E-Book, Deutsch, 336 Seiten
Kaiser 360 Längengrade für Methusalem . Eine Reise um die Welt, die ein buntes spannendes Bild der besuchten Weltgegenden erlaubt und viele Tipps für Weltreisende enthält.
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-80059-5
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Reise-Erzählung
E-Book, Deutsch, 336 Seiten
ISBN: 978-3-347-80059-5
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wer nach einer guten, farbigen Beschreibung einer Weltreise sucht und viele Tipps erhalten möchte, der ist mit meiner Erzählung gut versorgt. Dabei wird Wert auf einen möglichst günstigen ökologischen 'footprint' gelegt.
Der Autor hatte als Mitarbeiter eines großen Münchner Weltkonzerns viele Länder der Erde gesehen, dennoch blieben ihm noch einige unerfüllte Traumziele, deren Besuch er mit einer zusammenhängenden Weltreise realisiert hat.
Autoren/Hrsg.
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Moskau 17. September 2019 Bild 2 Russisch-orthodoxe Kirchen im Kreml/Moskau Ich war Michail dankbar dafür, dass er mir noch im Strizh angeboten hatte, mit mir gemeinsam in Moskau zur nächsten Metro-Station zu gehen, um mir ein Ticket zu meinem Ziel in Moskau zu kaufen. So marschierten wir also im gleichen hastigen Schritt wie die Moskowiter über einen belebten Platz zum nächsten-Metro-Schild und weiter treppab durch lange Gänge wieder treppauf in eine große Halle, wo die Ticket-Automaten der Metro an den langen Menschenschlangen davor erkennbar waren. Als ich an der Reihe war, zeigte Michail mir, wo der Knopf für „Englisch“ war, dann ging alles schnell: Ticket-Nummer für den Zielbahnhof eingeben, -sie findet sich in einer Tabelle neben dem Automaten-, Geld rein und schon spuckt der Automat zirpend das Ticket aus. Hier musste ich mich von Michail verabschieden, der in Moskau ja noch die Einkäufe für seine Familie zu erledigen hatte. Die anschließende Fahrt durch den Moskauer Untergrund zum Hotel im Leningrader Bahnhof war dann ein Kinderspiel. Bis zur Weiterreise mit der Transsibirischen Eisenbahn hatte ich 5 Tage für Moskau geplant. Genug Zeit, um die Stadt zu erkunden und vielleicht einige Lieblingsplätze zu entdecken. Was mit der Metro ein preiswertes Vergnügen ist. Erleichtert wird so ein Streifzug auch durch die einprägsamen Namen vieler Metro-Stationen wie Komsomolskaja, Barrikadnaja oder Puskinskaja. Manche dieser Stationen sind wahre Kunstpaläste, gebaut für den Arbeiter-und-Bauern-Staat unter Stalin. Er soll auch für den Bau der Ringbahn gesorgt haben, die alle Außenäste der Metro miteinander verbindet. Eine Fahrt kostet etwa 80 Cent. Solange man keine Ausgangssperre benutzt, kann man dafür beliebig lange Metro fahren, in alle Richtungen. Mich zog es zuerst in die Neue Tretjakow Galerie in der ul. Krymskiy Wal. Die Galerie beherbergt Russlands größte Sammlung nationaler Kunst. Dieses Museum war der ideale Einstieg in meine weitere Russland Reise, denn hier lässt sich über die Exponate ein Einblick in die russische Kultur, die Geschichte, das kirchliche Leben und das längst vergangene Leben des Adels und der einfachen Leute auf dem Land gewinnen. Ein Besuch der Galerie ist wie ein Blick durch ein Fenster in eine längst vergangene Zeit. Einen Tag hatte ich für diesen besonderen Höhepunkt in Moskau geplant. Bild 3 Im Kaufhaus Gum geht es gemütlich zu Bild 4 Ein belebtes Zentrum von Moskau beim Kaufhaus GUM Bild 5 Der Rote Platz Nach der Tretjakow Galerie standen der Rote Platz und das Kaufhaus GUM auf meinem Programm und später der Kartenkauf für den Nikulin Zirkus am Zwetnoj Bulwar. Der Rote Platz ist für viele Moskau Besucher ein Muss. Sicher denken dabei die Wenigsten an einen jungen Deutschen aus Wedel bei Hamburg. Er war im Mai 1987, also mitten im Kalten Krieg, von Helsinki und Petersburg kommend, mit seiner kleinen einmotorigen Cessna, direkt hinter der Basilius Kathedrale, auf der Moskwa Brücke gelandet. Ursprünglich wollte er eine Landung direkt auf dem Roten Platz versuchen, eine sichere Landung war auf dem bevölkerten Platz jedoch nicht möglich. Seine treibende Idee war, mit der riskanten Solo-Aktion etwas für den Weltfrieden zu erreichen. Zumindest wurden damals einige russische Generäle gefeuert und unser kühner Flieger landet nach dem Husarenstück im Gefängnis. Hier ging es ihm gut, zumal unser Friedensapostel genügend Motivation hatte die russische Sprache, mithilfe seiner Wärter perfekt zu lernen. Nach einigen Jahren wurde er gesund und munter wieder entlassen. Aber zurück zum Roten Platz, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Der Platz war in früheren Jahrhunderten ein zentraler Markt- und Festplatz im Herzen der Stadt. Hier war der Ort, an dem die Pelzhändler aus dem Ural und die Bauern der Umgebung ihre Waren verkauften und hier wurden dem Volk die Erlasse und Urteile des Zaren öffentlich verkündet. In schweren Fällen waren das eine Hinrichtungen oder im günstigsten Fall die Verbannung nach Sibirien. Auf die vielfältigen Entwicklungshilfen, die sibirischen Siedlern von den so Verbannten zugutekamen, komme ich später, wenn wir in Sibirien sind, noch zurück. Zu Zeiten der Sowjetunion rollten auf dem Roten Platz die Panzer und Raketen zur Demonstration von Macht und Größe des Kommunismus. Auch in der heutigen Zeit finden hier die großen Siegesparaden und Aufmärsche aller Waffengattungen der russischen Armee statt, zur Erinnerung an den siegreichen Verlauf des Zweiten Weltkrieges. Der Platz wird von der Basilius-Kathedrale dominiert, deren Bau Iwan der Schreckliche 1522 in Auftrag gab. Die Kirche mit ihrem zentralen Hauptgebäude und den acht kreisförmig angeordneten Kuppeltürmen ist ohne Zweifel ein architektonisches Meisterwerk. Zur Rechten der Basilius-Kathedrale steht das riesige, in mehrere Gebäudeflügel gegliederte Kaufhaus GUM. Das Kaufhaus führt die alte Tradition des Marktplatzes fort, mit einem sehr umfassenden Angebot auch westlicher Waren und mit guten Speiselokalen. Dem GUM gegenüber liegt das Zentrum der Macht in Russland – der Kreml. Ab dem 14. Jahrhundert herrschten von hier aus die Zaren, wie Iwan der Schreckliche oder Katharina die Große. Aus dieser Zeit sind die vielen prächtigen Kathedralen und Paläste geblieben, deren Schatzkammern heutzutage für das Publikum geöffnet sind. Die Moskowiter lieben ihren Zirkus über alles, so gibt es in Moskau natürlich den großen Staatszirkus mit Spitzenleistungen in Artistik, Dressur oder Clownerie. Daneben existieren in der Stadt noch ein Katzen-Zirkus, ein Tierzirkus mit Nilpferd, Bär und Wildschwein, der älteste von allen aber ist der Nikulin-Zirkus, der seit 1880 seine Aufführungen einem begeisterten Publikum vorführt. Ich machte mich also auf die Fahrt per Metro zum Zirkus Nikolin auf dem Zwetnoi Boulevard. Der Dame an der Kasse des Zirkus-Nikulin hatte ich „bilety“ murmelnd einen Zettel mit Datum und Uhrzeit der gewünschten Vorstellung hingeschoben. Das Verfahren hat sich später in China oder Japan auch gut bewährt. Daraufhin erhielt ich ein Ticket gleich in der ersten Reihe für die Kindervorstellung, für die ich mich entschieden hatte. Das hatte den Vorteil, dass ich die riesigen Luftballons, von den Clowns unter das jauchzende Publikum geworfen, gleich weiter in die oberen Ränge befördern durfte. Ein Clown demonstrierte, sehr zur Schadenfreude und unter dem Gelächter der Zuschauer, alle möglichen Verrenkungen, um es sich auf einer immer wieder zusammenklappenden Campingliege gemütlich zu machen. Bis er sich schließlich im Gestell der Liege völlig verfangen hatte und sich nur mit Mühe wieder aus dem Gestänge befreien konnte. Eine großartig choreografierte Nummer, die es auf die Schadenfreude vor allem der Kinder abgesehen hatte. Außer den Clowns, die für die aufgeregten Kinder natürlich das Wichtigste waren, gab es noch Hochseil-Akrobatik, Tiger- und Pferdedressur-Nummern und vieles mehr. Die Atmosphäre des Nikulin, mit seinen Tieren, den Geräuschen und Gerüchen, den artistischen Nummern, den Clowns und allen anderen Zirkusleuten übte auf mich einen magischen Reiz aus, der auch die vielen Kinder in Begeisterung versetzte und uns hinterher zufrieden nach Hause gehen ließ. Ganz in der Nähe des Zirkus Nikulin, am Anfang des Rozdestvenskij bulwar liegt einer meiner Lieblingsplätze in Moskau. Eine an den früheren Großmarkt von Paris erinnernde Halle aus dem frühen vorigen Jahrhundert mit kleinen Speiselokalen aus aller Welt. Hier findet sich auch eine große Auswahl deutscher Wurstsorten (Wurstland genannt) und Gerichte. Wurst und Brot werden neben Autos und Biergärten vielerorts mit Deutschland in Verbindung gebracht, was ja nicht schlecht sein muss. Eine besondere Sehenswürdigkeit in Moskau ist der Jelissejewskij Laden auf der Twerskaja uliza, ein altes Delikatessengeschäft der Familie Jelissejew. In deren palastartigen Verkaufsräumen, mit einem Gemisch aus Barock und Jugendstil Elementen geschmückt, wird der Verkauf von feinsten Delikatessen zelebriert. Zum Beispiel das Zarenlachs-Rückenfilet oder diverse Sorten von Stör, alles für die Zubereitung schon vorbereitet und in prächtigen Auslagen dem Publikum verführerisch zum Kauf angeboten. Nur einige ausgewählte Delikatessengeschäfte in Paris, Berlin oder München können mit der hier gebotenen verschwenderischen Pracht mithalten. Der ausufernde Luxus dieses besonderen Lokals gibt heute noch ein Eindruck von der Lebensart der feinen Moskauer Gesellschaft zur Zarenzeit. In Gedanken in die damalige Zeit zurück versetzt, erwartete ich, dass adeligen Damen mit Dienerschaft eintreten würden, um hier würdevoll ihre Einkäufe zu wählen. Ohne Träumerei, jedoch mit einer kleinen Portion köstlichem Fischsalat zog ich weiter. Der Jelissejewskij palastartige Laden ist inzwischen leider geschlossen und wird hoffentlich unverändert einer...