E-Book, Deutsch, 477 Seiten
Jordan Die Leidenschaft des Ritters
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95885-715-5
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, 477 Seiten
ISBN: 978-3-95885-715-5
Verlag: venusbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Nicole Jordan wurde 1954 in Oklahoma geboren und verlor ihr Herz restlos an Liebesromane, als ihre Mutter ihr zum ersten Mal aus »Stolz und Vorurteil« vorlas. Nicole Jordan eroberte mit ihren historischen Liebesromanen wiederholt die »New York Times«-Bestsellerliste und wurde mehrmals für den begehrten RITA Award nominiert. Heute lebt Nicole Jordan in Utah. Nicole Jordan veröffentlichte bei venusbooks ihre historischen Liebesromane »Die Leidenschaft des Ritters«, »In den Fesseln des Piraten« und »Die Gefangene des Wüstenprinzen«. Außerdem erscheinen in der »Regency Love«-Reihe: »Die Küsse des Lords« »Die Sehnsucht der Lady« »Die Versuchung des Marquis« Und in der »Rocky Mountains«-Reihe: »Wild Rebels - Gefangen« »Wild Rebels - Entführt« »Wild Rebels - Ausgeliefert«
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Kapitel 1
Burg Vernay, Normandie: November 1154
Die warmen Lippen, die seine nackte Haut liebkosten, vermochten ihn jetzt ebensowenig zu erregen wie das kühle, seidige Haar, das aufreizend über seinen bloßen Rücken strich. Ranulf lag, Arme und Beine von sich gestreckt, in einem nach Moschus duftenden Bett, befriedigt und verausgabt. Nach all den Bemühungen glänzte sein Körper von Schweiß. Zwei sinnliche junge Frauen zu befriedigen, forderte selbst einen Mann von seiner Kraft und Ausdauer heraus.
Doch Layla setzte ihren gnadenlosen Angriff mit Mund und Zunge fort, drückte ihre Rundungen gegen Ranulf, jagte ihm mit ihren Fingernägeln wohlige Schauer über den Rücken und biß hin und wieder mit den Zähnen in seine Hinterbacken, mit einer Festigkeit, die an Schmerz grenzte.
»Genug«, murmelte er heiser, doch er hatte nicht mehr die Energie, seinem Befehl Geltung zu verschaffen.
Als sie sich über ihn beugte und ihm spielerisch eine schwere Brust anbot, mit der dunklen Spitze seinen Mund berührte, wandte Ranulf den Kopf ab. Als sie mit ihren Fingern durch seine rabenschwarzen Haare fuhr und an ihnen zerrte, packte er Layla bloß beim Handgelenk und lockerte ihren Griff. Erst als sie die Nägel in breiter Spur über seinen vernarbten Rücken zog, reagierte er deutlich. Sie wußte sehr wohl, daß sie dies nicht durfte, auch wenn es ihm nicht gelungen war, ihr diese Unart auszutreiben.
»Laß das, Mädchen.«
Angesichts seines scharfen Tons zuckte der zweite reife junge Körper auf Ranulfs anderer Seite zusammen, und er mußte Flore etwas Freundliches zumurmeln und sie beruhigend streicheln, bevor sie sich wieder an ihn schmiegte.
Was das Temperament anging, zog er die zierliche blonde Flore bei weitem der üppigen Layla vor, deren Flechten den seinen so sehr glichen: dunkel wie Ebenholz. Flore war eine fast unterwürfige, süße Normannin, immer bereit zu tun, was Ranulf sie hieß, während Layla ein fragendes, aufrührerisches Wesen hatte. Nur ihrer exquisiten Fähigkeit wegen ließ er der schönen Sarazenin ihren Willen.
»Ich möchte Euch bloß befriedigen, Herr«, sagte sie jetzt schmollend mit ihrem breiten Akzent. »Ihr wißt doch genau, Layla befriedigt Euch besser als jede andere.«
Das konnte Ranulf nicht bestreiten. Layla war ihrer Familie entrissen, in einem Bordell für Ungläubige versklavt und in den erotischen Künsten des Orients unterwiesen worden. Sie verstand sich wirklich darauf, Männer zu befriedigen und ihre Begierde bis zum Wahnsinn zu steigern. Auch wenn es ihm eine bittere Genugtuung bereitete, die exotische Konkubine zu besitzen, die sein verhaßter Vater aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte ... nun, er versagte sich diese Lust nicht, obwohl er dafür Laylas scharfe Zunge und ihre rasende Eifersucht ertragen mußte. Er hätte die Wahl unter einem Dutzend Bauernmädchen gehabt, die genauso beflissen waren, sein Bett zu wärmen, doch heute abend hatte er die wilde Erleichterung gebraucht, die ihm die Sarazenin schenken konnte. Er mußte vergessen. Flore hatte er dazugeholt, weil es dadurch noch wahrscheinlicher wurde, daß ihm die Dämonen, die im Hintergrund lauerten, eine Ruhepause gönnten.
»Ihr seid grausam, Herr«, beschwerte sich Layla und fuhr mit der Zunge über ihre vorgeschobene Unterlippe.
»Mir scheint, dreimal ist selbst für eine so leidenschaftliche Frau wie dich genug«, erwiderte Ranulf trocken.
Layla faßte seine Hand und führte sie an ihre Brust. »Ihr verabscheut meine Leidenschaft? Ihr wollt Layla nicht mehr?«
Ranulf grinste unwillkürlich, als er Laylas straffe Brustknospe drückte. »Um meine Begierde nach dir zu unterdrücken müßtest du mich entmannen, Mädchen. Nein, es wird nur Zeit, daß du dein Lager aufsuchst.« Als Layla protestieren wollte, hob Ranulf seinen mächtigen Körper an. »Du kennst meine Wünsche. Ich schlafe allein.«
Tatsächlich bestrafte er sie nicht, indem er sie fortschickte. Sein einsamer Schlummer war eine Regel, die er sich selbst auferlegt hatte. Obwohl er sich stets gerne an weiblichen Körpern freute, verweilte er selten bei Frauen. Zuviel sinnlicher Luxus verweichlichte den Krieger. Wer zu oft solche Kurzweil suchte, wurde faul und nachlässig.
Als Layla nicht nachgab, versetzte Ranulf ihrer bloßen Flanke einen leichten Klaps, gegen den sie lautstark Einspruch erhob.
Trotzig legte sie sich wieder in die zerwühlten Kissen und blickte schmachtend-verführerisch zu Ranulf auf. Sie spielte mit ihren Brüsten, liebkoste die dunkelroten Spitzen, lud ihn dazu ein, Gleiches zu tun, während sie ihren üppigen Schenkel öffnete. »Nur noch einmal, edler Herr, ich flehe Euch an ...«
Trotz ihres Ungehorsams lachte Ranulf rauh. Er war im Moment befriedigt genug, um sich über ihre Strategie zu amüsieren, und weise genug, um nachzugeben. Manchmal sollte ein Mann seine Dirne kleine Siege erringen lassen, dann gab sie in wichtigeren Angelegenheiten schneller nach.
»Also gut, noch einmal.« Ranulf legte die Hand auf den weichen kleinen Hügel zwischen Laylas Schenkeln, rasiert nach Sarazenenart, schob die Lippen auseinander, suchte das zarte Gebilde, das Sitz der Lust der Frauen war.
Layla rang nach Atem und schloß die Augen, während sie die Beine weit öffnete und Ranulfs Fingern vollen Zugang zu ihrer erhitzten, feuchten Mitte gewährte. Behutsam und erfahren liebkoste er ihr Fleisch, streichelte die heiße, glatte Feuchtigkeit. Layla bebte vor Erregung. Es dauerte nur einen Moment, bis sie kehlig aufstöhnte. Sie wölbte den Rücken, und ihr Kopf fiel ekstatisch zurück, während sich ihr goldener Körper im Flackerschein der Kerzen wand.
Ranulf beobachtete ihre Reaktion mit Dankbarkeit. Gewiß hatte Layla eine Belohnung für ihre Dienste verdient. Sie hatte ihm heute abend Trost gespendet, da war es nur fair, daß er sich revanchierte. Tatsächlich hatte ihm Layla in den vergangenen vierzehn Tagen – seit er nach Vernay heimgekehrt war, um darauf zu warten, daß Herzog Heinrich ihn zu sich rief – häufig beigestanden. Vielleicht hätte er seine Abweichung von der selbstauferlegten, gewohnten Selbstzucht bedauern sollen. Doch daß er seiner Lust öfter frönte als sonst auf Burg Vernay, lag daran, daß solche Ablenkung half, Erinnerungen zu unterdrücken.
Nervös wandte Ranulf jetzt den Blick von der keuchenden Frau ab und schaute durch die offenen Bettvorhänge. Das Turmzimmer von Vernay, wo der Burgherr schlief und seine freie Zeit verbrachte, war und blieb eine kalte, kahle, spartanisch eingerichtete Kammer ohne Komfort, bis auf ein gelegentliches Feuer im Kamin und mehrere Wandbehänge zum Zurückdämmen der eisigen Kälte, die von den Mauern ausging. Ranulf hatte sich geweigert, etwas an der Einrichtung aus der Zeit seines Vaters zu ändern, war fest entschlossen, die bittere Erinnerung an seine Vergangenheit zu bewahren.
Doch jetzt bin ich hier der Herr, sagte sich Ranulf. Vernay gehörte ihm. Herzog Heinrich hatte es ihm samt einem Privileg verliehen, das ihn wieder in seinen rechtmäßigen Stand einsetzte. Ranulf war kein enterbter Ausgestoßener mehr.
Doch trotz all seiner gegenwärtigen Macht und Wohlhabenheit konnte er sich nicht des Unbehagens erwehren, das ihn immer in dieser Kammer überfiel, wo ihm sein Vater das Fleisch vom Rücken gepeitscht hatte. Selbst jetzt wurde ihm jedesmal, wenn er den Raum betrat, beklommen zumute, denn er mußte an das Entsetzen und die Qual seiner Jugend denken. Er brauchte keineswegs die Augen zu schließen, um sich darauf zu besinnen, wie er als Kind, nackt und zitternd, an der Wand gegenüber gehockt und auf die Strafe seines rachsüchtigen Vaters gewartet hatte. Selbst der momentane Trost des warmen, weiblichen Fleisches konnte die Erinnerungen nicht ganz vertreiben – obwohl er bis zu einem gewissen Grad die Stunden der Furcht und des Schmerzes aufwog, die Ranulf hier verbracht hatte.
Vom Nachtwächter kam ein Hornsignal, und der Ritter hob den Kopf wie ein Wolf, der etwas im Wind gewittert hat. Ebenso plötzlich schlug Layla die Augen auf.
»Nein! Edler Herr! Ihr könnt doch nicht ...« Es klang fordernd – und atemlos.
Ranulf lächelte, während seine brutalen Erinnerungen verblaßten. »Uns bleibt noch Zeit genug.«
Und das stimmte. Jeder Neuankömmling mußte darauf warten, daß sich die Zugbrücke senkte. Dann ging es über den äußeren und inneren Burghof. Eher gelangte man nicht zum Bergfried von Vernay.
Ranulf hatte tatsächlich die Muße, Layla zur Erfüllung zu verhelfen.
Doch bevor die dankbare, schluchzende Frau gegen ihn gesunken war, waren Ranulfs Gedanken bereits vorausgewandert. Er überblickte noch einmal seine Pläne. Wenn der Neuankömmling des Herzogs Bote war und einen Befehl brachte, bedeutete dies, daß König Stephan gestorben war und Heinrich sich darauf vorbereitete, seine legitimen Rechte auf die englische Krone geltend zu machen. Und da Heinrich gewiß auf Widerstand treffen würde, mußte er Streitkräfte aufbieten, die ihm zur Thronbesteigung verhalfen.
Ranulf blickte dem Konflikt mit Spannung entgegen. Er war nicht nur bereit, an Geldeswert zu geben, was er als Lehnsmann seinem Lehnsherrn schuldete, er fieberte vielmehr dem Zeitpunkt entgegen, da er für Heinrich zu den Waffen eilen konnte. Er war zu lange tatenlos gewesen, sein Schwert und seine Lanze hatten Rost angesetzt. Für ein gutes Vierteljahr hatte Friede in der Normandie geherrscht. Es hatte keinen Aufruhr gegeben, keine Scharmützel, nicht einmal Turniere, bei denen er seine Fähigkeiten perfektionieren, seine Frustration im Getümmel abbauen oder seinen Reichtum vermehren konnte, indem er feindliche Ritter gegen Lösegeld gefangennahm.
In den letzten zwei Wochen war deshalb alles bereit gewesen für die bevorstehende Reise:...




