Buch, Deutsch, 320 Seiten, Format (B × H): 168 mm x 231 mm, Gewicht: 906 g
Nationalbank und Währungspolitik in Österreich 1816-2016
Buch, Deutsch, 320 Seiten, Format (B × H): 168 mm x 231 mm, Gewicht: 906 g
ISBN: 978-3-593-50518-3
Verlag: Campus
1811 musste Österreich, wirtschaftlich zerrüttet von den Kriegen gegen Napoleon, den Staatsbankrott erklären. FünfJahre später wurde in Wien die »privilegirte oesterreichische Nationalbank« gegründet, die seitdem für die Geld- und Währungspolitik Österreichs in seinen unterschiedlichen Grenzen zuständig ist. Die wechselvollen Ereignisse der beiden folgenden Jahrhunderte zeigen, dass sich die Herausforderungen selten ändern, vor die sich ein Land mitten in Europa in der Geldpolitik gestellt sieht: Wie sorgt man für ein stabiles Zahlungsmittel? Wie soll die Zentralbank die Finanzierung der Wirtschaft und des Staats unterstützen? Wie organisiert man Geldpolitik in einer multinationalen Währungsunion?
Anlässlich des 200. Geburtstags der Oesterreichischen Nationalbank bietet das Buch, das in einer deutschen und englischen Ausgabe erscheint, erstmals einen fundierten, gut lesbaren Überblick der Entwicklung dieser Institution – vom Vorgängerinstitut der OeNB, der Wiener Stadtbank, bis zur Teilnahme Österreichs am Euro heute.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politikwissenschaft Allgemein Politische Studien zu einzelnen Ländern und Gebieten
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Regierungspolitik Wirtschafts- und Finanzpolitik
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Internationale Wirtschaft Volkswirtschaften einzelner Länder und Regionen
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Volkswirtschaftslehre Allgemein Geldwirtschaft, Währungspolitik
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Wirtschaftspolitik, politische Ökonomie
Weitere Infos & Material
Inhalt
6 Einleitung
14 Ein erstes Experiment - die Wiener Stadtbank (1706-1816)
15 Öffentliche Banken im 17. und 18. Jahrhundert - Innovationen im Zahlungs -
verkehr und bei der Verwaltung der Staatsschulden
17 Ein Staatsbankrott führt zur Gründung einer Bank
25 Papiergeld und Inflation
36 Fragile Stabilität - die Nationalbank im Vormärz (1816-1848)
37 Eine private Aktiengesellschaft für Österreichs Währung
48 Notenbank eines wirtschaftlich wie politisch heterogenen Reichs
54 Die Aufgaben der Nationalbank und ihre Tätigkeit im Vormärz
66 Von der Bank des Staats zur Bank der Banken (1848-1878)
67 1848 - die Revolution beschleunigt langfristige Veränderungen
72 Die Konvertibilität der Banknoten als unerreichtes Ziel
81 Eine neue Rolle im Finanzsystem
88 Geldpolitik nach 1866 - von fiscal zu monetary dominancemit Hindernissen
96 200 Jahre Währungspolitik in Bildern
112 Zwei Regierungen, eine Notenbank - die Habsburgermonarchie als Währungsunion (1878-1914)
114 Eine eigene Notenbank für Ungarn?
123 Zurück zu einem stabilen Außenwert
131 Geschäftspolitik in einem großen Reich
142 Erster Weltkrieg und Zerfall des Währungsraums (1914-1919)
143 Vorbereitungen und die ersten Kriegswochen
144 Staatsfinanzierung und Notenbankpolitik während des Kriegs
150 Das Ende der Monarchie und der gemeinsamen Währung
152 Hyperinflation und eine neue Währung (1919-1931)
153 Hyperinflation und Stabilisierung
156 Die Völkerbundanleihe
161 Notenbankpolitik unter ausländischer Kontrolle 1923-1929
166 Der Schilling ersetzt die Krone
174 Creditanstaltskrise, große Depression und Zweiter Weltkrieg (1931-1945)
176 Die Creditanstaltskrise
183 Bankensanierung
186 Stabiler Wechselkurs, stagnierende Wirtschaft
189 Liquidation der Nationalbank, Reichsmark statt Schilling
194 Rückkehr zum Schilling und Wirtschaftswunder (1945-1971)
195 Zurück zum Schilling
214 Dynamischer Aufholprozess, Stabilitätsgefahren
222 Die Hartwährungspolitik (1971-1999)
223 Die Krise des Währungssystems von Bretton Woods
225 Wechselkurspolitik als Anti-Inflationspolitik
234 Liberalisierung der Finanzmärkte, EU-Beitritt und Vorbereitung auf den Euro
242 Die gemeinsame Währung - die OeNB im Eurosystem (1999-2016)
244 Das Stabilitätsziel bleibt - die geldpolitische Strategie ändert sich
254 Die gemeinsame Geldpolitik 1999-2015
257 Neue Instrumente, um die Stabilität des Finanzsystems zu sichern
266 Schluss
272 Währungen
274 Anmerkungen
296 Literatur
310 Quellen
311 Verzeichnis der Tabellen und Grafiken
312 Bildnachweis
313 Register
317 Danksagung
Einleitung
Runde Geburtstage sind häufig ein Anlass, nicht nur über das eigene Alter nachzudenken, sondern sich auch der anderen vergangenen und kommenden Jubiläen in der Familie zu erinnern. Geschichten von Zentralbanken beginnen daher häufig mit einem Verweis auf das älteste Familienmitglied, die 1668 gegründete schwedische Riksbank. In der Ahnentafel, die Forrest Capie, Charles Goodhart und Norbert Schnadt für ihren klassischen Beitrag zum 300-jährigen Jubiläum der Bank of England zusammenstellten, findet sich die privilegirte oesterreichische Nationalbank als das sechstälteste Institut aufgereiht. Älter als die Nationalbank sind demnach neben der Riksbank und der Bank of England (1694) nur die Banque de France (1800), das finnische Wechsel-, Kredit- und Depositionskontor - die spätere Suomen Pankki (1811) - und De Nederlandsche Bank (1814). Die Norges Bank (1816) ist zwar nur dreizehn Tage jünger als die Nationalbank, aber immerhin.
Nicht berücksichtigt sind in dieser Liste freilich die bereits verstorbenen Familienmitglieder, wie etwa der Banco di San Giorgio (1407-1805), die Bank von Amsterdam (1609-1820) oder der Wiener Stadtbanco (1706-1816), wodurch sich die Frage nach den Ersten und Ältesten etwas relativiert. Zudem findet sich mit der Nennung der Geburtstage vielfach der Hinweis verbunden, dass diese Banken zum Zeitpunkt ihrer Gründung noch kaum Ähnlichkeiten mit heutigen Zentralbanken aufwiesen und sich erst viele Jahre später und in einem langsamen Prozess zu den Zentralbanken entwickelt haben, wie sie unserem heutigen Verständnis entsprechen. Als erwachsen - um in der Metapher zu bleiben - gelten Notenbanken dabei nach der Meinung eines wichtigen Teils der Literatur erst mit der Übernahme der Rolle des lender of last resort. Mit lender of last resort ist hier gemeint, dass die Notenbank im Fall einer Finanzkrise und eines plötzlichen Anstiegs des Bedarfs an Zentralbankgeld dieses im notwendigen Umfang bereitstellt. Dafür muss die Notenbank neutral und im gesamtwirtschaftlichen Interesse agieren und ihre Kinder- und Jugendjahre als gewinnorientiertes und mit den anderen Banken konkurrierendes Unternehmen hinter sich gelassen haben.
Zwei große Themen
Wenn die Oesterreichische Nationalbank 1816 geboren wurde, wann wurde sie erwachsen? Die wechselhafte Geschichte der Nationalbank wehrt sich gegen eine teleologische Deutung, nach der sich die frühen Notenbanken - diese Bezeichnung ist übrigens irreführend, da einige der oben genannten Banken über längere Zeit gar keine Banknoten ausgaben - zu einem genau zu bestimmenden Zeitpunkt zu modernen Zentralbanken entwickelten. Besser geeignet scheint ein Zugang, der das Handeln der Nationalbank nicht daran misst, wie weit sie der einen oder anderen möglichen Definition moderner Zentralbankpolitik entspricht, sondern die Bank als einen Akteur versteht, der sich von Beginn an in einem Politikfeld bewegte, das damals wie heute entlang von zwei Dimensionen aufgespannt war: zwischen der Stabilität des Geldwerts und der Stabilität des Finanzsystems.
Was Stabilität des Geldwerts und die Stabilität des Finanzsystems zu bestimmten Zeitpunkten bedeuteten, hat sich im Verlauf der letzten 200 Jahre selbstverständlich geändert. Ursprünglich wurde unter einem stabilen Geldwert ein fixer Metallgehalt der Münze und infolgedessen die Eintauschbarkeit des von der Notenbank ausgegebenen Papiergelds in Münzen mit einem fixen Metallgehalt verstanden. Erst im 20. Jahrhundert setzte sich das Konzept der Preisstabilität durch, wie wir sie heute interpretieren, nämlich als eine geringe jährliche Erhöhung der Verbraucherpreise. Finanzmarktstabilität konnte damals wie heute eine Vielzahl von Aspekten umfassen, zu denen das reibungslose Funktionieren der Zahlungsverkehrssysteme genauso zählt wie lending of last resort, die Aufsicht über einzelne Banken und andere Finanzintermediäre oder die Vermeidung von gesamtwirtschaftlichen Ungleichgewichten, etwa durch einen übermäßigen kreditfinanzierten Anstieg der Immobilienpreise, die die Stabilität des gesamten Finanzsystems gefährden könnten. Die grundlegende Frage des stabilen Geldwerts und eines stabilen Finanzsystems blieb jedoch stets die gleiche. Das Politikfeld ist demnach so alt wie das Geld selbst. Seit es Geld gibt, sahen sich die Fürsten, die historisch über das Recht zur Münzprägung verfügten, dem Anreiz gegenüber, die Qualität des Geldes zu verschlechtern und so ihre Ausgaben zu finanzieren. Wie zahlreiche Inflationsepisoden von der Antike bis zur Neuzeit zeigen, war das auch mit Metallgeld möglich, während die spätere Erfindung des Papiergelds bloß die Umsetzung erleichterte. Da Geld und Kredit in enger Beziehung stehen, blicken auch Finanzkrisen auf eine ähnlich lange Geschichte zurück.
Die privilegirte oesterreichische Nationalbank betrat also 1816 ein Gebiet, das sich schon lange im Blickpunkt der Wirtschaftspolitik befunden hatte. Der wichtigste Akteur war bislang der Staat und die mit dem Staat in enger Verbindung stehende Wiener Stadtbank gewesen, die in gewisser Hinsicht das Vorgängerinstitut der Nationalbank darstellte. Mit der Gründung der Nationalbank wurde ein Teil der Auf gaben und Entscheidungen aus dem Finanzministerium ausgegliedert, damit dem direkten staatlichen Zugriff entzogen und einer zumindest teilweise unabhängigen Institution übertragen. Welche Aufgaben die Nationalbank im Bereich der Geldpolitik wahrnahm und welche von anderen Akteuren, insbesondere dem Staat, übernommen wurden, veränderte sich nach 1816 wiederholt, genauso wie es die großen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen taten.
Der Blick auf die 200-jährige Geschichte zeigt jedoch, dass die Bank sich in den immer gleichen Spannungsverhältnissen verorten und behaupten musste: erstens zwischen der staatlichen Bereitstellung eines Zahlungsmittels und den inflationären Anreizen zur Staatsfinanzierung und Konjunkturpolitik; zweitens zwischen der Delegation von wirtschaftspolitischer Entscheidungskompetenz an eine unabhängige Notenbank und der Notwendigkeit der Kontrolle dieser Bank; drittens zwischen Transparenz und Rechenschaftspflicht auf der einen Seite und Geheimhaltung auf der anderen; und schließlich viertens zwischen Nähe und Distanz zum Bankensystem. Auch die konkreten Fragen, die hierbei gelöst werden mussten und müssen, kehren wieder: die Entscheidung für flexible oder fixe Wechselkurse und wenn fix, dann in Relation zu welcher Währung, die Finanzierung von Kriegen, der Umgang mit dem aus Kriegen stammenden Geldmengenüberhang, die Politik gegenüber illiquiden oder insolventen Banken, der Umgang mit sich aufbauenden Ungleichgewichten im Finanzsystem, das Abwägen zwischen interner und externer Stabilität, die Entscheidungen über Beschränkungen im internationalen Kapitalverkehr. Seit 1999 ist mit dem Eurosystem, dem gemeinsamen Verbund von Europäischer Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der Euroländer, ein neuer Akteur in die österreichische Wirtschaftspolitik eingetreten, die nunmehr stärker als je zuvor auf europäischer Ebene beeinflusst und entschieden wird. Doch auch hier tauchen ähnliche Spannungsverhältnisse und Fragen wie in den Jahrzehnten zuvor auf.
Jede Zeit hat ihre Fragen
Diese Aktualität, die mit der Geschichte der Nationalbank verknüpft ist, hat auch die Geschichtsschreibung über sie beeinflusst. Selbstverständlich gebührt der Nationalbank als einem wichtigen Akteur der österreichischen (und gelegentlich, wie 1857 oder 1931 auch der internationalen) Wirtschaftspolitik ein fester Platz in jeder Darstellung der politischen und wirtschaftlichen Geschichte Österreichs. Oft sind es dabei die großen Wellen in der Geschichtswissenschaft, die die Wahl der Fragestellungen und der Methodik und damit auch den Blickwinkel, mit dem die Geschichte der Nationalbank betrachtet wird, beeinflussen. Ein Beispiel für die Bedeutung internationaler Trends für die Forschung zur österreichischen Geschichte ist die umfangreiche Literatur zum Wirtschaftswachstum der Monarchie im 19. Jahrhundert, die gleichzeitig mit einer ähnlichen Literatur zu anderen europäischen Ländern entstand. Die Wiederkehr der Fragen und Probleme in der Geldpolitik bedeutet aber, dass das Schreiben einer Geschichte der Notenbank neben dem wichtigen historischen Interesse immer auch einen direkten Bezug zur Gegenwart besitzt und die Sichtweise des Historikers, wenn er sich seinem Untersuchungsobjekt nähert, wahrscheinlich stärker als in anderen Bereichen der Geschichtswissenschaft durch aktuelle Fragen beeinflusst wird. Das gilt sogar für die grundlegende, chronologisch aufgebaute und inhaltlich stark an den Quellen orientierte Darstellung der Bankgeschichte von Siegfried Pressburger, die dort, wo sie Bezüge zur Aktualität herstellt, sich von Fragen der Nachfragesteuerung und Wechselkurspolitik, die in den 1960erund 1970er-Jahren die wirtschaftspolitische Debatte dominierten, beeinflusst zeigt. Noch stärker als bei Überblicksdarstellungen ist der Einfluss aktueller Fragen bei jenen Arbeiten zu spüren, die sich auf bestimmte Aspekte der Währungsgeschichte Österreichs konzentrieren. So ist es wenig erstaunlich, dass der Staatsbankrott und die Währungsreform von 1811 gerade während und unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg zum Gegenstand mehrerer Studien wurden. Der Zerfall der Sowjetunion und die Teilung der Tschechoslowakei weckten das Interesse an der Auflösung des Währungsraums der Krone nach 1918, gleichzeitig standen der europäische Einigungsprozess und die Debatten um die Gestaltung der Europäischen Währungsunion Pate, als es die Funktionsweise des in einigen Dimensionen strukturell ähnlichen Währungsraums der Monarchie vor 1918 zu erforschen galt. Der Übergang vom Schilling zum Euro 1999 brachte eine Reihe von rückblickenden Arbeiten zur Geschichte des Schillings. Die Wahl zwischen fixen und flexiblen Wechselkursen ist ein Dauerthema der Wirtschaftspolitik. Die Bankenkrise von 2008 wiederum ließ die Krisen 1873 und 1931 und die internationalen Hilfsprogramme für Griechenland, Irland und Portugal die Völkerbundanleihe und die mit ihr verbundene ausländische Kontrolle der österreichischen Fiskalpolitik als lohnende, aufschlussreiche Forschungsthemen erscheinen. Dazu sind in den letzten Jahren gleich mehrere Arbeiten erschienen, andere befinden sich in Vorbereitung.
Zum Teil lässt sich die Wahl des Blickwinkels und der Themen aus dem Wunsch erklären, aus der Vergangenheit Erkenntnisse für die drängenden Probleme der Gegenwart zu gewinnen. Mindestens ebenso wichtig ist aber, dass das aktuelle Geschehen uns auch dazu bringt, unsere Sicht auf die Geschichte zu hinterfragen und eventuell neu zu definieren. Existierende Darstellungen erscheinen nun nicht mehr adäquat, entweder weil die aktuellen Erfahrungen die Logik der alten Erklärungsmuster infrage stellen oder weil gerade die aus heutiger Sicht interessanten Aspekte und Details fehlen. So behandeln etwa die bisherigen Überblicksdarstellungen zur Nationalbank im 19. Jahrhundert kaum ihre Rolle bei der wirtschaftlichen Integration der Monarchie und geben dem Verhältnis von Notenbank und Kommerzbanken nur wenig Raum. Die Beschäftigung mit diesen Themen, die vor dem Hintergrund des europäischen Integrationsprozesses und der neuen Rolle der Zentralbanken und der EU heute unser Interesse wecken, wirft aber wiederum neues Licht auf die Entwicklung der Institution und ihren Wandel von einer Bank des Staats zu einer Bank der Banken, der in den älteren Darstellungen nur begrenzt beleuchtet wurde.
Das vorliegende Buch ist der erste Versuch seit den inzwischen 50 Jahre alten Arbeiten von Bachmayer und Pressburger, die gesamte Geschichte der Oesterreichischen Nationalbank in einem knappen Überblick darzustellen. Seit damals haben der Zerfall der Nachkriegsordnung von Bretton Woods, Österreichs Hartwährungspolitik und die Einführung des Euro der Geschichte der Nationalbank wichtige neue Kapitel hinzugefügt. Gleichzeitig sind in den vergangenen fünf Jahrzehnten neue Arbeiten zur Geschichte der Bank erschienen, die uns Teile der älteren Narrative neu haben überdenken lassen. Nicht zuletzt ist die hier vorliegende Geschichte auch eine Gelegenheit, der Rolle der Nationalbank bei der Herstellung und Wahrung der Finanzmarktstabilität und der Funktion als Bank der Banken ein größeres Gewicht als in den bisherigen Arbeiten einzuräumen. Um dem Ziel, einen knappen Überblick zu bieten, besser gerecht zu werden, konzentriert sich der vorliegende Band auf eine Auswahl der wichtigsten Entwicklungen in den beiden zentralen Dimensionen der Notenbankpolitik, der Geld- und der Finanzmarktstabilität. Der Band liefert keine Gesamtgeschichte der Bank, vermeidet, wo es möglich ist, die Chronologie zugunsten des Überblicks und blendet Bereiche aus, die für das unmittelbare Verständnis der großen Linien nicht erforderlich sind. Epochen- und damit kapitelübergreifende Themen, wie die Entwicklung geldpolitischer Instru mente, die Definition des lender of last resort oder die Funktionsweise des internationalen Währungssystems, werden in kurzen Einschüben behandelt. Für Details stehen mit dem zehnbändigen Werk, das Siegfried Pressburger anlässlich des 150- jährigen Jubiläums der Bank begonnen hatte und das in den letzten Jahren mit den Beiträgen von Hans Kernbauer und Fritz Weber abgeschlossen wurde, eine Geschichte zur Verfügung, die sich stark an den internen Dokumenten der Bank orientiert. Wer weiterführende Fragen verfolgen möchte, dem bietet das ausführliche Literaturverzeichnis am Ende des Buches eine - so hoffen wir - reiche Fundgrube.