E-Book, Deutsch, Band 16, 300 Seiten
Reihe: Die Ritter des Vatikan
Jones ZWISCHEN GOTT UND TEUFEL (Die Ritter des Vatikan 16)
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-95835-879-9
Verlag: Luzifer-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thriller
E-Book, Deutsch, Band 16, 300 Seiten
Reihe: Die Ritter des Vatikan
ISBN: 978-3-95835-879-9
Verlag: Luzifer-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rick Jones lebt derzeit in Las Vegas und ist der Autor der Bestseller-Serie DIE RITTER DES VATIKAN, welche von Amber Entertainment unter der Regie von Ileen Maisel (Der goldene Kompass) verfilmt wird.
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Prolog
Kimball Hayden stand in der leeren Dunkelheit eines langen Tunnels. Am Ende des Tunnels befand sich ein kleines Quadrat von unglaublicher Helligkeit – vielleicht ein Tor, welches ihn ins Tal des ewigen Lichts führen würde, vielleicht aber auch nur eine Öffnung, die einige wenige Strahlen Sonnenlichts hereinließ. Mit der Zeit begann es zu wachsen, das Licht wurde so hell wie tausend Sonnen, obwohl es für seine Augen angenehm war, sowohl warm als auch beruhigend.
Auf seine Art schien es ihn zu rufen, eine Einladung, die mit dem immerwährenden Versprechen des Friedens erfüllt war. Hinter ihm, in der Dunkelheit, konnte er die Stimme der Frau hören, die er liebte.
Die Anziehungskraft des himmlischen Lichts.
Die Stimme eines Engels, der ihn rief.
Die Anziehungskraft des Lichts.
Die Stimme des Engels.
Die Anziehungskraft.
Die Stimme.
Das alles erschien Kimball nur wie ein Augenblick, ein Wimpernschlag, doch in dieser Leere war Zeit kein Begriff und hatte keine Bedeutung. Minuten, Sekunden, Tage, Monate – Zeit existierte einfach nicht in dieser herrlichen Welt aus Licht und Liebe. Auch das war etwas, was Kimball Hayden gelernt hatte, als er seine Augen öffnete, und …
… die Decke erblickte …
… die Lampen über ihm …
… die Monitore, die seinen Körperfunktionen, wie etwa Herzfrequenz und Blutdruck, überwachten …
… das Gesicht der Krankenschwester, eine verschwommene Maske aus nach seiner Wahrnehmung verdrehten Gesichtszügen, die plötzlich wieder verschwand, als die Frau eilig den Raum verließ …
Seine Welt blieb verschwommen, als würde er durch einen Schleier aus Wasserfällen blicken, die vor seinen Augen herabfielen und seine Wahrnehmung verzerrten.
Wenige Augenblicke später stürmten die Menschen in den Raum, ganz in Weiß gekleidet, immer noch verschwommen unter den Scheinwerfern der Deckenbeleuchtung.
»Mr. Hayden.« Die Stimme war männlich, doch sie klang hohl und blechern, als würde sie vom Grund eines Brunnens zu ihm sprechen. »Mr. Hayden, wenn Sie mich hören können, dann nicken Sie bitte mit dem Kopf.«
Es gelang ihm nicht. Er fühlte sich so schwer wie Blei auf dem aufgeblähten Kissen, das auf der weichen Matratze lag.
»Können Sie mich hören, Mr. Hayden?«, wiederholte die Stimme, »Nicken Sie mit dem Kopf, wenn Sie mich hören können.«
Kimball fühlte sich frustriert, weil er nicht in der Lage war, selbst eine so einfache Aufgabe zu erfüllen.
»Können Sie mit den Augen blinzeln?«
Kimball blinzelte einmal, wenn auch mit großer Anstrengung, die ihn sehr zu erschöpfen schien.
Dann wurde die Stimme zu einem insektenhaften Summen, während er über das Licht und seine süße Anziehungskraft nachdachte. Hatte er wirklich das ätherische Glühen des Jenseits gesehen, das Licht von einer Milliarde Sonnen? Er konnte sich an seine anziehende Wirkung erinnern, etwas so Wunderbares, dass mit nichts vergleichbar war.
Er schloss die Augen, und eine Träne löste sich aus seinem linken Augenwinkel und floss über seine Wange.
»Mr. Hayden.« Dieses Mal klang die Stimme klarer, schärfer und weniger hohl.
Kimball öffnete seine Augen.
Auch die Personen, die ihn umringten, waren nun schärfer, klarer, eindeutiger definiert. Der Arzt, der über ihm stand, wirkte ältlich, vielleicht Ende sechzig, dachte er, mit zinnfarbenem Haar, grauen Augen und einem schmalen Gesicht. Zwei Krankenschwestern standen mit neutraler Miene auf beiden Seiten des Bettes, eine blond, die andere brünett, weder besonders hübsch noch auffallend hässlich, sondern einfach unscheinbar.
»Mr. Hayden, mein Name ist Doktor Brady.« Die Stimme des Arztes war jetzt klar und deutlich zu vernehmen. »Mr. Hayden, können Sie sich erinnern, was Ihnen als letztes widerfahren ist?«
Kimballs Augen wanderten zur Decke hinauf, als würde er dort nach Erinnerungen oder Hinweisen auf seine Vergangenheit suchen, die für ihn erst wenige Sekunden alt zu sein schien. Er konnte sich an eine Frauenstimme erinnern, die ihn rief, süß und melodisch wie ein Engel, der ihn ins Licht einlud, anstatt ihn dorthin zu zwingen. Und dann folgten Erinnerungen, die mit Bildern der Zerstörung und des Schmutzes behaftet waren. Vor seinem geistigen Auge sah er das Aufblühen einer gewaltigen Explosion und eine Rauchsäule, die sich der Explosion anschloss, woraufhin die Umgebung um ihn herum plötzlich eine stygische Dunkelheit annahm, als Asche die Luft erfüllte.
Aus Kimballs Kehle drang eine Reihe von Klickgeräuschen. Es war, als ob er versuchte, das, woran er sich erinnerte, in Worte zu fassen, um sich dadurch in einer Art Katharsis von diesen Bildern zu befreien. Aber die Worte stockten in seinem Hals.
Dann erinnerte er sich, dass er sich selbst von hoch oben gesehen hatte, schwebend, während er von einem Gefühl der Ruhe umgeben war. Eine Frau hatte geschluchzt, während sie ihn im Arm hielt. Und er hatte die schweren Verbrennungen an seinem linken Arm sehen können, seine geschwärzte und verkohlte Haut, zusammen mit gebrochenen Beinen, die in einem unnatürlichen Winkel abstanden.
»Mr. Hayden?« Die Stimme des Arztes blieb klar und deutlich, während er erst in Kimballs linkes und dann in sein rechtes Auge leuchtete.
Kimball spürte, wie seine Muskeln anfingen, zu kribbeln. Er spürte die elektrische Ladung, die begann, wieder Gefühl in seinen Gliedern zu entfachen. Eine Art Wiederbelebung.
Kimballs Augen begannen umherzuwandern, als versuchte er, seinen Aufenthaltsort zu bestimmen und seine Gedanken wieder zu sammeln. Der Tunnel und das Licht waren jetzt einem Raum voller seltsamer Menschen mit seltsamen Gesichtern gewichen.
»Mr. Hayden?«
Kimballs Stimme war nur ein raues Flüstern.
»Wo bin ich?«
Der Arzt beugte sich über ihn. »Mr. Hayden, Sie befinden sich im Providence Hospital. Sie sind bereits eine ganze Weile hier. Vierzehn Wochen, um genau zu sein.«
Kimball schüttelte den Kopf und konnte nicht glauben, dass er seit fast vier Monaten hier liegen sollte. Der Anblick des Tunnels und des allgegenwärtigen Lichts – dieser Moment war flüchtig gewesen, nicht einmal dreißig Sekunden lang.
Langsam drehte Kimball seinen Kopf hin und her. »Unmöglich.«
»Vierzehn Wochen, Mr. Hayden. Sie haben die ganze Zeit im Koma gelegen.«
»Nein … ich …« Kimballs Worte verloren sich.
In diesem neuen Licht, welches nicht ganz so hell schien wie das ewige Licht aus seiner Vision, sondern von einer Reihe von Leuchtstoffröhren über seinem Kopf herrührte, führte der Arzt eine kleine Saftpackung mit einem spaghettidünnen Strohhalm an Kimballs Lippen. »Langsam«, warnte er ihn.
Doch Kimballs Körper verlangte nach mehr Flüssigkeit als der Kochsalzlösung, die man ihm verabreichte, und er nahm den Saft so schnell zu sich, dass die Schachtel, die der Arzt in der Hand hielt, beinahe sofort implodierte.
»Noch einen«, presste Kimball hervor.
Vier Päckchen später, als sich die Realität immer klarer vor Kimballs Augen formte, war er enttäuscht.
Der Tunnel und das Licht; sein Tor zu einem Frieden, den er nie gekannt hatte … waren verschwunden. Vierzehn Wochen in dieser Zeitlinie waren nur Sekunden in einer anderen.
Er war mit Seelenfrieden gelockt worden … nur um am Ende zurückgewiesen zu werden.
Kimball Hayden schloss langsam die Augen, um gegen das Brennen der Tränen anzukämpfen.
»Mr. Hayden, ich glaube, Sie werden wieder ganz gesund.«
Kimball aber, der versuchte, seine Emotionen im Zaum zu halten, drückte schließlich eine Träne aus seinem Augenwinkel, bevor er flüsterte: »Ich wurde abgewiesen.«
»Abgewiesen?«
»Vom Licht Gottes.«
»Nein, nein, Mr. Hayden, was Sie erlebt haben, war wahrscheinlich eine Fehlzündung der Synapsen in Ihrem Gehirn, als Ihr Körper begann, sich abzuschalten. Sie haben vielmehr miterlebt, wie sich die elektrischen Impulse Ihres Gehirns abschalteten, als Milliarden sterbender Synapsen einen Moment lang brillante Explosionen und elektrische Entladungen erzeugten, was das Licht erklären würde, das Sie sahen.«
Kimball schüttelte den Kopf, weil er glauben wollte, dass etwas höchst Geistiges die Zügel seines Schicksals in die Hand genommen hatte, und nicht etwas, das sich durch die Ratio der Wissenschaft erklären ließ.
Kimball öffnete seine Augen – die jetzt rötlich verfärbt waren – und starrte nach oben, als würde die Vorsehung gleich hinter den Kacheln der Zimmerdecke schweben. Doch als dort nichts zu sehen war, kein Hinweis darauf, dass sich ihm noch einmal etwas so Großartiges offenbaren würde, drehte er den Kopf zur Seite.
Er sah zu, wie die grüne Linie auf dem Bildschirm im Rhythmus seines Herzschlags Berge und Täler malte. Dann hob er seinen linken Arm, der so stark verbrannt war, dass seine Haut zu etwas verheilt war, das wie der Talg von geschmolzenem Wachs aussah, und dann bemerkte er den Schlauch, der von seinem Arm zu einem halb gefüllten Beutel mit Kochsalzlösung führte.
Auf der anderen Seite des Zimmers stand ein Ganzkörperspiegel, rechteckig, aber er war von ihm abgewandt. Die Lippen schürzend und auf seine letzten Reserven zugreifend, riss Kimball den Schlauch aus seinem Arm und warf ihn beiseite, was den Arzt dazu veranlasste, lautstark zu erklären, er dürfe »nicht aufstehen«, zumindest »noch nicht.«
Aber Kimball wollte sehen, was vierzehn Wochen in...




