Karrenbauer | Das Leben ist kein Fischfurz, Vol. 1 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 376 Seiten

Karrenbauer Das Leben ist kein Fischfurz, Vol. 1


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7116-0774-4
Verlag: novum Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 376 Seiten

ISBN: 978-3-7116-0774-4
Verlag: novum Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Geradlinig, ehrlich und vor allem eine, die sich nicht unterkriegen lässt - das ist Katy Karrenbauer, wie man sie kennt. In der Rolle der 'Christine Walter' in der RTL-Erfolgsserie 'Hinter Gittern - der Frauenknast' stand sie zehn Jahre lang vor der Kamera und war DAS Gesicht der Serie. In 39 Kurzgeschichten erlaubt Katy Karrenbauer tiefe Einblicke in ihr Seelenleben. Mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern und teils schwarzem Humor schildert sie berührende Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit. Hätten Sie zum Beispiel gedacht, dass die Powerfrau von schlimmsten Panikattacken fast in den Suizid getrieben worden wäre? Panik, die? Die ist doch so tough, die aus dem Knast! - sollte man zumindest meinen. Ein Buch, das sich etwas traut, von einer Frau, die sich selbst und dem Leben etwas zutraut.

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Der Weg des Künstlers „Schickst du mir den Hund bitte runter?“, rief ich Peter zu, der mit dem Telefon in der Hand auf der Terrasse stand. Es war früher Abend und ich hatte geklingelt, damit Peter wusste, dass ich wieder aus Kiel und somit von den Trauerfeierlichkeiten zurück war. Da wir im fünften Stock wohnten und das natürlich ohne Fahrstuhl, war unser Ritual, dass Lino, unser damaliger Hund, sich allein auf den Weg die Treppen herunter zu seinem Abendspaziergang machte, die Leine in seiner Schnauze. „Mach ich!“ „Treffen wir uns gleich im Litho?“, rief ich. „Ja, ich beende nur eben das Gespräch. Ist wichtig!“ „O. k.!“ Lino und ich machten eine Runde durch den Park und warteten in unserer Stammkneipe bei einem Caffè Latte auf Peter. Während der langen Autofahrt von Kiel nach Hause hatte ich mir überlegt, dass wir vielleicht so etwas wie eine Beziehung auf Probe anstreben sollten. Mehr Freiraum, weniger Fragen. Vor allem aber den Mut wiederzufinden, absolut alles anzusprechen, was uns störte, nicht nur an dem anderen, sondern vor allem im gemeinsamen Umgang. Nicht verletzend, sondern konstruktiv. Vielleicht war ja alles nur ein großes Missverständnis gewesen und vielleicht hatte ich ja auch wirklich extrem überempfindlich auf Peters scheinbares Desinteresse an meinen Gefühlen reagiert. Utas Tod hatte mich wieder mal daran erinnert, wie kurz das Leben war, aber vor allem, wie schnell es vorbei sein konnte. Außerdem hatte ich mir irgendwann geschworen, niemals in einer Beziehung im Streit auseinanderzugehen. Es gab zu viele wahre Geschichten, in denen Menschen, die sich liebten, einander morgens den Rücken zugewandt hatten, zornig und nicht wissend, dass sie einander nie mehr wiedersehen würden. Doch nach dem Tod gab es keine Möglichkeit mehr, sich bei dem anderen zu entschuldigen, sich auszusprechen oder Dinge zu klären. Der, der blieb, musste vielleicht sein Leben lang mit der traurigen Gewissheit leben, dass der andere nicht wusste, wie sehr er eigentlich geliebt wurde. Auch der Satz: „Der Tod ist nur schlimm für die Hinterbliebenen“ tröstete da kaum und ich wollte es in meinem Leben nie so weit kommen lassen. Peter trottete in unsere Lieblingskneipe, gab mir ein flüchtiges Küsschen auf den Mund und bestellte sich ein Bier. Ich freute mich, ihn, der mir so vertraut war, zu sehen, und wollte grade anfangen, von meiner Reise zu erzählen, als er mit einem: „Hör mal, du möchtest jetzt bitte eben Mira anrufen“, das Gespräch eröffnete. Mira war eine langjährige Freundin, die seit einiger Zeit für eine Kölner Filmfirma arbeitete und mir zu meinem Job als Casterin für Komparsen und Kleindarsteller in der Firma verholfen hatte. Außerdem hatte sie es möglich gemacht, dass Peter für eine Rolle in der Serie, für die sie selbst tätig war, vorgeschlagen wurde, die er tatsächlich nach seinem gelungenen Casting auch bekam. „Mira?“, fragte ich. „Hm. Was will sie denn?“ „Na ja“, begann er zögerlich, „sie behauptet, ich hätte am letzten Drehtag unserer Staffel etwas mit der Maskenbildnerin gehabt, aber das stimmt nicht. Totaler Quatsch. Na ja, wird sie dir dann schon selbst sagen.“ Lässig lehnte er sich im Stuhl zurück und steckte sich eine Zigarette an. Aha??? Ich muss gestehen, ich war leicht verwirrt. Da saß er und eröffnete mir, dass Mira mich um einen Rückruf bat, weil er am letzten Abend der Staffel etwas (tja, was eigentlich genau?) mit der Maskenbildnerin „gehabt hatte“? Ich erinnerte mich noch genau an den Abend. Ich hatte Peter zur Abschiedsparty in die Räumlichkeiten der Produktion gefahren. Es war ein sehr netter Abend, wenn mich auch die neben dem Buffet liegenden Präservative irritierten, die sozusagen zum Essen gereicht wurden. Aber ich hielt dies für einen Produktionsgag, hieß doch diese „Jede Menge Leben“. Das passte. Zumindest in meiner Vorstellung. Peter hatte mir im Laufe des Abends eröffnet, dass er es „heute mal so richtig krachen lassen wolle“. Er hatte bis zu diesem Abend wirklich irrsinnig viel gedreht und viel Zeit mit diesen Menschen verbracht, darum fand ich es natürlich völlig in Ordnung, dass mein Freund seinen letzten Abend mit seinen Kollegen und Kolleginnen allein feiern wollte. Da ich selbst zwar einige Leute kannte, mit denen ich auch schon gearbeitet hatte, aber dennoch nicht zur Produktion gehörte, beschloss ich, gegen Mitternacht nach Hause zu fahren. Blöderweise hatte ich von jeher ein Problem. Ich konnte einfach nicht einschlafen, wenn der andere nicht zu Hause war. Ein wirklich unsinniges Problem für eine Schauspielerin, sollte man denken, da man ja öfter mal durch eine Produktion bedingt in einem Hotel oder einer Pension schläft. Wenn ich selbst unterwegs war, um irgendwo zu drehen oder Theater zu spielen, fiel mir das ja auch gar nicht schwer. Das Problem tauchte immer nur dann auf, wenn ich zu Hause war. Und so schlug ich mir im Halbschlaf die Nacht um die Ohren, bis ich gegen fünf wieder aufrecht im Bett saß. Peter blieb nie lange auf Partys, er trank kaum Alkohol und war oft auch zu geizig, Geld für ein Taxi auszugeben. Nach kurzer Überlegung rief ich also in der Produktion an, um ihm anzubieten, dass ich ihn abholen würde, falls er das wolle. Der Pförtner, ein freundlicher Mann, den ich ebenfalls von früher kannte, nahm den Hörer ab: „Karrenbauer!“ „Hallo Frau Karrenbauer“, erwiderte er freundlich. „Hallo! Sie haben aber einen langen Abend“, sagte ich. „Ist das Fest noch in vollem Gange, Sie Ärmster?“ „Nein“, antwortete er knapp. „Aha? Sind denn alle schon weg?“ „Ja, alle schon weg!“ „Aha. Auch Herr xxx?“, fragte ich verunsichert und meinte damit Peter. „Ja, der auch“, antwortete er geschwind, auch wenn ich glaubte, ein kurzes Zögern in seiner Stimme gehört zu haben, was mich innerlich aufhorchen ließ. Sonst hätte ich sicher nicht weiter nachgehakt. „Wissen Sie zufällig, wo sie hingefahren sind? Und wer noch mit dabei war?“ „Nein, aber ich glaube, die sind alle in die Stadt. Mit dem Taxi. Schon vor Stunden.“ „Vor Stunden schon?“ Aha? Das war irgendwie seltsam. Auch wenn Peter gesagt hatte, dass er es krachen lassen wollte, war er überhaupt nicht der Typ, der nach einer Feier noch in irgendeiner Kneipe einkehrte. Ich? Jederzeit! Aber bei ihm war das eher ungewöhnlich. „Sind Sie ganz sicher?“, fragte ich ein letztes Mal. „Ganz sicher, Frau Karrenbauer. Niemand mehr da. Tut mir leid, Ihnen nicht weiterhelfen zu können. Gute Nacht.“ „Danke und guten Morgen“, sagte ich noch, legte langsam und nachdenklich den Hörer auf und machte mir mit einem Mal große Sorgen. Lag er vielleicht irgendwo total betrunken herum und hatte kein Geld, um nach Hause zu fahren? Er würde doch anrufen, wenn er woanders übernachten würde und nicht nach Hause käme. War ihm irgendetwas Schreckliches passiert? Natürlich war ich inzwischen hellwach. Sollte ich mich einfach ins Auto setzen und die Strecke abfahren? Oder vielleicht noch in der einen oder anderen Bar nachsehen, ob er dort vielleicht sei? Ich verwarf diesen Gedanken, so schnell wie er mir gekommen war, denn ich finde nichts schrecklicher, als bei meinem Freund das Gefühl zu erwecken, ich würde ihm hinterher spionieren. Das hatte ich nie gemacht und ich wollte es auch nicht so weit kommen lassen, dass er oder jemand, mit dem er vielleicht jetzt noch unterwegs war, denken könnte, ich traue und vertraue ihm nicht. So kochte ich mir einen Kaffee, entschied, noch zu warten, anstatt irgendwelche unsinnigen Aktionen zu starten, kramte mein Tagebuch heraus und begann, meine „Morgenseiten“ zu schreiben. Seit einigen Monaten, genau gesagt seit etwa zweieinhalb Monaten, arbeitete ich mich durch das Buch „Der Weg des Künstlers“ und war mir, meinem Leben und meinen eigenen Geheimnissen, Wünschen und Träumen auf der Spur. Nicht jedermanns Sache, war es doch eine Art Seminar, das man über zwölf Wochen praktizieren sollte und das mit wöchentlichen Aufgaben versehen war, aber ich stieß durch dieses Buch mehr und mehr auf Gründe, warum mich bestimmte Ängste plagten, und erfuhr sehr viel über meine Gedanken und mein Unterbewusstsein, denn ich hielt mich eng an die Aufgabenstellung und schrieb wirklich jeden Tag und eigentlich immer direkt nach dem Erwachen. An diesem Morgen schrieb ich also grade über Peter, Gedanken zum Verlust eines Menschen durch Tod oder „nur“ Trennung, als ich mit einem Mal den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür wahrnahm. Auch Lino wurde unruhig, aber er erkannte Peters Schritt, bellte also nicht und mir fiel ein Stein vom Herzen. Peter schlich sich in die Wohnung und als er mich mit meinem Kaffee auf dem Bett sitzen sah, schoss er mir ein: „Ich will jetzt nicht reden. Ich bin müde!“ entgegen – und dabei hatte ich doch nur gelächelt und noch gar nichts gesagt. Ich schaute ihm zu, wie er seine Kleidung, ein wenig wankend, abstreifte, wie er sich aufs Bett neben mich warf und mir schnell den Rücken zudrehte, während er mir kurz ein „Nacht“ zunuschelte und scheinbar sofort einschlief. „Verletzt“ war das letzte Wort, das ich grade in mein Tagebuch...



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