Karsten | Das ahrimanische Netz | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 462 Seiten

Reihe: Transstellar

Karsten Das ahrimanische Netz

Transstellar 2
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-8811-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Transstellar 2

E-Book, Deutsch, Band 2, 462 Seiten

Reihe: Transstellar

ISBN: 978-3-8192-8811-1
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Bekämpfung eines kosmischen Brandherds mündet in einer tiefgreifenden Transformation aller galaktischen Zivilisationen. Im Jahr 2405 reisen zwei Transnauten in einem Raumschiff der insektoiden Szaz achtzehnhundert Lichtjahre weit zum Stern Kepler-452. Dort breitet sich ein apokalyptischer kosmischer Brandherd aus und es ist Aufgabe der Szaz, ihn zu löschen. Mehr wissen die beiden Abenteurer nicht. Je näher sie ihrem Ziel kommen, um so mehr wachsen ihre Zweifel, ob sie auf der richtigen Seite stehen. Bald entwickeln die Dinge eine unheilvolle Eigendynamik, welcher auch die übermächtigen Szaz hilflos gegenüberstehen, und ein alter Feind wird zum neuen Hoffnungsträger.

Martin Karsten wurde 1954 in Münster/Westfalen geboren und lebt heute südlich von Heidelberg im Kraichgau. Nach dem Staatsexamen in Germanistik und Geographie promovierte er in Klimageographie. Danach wechselte er beruflich in die IT-Branche, wo er die letzten Jahrzehnte als Datenbankspezialist arbeitete.
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Kapitel 1 – Hölle


Eintrag persönliches Logbuch Pauline Mercier,
08.07.2405, 9:00 Solarzeit:

Dieses System ist die Hölle und das Leben an Bord der Prinz entwickelt sich ebenfalls in diese Richtung, zumindest für mich. In vier Gewaltakten sind wir nun weitere fünfhundert Lichtjahre gesprungen und haben den Stern Kelt-9 erreicht. Seit zwei Tagen kreisen wir eine Lichtminute über dem Äquator dieses weißblauen Infernos von Sonne. Frank und mir ist immer noch speiübel und wir hängen meistens in unseren beiden Kabinen herum. Unterdessen geht Sethoceris, dieses unterkühlte Insektenmonster aus der Spezies der Szaz, irgendwelchen unergründlichen Tätigkeiten an den schwebenden Bedienungskonsolen des Schiffes nach.

Ja, die Hölle, denn wir haben erst ein Drittel unseres Weges nach Kepler-452 bewältigt und fühlen uns schon sterbenskrank. Zwar entdecken die Medi-Checks unserer Nano-Anzüge keine Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung, aber die Blutwerte sind ziemlich am unteren Limit. Doch unsere derzeitigen Klonkörper sind jung und fit. Sie werden hoffentlich durchhalten.

Immerhin haben wir uns für reichlich lange zehn Jahre für einen leider nicht näher definierten Dienst bei den Szaz verpflichtet. Und so nehmen wir nun an diesem immer noch obskuren Einsatz im fernen Kepler-System teil. Quasi als Gegenleistung für die Besiedlungshilfe des Planeten Poseidon im System Gliese667C, wo ein gigantisches Mutterschiff der Szaz eine große menschliche Kolonistengruppe abgeladen hat.

Wenn alle Stricke reißen, wir einfach nicht mehr können oder, noch schlimmer, uns der Tod ereilt, eilen wir nach Hause. Keine Redewendung! Als Transnauten, als mittlerweile erfahrene Geistreisende, steht uns die Rückkehr in unsere sicher im Archiv der irdischen Lazarus Labs eingelagerten alten Körper offen. Falls die noch kompatibel sind. Es gibt da Zweifel. Aber ich will ja nicht den Teufel an die Wand malen.

Apropos, wie ich schon sagte, dieses System ist einfach die Hölle. Der sonnennächste Planet ist seinem Gestirn sehr nahe, so nah, dass ihm die Atmosphäre feurig weggeblasen wird und als Mahlstrom kondensierter Materie durch das ganze Sonnensystem wirbelt. Was machen wir hier überhaupt? In vier Stunden ist Lagebesprechung. Da werden wir sicher wieder mit Daten überhäuft. So viel Neues, so weit weg von der Erde. Ich ruhe mich jetzt noch etwas aus, um nachher alles mitzubekommen. Und wenn nicht, Valerie zeichnet ja sowieso alles auf.

Speichern und Logout.

Die Prinz, wie die Menschen das Raumschiff nannten, stellte das verkleinerte Abbild eines Szaz-Mutterschiffs dar, eine Nussschale aus Neutronium, angefüllt mit einer Technik jenseits menschlichen Begreifens. Eine fünfzig Meter durchmessende Hohlkugel mit gravovariabler Schale, auf deren Innenwand sich die verschiedenen Wohn- und Technikräume erstreckten. In der Kugelmitte spannte sich dreißig Meter weit die Zentrale auf mit ebenfalls zur Außenschale hin orientierter Schwerkraft von komfortablen 0,8 g.

Pauline, untersetzt, brünett, mit ebenmäßig weichen Gesichtszügen und lachenden grünen Augen, und Frank, schlank, braunwuschelig, dunkeläugig und hakennasig, verließen fast gleichzeitig ihre Kabinen über den Deckenlift und betraten den weiten Hohlraum der Zentrale mit seiner Armada aus leuchtend durch den Raum treibenden virtuellen Konsolen und Hologrammen. Die Mehrzahl dieser Objekte hatte sich über ihren Köpfen zu einer flirrenden Wolke verdichtet, aus deren Mitte der Körper einer Gottesanbeterin von den Ausmaßen eines irdischen Bären dunkel hervorschimmerte: Sethoceris aus der Spezies der Szaz, Kommandantin der Prinz.

»Hallo Setho, was gibt es Neues da oben«, rief Frank munter hinauf und winkte in gespielter Fröhlichkeit.

›Wieso gibt er sich immer noch heiter? Er ist doch genauso erledigt wie ich, er spielt das bloß‹, dachte sich Pauline gereizt, verbarg dann aber schnell diese Regung hinter ihrem Mentalschirm, den aufzubauen sie beide im Laufe der Reise gelernt und gegenseitig respektiert hatten. Als gleichermaßen telepathisch Begabte galt es, eine geistige Privatsphäre zu bewahren. Die physische Enge dieses Raumschiffs war aufreibend genug.

Die Szaz schien ihre Anwesenheit bemerkt zu haben. Mit einer wirbelnden Bewegung ihrer mächtigen Fangarme ließ sie das ganze Ensemble virtueller Objekte zu einer Partikelwolke zerstieben und sprang mit einem mächtigen Satz mitten durch das Geflimmer über die dreißig Meter hinweg zu ihnen herüber. Das vernehmliche Kratzen ihrer Klauen bei der Landung, ihr hochaufgerichteter Vorderkörper und die herabstarrenden obsidianschwarzen Facettenaugen ließen die beiden Menschen unwillkürlich erschaudern, obwohl es am Wohlwollen des Aliens keinen Zweifel gab.

Sethoceris wandte sich wortlos wieder der Raummitte zu, wo sich ein neues Hologramm zur Darstellung des Sonnensystems Kelt-9 formierte. Sie betrachtete es kurz und begann dann summend und sirrend zu sprechen, was die Nano-Anzüge der Menschen simultan übersetzten und in deren Gehör-Implantate einspeisten.

»Geschätzte Verbündete, sicher kennt ihr die astrophysikalischen Fakten dieses Systems, daher nur eine kurze Zusammenfassung. Dieser Stern, nach eurer Klassifizierung ein A0, liegt sechshundertfünfzig Lichtjahre von eurem Heimatplaneten entfernt. Im Vergleich mit eurer Sonne ist er doppelt so heiß und von doppeltem Durchmesser. Und er rotiert extrem schnell, sodass seine Pole abgeflacht sind. Sein nächster Planet besitzt die dreifache Masse und den doppelten Durchmesser eures Jupiters. Er umkreist seinen Stern innerhalb von fünfunddreißig Stunden in gebundener Rotation und in einem Abstand von nur fünf Millionen Kilometern, also weniger als dem dreifachen Sonnendurchmesser. Die Umlaufbahn ist circumpolar, steht also senkrecht zur Ekliptik, sodass der Planet über die Sonnenpole hinwegzieht.

Diese Konstellation erhitzt die Oberfläche des Planeten auf rund viertausendsechshundert Grad, annähernd so heiß wie die Photosphäre eurer Heimatsonne. Da aufgrund der Abflachung die Sonnenpole von Kelt-9 heißer sind als der Sonnenäquator, fluktuiert auch die Oberflächentemperatur des Planeten, quasi ein tropisches Halbjahr in weniger als achtzehn Stunden.«

»Oh je, schon wieder kein Landgang?«, unterbrach Frank und zog eine Grimasse. Pauline schämte sich wieder einmal für ihn und war in Versuchung, mit ihm zu streiten. Aber dann machte sie sich klar, dass es Franks ganz normale Art war, auf Dauerbelastung mit Sarkasmus zu reagieren. Und diese Reise war der pure Dauerstress.

Ungerührt fuhr die Szaz fort: »Diese extremen Verhältnisse verwandeln die planetare Atmosphäre in einen chemischen Reaktor, in dem alle verdampften Moleküle in ihre Atome aufgebrochen werden. Der starke Sonnenwind seinerseits erodiert die Atmosphäre des Planeten und weht sie, einem Kometenschweif vergleichbar, hinaus in die Ebene seiner Umlaufbahn. Dort kondensiert die ausgeworfene Materie zu Gasmolekülen und Metallhydraten und bildet eine etwa sechzig Millionen Kilometer breite circumpolare Gas- und Staub-Scheibe um die Sonne. Da alle fünfunddreißig Stunden neues Material eingebracht wird, ist dieser Wirbel voller Dynamik. Kleinere Hydratbrocken klumpen zu größeren, andere stoßen zusammen und zerbrechen wieder.«

»Bitte, komm auf den Punkt. Diese Art von Materiescheibe ist ja wirklich eine Rarität, aber wir kennen doch die Daten von Kelt-9. Worauf willst du hinaus? Ich bin ziemlich müde«, konnte Pauline nicht mehr an sich halten und gähnte betont.

»Menschliche Ungeduld ist ein großes Hindernis für tieferes Verständnis«, rügte die Szaz nicht zum ersten Mal und die beiden Menschen stöhnten innerlich auf, schwiegen aber, damit es voranging. Sethoceris führte nun ein neues Objekt in das Hologramm des Sonnensystems ein. Es umkreiste seine Sonne innerhalb der Ekliptik und durchdrang an zwei Punkten die Materiescheibe.

»Den Grund für unseren Besuch seht ihr hier, der Planetoid Kelt-9c, den eure Astronomen noch nicht entdeckt haben. Während der senkrecht zur Ekliptik kreisende Gasplanet Kelt-9b als vagabundierender Himmelskörper vom Stern Kelt-9 eingefangen wurde, entstanden die elf weiteren Planeten in der Ekliptik zusammen mit ihrer Sonne.

Doch nirgendwo in diesem System ist autochthones Leben zu finden, dazu ist es noch nicht alt genug und wird bei diesem Sterntyp auch nicht alt genug werden. Dennoch finden wir auf Kelt-9c die Spezies der Borm. Sie schürfen den metallischen Reichtum der Materiescheibe und davon wollen wir profitieren. Unser Vorrat an Schwermetallen an Bord ist etwas knapp, ebenso Wasser, was vor allem ihr Menschen benötigt. Wir werden den Borm einen Besuch abstatten, genauer gesagt, ihr!«

Der erste Eindruck eines Menschen von Prospektor-835 wäre der einer kürbisgroßen Kartoffel mit drei pagodenartig geschichteten Wülsten auf ihrer Oberseite. Auf den zweiten Blick registrierte man die fahlbraune Lederhaut und dann fiele einem die symmetrische Anordnung und Struktur der zwölf kräftigen Triebe ins Auge: sechs oben, sechs unten.

Der Borm...



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