E-Book, Deutsch, Band 2, 295 Seiten
Reihe: Forbidden Royals
Johnson Golden Throne - Forbidden Royals
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7363-1365-1
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 295 Seiten
Reihe: Forbidden Royals
ISBN: 978-3-7363-1365-1
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Sie ist die Kronprinzessin - keine Marionette
Noch vor zwei Monaten war Emilia Lancaster eine ganz normale junge Frau mit ganz normalen Problemen. Nun ist sie die Kronprinzessin von Caerleon und muss sich Herausforderungen stellen, auf die sie kaum vorbereitet wurde. Neben ihren neuen Verpflichtungen und der öffentlichen Aufmerksamkeit machen ihr vor allem die Intrigen und Machtspielchen im Königshaus zu schaffen. Eine Situation, die nicht einfacher wird, als plötzlich eine ganze Handvoll Verehrer darum kämpft, ihr Interesse zu gewinnen. Und außerdem ist da ja noch Carter Thorne, ihr Stiefbruder, der einzige Mann, für den sie nichts empfinden darf - und dessen Anwesenheit im Palast sie trotzdem überall spüren kann ...
'Die Spannung zwischen Carter und Emilia ist noch so viel stärker geworden. Die beiden befinden sich in einem ständigen Kampf zwischen dem, was ihre Herzen wollen, und dem, was ihr Verstand und die Öffentlichkeit von ihnen verlangen.' HEA NOVEL THOUGHTS
Band 2 der FORBIDDEN-ROYALS-Trilogie von USA-TODAY- und PUBLISHERS-WEEKLY-Bestseller-Autorin Julie Johnson
Julie Johnson lebt in Boston und schreibt dort am liebsten junge, gefühlvolle Liebesgeschichten. Wenn sie mal nicht an ihrem Schreibtisch zu finden ist, sammelt sie mit ihrem Reisepass neue Stempel, trinkt mehr Kaffee als ihr guttut, versucht ihrer wachsenden Netflix-Must-Watch-Liste Herr zu werden oder postet Bilder ihres Hundes auf Instagram. Mehr Informationen unter: www.juliejohnsonbooks.com
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1. KAPITEL
»Lang lebe König Linus!«
Eine Champagnerflöte aus Kristallglas schwebt vor meinem Mund. Ich kann die zarte Liebkosung des Glases an meiner Unterlippe spüren, während ich die Finger fester um den Stiel lege und die prickelnde Frische des Champagners auf meiner Zunge bereits erahne.
»Lang lebe der König!«
Die Jubelrufe erfüllen die Luft aus allen Richtungen, bis jeder Kronleuchter, der im Thronsaal des Waterford-Palasts hängt, rasselt wie Hagel, der auf Kopfsteinpflaster trifft. Das erstickte Ausatmen, das links von mir erklingt, ist so schwach, dass ich nicht weiß, wie ich es bei dem Lärm überhaupt hören konnte.
Es ist so ein leises Geräusch, und doch hat es so enorme Auswirkungen.
Ich richte meine weit aufgerissenen, entsetzten Augen auf meinen Vater, der in seinem Krönungsornat prachtvoll aussieht. Die reichverzierte Krone schimmert auf seinem von Grau durchzogenen dunklen Haar. Entsetzt beobachte ich, wie seine Wangen eine tödliche Purpurfärbung annehmen, während er mit Schaum vor dem Mund seine Lippen bewegt wie ein Fisch an Land und vergeblich nach Luft schnappt.
Seine Champagnerflöte schlägt eine Sekunde vor ihm auf dem Podium auf und zersplittert in tausend rasiermesserscharfe Scherben, die sich rund um meine Füße verteilen. Die Scherben bohren sich in meine Haut, als ich mich auf die Plattform fallen lasse und hastig an seine Seite krabbele. Sie schneiden in meine Hände und durchdringen den Tüll meines Ballkleids wie Granatsplitter.
Ich ignoriere das hervorquellende Blut. Dieser Schmerz ist bedeutungslos im Vergleich zu dem Schmerz in meinem Herzen, den ich empfinde, während ich die tödlichen Auswirkungen des Gifts auf Linus’ Nervensystem beobachte.
Um mich herum herrscht ein schrecklicher Tumult. Geräusche stürmen auf meine Sinne ein, aber sie scheinen alle gedämpft und in weiter Ferne zu sein. Weit weg von meinem Platz hier oben auf dem Podest. Entsetzte Schreie, die die Luft zerreißen, Füße in hochhackigen Schuhen, die über den glänzenden Marmorfußboden eilen, Höflinge, die in Deckung gehen und die Götter anrufen, von denen sie sich Beistand erhoffen.
Ich laufe nicht davon.
Ich bete nicht.
Ich halte den Blick auf das Gesicht meines Vaters gerichtet.
Ich schaue ihm in die Augen, bis sie glasig werden und ich den Schrei, der sich in meiner Kehle aufbaut, nicht länger unterdrücken kann.
»HILFE! BITTE, HILF UNS JEMAND!«
Aber niemand kommt uns zu Hilfe.
Niemand kann etwas tun.
Weil … er tot ist.
Der König.
Tot.
Bevor er auch nur die Gelegenheit erhielt, wirklich zu regieren.
Mein Vater.
Tot.
Bevor ich auch nur die Gelegenheit erhielt, ihn wirklich kennenzulernen.
Mein Blick wandert von dem von rötlichen Flecken durchzogenen Schaum in den Winkeln seines offen stehenden Munds zu den tiefen Schnittwunden in meinen Handflächen. Ich starre das Blut auf meinen Händen an, bis ich den Anblick nicht länger ertragen kann. Ich lasse den Kopf nach hinten sinken, öffne die Lippen und lasse meinem Kummer freien Lauf.
Ich schreie, bis meine Kehle wund ist, ich schreie, bis kein Laut mehr aus meinem Mund kommt, ich schreie, bis …
»EMILIA!«
Jemand schüttelt mich.
»Emilia! Emilia, wach auf. Du träumst.«
Der Schrei bleibt mir im Hals stecken und verwandelt sich in ein Schluchzen, während ein Bild nach dem anderen durch meinen Kopf wirbelt und die Erinnerung immer noch frisch an der Oberfläche meines Unterbewusstseins brodelt.
Linus … das Gift … das viele Blut …
»Hey. Atme.« Zwei große Hände legen sich mit festem Griff um die nackte, schweißnasse Haut meines Oberarms, sodass ich vollständig aus dem Traum gerissen werde. »Atme einfach, Emilia.«
Mein Atem geht so schnell, dass mir schwindelig wird. Selbst nachdem ich aus den Fängen des Traums gerissen wurde, bin ich immer noch desorientiert, so als würde mein Gehirn von Nebel umwabert. Die Gedanken drehen sich träge und zähflüssig wie Sirup in meinem Kopf.
»D… D… Der Champagner«, bringe ich keuchend hervor und hyperventiliere immer noch. »Er war … Er war …«
»Hör mir zu – du bist in Sicherheit. Es geht dir gut. Du bist in deinem Bett. Niemand kann dir etwas antun, Emilia. Hörst du mich? Niemand wird dir je wieder wehtun.«
Die Stimme ist rau, aber so unglaublich vertraut. Ich konzentriere mich auf ihre tiefe Klangfarbe, und sie beruhigt mich sofort und bietet mir eine sichere Zuflucht vor den Schreckensvisionen meines eigenen Verstands. Als er einmal mehr die Hände anspannt, gelingt es mir, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen und ihn anzusehen. Sobald ich das tue, bin ich im Traktorstrahl seines blauen Blicks gefangen.
Mein Magen vollführt einen Hüpfer.
»Ein weiterer Albtraum«, murmelt Carter leise und starrt mich im Halbdunkel des Zimmers an. Er ist mir so nah, dass ich die winzige Narbe erkennen kann, die seine Augenbraue teilt. Außerdem sehe ich die Ringe aus dunklerem Blau, die seine Regenbogenhäute umgeben, sowie die feinen Bartstoppeln, die seinen Kiefer zu dieser späten Stunde bedecken. Sein Haar ist vom Schlaf zerzaust, und seine Brust ist nackt, so als wäre er plötzlich aufgewacht und aus dem Bett gesprungen.
Er muss mich durch die Wand schreien gehört haben.
Wieder einmal.
Seit dem Abend der Krönung, an dem ein vergiftetes Glas Champagner beinahe meinen Vater getötet hätte, ist ein Monat vergangen. Tatsächlich war es so knapp, dass ich mir sicher war, dass er tot war, als ihn die Königsgarde ins nächstgelegene Krankenhaus brachte. Ich war mir sicher, dass ich den Tod eines weiteren Elternteils zu betrauern haben würde … nur dieses Mal mit einer Krone auf dem Kopf und einem Land, das regiert werden musste.
So was nennt man wohl Multitasking.
Jeden Tag danke ich meinem Glücksstern dafür, dass die Ärzte in der Lage waren, die Wirkung des Gifts rückgängig zu machen. So unmöglich es auch erscheinen mag, Linus lebt. Er ist schwächer und kränklicher als zuvor, das steht außer Frage … aber wie durch ein Wunder lebt er. Ganz ohne Zweifel.
Ich wünschte nur, dass sich mein Unterbewusstsein an diese kleine Tatsache erinnern könnte. Sobald mir abends die Augen zufallen, befinde ich mich wieder auf dem Krönungspodest: Blut quillt zwischen meinen Fingern hervor, Glas zerschneidet mein umwerfendes Ballkleid, Chaos bricht aus, während der König zu Boden fällt.
»Alles ist gut«, versichert mir Carter erneut. »Es war nur ein Traum.«
Nur ein Traum.
Nur ein Traum.
Nur ein Traum.
Nur … vier lange Wochen, in denen ich immer wieder schweißgebadet und schreiend aufgewacht bin. Ich dachte, dass es mit der Zeit nachlassen würde, nachdem Linus aus dem Krankenhaus entlassen worden war und im Schloss alles wieder seinen normalen Gang ging. Aber das ist nicht der Fall. Wenn überhaupt, ist es jetzt schlimmer als je zuvor.
So schlimm, dass es einen Mann, der mich leidenschaftlich hasst, dazu bringt, mir zu Hilfe zu eilen …
Während sich meine Atmung verlangsamt und meine Wahrnehmung zurückkehrt, ist mir Carters Anwesenheit neben mir im Bett nur allzu bewusst. Seine großen, schwieligen Hände an meinen Oberarmen. Der geringe Abstand zwischen unseren Gesichtern in der Dunkelheit. Der Duft seiner Haut – Seife und Bourbon und Gewürze –, der wie eine Droge über mich hinwegspült.
Ich atme scharf ein.
So nah sind wir uns seit Wochen nicht mehr gewesen. Seit diesem schrecklichen, wundervollen Abend im Gewächshaus, als wir eine unaussprechliche Grenze überschritten haben. Seit wir …
Nein.
Ich gestatte es mir nicht, über das nachzudenken, was wir getan haben. Und ich gestatte es mir ganz sicher nicht, über die Dinge nachzudenken, die ungesagt geblieben sind. Wenn ich das täte, würde ich restlos den Verstand verlieren. Sich nach etwas zu sehnen, das man nie wieder haben kann, führt nie zu etwas Gutem.
»Tut mir leid«, flüstere ich mit brüchiger Stimme. »Ich wollte dich nicht aufwecken.«
Er schweigt einen Augenblick lang und starrt mich einfach nur an. Ich kann seinen durchdringenden Blick auf meiner Haut spüren wie eine Liebkosung. Herrgott, das Bedürfnis, mich an seine Brust zu lehnen und seine Wärme in mich aufzunehmen, ist so stark, dass ich unter dem Druck beinahe nachgebe.
Nimm mich in deine Arme und halte meine zersplitterte Seele zusammen, will ich flehen. Und sei es nur für einen Moment.
Als hätte er mein Flehen laut und deutlich vernommen, drückt Carter seine Fingerspitzen fester an meine Arme. In seinem Griff liegt ein Anflug von Inbesitznahme. Ich bin mir nicht sicher, ob er mich schütteln oder an seine Brust drücken will. Verdammt, ich bezweifle, ob er es selbst so genau weiß. Er schaut mich an, als wäre ich sowohl Gift als auch Heilmittel. Erlösung und Zerstörung zugleich.
Das Gleiche gilt für dich, Stiefbruder.
Er spannt den Kiefer fest...




