Jentsch | Andere Ansichten | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

Jentsch Andere Ansichten

60 Jahre Denk- Streit- und Leserschriften
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7693-8661-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

60 Jahre Denk- Streit- und Leserschriften

E-Book, Deutsch, 160 Seiten

ISBN: 978-3-7693-8661-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mir war und ist das Schreiben eine Herzensangelegenheit. Wenn andere Entspannungsübungen der bekannten Art machten, um den Druck der Ereignisse loszuwerden oder wie man sagt, zu verarbeiten, setzte ich mich (sofern vorhanden) auf eine Bank mit Aussicht auf die unter oder vor mir ausgebreiteten Wiesen, Wälder und Siedlungen. Und machte mich daran, dort meine Gedanken, Stimmungen und Meinungen aufzuschreiben. Ich habe Prominente an einem Tisch versammelt und Argumente austauschen lassen; habe Bücher besprochen, Regierungen, vergangene und noch aktive, aber doch schon geraume Zeit der Auflösung preisgegebene in Szene gesetzt. Meinungsmacher porträtiert, technische Wunderwerke, die das Leben verändern können, hinterfragt. Und weiter zurückliegend, in der auslaufenden Zeit der beruflichen Tätigkeit, nahm ich die Besonderheiten des Hochschullebens unter die Lupe. Schrieb Leserbriefe zu Ereignissen, in denen das heute im damals enthalten zu sein scheint. Und im frühen Stadium meines Werdegangs destillierte ich Themen aus der Studentenzeit - herausfordernde Aufsätze die einen, romantisch-melancholisch die anderen. Jetzt habe ich einige dieser Schriften wieder hervorgeholt, neuere, am Schreibtisch entstandene dazugelegt und daraus ein Buch gemacht.

Volker Jentsch studierte und habilitierte in Physik und Geophysik. Er arbeitete an zahlreichen Universitäten und Forschungsinstituten im In- und Ausland und entwickelte Modelle in der Weltraum- und Klimaforschung. Er engagierte sich mehrere Jahre als Forschungsförderer am Ministerium für Wissenschaft und Forschung in NRW. Er gründete, in Kooperation mit Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachrichtungen, am Ende der Reise durch die Institute das Interdisziplinäre Zentrum für komplexe Systeme an der Universität Bonn. Heute befasst er sich, u.a., mit den Unwägbarkeiten, die sich in einer digitalisierten und militarisierten Welt ankündigen. Mehr unter: https://www.volkerjentsch.de

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Autoren/Hrsg.


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Theatergespräche
Über Gespräche unter vier Augen Über heitere und heikle Themen Berühmtheiten der wirklichen Welt haben mich inspiriert, sie in eine virtuelle zu portieren. Sie erinnern mit Namen (Entschuldigung!) und Verhalten an ihre berühmten und bekannten Vorbilder, sind aber ansonsten Erzeugnisse der Künstlichen Realität. Und so geht es: Zwei Personen sitzen gegenüber und haben Gelegenheit, auszusprechen, was sie so womöglich nie gesagt haben, aber nach allem was man über sie weiß, gesagt haben könnten. Es wird imitiert, parodiert und karikiert. . . Gegebenenfalls gesellt sich eine erfahrene Moderatorin dazu. Sollten nämlich die Debattanten aneinander geraten, würde diese den Streit schlichten. Es wird darauf geachtet, dass die Diskussionen Respekt und Anstand, vor allem aber die guten Sitten nicht verletzen. Wer ist die Schönste im ganzen Land? Im Herbst des Jahres 2024: Ein runder Tisch wird auf die Bühne getragen und drei Stühle werden dazugestellt. Zwei Frauen, mit Anfangsbuchstaben B. und W., setzen sich so, dass sie einander in die Augen sehen können. Damit Schlimmeres verhindert wird, setzt sich die Moderatorin M. dazu. Vorhang auf für die Damen B.M.W. M.: Man sagt Ihnen nach, Sie beide seien wie Feuer und Wasser. In einer Umfrage wurden Sie in genau einem Punkt allerdings für sehr ähnlich befunden. . . W., unterbricht: Da bin ich platt. Was kann das sein? M.: Dreimal dürfen Sie raten. W.: Unsere gegenständlichen Namen? M.: Auch nicht schlecht. Aber Nein. B.: Unser Narzissmus? W.: Das von Ihnen zu hören, ist allerdings interessant. M.: Wäre denkbar. Erneut nein. B.: Unsere gepflegte Erscheinung? M.: Ja!! Stets anders gewandet und kunstvoll geschminkt. W.: Da hatte ich mir etwas Bedeutenderes gewünscht. Aber an dieser Stelle, damit ich es nicht vergesse: Dank den geschickten Kosmetikerinnen! M.: Die Schminkerei dürfte ordentlich Geld verschlingen. Bei Frau B. soll die Kosmetik Hunderttausende pro Jahr kosten. Die gehen zu Lasten der Allgemeinheit, Frau B.! B., aufgeregt, die Stimme hochgestellt: Aber ich bitte Sie! Einen beträchtlichen Teil meines Erfolges habe ich meinem Outfit zu verdanken. Das darf dann wohl auch mal etwas kosten. M.: Wie ist das bei Ihnen, Frau W.? Wer bezahlt Ihnen die Staffage? W.: Mein Mann. M.: Ach wie schön. Soweit ich weiß, tun das Männer nur, wenn sie alt sind und eine Frau erobern wollen, die mindestens dreißig Jahre jünger ist. W.: Damit liegen Sie bei mir nicht ganz so falsch. M.: Aber kommen wir zu Wichtigerem. Da gab es eine weitere Umfrage. Es wurde gefragt, wer sympathischer ankommt. Das war. . . W., unterbricht: Natürlich Frau B. M.: Und wer, meinen Sie, hat die besseren Argumente? W.: Natürlich ich. M.: Bravo. Sie haben beides mal richtig gelegen. B., erbost: Haben wir mehr zu diskutieren? Wenn nicht, würde ich das Gespräch für beendet erklären. M.: Ich bitte Sie! Also, meine Damen, jetzt geht es doch erst richtig los. Frau W., von Ihnen gibt es seit einigen Wochen ein Parteiprogramm, in dem die Ziele der von Ihnen gegründeten Partei skizziert werden. Unter anderem entwerfen Sie eine Gesellschaft, von der ich annehme, dass sie ihren Wünschen entspricht. In der sollen nur diejenigen gewinnen, „die sich anstrengen und gute, ehrliche Arbeit leisten“. Das hört sich ganz nach CDU an. W.: Und wenn schon. Kann ich dafür, dass die CDU ähnliche Vorstellungen pflegt? Die Unterschiede sind doch aber eklatant: die CDU will Krieg, die Grünen auch, wir aber wollen Frieden. . . B., unterbricht: Nun lassen Sie mich mal reden. Denn wenn Sie loslegen, besteht die Gefahr, dass Sie nicht wieder aufhören. Um den Frieden wiederherzustellen, muss Putin weg. Er muss verlieren. Daran arbeiten wir, die Grünen, dafür bin ich Tag für Tag unterwegs, dafür stehe ich. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit unserem Einsatz Russland zu Fall bringen werden. W.: Den Krieg auf unbestimmte Zeit verlängern, bedeutet dass die Verluste ins Unermessliche wachsen: Menschen sterben, Natur stirbt, das Land als ganzes droht zu kollabieren. Das kann doch niemand, der denken und fühlen kann, ignorieren oder gar wollen. M.: Eine andere Aussage in ihrem Programm beschäftigt sich mit der heiklen Frage der Zuwanderung. Auch hier sind Sie wieder ganz nah bei der CDU. Im übrigen auch bei der AFD. B.: Müssen wir hier wirklich über das Programm von Frau W. reden? Das ist doch nur eine lose Sammlung von Populismus und Plattitüden, da findet sich nichts mehr von den klassischen Ideen der sozialen Bewegungen, die bis heute nicht eingelöst sind. Die diese Frau (sie zeigt auf W.) einst durchaus mit Scharfsinn vertreten hat. W.: Jetzt haben Sie aber einen Punkt gesetzt, Frau B.! Sie als Repräsentantin grüner Ideen, einer Spielart des Liberalismus, der von den Zukunftsängsten der Bessergestellten getränkt ist, gerade Sie vermissen in meinem Programm die nicht realisierten Forderungen der Arbeiterbewegung! Herrlich! Aber jetzt zu Ihnen, Frau M. und dem Problem der Migration, unter dem dieses Land ächzt. Ja, da haben ich und meine Partei erhebliche Vorbehalte, was den weiteren, unkontrollierten Zuzug nach Deutschland betrifft. Wir sind in Europa ja am meisten betroffen. In der Tat, ich bekenne mich vorbehaltlos zu einer kontrollierten, mithin geringeren Zuwanderung. Hier geht es natürlich auch um eine Abgrenzung zu Ihnen, Frau B., speziell zu der merkwürdigen Art von Humanismus, der bei den Grünen gepredigt wird. M.: Frau B., hat Frau W. nicht Recht, wenn sie den Zuzug auf ein verträgliches Maß reduzieren will? B.: Die reine Menschlichkeit verlangt, dass wir den nach Schutz Suchenden eine sichere Bleibe ermöglichen. Egal, von wo sie kommen. Restriktionen, mit denen Frau W. Stimmen einfangen will, darf es bei uns nicht geben. Uns geht es gut, wir haben die Verpflichtung, jenen etwas davon abzugeben, denen es schlecht geht. Im Übrigen möchte ich darauf verweisen, dass Frau W. in unerlaubter Weise mehr Redezeit in Anspruch nimmt, als vorweg vereinbart. Wenn das so weitergeht, muss ich abbrechen! M.: Frau B., seit wann so empfindlich? Sie sind doch sonst so robust. Frau W. liebt die Aus- und Abschweifungen, wollen wir ihr das nehmen? Nein. Also zurück zur Migration. Frau B.! Ihre Einstellung kostet Ihnen Zustimmung bei Ihren Wählerinnen und Wählern. Die wenden sich ab und landen womöglich bei Frau W. Macht ihnen das keine Sorge? B.: Nicht die Spur einer Sorge. Wir haben unser festes Wählerinnen-Potential, die lassen sich von so einer wie Frau W. nicht verrückt machen. Wir werden zu verhindern wissen, dass Frau W. nennenswerten Zulauf bekommt. M.: Da bin ich gespannt. Frau W., ich rätsele noch an dem Begriff des „merkwürdigen Humanismus“, den sie bei den Grünen ausgemacht haben. Was wollen Sie damit ausdrücken? W.: Wenn demnächst, wie von der Regierung geplant, der bekanntlich auch Frau B. angehört, nur die Einreisewilligen begrüßt werden, die als Qualifizierte den Niedergang unseres Landes aufzuhalten vermögen, dann ist das nichts anderes als Kolonialismus der neueren Art. Und das wird, um noch an ein anderes, irreführendes Wort zu erinnern, „wertebasiert“ genannt. Gerade die ausgebildeten Leute brauchen die nicht entwickelten Länder, um sich zu entwickeln – und die nehmen Sie ihnen weg. . . B., unterbricht: Also das ist doch die Höhe! Wie Sie aus gut böse machen, das ist perfide. Wir qualifizieren die fortgeschrittenen unter den Flüchtlingen, damit sie auf den Stand des Wissens gebracht werden, der auf dem Arbeitsmarkt verlangt wird! Wir machen sie konkurrenzfähig! M.: Frau W., in ihrem Programm fehlt auch nicht der Sozialstaat. Auf eine Formel gebracht, würde ich sagen: Der soll den weniger Begünstigten geben und von den Begünstigten nehmen. Die weniger Begünstigten, das sind Rentner, Kranke, Arbeitslose, Alleinerziehende, Geringverdiener. Wie soll das gehen? W.: Unter anderem, vor allem durch Erhöhung der Einkommens steuer und Erbschaftssteuer bei denen, die zu viel Geld haben. Diese herauszufinden, ohne neue Ungerechtigkeiten einzuführen, überlasse ich den Ökonomen. Das müsste doch eigentlich auch die Zustimmung der Grünen finden, oder? B.: Im Prinzip ja, aber wenn das aus dem Hause der Frau W. kommt, dann natürlich nicht. Gleichwohl: Ähnliches haben auch wir im Programm, so dass der Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist, dass W. von uns abgeschrieben hat. M.: Trotzdem: Warum reichen Sie sich nicht die Hände beim Umbau des Steuersystems? B.: Weil Frau W. nichts anderes macht als sich hinzustellen und diejenigen, die wirklich hart arbeiten, wie zum Beispiel wir in der Regierung, in schamloser Weise, absolut unqualifiziert, uns madig zu machen versucht. . . W., unterbricht: Da haben Sie sich aber ein Eigentor geschossen. Sie und hart arbeiten! Dann gehen Sie mal...



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