Joachim | Geschichten aus dem Polizeialltag | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 150 Seiten

Joachim Geschichten aus dem Polizeialltag


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7526-3682-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 150 Seiten

ISBN: 978-3-7526-3682-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Er zog seine Waffe und scheinbar wie in Trance schoss er dem Auto hinterher. Er zielte dabei aber nicht auf Reifen, denn das weiss jeder Polizist, ein Reifen ist schwer zu treffen und ein Treffer im Reifen bewirkt fast nichts. Nein, er zielte auf den Fahrer. Der Schuss peitschte auf, ein Zweiter blieb in der Pistole stecken. Peter stieg wieder ein und Karola schaltete die Sirene ein. Polizeiarbeit kann spannend sein oder langweilig, manchmal aber auch gefährlich. Der Autor blickt nach 28 Jahren Dienst, hauptsächlich im Streifendienst, auf das Erlebte zurück und erzählt die Episoden mit einem Augenzwinkern.

Geboren 1962 absolvierte der Autor 1985 die Polizeischule und arbeitete dann in den verschiedensten Einsatzgebieten rund um die Langstrasse. Er führte einen Diensthund und absolvierte auch mit ihm diverse Einsätze. Zum Schreiben wurde er durch einen indirekten Vorfahren, den Dichter Josef Joachim, der Novellen schrieb.

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Der entführte Bus Die Busse der Zürcher Verkehrsbetriebe sind für den Linienverkehr gemacht, halten an genau definierten Orten und fahren ebenso genau festgelegte Wegstrecken. So dachte Peter auch, bis er es einmal anders erlebte. Es war ein heisser Nachmittag, David und Peter fuhren in ihrem Streifenrevier herum, ohne dass sich das Funkgerät geregt hätte oder etwas Auffälliges auf der Strasse zu beobachten gewesen wäre. Mühsam kroch die Zeit dahin, irgendwie wollte es an diesem Tag einfach nicht vorwärts gehen. Der Schweiss lief ihnen in Strömen über das Gesicht und den Rücken hinunter. Ihr Streifenwagen war ein älteres Modell und hatte keine Klimaanlage. So hatten sie beide die Seitenfenster herunter gekurbelt um es etwas kühler zu haben. Im stockenden Verkehr einer Stadt mit viel Haltezeiten vor den Lichtsignalen ein eher utopisches Vorhaben. „Das wird mir wieder ein toller Nachmittag“, sagte Peter zu David. Der nickte nur, während er den Streifenwagen aus dem "Milieu", wie das Gebiet rund um die Langstrasse in Zürich genannt wird, hinaus in Richtung Altstetten lenkte. „Ich glaube, wir fahren mal etwas aus dem Chaos, da gibt’s frischere Luft als hier.“ Tatsächlich war die Luft zum Schneiden, mindestens 30 Grad, wenn man dem Thermometer des doch schon etwas betagten Volvos glauben konnte. An der Hohlstrasse merkte man bereits den Luftzug, der von nichts gehindert über die Bahngeleise in die Stadt hineinblies. Die Fenster am Wagen waren unten, die Ellenbogen draussen. „Fehlt nur noch der Fuchsschwanz an der Antenne“, frotzelte David und spielte damit auf das Klischee eines Manta Fahrers an. „Fehlt ja noch“, brummte Peter und griff nach dem Mikro des Funkgeräts, um auf den Ruf der Zentrale zu reagieren, der gerade einging. „Fahrt sofort an die Hohlstrasse, beim Bermudadreieck schiesst angeblich ein Mann mit einer Kalaschnikow in der Gegend herum“, brabbelte es aus dem Lautsprecher vom Zerhacker fast unkenntlich gemacht. „Sagte er Kalaschnikow?“ fragte David etwas ungläubig. „Scheint so“, meinte Peter und löste die Sicherheitsgurte, während David den Streifenwagen an den Strassenrand lenkte. David stieg aus und begann, die schwere Schutzweste, die zusammen mit einem Stahlhelm im Fahrzeug für solche Fälle vorhanden war, anzuziehen. Peter folgte seinem Beispiel, nachdem er den Funkspruch bestätigt hatte. „Ich hasse es, bei dieser Temperatur die Weste anziehen zu müssen,“ murrte Peter dabei. Anschliessend griff er sich den Stahlhelm und die Maschinenpistole aus dem Waffenschrank des Fahrzeugs, den David bereits geöffnet hatte. Das Einsteigen gestaltete sich mit der unförmigen, schusssicheren Weste eher mühsam. Ausserdem bestanden die damaligen Westen zum grössten Teil aus Panzerplatten, die in die Weste eingearbeitet waren und wog an die 15 Kilo. Aber schliesslich hatten sie sich in den Wagen gequetscht und David fuhr los. „Was meinst Du, schleichen wir uns an“, fragte David und schaltete Blaulicht und Wechselklanghorn ein. „Na klar, wenn Du so einen Radau machst.“ Peter musste fast schreien, um das Tüta zu übertönen. „Fahr doch beim Helvetiaplatz hin, dann können wir uns anpirschen.“ David nickte und schaltete das Cis-Gis-Horn wieder ab. Nun wurde die Fahrerei sehr mühsam. Obwohl der Auftrag drängte, konnten wir nicht mit lautem Krach an den Ort fahren. Einer, der mit einem automatischen Sturmgewehr herumschiesst, würde wohl kaum auf die herannahende Polizei warten. Und wenn er dann doch warten würde, wäre der Empfang für die Polizisten eher ungemütlich. David drängelte sich durch die Stauffacherstrasse und bog links ab, um den Wagen vor einer Bank auf dem Helvetiaplatz abzustellen. Peter hatte sich schon das Handfunkgerät geschnappt, meldete sie bei der Zentrale "am Ort" und dann rannten sie, so schnell es die schwere Weste zuliess, in Richtung Hohlstrasse. Die MP im Schulteranschlag schlichen sie sich, so schnell es ging, über den offenen Helvetiaplatz um dann bei den Häusern, Blumenbeeten und Containern Sichtschutz und so ein Mindestmass Deckung zu suchen. Peter hatte die rechte Strassenseite gewählt, und ging der Häuserfront des kurzen Stücks der Molkenstrasse entlang, welches dann ungefähr beim angegebenen Ort in die Hohlstasse einmündet. Dabei suchte er die vor ihm liegende Strasse nach einer Person mit einem Gewehr ab, wobei er sich, immer noch über den Lauf der MP sehend, nach links und rechts drehte. Schiesslich langte er an der Molkenstrasse an und stellte fest, ausser normalen Passanten, die ihn natürlich ziemlich komisch ansahen, nichts verdächtiges feststellbar. Er suchte Blickkontakt zu David, der etwas weiter in Richtung Langstrasse ebenfalls an der Hohlstrasse stand. Dessen Handzeichen sagte ihm, dass auch er nichts entdeckt hatte. Peter liess die MP sinken und begann, das Trottoir nach irgendwelchen Hinweisen abzusuchen, denn allzu oft, wurde die Polizei von irgendwelchen Spassvögeln genarrt. David gesellte sich wieder zu ihm und liess ebenfalls seine Augen schweifen. Sie wussten beide nicht, was sie zu finden hofften, aber oft kamen die Personen, welche die Meldung gemacht hatten zu den Polizisten, um ihr Wissen noch einmal mitzuteilen. Aber niemand meldete sich aus der Menge der Passanten und Peter wollte schon aufgeben, als sein Blick auf eine Art Röhrchen fiel, welches im Rinnstein lag. Es sah aus wie ein Stück eines Filzstifts, wirkte aber metallisch, so dass er es vom Boden aufhob und näher begutachtete. Eine Patronenhülse! Peter rief David zu sich, und sie begutachteten diese Hülse, die von der Grösse her eindeutig von einem Gewehr stammen musste. Dass sie noch so schön aussah, liess darauf schliessen, dass sie nicht lange dort gelegen haben konnte. Sie hatten den Hinweis gefunden, es schien an der Meldung tatsächlich etwas dran zu sein. Peter klaubte das Funkgerät aus der Aussentasche der Panzerweste und rief die Zentrale, um die Erkenntnisse mitzuteilen. "Ich wollte Euch gerade rufen," sagte der Einsatzleiter der Zentrale, als er den Ruf entgegennahm. "Wir haben erneut eine Meldung bekommen, der Schütze soll sich jetzt an der Langstrasse befinden und in Richtung Militärstrasse gehen. Er trägt offenbar einen langen, grünen Mantel und versteckt sein Gewehr darunter." David und Peter sahen sich an. Das war ja wirklich toll. "Verstanden," antwortete er der Zentrale, "wir gehen die Langstrasse runter, vielleicht sehen wir ihn." David und Peter nahmen wieder getrennte Strassenseiten und gingen die Langstrasse entlang, immer nach einem Mann in langem, grünem Mantel Ausschau haltend. Bei dieser Hitze musste ja ein Mantelträger auffallen wie ein bunter Hund. Bei diesem Gedanken wurde Peter wieder bewusst, wie sehr er unter der wärmenden Wirkung der mehr als 15 Kilogramm schweren Panzerweste im eigenen Saft schmorte. Als sie nach einigen Minuten wieder ein Ruf der Zentrale erhalten hatten, der Gesuchte sei beim Hotel "Rothaus" gesehen worden. So konnten sie ungefähr abschätzen, dass er fast 500 Meter Vorsprung hatte. Der Melder hatte also bisher Kontakt zum Verdächtigen gehalten und das machte die Sache aussichtsreicher. Rennen war mit dieser Ausrüstung fast nicht möglich und so gingen sie, so schnell es machbar war, in die genannte Richtung. Aber wieder fanden sie nichts. Der Gewehrträger musste seinen Standort erneut gewechselt haben. Die neueste Meldung aus der Zentrale gab als neuen Ort eine Querstrasse an, die wieder an der Langstrasse und wieder rund 500 Meter von ihnen weg lag. Sie unterquerten also die Bahngeleise, wobei David die Weströhre der Fussgängerunterführung nahm, Peter die Oströhre. Schliesslich erreichten sie die neue Örtlichkeit, natürlich wieder nichts. Peters Rückfrage bei der Zentrale gab keine neuen Hinweise auf den Aufenthaltsort des Gesuchten. Der Melder schien den Verdächtigen aus den Augen verloren zu haben. So streiften die beiden noch ein paar Minuten in den umliegenden Hinterhöfen herum. Schliesslich gaben sie die Sache auf. Es waren keine neuen Meldungen eingegangen und es gab keinerlei Hinweis, wo sie weitersuchen sollten. "Weisst Du was?" fragte Peter, als sie wieder beisammenstanden. "Nein, aber Du wirst mich sicher gleich schlau machen," gab dieser zurück, während er unter der Panzerweste nach einem Taschentuch fischte und sich dann den Schweiss aus der Stirn wischte, der ihm mittlerweile in Bächen am Gesicht herunterlief. "Unser Streifenwagen steht am Helvetiaplatz," erwiderte Peter, "und ich glaube, wir haben einen zügigen Fussmarsch vor uns, bis wir wieder da sind." David schaute ihn an und schüttelte den Kopf. "Mist, das stimmt und es stinkt mir ganz gewaltig, so weit zu latschen." Peter schaute sich ein wenig ratlos um, denn die Aussicht, noch einmal mehr als einen Kilometer in den wärmenden und schweren Klamotten zu gehen, fand er auch nicht wirklich erheiternd. Dabei sah er, wie ein paar Meter vor ihnen der Trolleybus an der Haltestelle "Röntgenstrasse"...



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