Jovanovski | Mann, echt jetzt! | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 164 Seiten

Jovanovski Mann, echt jetzt!

Wie der Blick nach innen stark macht
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7615-6896-5
Verlag: Neukirchener
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie der Blick nach innen stark macht

E-Book, Deutsch, 164 Seiten

ISBN: 978-3-7615-6896-5
Verlag: Neukirchener
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein jeder von uns ist schon mal mit Sprüchen wie 'Männer haben auch Gefühle. Hunger zum Beispiel' konfrontiert worden. Hinter solchen Sätzen versteckt sich ein langanhaltendes toxisches Verständnis der Gesellschaft gegenüber Männern und ihren Emotionen. Die Folge: Es fällt vielen Männern schwer, sich zu öffnen und frei über sich und ihre Gefühle zu sprechen. Dabei spüren viele Männer in ihrem Inneren eine tiefe Einsamkeit, Wut und Verunsicherung. Und ziehen sich in eine Welt aus Schweigen zurück, auch ihren Familien gegenüber. Das weiß Moor Jovanovski nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern auch aus vielen Jahren in der Beratung und Begleitung von Männern. Mit seinem Buch liefert er einen wichtigen Ratgeber, der zusammen mit Schlüsselaussagen aus der Bibel eine Orientierung bietet. Er will helfen, einen Weg zu finden in ein glücklicheres Familienleben: in der Ehe, zwischen Vätern und Kindern und zu sich selbst.

Moor Jovanovski, geb. 1976, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist Pastor aus Leidenschaft und hat Freude am Menschen. Er ist Certified Social Manager, Unterstützer der Männerinitiative 'Marked Man for Christ' und Berater für Männer in Beruf und Familie. Er wohnt in Erzhausen.
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2. Die Masken, die ich trage

Es hatte mich überrascht, dass ich überhaupt Masken trage. Zunächst möchte ich für mich festhalten, dass ich mich für einen sehr aufrichtigen Menschen halte. Gerade meine Herzenspflege gibt mir immer wieder den Anstoß dazu.

Bei mir ist es grundsätzlich so: Ich spiele keine Spielchen. Wer mit mir zu tun hat und mit mir unterwegs ist, der weiß, was ich möchte und wie ich denke. Ich halte nicht wegen falscher Höflichkeit mit meiner Meinung hinter dem Berg. Ich bin respektvoll, aber klar. Meiner Meinung nach ist das Leben nämlich zu kurz, um es jedem recht zu machen. Und so erspare ich mir und anderen grundsätzlich Heuchelei. Das findet nicht bei jedem Zustimmung, mancher fühlt sich vor den Kopf gestoßen, und das respektiere ich auch. Ich will niemanden bewusst kränken, sondern nur so ehrlich sein, wie ich kann.

Gerade deshalb war es wichtig für mich zu verstehen, welche Masken ich trage bzw. was damit eigentlich gemeint ist. Masken trägt man oder setzt sie sich meistens aus einem Reflex heraus auf. Diesen Reflex hat man sich antrainiert, um sich zu schützen.

Ich möchte das an einem Beispiel verdeutlichen: Wenn man mir unvorbereitet einen Ball zuwirft, überlege ich nicht lange, sondern handle impulsartig und reagiere darauf. Je nachdem, wie ich gestrickt bin (oder wie geschickt), ducke ich mich weg oder versuche den Ball zu fangen. Meine Reaktion ist davon geprägt, mich zu schützen, um keine schmerzhafte Begegnung mit einem Ball zu machen. Dieses Reaktionsmuster ist in mir abgespeichert und kommt erst dann zum Tragen, wenn ein Ball in meine Richtung fliegt. Ich laufe nicht dauernd in der Erwartung herum, dass möglicherweise ein Ball von irgendwoher in meine Richtung fliegt, den ich fangen müsste.

Genauso ist es auch mit Masken. Wir tragen sie nicht dauerhaft, sondern setzen sie je nach Gegebenheit auf, als eine Art Reaktion auf die Umstände, in denen wir uns befinden. Es ist sicher legitim, wenn man davon spricht, dass jeder eine Fassade hat, die er gerne aufrechterhält.

Andere sprechen lieber von einem Feigenblatt, das die unangenehmen Seiten ihrer Persönlichkeit verdecken soll. Wie auch immer: dass man sich „tarnt“, weil man unsicher ist oder etwas kaschieren will, gehört irgendwie zu unserer Veranlagung. Es ist auch an sich nicht schlecht. Wie gesagt, sollte ich reagieren, wenn ein Ball auf mich zugeflogen kommt, da die Konsequenzen schmerzhaft sein können. Sein Inneres zu schützen, hat seine Berechtigung.

Was mir aber genauso wichtig erscheint, ist die Notwendigkeit, dass wir uns damit nicht selbst etwas vormachen. Denn irgendwann behält man die Maske auf, weil es einfacher ist, sich bestimmte Dinge schönzureden, als sich einem Prozess der Veränderung zu stellen. Und das wäre das unbedingte Ziel, wenn man sich seine Masken anschaut: sich selbst entlarven, um sich weiterentwickeln zu können.

Wenn ich durch eine aufrichtige Pflege meines Herzens auf Masken, die ich trage, stoße, dann hat das einen Grund. Ich bin sicher, dass es mich innerlich freimacht, wenn ich Masken erkenne und sie fallenlasse.

Eine meiner Masken war und ist (leider) die Perfektion. Das fällt mir sehr schwer zu schreiben, denn es ist mir unangenehm. Ich will nämlich kein Perfektionist sein! Perfektionisten machen anderen Menschen das Leben schwer, und ich möchte meinen Mitmenschen Gutes tun. Es ist ein innerer Widerstreit, den ich mit mir selbst habe.

Perfektion ist meiner Meinung nach angstbesetzt. Sie ist der verzweifelte Versuch, keine Fehler zu machen, weil man Angst vor der eigenen Entwertung durch Fehler hat.

Perfektion nährt sich von der Angst, zu versagen und keine Anerkennung zu bekommen. Letzten Endes von der Furcht, nicht geliebt zu werden. Mich begleitet diese Angst schon lange, und sie kommt auch noch manchmal durch.

Wenn ich Fehler mache, dann können andere Menschen zu mir durchdringen und mich verletzen. Dann bekommen sie Einfluss und Teilhabe an meinem Leben, was ich so nicht möchte. Aus diesem Grund habe ich oft die Maske der Perfektion getragen.

Der Grund dafür war, dass ich von meinem Vater nie eine Bestätigung bekommen habe. Die Worte „Ich liebe dich“ habe ich als Kind nie von ihm gehört. Und leider verhielt es sich genauso, als es darum ging, mich als jungen Menschen zu bestätigen.

Heranwachsende suchen andauernd Bestätigung. Sie suchen sie für ihr Aussehen und ihre Leistungen, sie suchen sie in der Familie und in ihrem Freundeskreis. Die Welt eines jungen Menschen ist davon geprägt, dass er dazugehören und akzeptiert werden will. In meinem Fall machte sich das vor allem beim Sport fest.

Die Sportart, die bei meinem Vater hoch im Ansehen stand, war Fußball. Er selbst hatte große Ambitionen gehabt, konnte aber nie erfolgreich damit werden. Die Gründe dafür waren unterschiedlich. Sicher hatte es auch damit zu tun, dass er als Ausländer ohne jede Lobby nach Deutschland kam und ihm einfach das Netzwerk fehlte, das ihm entsprechende Türen geöffnet hätte. Denn er war schon sehr talentiert, aber leider ohne bahnbrechenden Erfolg.

Da er aber nicht dort ankam, wo er im Sport ankommen wollte, übertrug er seine Ambitionen auf mich und meinen Bruder. Wir spielten eigentlich gerne und auch leidenschaftlich im Vereinssport, aber weil mein Vater immer nach Höherem für uns strebte, baute er enormen Druck auf. An jeder Leistung, die wir brachten, hatte er etwas auszusetzen.

Das mag sich jetzt nach einer Lappalie anhören, aber seine ständige Unzufriedenheit brannte sich in mir ein. Denn seiner Meinung nach hätte es immer noch ein bisschen besser sein müssen. Er war nahezu von der Optimierung meiner und unserer Spielweise besessen.

Wir konnten nicht einmal Fußball im Fernsehen verfolgen, ohne dass er neben dem Fernseher stand (wild gestikulierend wie ein Taktikcoach), um uns anhand verschiedener Spielsituationen zu erläutern, wie die Profis eigentlich hätten agieren müssen und was wir selbst daraus zu lernen hätten. Es war zum Davonlaufen! Es ging immer nur darum, dass es besser hätte sein müssen.

Eines der verstörenden Erlebnisse, die ich in dieser Sache mit ihm hatte, wirkte sich regelrecht vernichtend auf mich aus: In einem Punktspiel gegen einen eigentlich stärkeren Gegner hatten wir einen unerwarteten Sieg davongetragen. Wir hatten den Gegner wirklich im Griff und nahmen ihn nach allen Regeln der Kunst auseinander. Ich fühlte mich, als hätte ich den Lauf meines Lebens. In diesem Spiel erzielte ich vier Tore!

Ich setze die Taktik des Trainers und das Spielgefüge der Mannschaft nahezu perfekt (!) um. Nach diesem Spiel war praktisch jeder voller Anerkennung mir gegenüber. Wir hatten einen wichtigen Gegner geschlagen, und ich hatte eine große Rolle dabei gespielt: Ich war der „Man of the Match“! Ich war superglücklich.

Ich erwartete, auch von meinem Vater Lob und Anerkennung zu bekommen, doch er erwähnte meine herausragende Leistung in dem Spiel mit keiner Silbe. Er tat das, was er immer tat: optimieren.

Er hielt mir einen Vortrag darüber, dass ich zwei hundertprozentige Torchancen (aus seiner Sicht) vergeben hatte. Weil ich also keine sechs, sondern „nur“ vier Tore erzielte, war er sehr enttäuscht von mir. Denn hätte ich die sechs Tore geschossen, dann wäre es perfekt gewesen und ich wäre auf der Karriereleiter einen wichtigen Schritt weiter nach oben gekommen.

Das war vernichtend! Ich fühlte mich tatsächlich so, als hätte ich versagt. Ich hasste in diesem Moment das Spiel und auch meine Leistung. Ich wurde traurig und ärgerlich zugleich. Wie gerne hätte ich sechs Tore geschossen, um sicherzugehen, dass mein Vater dann zufrieden wäre. Selbstverständlich wusste ich nach einiger Zeit, dass es utopisch war, was mein Vater erwartete, aber was sich in mir abspeicherte, war der Satz: „Du musst besser werden!“.

Und dieser Satz führte zu meinem Perfektionismus. Einem Perfektionismus, der mich vor Enttäuschung und Entwertung schützen sollte. Perfektsein gab mir die Sicherheit, die mir in dem Moment eigentlich nur mein Vater hätte verleihen können, indem er mir die Anerkennung gegeben hätte, die mir andere gaben.

Ich wollte von ihm Bestätigung erhalten, denn er war es doch, der in allem so viel besser Bescheid wusste als alle anderen. Wenn er mir sagen würde, dass es gut wäre, dann würde ich mich sehr gut fühlen. Leider habe ich das nie erlebt.

Das war der Grund, warum ich diese Maske oft getragen habe und manchmal reflexartig immer noch aufziehe. Diese Maske schützt mich vermeintlich vor der Angst, zu versagen und zu scheitern oder angreifbar zu werden. Sie ist mein Reflex, um mich vor der Enttäuschung zu schützen, dass ich keine Anerkennung bekommen könnte. Damit das nicht geschieht, will ich perfekt in meinem Leben sein.

Ich will ein perfekter Mann sein: Nichts soll mich aus der Ruhe bringen. Es soll jedem klar sein, dass ich immer souverän bin, dass ich ständig Erfolg habe und immer die besten Ideen. Jeder soll von mir begeistert sein und sich vor Bewunderung kaum halten können, weil ich einmalige und nie dagewesene Dinge tue und mit mir eine neue Ära glücklichen Lebens beginnt.

Ich will der vorbildlichste Vater sein und nicht nur Ehemann, sondern „Sexiest man alive“. Es soll deutlich werden, dass ich nicht nur Sport für eine gute Work-Life-Balance mache, sondern der weltbeste Hobbyläufer meiner Altersklasse bin. Dass ich nicht nur einen Beruf habe, sondern das ultimative Geschenk an meine Zunft bin. Kurzum: Je perfekter ich bin, desto sicherer fühle ich mich und desto unantastbarer ist mein Leben....


Jovanovski, Moor
Moor Jovanovski, geb. 1976, ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Er ist Pastor aus Leidenschaft und hat Freude am Menschen. Er ist Certified Social Manager, Unterstützer der Männerinitiative "Marked Man for Christ" und Berater für Männer in Beruf und Familie. Er wohnt in Erzhausen.



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