Johnson | Weihnachten mit dir | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten

Reihe: Comfort Food Café-Reihe

Johnson Weihnachten mit dir

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21906-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 272 Seiten

Reihe: Comfort Food Café-Reihe

ISBN: 978-3-641-21906-2
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



So herzerwärmend wie eine Tasse heiße Schokolade

Becca Fletcher hat Weihnachten schon immer gehasst und sie hat gute Gründe dafür. Trotzdem hat sie es nicht geschafft, ihrer persönlichen Weihnachts-Hölle zu entkommen und ist auf dem Weg zum Comfort Food Café, um dort die Feiertage mit ihrer Schwester Laura und deren Familie zu verbringen. Beccas ahnt nicht, dass Weihnachtswunder tatsächlich geschehen – wenn sie es nur zulassen kann …

Debbie Johnson ist eine Bestsellerautorin, die in Liverpool lebt und arbeitet. Dort verbringt sie ihre Zeit zu gleichen Teilen mit dem Schreiben, dem Umsorgen einer ganzen Bande von Kindern und Tieren, und dem Aufschieben jeglicher Hausarbeit. Sie schreibt Liebesromane, Fantasy und Krimis – was genau so verwirrend ist, wie es klingt.
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1. KAPITEL

25. Dezember 1987

Fizzy, das Twinkle-Eyed My Litte Pony, ist ein ungewöhnliches und wunderschönes Wesen. Es hat einen türkisfarbenen Körper, rosa Glitzeraugen und eine seidig weiche Mähne. Vom Weihnachtsmann geliefert und gerade eben der Geschenkschachtel entnommen, sollte es eigentlich über Lauras Bettdecke galoppieren, die mit dem passenden My-Litte-Pony-Bettbezug bezogen ist.

Und eigentlich sollte es mit seinen Freunden Applejack, Lily und dem Rainbow Pony Starflower wiehern, singen und kichern.

Bedauerlicherweise ist dem nicht so. Was zum einen daran liegt, dass Applejack, Lily und Starflower in der Toilette schwimmen – mit feuchtem Toilettenpapier in den Mähnen –, und zum anderen, dass Fizzy – und ihre Glitzeraugen – gerade als Massenvernichtungswaffe eingesetzt werden.

Lauras kleine Schwester, Becca, ist vier. Laura, die sechs ist und sehr viel reifer, versucht stets geduldig mit ihr zu sein, so wie ihre Mutter es ihr gesagt hat. Denn wenn sie geduldig ist, bekommt sie einen Extrasticker auf ihr Sternenblatt. Und wenn das Blatt voll ist, gibt es ein neues Glücksbärchi. Vielleicht das Glücksbärchi mit den Regenbogenherzen; Laura hat sich noch nicht endgültig entschieden.

Becca hat ebenfalls ein Sternenblatt, doch ihres ist leer. Eigentlich müsste ihr Blatt im »Minus« sein, meint Mum, was immer das bedeutet.

Manchmal findet Laura ihre kleine Schwester einfach nur … gemein. Und laut. Und nicht sehr nett. Und manchmal macht sie es ihr völlig unmöglich, geduldig zu sein. Wie jetzt.

Becca hält Fizzy in ihrer Patschehand und versucht, Laura damit ins Gesicht zu schlagen. Fizzy mag zwar ein ungewöhnliches und wunderschönes Wesen sein und eine seidig weiche Mähne haben, doch ansonsten ist nichts an ihm zart. Es ist ein Pony aus Plastik, und es tut ordentlich weh, wenn seine Hufe einem ins Auge gestochen werden.

Laura war nach oben in ihr Zimmer gegangen, um zu spielen. Derweil bereitete Mum das Weihnachtsessen zu, und Dad trank ein Bier, aus rein »medizinischen Gründen«. Becca hatte den ganzen Tag über geweint und geschmollt, was Dad auf ihre Übermüdung geschoben hatte. Er hatte es in einem Tonfall gesagt, als täte sie ihm leid. Immer wieder hatte er sie auf den Arm genommen und auf den Schultern herumgetragen, selbst wenn sie tränenüberströmt war und eine Rotznase hatte.

Laura hatte insgeheim kein Mitleid mit ihr. Es war ihre eigene Schuld, dass sie müde war. Sie war bis weit nach Mitternacht aufgeblieben – die Kirchenglocken waren bereits lange verhallt –, um Rudolf und den Weihnachtsmann zu sehen. Obgleich sie gewarnt worden war, dass sie nie wieder durch den Schornstein kämen, wenn sie die beiden zu Gesicht bekäme.

Das lange Aufbleiben hatte dazu geführt, dass Becca am nächsten Morgen grantig und ungehalten war, als sie und Laura es schließlich geschafft hatten, Mum und Dad zu wecken. Sie waren so lange im Bett herumgehüpft, bis sie schließlich nachgegeben hatten und mit ihnen nach unten gegangen waren, um nachzusehen, ob der Weihnachtsmann da gewesen war.

Das war er tatsächlich gewesen, und er hatte jede Menge Geschenke unter dem Baum dagelassen – Becca dürfte ihn letztendlich also doch nicht zu Gesicht bekommen haben.

Nachdem alles ausgepackt war, türmten sich die Spielzeuge vor Becca – eine Spielküche von Fisher Price, ein Koosh Ball und ein Friseursalon von Play-Doh –, aber natürlich wollte sie nicht mit ihren eigenen Spielzeugen spielen, sondern mit denen von Laura. Als Laura ihr das jedoch verweigerte, schrie sie, schnappte sich mehrere der Ponys, die auf dem Bett lagen, stürmte ins Bad und warf sie in die Toilette.

Sie versuchte, sie herunterzuspülen, doch sie wollten nicht im Abfluss verschwinden. Also stieß sie mit der Bürste nach ihnen, die Mum benutzte, um die Toilette sauber zu machen.

Als Laura ihr hinterherjagt, um sie davon abzuhalten, reißt Becca ihr Fizzy aus der Hand und beginnt, ihr mit dem Pony auf den Kopf zu schlagen. Und das tut wirklich weh.

Laura hatte sich bemüht, geduldig zu sein. Sie hatte sich bemüht, nett zu sein. Und sie hatte sich bemüht, mit ihr zu reden. Doch Becca will einfach nicht aufhören herumzuschreien und sie mit dem Pony zu schlagen. Schließlich reißt Laura der Geduldsfaden.

Sie greift nach der Brause, die mit einem langen, biegsamen, silbernen Schlauch an der Armatur der Wanne befestigt ist, und dreht das kalte Wasser auf. Nicht das heiße. Auch wenn sie wütend ist, will sie ihre Schwester nicht mit brühend heißem Wasser bespritzen. Sie richtet den Duschkopf auf Becca, und der Strahl trifft mit voller Wucht ihr verzerrtes, zorniges Gesicht.

Beccas langes braunes Haar klebt sofort an ihren Wangen, und das Strawberry-Shortcake-Nachthemd, das sie trägt und das einmal Laura gehört hat, nimmt einen dunkleren Ton an, als das Wasser daran herunterläuft.

Den Mund vor Schock weit aufgerissen, kneift sie die Augen vor dem Wasserstrahl zu. Sie lässt Fizzy augenblicklich fallen und beginnt zu schreien. Und schreit. Und schreit.

Laura hört, wie die Küchentür sich öffnet. Aus dem Radio, das Mum immer einschaltet, wenn sie kocht, dringt Musik nach oben. Sie spielen »China in Your Hand«.

Ihre Mum hält kurz inne. Laura weiß, dass sie am Fuß der Treppe steht und horcht. Dann sind stapfende Schritte auf den Stufen zu hören. Kurz darauf wird die Tür zum Badezimmer aufgerissen. Laura hat mittlerweile den Duschkopf in die Wanne fallen lassen, auf deren Boden er sich wie eine Schlange windet, sodass das Wasser bis zur Decke spritzt.

Sie sieht ihre Mum an. Das schlechte Gewissen steht Laura ins Gesicht geschrieben, und sie spürt, wie ihr die Tränen in die Augen steigen.

Ihre Mutter hat Lametta um den Kopf wie eine Krone und trägt eine Schürze, die wie der runde Bauch des Weihnachtsmanns geformt ist. Sie hält einen großen Holzlöffel in der Hand und schwingt ihn so bedrohlich wie ein Schwert.

Ihre Wangen sind vom Kochen gerötet, und ihre Finger überzieht eine dünne Schicht Mehl.

»Herrje noch mal, könnt ihr zwei nicht einmal fünf Minuten nett miteinander spielen?«, sagt sie und klingt genauso verärgert, wie sie aussieht. »Unten im Wohnzimmer liegen all diese schönen Spielzeuge, und was macht ihr? Ihr zankt und streitet euch hier oben? Das ist nicht sehr weihnachtlich, oder?«

»Tut mir leid, Mummy«, entschuldigt sich Laura, den Blick starr auf die Füße gerichtet und bemüht, ihre Tränen zurückzuhalten.

»Aaaaaahh!«, kreischt die patschnasse, fast hysterische Becca.

»Ich HASSE Weihnachten!«, brüllt sie, schiebt sich an ihrer Mum und an Laura vorbei und stampft hinaus in den Flur.

25. Dezember 1991

Laura kommt zu dem Schluss, dass ihre Mum ein wenig betrunken ist. Beziehungsweise »angeheitert«, wie ihr Vater es bezeichnet, während sie zu »I’m Too Sexy« von Right Said Fred durchs Wohnzimmer tanzen. Sie singen lauthals mit und ahmen den Text gestisch nach. Das heißt, sie stolzieren herum wie Models auf dem Laufsteg und tun so, als würden sie Auto fahren. Vielleicht ist Dad auch ein bisschen »angeheitert«, denkt Laura, als sie ihn anschaut und er gerade die Zeile »I’m too sexy for my shirt« singt.

Mit zehn weiß Laura zwar noch nicht so genau, was »sexy« bedeutet – doch sie hofft, dass ihr Dad es nicht ist. Sie hofft auch, dass die beiden nicht so angeheitert sind, dass sie mit dem Weihnachtsbaum zusammenstoßen. Denn das Wohnzimmer ist nicht gerade riesig, und sie scheinen ihre Beine nicht ganz unter Kontrolle zu haben.

Becca sitzt in der Ecke der Couch und schmollt. Wie immer. Sie verdreht die Augen so sehr, dass es aussieht, als hätte sie eine Art Krampf. In der Hand hält sie ein imaginäres Glas, womit sie eine trinkende Handbewegung macht und auf Mum deutet.

Mums angeheiterter Zustand ist auf die Flasche Wein zurückzuführen, die sie am Nachmittag beim Kochen des Weihnachtsessens getrunken und mit dem Besuch »des Schwiegerdrachens« gerechtfertigt hat.

Das ist ihr Spitzname für Lauras und Beccas Großmutter. Auch wenn sie behauptet, ihn »nett« zu meinen, hat sie ihn Nan noch nie ins Gesicht gesagt, weshalb Laura sich nicht so sicher ist, ob das der Wahrheit entspricht. Außerdem war Mum ewig in der Küche verschwunden, weil sie meinte, so viel zu tun zu haben. Doch jedes Mal, wenn Laura in die Küche kam, saß sie nur am Tisch, murmelte vor sich hin und goss sich ein weiteres Glas ein. Sie und David waren zu der Erkenntnis gekommen, dass Erwachsene eigenartig seien.

Sie wünschte, er könnte vorbeikommen, doch seine Eltern sind mit ihm nach Wales gefahren. Wales – ein völlig anderes Land. Sie vermisst ihn und kann nicht einmal mit ihm telefonieren, um ihn zu fragen, was er zu Weihnachten geschenkt bekommen hat.

Er hatte auf einen Gameboy gehofft und deshalb sogar weiter so getan, als würde er noch an den Weihnachtsmann glauben. Er hatte gemeint, damit seine Chancen verbessern zu können. Auch Laura tut noch immer so, als würde sie an den Weihnachtsmann glauben. Nur weil sie denkt, dass sich ihre Eltern darüber freuen.

In diesem Jahr war es jedoch schwieriger, den Schein aufrechtzuerhalten, da Becca endgültig beschlossen hatte, dass es keinen Weihnachtsmann gab. Sie war die ganze Nacht aufgeblieben. Doch außer Mum und Dad, die immer wieder die Treppe hinauf- und hinuntergegangen waren, der jaulenden Nachbarkatze und ein paar Betrunkenen, die sehr spät die Straße entlangtorkelten und die Alarmanlage eines Autos auslösten, hatte sie, wie sie sagte,...


Johnson, Debbie
Debbie Johnson ist eine Bestsellerautorin, die in Liverpool lebt und arbeitet. Dort verbringt sie ihre Zeit zu gleichen Teilen mit dem Schreiben, dem Umsorgen einer ganzen Bande von Kindern und Tieren, und dem Aufschieben jeglicher Hausarbeit. Sie schreibt Liebesromane, Fantasy und Krimis – was genau so verwirrend ist, wie es klingt.



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