E-Book, Deutsch, 1632 Seiten
Reihe: Dancing Jax
Jarvis Dancing Jax - Die komplette Trilogie
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7320-0539-0
Verlag: script5
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auftakt. Zwischenspiel. Finale
E-Book, Deutsch, 1632 Seiten
Reihe: Dancing Jax
ISBN: 978-3-7320-0539-0
Verlag: script5
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stephen-King-like kombiniert Robin Jarvis intelligente Schockelemente mit Fantasy und schafft so eine vor Spannung überbordende Trilogie.
Die Saat des Bösen geht auf und es scheint kein Entrinnen für die gleichgeschaltete Menschheit zu geben ...
Einige Bücher sind schädlich, sogar gefährlich. Sie verdrehen einem den Kopf und geben den dunkelsten Seiten der menschlichen Seele Nahrung. Sie sollten verbannt oder vernichtet werden. Diese Geschichte handelt von solch einem Buch. Ich hoffe, es gibt noch genug von euch da draußen, die das hier lesen und mir glauben und sich zur Wehr setzen können - bevor es zu spät ist. Ein altertümlich wirkendes und zunächst harmlos erscheinendes Buch taucht in einer englischen Kleinstadt auf und ergreift Besitz von seinen Lesern. Immer mehr Menschen werden von dem Buch befallen und zu willenlosen Charakteren der Geschichte. Der diabolische Plan des Autors scheint aufzugehen.
Mit dem Schreiben und Illustrieren begann Robin Jarvis 1988. Seine Bücher wurden in Großbritannien mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und haben sich bereits mehr als eine Million Mal verkauft. Was der Autor, der in London lebt, überhaupt nicht mag, sind Geschichten, in denen er niemanden umbringen kann.
Weitere Infos & Material
1 Jenseits der Silbernen See, umgeben von dreizehn grünen Bergen, liegt das wundersame Königreich des Prinzen der Dämmerung. Und doch steht der Thron im Weißen Schloss verlassen. Seit vielen langen Jahren schon ist der Prinz im Exil verschollen und so regiert der Ismus, der Heilige Magus, an seiner statt – bis zu dem Tage, da der Prinz glorreich wiederkehren und seine Herrlichkeit auf Ewigkeit erstrahlen wird. Die Tür erzitterte. Nach einem weiteren gewaltigen Tritt fiel das Schloss aus dem maroden Rahmen. Unter der brutalen Wucht zerbarst er. Splitter und abgeblätterte Farbreste wurden in die gigantische, verlassene Eingangshalle gespuckt und eine trockene Wolke aus jahrzehntealtem Staub wallte auf. Zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit fiel grelles Tageslicht ins Innere und zahllose Insekten flüchteten geräuschvoll über die blanken und ausgetretenen Dielen. Ein Paar habgierige Augen ließ den Blick durch das leere Haus wandern, während ihr Besitzer über die Türschwelle lugte. »Ein Prachtstück!« Während Jezza sich mit dem Rücken einer schmutzigen Hand über den Mund fuhr, trat er ins Haus, wo ihn der glitzernde Staub einhüllte. »Schimmel und Rattenpisse.« Er meinte damit den feuchten Geruch in dem Gebäude, aber die Beschreibung hätte ebenso gut auf ihn selbst zutreffen können. Jezza war eine drahtige Bohnenstange von einem Mann, gekleidet in abgewetzte Lederjeans und eine zerschlissene Motorradjacke, die vor ihm schon drei andere Besitzer im Laufe von beinahe ebenso viel Jahrzehnten gekannt hatte, bevor sie sich zu ihm gesellte. Ihm gefiel es, dass sie eine Geschichte hatte, und er behauptete oft genug, dass die Jacke viel mehr ihn besaß als andersherum. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck von ständiger Wachsamkeit, als wäre er ununterbrochen auf der Hut – animalisch, verdreckt und feindselig war diese Miene. Die Haut darüber war weiß, käsig und schlecht genährt – solange andere Dinge greifbar waren, war Essen für Jezza eher Nebensache. Selbst jetzt zuckten und zitterten seine Nikotinfinger, dabei war es erst halb elf Uhr morgens. Bisher hatte er nur eine Flasche von diesem Jamaikabier, Red Stripe, getrunken, was daran lag, dass er die letzte der gestohlenen Wodkaflaschen vergangene Nacht geleert hatte. Hinter ihm meldete sich eine weibliche Stimme zu Wort: »Hat es sich also gelohnt, dass wir unser letztes Benzin geopfert haben?« Wie eine diebische Elster begutachtete Jezza die schäbige gemusterte Tapete, die die Treppe entlang bis hinauf zum ersten Absatz verlief. Hier und da prangte hässlicher schwarzer Schimmel darauf. Das Haus war riesig und musste in seiner Glanzzeit, so im 19. Jahrhundert, einmal äußerst beeindruckend gewesen sein. Aber jetzt, nach all den Jahren, in denen es vernachlässigt worden war, war es düster und heruntergekommen. Trotzdem war dem Mann klar, dass es hier einiges zu holen gab. Jezza war wild entschlossen, das Haus auszuweiden und sich ein paar Pfund zu verdienen. In Southwold gab es einen Typ, der für den ganzen alten Plunder bar auf die Hand zahlen würde, ohne Fragen zu stellen. Echte alte Kamine waren verdammt viel Geld wert. Und falls die sich schon jemand unter den Nagel gerissen hatte, gab es sicher noch Kupferrohre, Wasserhähne und Türen. Die meisten Fenster hatte man vernagelt und die übrigen waren eingeschmissen, was das anging, gab es also nichts mehr abzugreifen. Jezzas widerlicher Blick glitt über das Geländer – ja, sogar das wäre was. Hinter ihm drängte sich Shiela ins Haus. Sie war nicht älter als zwanzig, aber der Umgang mit Jezza und den anderen hatte die Blüte ihrer Jugend aufgezehrt, was man ihr deutlich ansah. Das Wasserstoffblond war schon lange aus ihrem dunklen Haar herausgewachsen, nur an den Spitzen war ein dumpfes Gelb zurückgeblieben. An ihrer linken Schläfe wucherte eine blaue Haarsträhne – ihre letzte Bemühung um eine Art Frisur –, aber auch die war ausgebleicht. »Hab dir ja gesagt, dass es ein riesiger alter Kasten ist«, sagte sie. »Das Ding wird uns monatelang über Wasser halten, ganz sicher!« Jezza zuckte mit den schmalen Schultern. »Kommt ganz drauf an, was noch übrig ist«, gab er zurück und stolzierte durch die immens große Eingangshalle auf eine aufgequollene Tür zu. Einen Augenblick blieb er stehen, um gierig mit einem schmutzigen Finger über den angelaufenen Messingknauf zu fahren, während ihm der säuerliche Gedanke durch den Kopf ging, dass dieser Griff exakt dieselbe Farbe hatte wie die Haarspitzen der Kleinen – nur dass er im Gegensatz zu ihr noch etwas Glanz an sich hatte. Mit einem Ruck drehte Jezza ihn um. »Schiebt gefälligst eure Ärsche hier rüber«, grummelte Shiela hinter ihm. »Hab’s euch ja gesagt!« Hinter der jungen Frau schoben sich zwei Gestalten durch die Eingangstür. Die erste war knapp zwei Meter groß, die zweite war wesentlich kleiner und schmächtiger. Der Stämmige der beiden trug eine aus der Form geratene Armeejacke, ein langer dünner Pferdeschwanz fiel ihm auf den Rücken, während sein Gesicht zur Hälfte von einem ungepflegten Bart verdeckt wurde. »Hallo, zu Hause ich bin, Schatzi!«, verkündete er und breitete die Arme weit aus. Der andere stieß ihn röchelnd ein Stück weiter in die Eingangshalle. »Hast du schon wieder einen fahren lassen?« »I’m a Furz-starter, a twisted Furz-starter!«, sang der Riese lachend. »Dein Hintern lässt meine Augen bluten, Alter!« »Mmmm … Maggi! Würzig und lecker, Tommo!« Der Mann namens Tommo schlug einen Haken und flüchtete an seinem Kumpel vorbei in die Empfangshalle. Er trug schmuddelige Jeans, sein braunes Haar fiel ihm in leichten Locken in die Stirn. »Mann, Miller, in deinen Eingeweiden verrottet doch ein Alien!«, prustete er. »Diese Fürze sind absolut nicht von dieser Welt!« »Herrgott noch mal, werdet endlich erwachsen!«, schimpfte Shiela genervt. »Wir hätten besser Howie und Dave mitnehmen sollen.« »Howie und Dave haben nicht so mächtige Werkzeuge«, entgegnete Tommo, hob eine Hand und bediente eine unsichtbare Bohrmaschine, während er mit Zunge und Zähnen das Bohrgeräusch imitierte. Miller trampelte weiter ins Haus hinein, spannte die Armmuskeln an und zog gleichzeitig den Bauch ein. »Und wir sind wahre Kraftpakete«, erklärte er. »Jezza braucht echte Männer, um den Schuppen hier in seine Einzelteile zu zerlegen.« »Bei der Macht von Grayskull!«, schrie Tommo und hielt ein unsichtbares Schwert in die Höhe. »Witzbolde«, bemerkte Shiela genervt. Noch bevor die junge Frau sie aufhalten konnte, packten Tommo und Miller sie an den Händen und zerrten sie zwischen sich hin und her. »Zu mir, zu dir, zu mir, zu dir!«, grölten sie vereint. »Verpisst euch!«, kreischte sie, was die beiden allerdings nur noch mehr anspornte. »Hey!«, schnauzte Jezza sie an. »Hier rein, alle – und zwar ein bisschen plötzlich!« Auf der Stelle hörten die Männer mit der Blödelei auf, während Shiela ihnen böse Blicke zuwarf. »Erbärmliche Loser!«, giftete sie die beiden an. Trotzdem lag ein Schmunzeln auf ihren Lippen, als sie ihnen den Rücken zukehrte und Jezza ins nächste Zimmer folgte. »Sie hat dich gemeint«, witzelte Miller und grinste Tommo schief an. Tommo drückte ihm die Zeigefinger gegen die Schläfen und machte wieder das Bohrgeräusch. Aus grauen Augen betrachtete die junge Frau den großen Empfangssalon. Erst konnte sie Jezza nirgends sehen. Die dünnen Lichtstrahlen, die durch die schlampig vernagelten Fenster fielen, zeichneten sich nur schwach gegen die tiefe Düsternis ab, die alles einhüllte. Abgesehen von einem Kartentisch und einem roten Ledersessel, der von schwarzem Mehltau überzogen war, schien der Raum vollkommen leer. Doch dann, als sich Shielas Augen den Lichtverhältnissen anpassten, entdeckte sie ihn. Er stand vor einem immensen Kamin und lehnte sich gegen das Sims, als wäre er der Herr des Hauses. In seinem Gesicht saß ein spöttisches Grinsen. »Hier kommt nie jemand her, Jezza«, äffte er ihre Worte von vergangener Nacht nach und nickte zur gegenüberliegenden Wand. Shiela drehte sich um und sah sich die verrottende Holzvertäfelung an. Sie war über und über vollgekritzelt und besprüht. »Müssen irgendwelche Kids gewesen sein«, sagte sie schulterzuckend. »Kleine Kinder, große Sorgen«, blaffte er sie an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kamin zuwandte und fast zärtlich darüberstrich. »Marmor«, erklärte er und ließ den Finger durch den klebrigen Staub auf der Oberfläche wandern. »Die Dinger muss man echt vorsichtig ausbauen. Das sollte uns ein stolzes Sümmchen einbringen – und wenn’s davon noch mehr gibt, sind wir fein raus.« Die junge Frau berührte die Graffiti an der Wand und las leise die abblätternden Wörter vor. »Suzi Quatro, The Sweet, Remember you’re a Womble, Mungo Jerry … Muss ganz schön lange her sein, dass irgendwelche Kids das gesprüht haben«, sagte sie mit einem traurigen Lächeln. »Die Kleinen müssen inzwischen so alt wie meine Mum sein.« »Young wombles to your partners!«, sang Miller die alte Wombles-Hymne, während er und Tommo im Walzerschritt ins Zimmer getanzt kamen. »If you Minuetto Allegretto, you will live to be old!« »Ihr zwei werdet sicher nicht alt werden, wenn ihr nicht sofort mit dem Schwachsinn aufhört!«, warnte Jezza sie. Die Männer stellten das Tanzen ein und Tommo deutete auf den schimmligen Sessel. »Genau so sehen deine stinkenden Innereien aus«, murmelte er Miller zu. »Du bist total besessen von meinem Darm«, entgegnete der amüsiert...