Kanitz | Mister Dream (Band 2) | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 267 Seiten

Reihe: Mister Dream

Kanitz Mister Dream (Band 2)

Ein Traumtyp zu viel
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-649-67073-5
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Traumtyp zu viel

E-Book, Deutsch, Band 2, 267 Seiten

Reihe: Mister Dream

ISBN: 978-3-649-67073-5
Verlag: Coppenrath
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zu gern würde Emma mit Schulschwarm Erik in der berühmten Achterbahn 'CloudKiss' knutschen. Leider ist sie Luft für ihn. Zum Trost hat sie sich in ihrer Fantasie einen festen Freund zugelegt: Colin ist zwar ebenso unsichtbar wie sie für Erik, dafür sieht er aber mindestens ebenso gut aus und ist natürlich immer für sie da. Ein Traumtyp im wahrsten Sinne des Wortes. Peinlicherweise funkt Colin Emma gern auch mal im realen Leben dazwischen und bringt sie damit in Erklärungsnöte, sodass ihre Schlagfertigkeit gehörig auf die Probe gestellt wird. Doch dann erwacht Eriks Interesse an ihr - und Emma hat plötzlich einen eifersüchtigen Dreamboy am Hals. Bzw. im Kopf. Als schließlich auch noch ein geheimnisvoller Fremder auftaucht, der Traumtyp Colin aufs Haar gleicht, hat Emma endgültig das Gefühl, in einer Dauer-Achterbahnschleife zu leben ...

Brigitte Kanitz wird im Jahr 1957 geboren. In Hamburg machte sie ihr Abitur und lebte einige Jahre in Uelzen und Lüneburg, wo sie als Lokalredakteurin arbeitete. Die Menschen dort und die Landschaft hat sie kennen und lieben gelernt. Mittlerweile lebt Kanitz in Italien.
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Hände hoch!


Eine Treppenstufe knackte. Es klang wie ein Pistolenschuss.

Panik ergriff mich und ich drückte mich fest an die Wand.

Als ob das etwas genutzt hätte!

So lang, wie ich war, konnte ich mich sowieso nicht unsichtbar machen. Da half mir auch meine natürliche, geisterhafte Blässe nichts.

Angestrengt hielt ich den Atem an und lauschte. Hatte ich jemanden aufgeschreckt? Zum Beispiel den Typen, den ich überraschen wollte? Na ja, überfallen wäre auch ein passender Ausdruck für das, was ich vorhatte.

Doch alles blieb ruhig. Vorsichtig richtete ich mich wieder auf und atmete ein paar Mal tief durch.

Dann stieg ich weiter die schmale, steile Holztreppe zum Dachboden unseres Hostels »Cloud« hinauf. Bis vor wenigen Tagen war ich ewig nicht mehr hier oben gewesen – zuletzt wahrscheinlich, als ich mit meiner Freundin Lilli als Kind Verstecken gespielt hatte. Ich versuchte mich zu erinnern, ob noch mehr Stufen knarrten. In der einen Hand trug ich zwei frische Handtücher, mit der anderen hielt ich mich an der Wand fest. Ein Treppengeländer gab es nicht. Früher oder später würde sich hier jemand den Hals brechen. Entweder unser neuer Untermieter Tom – oder ich, während ich ihm nachspionierte.

Oder Colin, natürlich. Aber dem würde das nichts ausmachen.

»Darling, du bist ein böses Mädchen«, sagte er in meinem Kopf. »Natürlich würde ich mir furchtbar weh tun! Ich hab schließlich Gefühle wie du!«

Ich blieb stehen, damit ich beim Augenverdrehen nicht tatsächlich selbst die Treppe hinunterfiel.

»Quatsch«, antwortete ich. »Du bist nicht aus Fleisch und Blut, du spürst nichts!«

Colin schwieg und sah mich aus seinen meergrünen Augen vorwurfsvoll an. Mein langjähriger, wenn auch unsichtbarer Freund hatte in letzter Zeit ein Eigenleben entwickelt, das mir zunehmend auf den Keks ging. Dauernd mischte er sich in Angelegenheiten ein, bei denen ich ihn gar nicht herbeifantasiert hatte – besonders in männliche Angelegenheiten, wohlgemerkt.

Dabei war ich so glücklich, dass sich auf diesem Gebiet endlich etwas getan hatte bei mir!

Als ich daran dachte, dass Erik und ich jetzt wirklich und wahrhaftig zusammen waren, wollte ich mich in den Unterarm kneifen, widerstand aber der Versuchung. War sowieso schon voller blauer Flecke. Ich kniff nämlich seit fünf Tagen, weil ich dieses Wunder noch immer nicht fassen konnte.

Eine turbulente Woche lag hinter mir – endlich war mal was los gewesen in meiner Heimatstadt Kiesel, einem eher unbedeutenden Fleck auf der norddeutschen Landkarte. Unbedeutend, abgesehen von der Nähe zum berühmten Himmelspark. An einem einzigen Wochenende war mehr passiert als sonst in einem ganzen Jahr: Erst hatte Erik pünktlich zu meinem siebzehnten Geburtstag angefangen, mich überhaupt wahrzunehmen, nachdem ich schon seit drei Jahren hoffnungslos in ihn verliebt gewesen war. Dann erschien Tom und hatte mich komplett durcheinandergebracht. Und schließlich war ich tatsächlich mit Erik zusammengekommen. Letzten Montag auf der Achterbahn »CloudKiss«.

Fünf Tage war das jetzt her.

Fünf absolut glückliche Tage.

Aber leider nicht fünf sorgenfreie Tage.

Langsam kehrte ich wieder in die Gegenwart zurück und ertappte mich bei einem seligen Lächeln, das mir selbst vor Colin etwas peinlich war.

Zurück zu Tom.

Ich hatte etwas zu erledigen!

Vorher musste ich aber erst einmal Colin loswerden, der mir sonst bei der ganzen Aktion dazwischenfunken würde. Obwohl er vor ziemlich genau drei Jahren meiner eigenen Fantasie entsprungen war (als Ablenkung von meinem schrecklichen Liebeskummer wegen Erik), war das Loswerden nun schwieriger, als man glauben könnte.

»Sorry, so meinte ich das nicht«, murmelte ich also begütigend. »Ich weiß ja, dass du immer für mich da bist.«

»Right!«, sagte Colin mit Nachdruck.

»Könntest du jetzt trotzdem bitte gehen? Ich habe etwas Wichtiges zu erledigen und es könnte gefährlich werden.«

»Okay.« Colin machte ein erschrockenes Gesicht. »Pass auf dich auf, ja? Wenn du mich brauchst, bin ich da. See you later.« Eilig stieg er die Treppe hinab und verschwand.

Die knackende Stufe machte bei ihm natürlich kein Geräusch. Vielleicht, weil er sich auf halbem Weg in Luft auflöste.

Ich unterdrückte ein Grinsen. Manchmal war Colin Helmsworth nur halb so klug und mutig, wie ich ihn mir ausgedacht hatte. Ob ich Lilli bei Gelegenheit verraten sollte, dass ich einen neuen Trick hatte, um ihn loszuwerden?

Lieber nicht.

Sie machte sich schon genug Sorgen um meine geistige Gesundheit, seit ich ihr meinen eingebildeten Boyfriend gebeichtet hatte. Dabei pflegte Lilli selbst ein ziemlich abgefahrenes Hobby und wurde von diversen Leuten durchaus für exzentrisch gehalten. Aber darin würde ich sie vermutlich längst übertreffen. Spätestens wenn herauskam, dass ich mich im Grunde gerade über mein eigenes Unterbewusstsein lustig gemacht hatte, würde sie mich einweisen lassen.

Ich lauschte. Auf dem Dachboden war nichts zu hören – Tom hatte also noch nicht mitbekommen, dass ich auf dem Weg zu ihm war. Gut so.

Allerdings bekam ich nun doch Zweifel, ob die Alibi-Handtücher wirklich ausreichen würden, um mir einen Zutritt zur Dachkammer zu verschaffen. Ich war in den letzten Tagen schon mehrmals unter einem Vorwand bei ihm aufgetaucht und hatte dabei versucht, ihn auszuhorchen.

Erfolglos.

Sehr schnell war ich jedes Mal von ihm abgewimmelt worden.

Übrigens trieb mich nicht etwa die pure Neugierde zu meinen Spionageaktionen. Ich hatte handfeste Gründe! Tom war aus gleich mehreren Gründen verdächtig: Erstens hatte er sich das Vertrauen meiner Mutter erschlichen und war quasi dauerhaft in unserem winzigen Hostel eingezogen, obwohl er problemlos nebenan im Luxushotel »Star« hätte unterkommen können. Josephine mit PH hatte sämtliche Tricks eingesetzt, die ihr zur Verfügung standen, und ihm sogar eine kostenfreie Unterbringung angeboten – welcher Junge hätte sich das schon entgehen lassen?

Zweitens hatte ich mich furchtbar erschrocken, als Tom Samstagnacht wie aus dem Nichts im Himmelspark aufgetaucht war, und seitdem befand ich mich in einer Art partieller Schockstarre. Denn wie zur Hölle war es möglich, dass dieser Typ, den ich nie zuvor gesehen hatte, meinem ausgedachten Traumboy wie aus dem Gesicht geschnitten war?

Es gab nur zwei Unterschiede zwischen den beiden: Tom war nicht ganz so groß wie Colin – und er besaß zwei süße Grübchen, die Colin abgingen. Aber davon abgesehen hätten sie mit ihren schwarzen Locken und meergrünen Augen locker eineiige Zwillinge sein können.

Drittens hatte Tom seit seinem geheimnisvollen Erscheinen bei uns nicht eine Silbe über seine Herkunft verraten, was mich besonders irritierte, weil er dagegen eine Menge über mich selbst zu wissen schien.

Heute hatte ich mich darüber hinaus auch noch gefragt, warum ein Typ, der neuerdings im Himmelspark arbeitete, seinen ersten freien Tag ausgerechnet auf unserem stickigen Dachboden verbrachte. Es war Mitte Juli und der gesamte Norden Deutschlands wurde von einer afrikanischen Hitzewelle heimgesucht. Da oben mussten mindestens vierzig Grad herrschen.

Wenn nicht fünfzig.

Wie hielt er das bloß aus? Es gab nur ein winziges Oberlicht, durch das bestimmt keine frische Brise hereinwehte, also musste sich die Wärme so richtig schön zwischen den schrägen Wänden stauen.

Meine Mutter hatte gemeint, er sei wahrscheinlich unempfindlich gegen hohe Temperaturen und ich solle den armen Jungen in Ruhe lassen, damit er sich nach den ersten harten Arbeitstagen erholen könne.

Sie hatte aus mir unverständlichen Gründen einen Narren an Tom gefressen und ihn bei uns aufgenommen, ohne mich auch nur nach meiner Meinung zu fragen. Das nagte an mir, neben allem anderen.

Als ich nun den schmalen Treppenabsatz ganz oben erreichte, fühlte ich mich wie eine Bohnenstange in einem Backofen. Hätte mein Gesicht eine andere Farbe als bleich annehmen können, wäre ich jetzt hochrot gewesen.

Ich wischte mir mit den Handtüchern einige Schweißtropfen von der Stirn und hob die Hand, um an die Tür zu klopfen. Diesmal war ich fest entschlossen, nicht zu weichen, bevor ich nicht eine Antwort auf meine Frage bekommen hatte. Oder besser: bevor ich nicht Antworten auf meine vielen, vielen Fragen bekommen hatte!

Aus der Kammer war ein gedämpftes Murmeln zu hören.

Ich ließ die Hand sinken und legte mein Ohr an die Tür. Redete da nicht jemand?

Ja, ganz klar, das war Toms Stimme.

Aber mit wem sprach er?

Hatte er Besuch?

Etwa von Josephine mit PH?

Meine Erzfeindin Josephine von Lerchen stellte Tom nach, seit sie ihn zum ersten Mal erblickt hatte. Aber würde sie wirklich in der Hitze der Dachkammer zerlaufendes Make-up und herabhängende Engelslocken riskieren? Eher nicht. Sie legte sehr viel Wert auf ein perfektes Auftreten. Schließlich...


Brigitte Kanitz wird im Jahr 1957 geboren. In Hamburg machte sie ihr Abitur und lebte einige Jahre in Uelzen und Lüneburg, wo sie als Lokalredakteurin arbeitete. Die Menschen dort und die Landschaft hat sie kennen und lieben gelernt. Mittlerweile lebt Kanitz in Italien.



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