E-Book, Deutsch, 81 Seiten
Kabel Die Perle der Königin (Kriminalroman)
1. Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-5410-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Detektiv-Abenteuer in Indien
E-Book, Deutsch, 81 Seiten
ISBN: 978-80-268-5410-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses eBook: 'Die Perle der Königin (Kriminalroman)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Walther Kabel (1878-1935) gilt als einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller der 1920er Jahre. Aus dem Buch: 'Manhard verfolgte mit lebhaftem Interesse das geschäftige Treiben auf den ihm zunächst liegenden Schiffen, sah die nackten Taucher mit ihrem Körbchen und dem hakenförmigen Messer in die Tiefe gleiten und nach regelmäßig drei Minuten mit dem muschelgefüllten Bastbehälter wieder auftauchen. Gesänge in allerlei Mundarten tönten über das in brennendem Sonnenglast daliegende Wasser hin, bisweilen auch ein lauter Jubelruf eines besonders glücklichen Perlenfischers. In der Luft aber schwebte eine Unmenge von Seevögeln, deren Geschrei oft zu einem häßlichen Getöse anschwoll, nämlich stets dann, wenn man von einem der Schiffe verbotenerweise die abgestorbenen, aus den Muscheln gelösten und nach Perlen bereits durchsuchten schleimigen Tiere über Bord schüttete, wodurch sofort hunderte von gierigen Möwen, Albatrossen und buntschillernden indischen Krähen herbeigelockt wurden, die sich kreischend um die leichte Beute stritten. In einem gemieteten Boot fuhr der junge Deutsche dann in die Bucht hinaus. Er suchte nach einem bestimmten Fahrzeug, einem kleinen Schoner, der zwei Tage vor Manhards Abreise Bombay gleichfalls mit dem Kurse nach den Roxara-Bänken verlassen hatte. Endlich nach einstündigem Umherrudern entdeckte er ihn in der Nähe einer sauber gestrichenen Brigg, die am Bug den weithin leuchtenden Namen ''Elisabeth'' zeigte.'
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2. Kapitel Inhaltsverzeichnis Nachdem er reichlich und gut gefrühstückt hatte, – Fung-Scho’s Küche war sicher das Beste an der ganzen Kneipe –, begab er sich zur Bucht hinab, an deren tiefstem Winkel das Städtchen lag. Die Wasserfläche der Bucht war mit einer Unmenge von Fahrzeugen aller Art belebt, die sämtlich vor Anker lagen und von denen aus die Perlenfischerei mit Hilfe von farbigen Tauchern, – Hindus, Kanaken und Negern, betrieben wurde. Die gesuchten Perlmuscheln wuchsen auf den zum Teil aus Korallenbauten bestehenden Riffen am Boden der Bucht in einer durchschnittlichen Tiefe von fünf Meter. Was die Perlenbänke von Roxara so schnell berühmt gemacht hatte, war der ungeheure Reichtum an Muscheln, der den der nahen Küstenstriche der Insel Ceylon noch übertraf. Manhard verfolgte mit lebhaftem Interesse das geschäftige Treiben auf den ihm zunächst liegenden Schiffen, sah die nackten Taucher mit ihrem Körbchen und dem hakenförmigen Messer in die Tiefe gleiten und nach regelmäßig drei Minuten mit dem muschelgefüllten Bastbehälter wieder auftauchen. Gesänge in allerlei Mundarten tönten über das in brennendem Sonnenglast daliegende Wasser hin, bisweilen auch ein lauter Jubelruf eines besonders glücklichen Perlenfischers. In der Luft aber schwebte eine Unmenge von Seevögeln, deren Geschrei oft zu einem häßlichen Getöse anschwoll, nämlich stets dann, wenn man von einem der Schiffe verbotenerweise die abgestorbenen, aus den Muscheln gelösten und nach Perlen bereits durchsuchten schleimigen Tiere über Bord schüttete, wodurch sofort hunderte von gierigen Möwen, Albatrossen und buntschillernden indischen Krähen herbeigelockt wurden, die sich kreischend um die leichte Beute stritten. – In einem gemieteten Boot fuhr der junge Deutsche dann in die Bucht hinaus. Er suchte nach einem bestimmten Fahrzeug, einem kleinen Schoner, der zwei Tage vor Manhards Abreise Bombay gleichfalls mit dem Kurse nach den Roxara-Bänken verlassen hatte. Endlich nach einstündigem Umherrudern entdeckte er ihn in der Nähe einer sauber gestrichenen Brigg, die am Bug den weithin leuchtenden Namen »Elisabeth« zeigte. Diese beiden Schiffe lagen abseits von der übrigen Flottille mehr nach dem offenen Meere zu, und hier war das Tosen der die Strandbarriere von Klippen umschäumenden Brandung bereits wie ein fernes, fortgesetztes Grollen eines Gewitters vernehmbar. Felix Manhard überlegte kurze Zeit und hielt dann auf die Brigg zu. Aber eine keineswegs liebenswürdige Stimme bot ihm bereits ein kurzes Halt, als er noch gute zehn Meter von dem Schiffe entfernt war. Sie gehörte einem Europäer, einem graubärtigen, verwitterten Seemann, der an die Reling lehnte und den Nachen und seinen Insassen mißtrauisch beobachtete. Der junge Schriftsteller, der in seiner neuen Kleidung wie ein echter Maat aussah, hatte die Riemen halb eingezogen und rief jetzt zurück, indem er sich ebenso wie der alte Seebär der englischen Sprache bediente: »Darf ich an Bord kommen? Ich habe ein Anliegen an Sie.« »Anliegen?! Ich wüßte nicht, was das sein könnte. Sie sind mir ganz unbekannt«, kam die Antwort herüber. »Das werde ich Ihnen schon alles erklären«, erwiderte Manhard und trieb sein Boot an das breite Floß heran, das unter dem Fallreep befestigt war. Der Alte oben brummte etwas von »Frechheit!« in den Bart, hinderte den jungen Deutschen aber nicht weiter am Betreten der Brigg. – Dann standen sie sich gegenüber und musterten sich prüfend. »Manhard heiße ich«, begann dieser, leicht an die Mütze greifend. »Ich suche hier irgend eine Beschäftigung.« Der Seebär schnitt ein übellauniges Gesicht. »Ich bin der Kapitän und Besitzer der »Elisabeth«. Man nennt mich hier herum den »alten Kruse«. Und Kruse ist auch mein ehrlicher deutscher Name. Aber Beschäftigung – ne, mein Lieber, die habe ich nicht für Sie. Wir müssen verdammt vorsichtig sein mit unseren Leuten. Gerade hellfarbiges Gesindel treibt sich hier genug herum, um zu ernten, wo es nicht gesäet hat.« Manhard lächelte nachsichtig. Und in deutscher Sprache sagte er dann: »Sie sind aufrichtig, Landsmann. Ich denke jedoch, daß ich nicht wie ein Schwindler aussehe. Versuchen Sie’s mit mir. Ich muß Arbeit finden, muß!« Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Es geht nicht, wirklich nicht. Wir beschäftigen hier ungern Weiße. Unsere Farbigen sperren wir nachts sicher ein, daß sie nicht gestohlene Perlen an Land schmuggeln können. Ich habe zuviel schlechte Erfahrungen gemacht.« Manhard schaute unschlüssig vor sich hin. Aber schnell gelangte er auch zu der Überzeugung, daß die Umstände ihn zwangen, sich dem alten Kruse anzuvertrauen. »Kann ich Sie vielleicht auf wenige Minuten in Ihrer Kajüte sprechen, wo wir unbeobachtet sind«, bat er daher, indem er einen Blick auf die hin und her eilenden Taucher warf, von denen der Kapitän anscheinend ein gutes Dutzend an Bord hatte. Wieder musterte der Alte ihn vom Kopf bis zum Fuß. »Ein Geheimnis wohl?« meinte er kurz. Manhard nickte nur. Der alte Kruse steckte darauf den gebogenen Zeigefinger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Gleich darauf erschien in der Tür des niedrigen Kajütaufbaues des Hinterdecks ein junges Mädchen und kam auf die beiden Männer zu. Felix Manhard zog unwillkürlich tief die Mütze und verbeugte sich. Soviel holde Schönheit hätte er auf der Brigg in diesem entlegenen Weltwinkel nie vermutet. »Meine Tochter Senta«, stellte der Kapitän vor. »Hier ein Landsmann, Herr Manhard. – Kind, Du mußt hier ein Weilchen die Wache übernehmen«, fuhr er fast zärtlich fort. »Herr Manhard wünscht mich in der Kajüte allein zu sprechen.« Dann lächelte er sie herzlich an und schritt dem jungen Schriftsteller voraus auf das Hinterdeck zu. Die Kajüte war ein großer, behaglich eingerichteter Raum. Überall zeigten sich die deutlichen Spuren sorgender, schmückender Frauenhände. »Wie hübsch Sie es hier haben«, meinte Felix Manhard bewundernd. »Ein Stück Heimat zeigt sich mir ganz unvermutet, echt deutsche, trauliche Gemütlichkeit.« Der alte Kruse blickte den sonnverbrannten, hageren Mann überrascht an. Aus dessen Worten strömte ihm ja ein so tiefes, feines Empfinden entgegen. Aber er sagte nichts, sondern wies nur mit einer einladenden Handbewegung auf einen breiten, gepolsterten Stuhl. Manhard setzte sich und begann sofort den rechten seiner dicksohligen Schuhe aufzuschnüren. Dann nahm er die genau passende, lederne Einlegesohle heraus, griff abermals in den Schuh hinein und brachte ein mehrfach zusammengefaltetes Stück Papier zum Vorschein, das er dem Kapitän wortlos hinreichte. Kruse hatte zunächst ein recht merkwürdiges Gesicht gemacht, als sein Landsmann sich in dieser Weise zu entkleiden begann. Dann pfiff er leise durch die Zähne. Er wußte Bescheid. Das hing sicher mit dem Geheimnis zusammen, von dem Manhard gesprochen hatte. Das Papier war ein gedruckter und gestempelter Ausweis des Berliner Polizeipräsidiums für den Schriftsteller und Privatdetektiv Doctor philosophiae Felix Manhard, Berlin W., Am Bayrischen Platz Nr. 16 2, in dem alle deutschen Konsulate gebeten wurden, dem besagten Manhard die weitgehendste Unterstützung zu Teil werden zu lassen. In der Mitte des Bogens war eine ebenfalls gestempelte Photographie aufgeklebt, deren Ähnlichkeit mit dem als Matrosen verkleideten jungen Deutschen kaum abgeleugnet werden konnte. Der alte Kruse faltete das Papier wieder zusammen und betrachtete den Besucher mit einer gewissen achtungsvollen Neugier. »Also Privatdetektiv«, meinte er leicht verlegen. »Das ändert natürlich vieles, – hm ja.« Felix Manhard lächelte liebenswürdig. Es war ein Lächeln, das unwillkürlich für ihn einnahm. »Sie werden mich also beschäftigen, Kapitän, nicht wahr? – Ich habe hier bei den Roxara-Bänken nämlich so eine kleine Sache in Ordnung zu bringen. Viel Gehalt verlange ich nicht. Ich werde arbeiten, was von mir gefordert wird. Rücksichten dürfen Sie nicht nehmen – in keiner Weise. Das würde auffallen. Und das muß vermieden werden. – Mein hiesiges Geschäft mag vorläufig mein Geheimnis bleiben. Vielleicht erzähle ich Ihnen später einmal davon, wenn wir bekannter geworden sind.« Kruse hatte schon einen Entschluß gefaßt. »Einen Aufseher könnte ich schon gebrauchen, wenn er nicht zu teuer ist,« meinte er. Der Wochenlohn, den er Manhard bot, genügte diesem vollauf. Ein Handschlag besiegelte den Vertrag. Und dann gingen die beiden Männer hinaus auf das Verdeck, wo das junge Mädchen inzwischen die Perlentaucher und die aus dem Vorschiff hockenden Muschelöffner scharf beaufsichtigt hatte. Dieses war durch einen von Reling zu Reling laufenden Bretterverschlag von dem übrigen Deck abgeteilt. Eine verschließbare, breite Lattentür bildete die Verbindung. Jetzt stand sie offen, und an einen der Pfosten lehnte Senta Kruse. Der Kapitän teilte ihr mit kurzen Worten das Ergebnis der Unterredung mit dem deutschen Landsmanne mit. Hatte das junge Mädchen diesen vorher nur durch ein flüchtiges Neigen des von reichen, dunkelblonden Flechten geschmückten Kopfes begrüßt, so gab sie dem neuen Schiffsgenossen nunmehr ohne Ziererei die Hand und sagte dazu freundlich: »Auf gute Kameradschaft, Herr Manhard!« Der Detektiv sprach einige verbindliche Worte, wurde aber in seiner Absicht, mit diesem holden Kinde eine längere Unterhaltung zu beginnen, von dem alten Kruse gestört, der mit seinem stark ausgeprägten Sinn...