E-Book, Deutsch, Band 3, 600 Seiten
Reihe: Dancing Jax
Jarvis Dancing Jax - Finale
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7320-0132-3
Verlag: script5
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 3
E-Book, Deutsch, Band 3, 600 Seiten
Reihe: Dancing Jax
ISBN: 978-3-7320-0132-3
Verlag: script5
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der sehnsüchtig erwartete Abschlussband der erfolgreichen Dancing-Jax-Trilogie lässt keine Horror-Wünsche offen. Stephen-King-like kombiniert Robin Jarvis intelligente Schockelemente mit Fantasy und schafft so eine vor Spannung überbordende Trilogie. Die Saat des Bösen geht auf und es scheint kein Entrinnen für die gleichgeschaltete Menschheit zu geben ...
Es scheint hoffnungslos: Dancing Jax, das diabolische Buch, das aus seinen Leser willenlose Kreaturen macht, verleibt sich die Realität immer mehr ein. Der Ismus und sein Gefolge werden gefeiert und verehrt, wohin sie auch kommen. Und nun schreibt der Ismus auch noch an einem weiteren, sehnsüchtig erwarteten Buch. Dahinter steckt eine perfide Absicht - Fighting Pax soll die Macht von Dancing Jax endgültig besiegeln. Können die wenigen, die Widerstand leisten, die Veröffentlichung verhindern und den Bann von Dancing Jax brechen? Oder ist die Menschheit verloren und der Prinz der Dämmerung wird am Ende auferstehen?
'Dancing Jax - Finale' ist der letzte Band der Dancing Jax-Trilogie. Die beiden Vorgängertitel lauten 'Dancing Jax - Auftakt und 'Dancing Jax - Zwischenspiel'.
Mit dem Schreiben und Illustrieren begann Robin Jarvis 1988. Seine Bücher wurden in Großbritannien mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und haben sich bereits mehr als eine Million Mal verkauft. Was der Autor, der in London lebt, überhaupt nicht mag, sind Geschichten, in denen er niemanden umbringen kann.
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1 Überall in London stiegen dunkle, ölige Rauchschwaden in die stille Luft. Heutzutage loderte es ständig – Autos, Häuser, Menschen. Immer gab es etwas zu verbrennen. Die Spiegeltürme der Canary Wharf blitzten im apricotfarbenen Licht eines Spätsommerabends. Obwohl viele der Fenster inzwischen geborsten oder verschmiert waren von den schmutzigen Spuren der aufgedunsenen Geschöpfe, die des Nachts daran herunterkrabbelten, waren noch genug Scheiben übrig, in denen sich die untergehende Sonne grell flammend spiegeln konnte. Die Themse stand hoch. Die Oberfläche wurde zwar nicht mehr von Flussverkehr gestört, doch von allerlei Unrat, Schlingpflanzen und langen, treibenden Glibberranken, die wie Froschlaich aussahen, verpestet. Dickes Wasser schwappte gegen die halb versunkenen Wracks von Lkws und Bussen. Sie waren von den Brücken gestoßen worden – von Wesen, die ihre Nester in den schattigen Bögen zwischen den Pfeilern bauten, wo in gesponnenen Netzen bereits riesige Ansammlungen ledriger Eier hingen. Am verlassenen Südufer ging ein Teenagerpärchen spazieren. Die Ruinenstadt völlig außer Acht lassend, hatten sie nur Augen für sich und die Insassin des Buggys, den der Junge schob. Es war einer dieser megamodernen Kinderwagen auf nur drei Rädern, der aussah, als würde er sonst über den Mars rollen. Allerdings zierten Girlanden aus fluffigen rosa Federn die Griffe, um das Gefährt etwas mädchenhafter und persönlicher erscheinen zu lassen, und darüber schwebte ein Garfield-Ballon aus Glanzfolie. Lee Charles lächelte das Baby an, das wohlbehütet in dem Wagen untergebracht war. Auf dem Kopf des kleinen, schlummernden Mädchens saß eine Strickmütze in Form eines Cupcakes mit rosa Zuckerguss und einer glitzernden Kirsche obendrauf. Jedes Mal, wenn Lee sie betrachtete, strahlte er wie ein Honigkuchenpferd. Sie war das kostbarste und wunderschönste Baby, das er je gesehen hatte. Ihr Lachen war für ihn das Größte und ihre Unschuld umgab sie wie der Schein einer Flamme. Er würde sein Leben dafür geben, dass sie nicht erlosch. An seiner Seite schritt das Mädchen namens Charm, das sich bei ihm untergehakt hatte und das Kinn an seine Schulter schmiegte. »Oooh«, sagte sie. »Schau dich an, du kleiner Softy. Du bist mir ein feiner Gangsta.« Lee gab ihr kichernd einen Kuss auf die Lippen. »Jetzt seid ihr zwei Süßen meine Gang«, entgegnete er, die Nase an ihre gepresst. Charm erwiderte seinen Kuss und betrachtete dann die einst prächtigen Gebäude jenseits des Flusses, die nun verwahrlost und nicht mehr sicher waren. »Aber war’s das auch wert?«, murmelte sie. »Ich meine … das alles. Alles, was passiert ist. War’s das wert, was du gemacht hast?« Lee fuhr ihr mit den Fingern durchs lange Haar und schob ihr hübsches Gesicht wieder sich zu. »Dafür, dass du bei mir bist, genau jetzt? Für unseren kleinen Engel? Willst du mich verarschen? Und ob es das wert war! Eine Million Mal würd ich es wieder tun, Babe. Was anderes darfst du gar nicht denken. Hörst du?« Charm senkte ihren Blick und nickte. Dann packte Lee erneut die Griffe des Buggys. »Zeit, umzukehren«, verkündete er. »Bald wird’s dunkel. Wir sollten besser nicht mehr im Freien sein, wenn die großen Viecher aus ihren Löchern kommen und es am Himmel hektisch zugeht.« »Wo gehen wir denn hin?« »Zurück nach Hause, Babe. Du weißt doch.« »Nach Hause?« »Ja, die geile umgebaute Lagerhalle mit Stahlrollläden, Geschützständen und den Fake-Flammenwerfern – das ganze coole Paket.« Charm zog die Stirn etwas kraus, während sie sich darum bemühte, sich zu erinnern. »Nein, ich … Ist meine Ma auch da?« »Na, komm schon«, drängte Lee sanft. »Also ist sie’s oder nicht?« »Nein.« »Wo dann?« »Das hab ich dir doch gesagt, Babe.« »Dann hab ich’s vergessen. Warum ist meine Ma nicht bei uns? Warum ist sie nicht bei ihrer Enkelin? Sie würde absolut ausrasten bei unsrer süßen Kleinen!« »Deine Mutter ist nicht mehr da«, sagte Lee und lief los. »Sie ist weg. Das hab ich dir doch erzählt.« Verwirrt legte Charm eine Hand an ihre Schläfe und zögerte. »Weg?«, wiederholte sie. »Wo ist sie denn hin? Ich kann gar nicht klar denken. Wann war das denn? Wann hast du mir das erzählt?« Lee hielt an, ließ den Kinderwagen stehen und ging zu Charm, um ihr Gesicht mit beiden Händen zu umfassen und ihr tief in die Augen zu sehen. »Sie ist tot, Süße«, sagte er behutsam. »Als sie herausgefunden hat, was mit dir passiert ist, war es einfach zu viel für sie. Sie hat’s nicht ertragen und musste abhauen. Mann, ich hätte selbst fast das Handtuch geworfen. Deine Mutter war stark und hat gekämpft, du solltest stolz auf sie sein. Sie hat den Rest von uns aus diesem Drecksloch rausgeholt, aber dann hat sie es ohne dich nicht mehr ausgehalten. Sie dachte, dass du für immer tot bist. Sie hat ja nicht gewusst, was ich geplant hatte, dass ich dich aus diesem Mooncaster rausholen wollte. Aber ich werde dafür sorgen, dass unser Engel nie vergisst, dass ihre Oma wie eine Löwin gekämpft hat!« Charm blinzelte ihre Tränen fort, während Lee ihr über die Wange streichelte. Immer wieder vergaß sie es. Vielleicht war es so am besten. Vielleicht sollte er aufhören, sie unaufhörlich zu erinnern. Allem voran hätte es die Erinnerung an den Horror des Lagers, in das man die Kinder und Jugendlichen gesteckt hatte, die immun gegen die Wirkung von Dancing Jax waren, verdient, vergessen zu werden – besonders von Charm. Sie wandte sich ab, trat ans Ufergeländer und starrte auf den trüben Fluss. Lee folgte ihr, zog sie an sich und hielt sie fest. Solange sie zusammen waren, spielte nichts anderes eine Rolle. Er würde alles tun, um sie nicht mehr zu verlieren. Manchmal fiel es ihm selbst schwer zu glauben, was er bisher schon getan hatte. Plötzlich fuhr ihm das ungute Gefühl einer Bedrohung in den Magen, so wie jeden Abend. Noch immer in seinen Armen, hob Charm den Blick und schrie. Ein Dutzend abscheulicher, kleiner, buckliger Männer mit Hakennase, die so stark geschwungen war, dass sie das groteske, vorstehende Kinn berührte, stürmte auf sie zu. Es waren Punchinello-Wächter aus den Seiten dieses bösen Kinderbuches, hässliche und brutale Wesen, die in diese Welt geschlüpft waren. Sie trugen die gelb-rote Livree von Mooncaster. Auf ihren deformierten Köpfen saßen große Zweispitz-Hüte aus Samt und in den Fäusten hielten sie Speere. Lee ergriff die Hand seiner Freundin und gemeinsam rannten sie zum Kinderwagen. Doch die Garde hatte sie bereits eingeholt. Ein gemeiner Tritt fegte Lee von den Füßen, sodass er mit den Knien voran auf den Asphalt stürzte. Charms Hand wurde ihm entrissen, noch bevor er mit dem Gesicht auf den Boden schlug. Er brüllte vor Schmerz und Zorn, als ein Stahlkappenstiefel auf seine Schultern stapfte. Man riss seine Arme hinter dem Rücken in die Höhe, bis er das Gefühl hatte, sie würden brechen oder ausgekugelt werden. Seine Gelenke brannten wie Feuer. Er wollte sich wehren, doch da rammte ein Schlagring aus Bronze seine Rippen und in seinem Ohr ertönte das Quieken einer näselnden Fistelstimme. »Fein, fein!«, krächzte sie. »Oh, fein, fein! Noch einmal zuckst du, Creeper, und ich hau dir Knochen kaputt! Schön, wenn sie krachen und knacken, krachen und knacken.« Lee konnte nur hilflos zusehen, wie drei der Punchinellos johlend vor grausamer Vorfreude Charm hinterherwetzten. »Lasst sie in Ruhe!«, brüllte er. »Wehe, ihr fasst sie an!« Doch noch während die Worte über seine Lippen kamen, wurde Charm an den Haaren zu Boden gezerrt, bevor kräftige Hände ihren Mund bedeckten und ihre entsetzten Schreie erstickten. Dann kamen zwei weitere Wächter herbeigewatschelt, die einen großen Lederkoffer schleppten. Er war so lang, dass zwei Griffe dafür nötig waren. Als Lee ihn erblickte, weiteten sich seine Augen vor Schreck. Der Koffer hatte die Form eines Sargs. »Nein!«, brüllte er. Die Gardisten setzten den makabren Koffer ab und tanzten einige Mal darum herum, bevor sie die Verschlüsse öffneten und den Deckel aufwuchteten. Im nächsten Moment wurde Charm in die Luft gehoben und hineingeworfen. »Wir hatten einen Deal!«, schrie Lee. »Ich hab gemacht, was euer Psycho-Ismus wollte. Wir hatten einen Deal!« Die Punchinellos schenkten ihm keinerlei Beachtung. Vergnügt hüpften sie um den Koffer herum und quälten das Mädchen darin, indem sie es mit den Spitzen ihrer Speere piesackten. »Wenn ihr sie verletzt, bring ich euch um!«, donnerte Lee. »Pikt das Würschtelchen!«, höhnten sie. »Pikt es, stecht es, lasst es prusten, in der Pfanne singen und quieken.« »Mädchen tut hier nicht hergehören«, zischten die bösen Stimmen Lee ins Ohr. »Du nicht hast gemacht, was Ismus will.« »Doch!«, protestierte Lee. »Das hab ich und bin dafür durch die Hölle gegangen. Aber das war mir egal! Wehe, ihr nehmt sie mir jetzt weg!« »Lügner! Du gar nicht gemacht. Mädchen bleibt tot, bis du endlich machen tust.« Lee sah, wie die zwei Punchinellos nach dem Kofferdeckel griffen, und erhaschte einen letzten Blick auf Charms erschüttertes Gesicht. »Hab keine Angst!«, rief er ihr zu. »Ich werd dich nicht wieder verlieren! Egal wo du bist, ich komm dich finden! Versprochen! Versprochen!« Der Deckel schnappte zu und schnelle, schmutzige Finger verriegelten die Verschlüsse. Dann packten sie den Koffer und die beiden Wächter trippelten damit fort, bis Charms gedämpfte Schreie in der Ferne verklangen. Das drückende Gewicht des Stiefels...