Juretzka | TaxiBar | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 11, 222 Seiten

Reihe: Ein Kristof-Kryszinski-Roman

Juretzka TaxiBar


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86789-585-9
Verlag: BEBUG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 11, 222 Seiten

Reihe: Ein Kristof-Kryszinski-Roman

ISBN: 978-3-86789-585-9
Verlag: BEBUG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kryszinski hat genug. Er hat die Detektei dichtgemacht und die TaxiBar übernommen, eine 24-Stunden-Kneipe in Eppinghofen, Mülheims verrufenem Bahnhofsviertel. Doch eigentlich will er nur auf einen Trip, einen endlos langen Trip. Die Mittel dazu soll ihm ein Paket bringen, das er an einem einsamen Atlantikstrand gefunden und zu Hause dem Hehler »Geronimo« in Kommission gegeben hat. Doch dann wird Geronimo erschossen, die ursprünglichen Adressaten des Pakets stehen plötzlich auf der Matte, die örtliche Biker-Mafia mischt sich ein, Kryszinskis Todfeind wird ermordet aufgefunden, drei Roma-Mädchen verschwinden spurlos, Kommissar Hufschmidt ermittelt penetrant, und Kryszinski wird bewusst, dass er sich schon längst auf einem Trip befindet, einem Horrortrip. Und das, ohne auch nur das Haus verlassen zu haben …
Kryszinskis 11. Fall ist abgefahren und durchgeknallt wie seine Vorgänger. Spannend, schräg und schwarz wie der Kaffee, der in der TaxiBar serviert wird. Juretzka in Bestform!

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Erst mal der Hund, beschloss ich und steuerte noch vor der Tankstelle den Parkplatz an. Ein leichtes Flattern schüttelte meine Gliedmaßen, während ich Struppi einmal den Grünstreifen entlang und zurück begleitete, und ich konnte nicht anders als immer wieder in die Richtung zu blicken, aus der ich gekommen war. Der Subaru hatte es hinter sich, da war ich mir sicher, doch selbstredend gibt es Handys und mögliche Komplizen und … Gut geölte Rutschbahn in die Paranoia, diese Art des Denkens. Sirenen heulten und Blaulicht jagte die Autobahn hinab. Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen. Mühsam beruhigte ich mich. Ich hatte gewonnen, entschied ich, und sollte mich drüber freuen. Ein weiterer Atemzug, ein weiterer Hundespaziergang, ein neuer Tag im Anmarsch und die unveränderte Aussicht darauf, mit ein bisschen Glück – nur noch ein bisschen mehr Glück – schon bald mein bisheriges Leben abstreifen zu können wie eine löchrige Unterhose. Einen Augenblick lang sonnte ich mich in dem Gedanken, dann fiel mir ein, dass ich es gerade mal bis hinter Bordeaux geschafft und damit noch gut und gern tausend Kilometer, mehrere Mautstationen und zwei Grenzen vor der Brust hatte. Mit einem Mal fühlte ich mich müde. Ich verabreichte Struppi noch eine seiner Pillen und hob ihn dann auf den Beifahrersitz, wo er sich nach ein paar trampelnden Umdrehungen grunzend auf die Seite warf, zusammenrollte und mit einem gründlichen Schnaufer wegdöste. Struppi war ein – selbst an einem guten Tag und in Gesellschaft von Dackeln und Möpsen – bestenfalls mittelgroßer, grauer Terrierbastard, der seinen Namen vermutlich einer gewissen Widerborstigkeit in Fell und Charakter verdankte. Wir kamen wunderbar miteinander aus. Er gehorchte, wann er wollte und ließ, wenn nicht, mein Gemecker mit freundlicher Gelassenheit über sich ergehen. Ich schätzte ihn als verständnisvollen und geduldigen Gesprächspartner, während er ein großes Vergnügen aus meiner körperlichen Nähe zu ziehen schien, vor allem, nachdem er sich ausgiebig in totem Fisch oder möglichst schlammigen Tümpeln gewälzt hatte. Der Gedanke, ihn zu verlieren, verursachte mir geradezu physische Pein, wie Sandpapier auf einer offenen Wunde. Sachte legte ich ihm die Hand auf den vom Krebs geblähten Bauch. Er seufzte wohlig unter der Berührung, voll Vertrauen, dass ich es schon richten würde, wie immer, und mit einem Aufwallen von Trostlosigkeit schloss ich für einen Moment die Augen. Homer schrie, und ich dachte es: »Nein!« Hufschmidt war zurück, wie befürchtet. Er faltete einen Schirm zusammen, rammte ihn in den Ständer und kam dann, Kinn gesenkt wie ein angreifendes Rind, zur Theke. »Wieso hast du mir nicht erzählt, dass ihr Flurnachbarn wart, dieser Dragan Bjilkovic und du?« »Wer?« »Geronimo, Herrgott noch mal!« »Hab ich das nicht?« »Nein, hast du nicht. Wann und wohin ist er umgezogen?« »Umgezogen?« »Kryszinski, ich weiß, du hältst dich für schlau, für zehnmal schlauer als mich. Doch glaub mir, selbst ich kriege es mit, wenn du einen auf blöd machst.« »Ich weiß nichts von einem Umzug.« »Bjilkovics Wohnung ist leer!« »Leer? Seltsam. Was sagt denn der Hausmeister?« »Vergiss den Hausmeister! Ich will von dir hören, wohin Geronimo seine Sachen geschafft hat!« »Habt ihr eigentlich inzwischen den Wagen gefunden?« »Nein, und soll ich dir sagen, warum? Weil Leute wie du es für schick halten, die Polizei bei ihrer Arbeit zu behindern.« Tequila kam zur Tür herein, und Hufschmidts Kopf fuhr herum. Tequila mit den Outfits in Kindergrößen und Babyfarben, Tequila mit den strähnigen Haaren, den schmierigen Fingern und der großen Klappe, die aussieht wie sechzehn, wahrscheinlich jünger ist und immer mit Hartgeld bezahlt, das sie, so meine Vermutung, mit Schwanzrubbeln in den Hauseingängen der Nachbarschaft verdient. Sie reagierte nicht auf Hufschmidts Starren, sondern hopste auf einen Hocker, knallte ein paar Münzen auf die Theke und forderte: »Mach mir mal einen.« »Darf ich dich mit Kommissar Hufschmidt bekanntmachen?«, fragte ich durchaus pointiert. Sie blickte desinteressiert zur Seite, sagte »Hi«, und sah wieder zu mir. »Wo bleibt mein Tequila?« »Wie alt genau behauptest du zu sein?«, wollte Hufschmidt wissen. »Achtzehn. Gestern geworden.« »Ausweis?« »Bis später dann.« Damit strich sie ihr Geld wieder ein und war verschwunden. »Wenn wir beide mal mehr Zeit haben«, meinte Hufschmidt grimmig, »musst du mir mal erzählen, wie du es schaffst, deine Konzession zu behalten.« »Wo ist eigentlich Menden?«, fragte ich, und sei es nur, um das Thema zu wechseln. »Krankenhaus. Herzinfarkt.« »Herzinfarkt?« »Ja. Irgendein Witzbold ist hinter ihn getreten und hat ›Kryszinski‹ geraunt, daraufhin ist Menden kreideweiß geworden, hat sich an die Brust gepackt und ist aus den Latschen gekippt.« »Na so was. In welcher Klinik liegt er denn?« »Warum? Du willst ihn doch nicht etwa besuchen?« »Das ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann.« »Kryszinski, manchmal graut mir vor dir.« Ich fuhr zusammen, als es am Seitenfenster klopfte. Doch anstelle der erwarteten Horde südländischer Meuchelmörder war es nur eine blassgraue Mutti in geblümter Bluse und Trainingshose. Ich beruhigte mich, meinen Hund und kurbelte die Scheibe runter. Ob ich vielleicht helpen könnte?, fragte die Mutti auf Holländütsch. Sie hatten eine Panne, und ihr Mann bekam die Wielmoeren nicht gelöst. Sie deutete mit hilfloser und entschuldigender Geste. Auf ein Wohnmobil. Ein holländisches Wohnmobil. Natürlich mit Anhänger. In den Graben drängen, aus dem Wagen zerren und mitleidlos an Ort und Stelle … Erst wollte ich schroff ablehnen, doch dann sah ich, wie sich der typische, schwachbrüstige, dickbäuchige und selbstverständlich graubärtige Verkehrsbehinderer mit dem Radkreuz an seinem Hänger abmühte, einem Hänger mit einer Segeljolle obendrauf. Überwältigt von plötzlicher Hilfsbereitschaft gab ich nach. Dimitrios, meinen Vorgänger, hielt es nicht an seinem Platz, wenn irgendwo in der Nähe ein Spiel lief. Hier in der TaxiBar war niemand mehr so verrückt, sich mit ihm an einen Kartentisch zu setzen, also musste er hinaus, um seinem Glück nachzuhelfen. Ereilte ihn der Ruf unverhofft, und das tat er gar nicht selten, griff Dimitrios augenblicklich in die Kasse, stürmte zur Tür und wurde meist erst von Homer Simpson daran erinnert, dass sich eine Kneipe nicht von allein führt. Nicht gewinnbringend, zumindest. Das ließ dann meist mein Telefon klingeln. Ich hatte schon häufiger mal kurz, mal länger hinterm Tresen ausgeholfen. Als unterbeschäftigter Privatdetektiv mit Hang zur Schlaflosigkeit befand ich mich in so was wie permanenter Rufbereitschaft, recht praktisch für jemanden, der eine Gastwirtschaft betreibt, die sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet hat. So ging Dimitrios zocken, und ich lernte im Laufe der Zeit den Betrieb mit all seinen Schattenseiten gut genug kennen, um, nachdem man den allzu fingerfertigen Griechen verkrüppelt hatte, frohgemut meine gesamten Ersparnisse darin zu versenken. Nach einer eigentlich kurzen, trotzdem entnervenden Auseinandersetzung mit dem Kassenautomaten gab der Schlagbaum den Weg frei für das nächste Stückchen Péage. Ich klopfte den Gang rein, hob den Blick und würgte den Motor ab. Sie stand mir im Weg, kerzengerade und bewaffnet. Ah, und uniformiert. Dunkelblau mit einem schmalen roten Streifen über den Schultern. Keinesfalls zu jung, keineswegs zu dünn, besaß sie die Anmutung einer Frau, die ihre Mousse au Chocolat nicht einfach löffelt, sondern zelebriert. Sie sah mich an, hob eine Kelle, hielt sie mir entgegen und ließ die rote Birne in der Mitte aufleuchten. Mit der freien Hand bedeutete sie mir herrisch, nach rechts an den Rand der zwölfspurigen Mautstation zu fahren, wo schon eine größere Zahl ihrer Kollegen dabei war, andere Reisende zu bezaubern. ›Douane‹ stand weiß und reflektierend auf den Rückenpartien der Overalls. Zollkontrolle. Mitten im Inland, mitten auf der Autobahn, mitten in der Nacht. Es war nur schwer zu glauben. Ich dachte kurz daran, einen Schlenker zu fahren...


Jörg Juretzka, 1955 in Mülheim an der Ruhr geboren, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimi-Erstling Prickel« erschien 1998 im Rotbuch Verlag und wurde mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Es war auch der erste Fall für den abgerockten Privatermittler Kristof Kryszinsky. 2000 folgte »Sense«, unter hartgesottenen Krimifans als absoluter Geheimtipp gehandelt. Für »Der Willy ist weg« erhielt Juretzka erneut den Deutschen Krimipreis (2002). Im Frühjahr 2009 erschien mit »Alles total groovy hier« Kryszinskis achter Fall, der prompt auf Platz 2 der KrimiWelt-Bestenliste landete und mit dem 3. Platz national des Deutschen Krimipreises 2010 ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschien bei Rotbuch »Rotzig & Rotzig«, »Freakshow« und im April 2014 der elfte Fall »Taxibar«.



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