wenigen öffentlichen...