Kastell | Chefarzt Dr. Holl 1936 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 1936, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

Kastell Chefarzt Dr. Holl 1936

Gelähmt in den Bergen
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-3074-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Gelähmt in den Bergen

E-Book, Deutsch, Band 1936, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

ISBN: 978-3-7517-3074-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Nach einer schweren Grippe plagen Nora noch immer Schwächeattacken, und das Kribbeln in ihren Beinen hört einfach nicht auf. Um sich endlich wieder für den Alltag fit zu machen, beschließt die Versicherungsfachangestellte, zum Geocaching in die Ammergauer Voralpen aufzubrechen. Wandern an der frischen Bergluft wird mir guttun, denkt sie. Und kann es kaum erwarten, die GPS-Schnitzeljagd zu beginnen ...
Nur wenige Stunden später ...
Die Sonne geht bereits hinter den Gipfeln unter, die Schönheit der Bergwelt versinkt in tiefster Nacht. Seit Stunden sitzt Nora auf dem harten Waldboden. Verletzt und unfähig, sich zu bewegen. Ihr Herz rast. Wieder geht sie in den Vierfüßlerstand und versucht, sich aufzurichten. Doch ihre Beine versagen, eiskalte Angst kriecht in ihr empor.
Nora ruft um Hilfe. Doch als Antwort ertönt nur ein heftiges Donnergrollen ...

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Gelähmt in den Bergen

Nora stürzt beim Geocaching – wird sie rechtzeitig gerettet?

Von Katrin Kastell

Nach einer schweren Grippe plagen Nora noch immer Schwächeattacken, und das Kribbeln in ihren Beinen hört einfach nicht auf. Um sich endlich wieder für den Alltag fit zu machen, beschließt die Versicherungsfachangestellte, zum Geocaching in die Ammergauer Voralpen aufzubrechen. Wandern an der frischen Bergluft wird mir guttun, denkt sie. Und kann es kaum erwarten, die GPS-Schnitzeljagd zu beginnen ...

Nur wenige Stunden später ...

Die Sonne geht bereits hinter den Gipfeln unter, die Schönheit der Bergwelt versinkt in tiefster Nacht. Seit Stunden sitzt Nora auf dem harten Waldboden. Verletzt und unfähig, sich zu bewegen. Ihr Herz rast. Wieder geht sie in den Vierfüßlerstand und versucht, sich aufzurichten. Doch ihre Beine versagen, eiskalte Angst kriecht in ihr empor.

Nora ruft um Hilfe. Doch als Antwort ertönt nur ein heftiges Donnergrollen ...

Nora Keller schreckte aus dem Schlaf hoch. Hatte es gerade geklingelt?

Jede Faser in ihr sehnte sich danach, wieder in die Traumwelt abzutauchen. Das Sofa war so weich und kuschelig warm. Sie wollte das jetzt nicht aufgeben!

Wahrscheinlich war es ohnehin nur die lästige Nachbarin von nebenan, die sich wieder einmal ein Ei oder eine Zwiebel leihen wollte. Sie sollte es morgen wieder versuchen oder schnell in den Supermarkt nebenan gehen ...

Gerade wollte sich Nora wieder in Kissenlandschaft fallen lassen, da klingelte es erneut lang und quälend schrill.

Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie sich noch nicht um eine erträglichere Türklingel bemüht hatte. Doch sie blieb weiter standhaft. Sie ging nicht zur Tür, sondern ließ sich mit einem Seufzer endgültig wieder auf ihr gemütliches Sofa zurücksinken.

Wer auch immer da etwas von ihr wollte, musste warten und später wiederkommen. Und wenn es ein hartnäckiger Paketbote war, der Einlass begehrte: Sollte er doch bei den anderen Parteien im Haus klingeln!

Aber der Besucher ließ nicht locker. Der Klingelrhythmus wurde aufdringlicher und fordernder.

Ob ein Kollege aus der Firma vor der Tür stand? Vielleicht wollte jemand nach ihr schauen. Immerhin war sie nun schon seit zehn Tagen krankgeschrieben ...

Das Klingeln wiederholte sich.

Genervt stöhnte Nora auf: »Mein Gott, was gibt es denn so Dringendes?«

Dann biss sie die Zähne zusammen und stemmte sich hoch. Das Kribbeln in den Beinen und die leichte Taubheit der Haut ignorierte sie dabei, so gut es ging.

Nora hatte gerade eine heftige Grippe hinter sich. Das glaubte sie jedenfalls. Die Krankheit hatte ihren Körper geschwächt. Aber sie meinte, bereits eine gewisse Besserung zu spüren.

Ihr Hausarzt hatte infolgedessen eine Pseudoparese der Beine diagnostiziert. So etwas käme gelegentlich nach einer Infektion vor. Sie solle sich aber keine Sorgen machen, da die Taubheitsgefühle von selbst wieder verschwänden. Schonung und regelmäßige Physiotherapie seien für sie die Mittel der Wahl.

Nur leider ging der Genesungsprozess viel zu langsam voran. Die Beinmuskeln blieben zu schwach. Sie sollte endlich zusätzlich mit einem leichten Ganzkörpertraining anfangen.

Natürlich wusste Nora, dass es nicht nur ihre Schwäche in den Beinen war, die sie belastete. Auch der Ärger mit Bastian spielte dabei eine Rolle. Zwar hatte sie sich nun endgültig von ihm getrennt, doch immer wieder kam in ihr die Frage hoch, ob sie richtig gehandelt hatte.

Als sie schon dachte, an der Tür wäre endlich Ruhe eingekehrt, klingelte es erneut, diesmal mindestens zehn Sekunden am Stück. Und dazu hämmerte jemand noch heftig gegen ihre Wohnungstür.

Sollte das jetzt so weitergehen? Dieser Besucher musste doch spüren, dass sie, auch wenn sie zu Hause war, nicht gestört werden wollte. Sie war doch nicht verpflichtet, jedem, der Einlass begehrte, die Tür zu öffnen.

***

Um nach dem x-ten Klingeln die Odyssee anhaltender Ruhestörung endlich zu beenden, erhob sich Nora nun doch, blickte durch den Türspion und rief: »Hallo, wer ist da?«

Ein großer Blumenstrauß wurde in die Linse gehalten. Darunter erkannte sie ein Paar stämmige Männerbeine. Jemand rief etwas.

Nora seufzte ergeben. Na gut, dann öffnete sie eben doch die Tür ...

Plötzlich hing der riesenhafte Blumenstrauß in ihrem Gesicht. Noras Miene verdüsterte sich.

»Bastian, was soll das? Und wie kommst du überhaupt ins Treppenhaus?«

»Ich liebe dich«, erklang die vertraute Stimme ihres Ex-Freundes hinter den Blumen.

»Das fällt dir jetzt so plötzlich ein? Und dann war es sogar so dringend, dass du es mir sofort persönlich mitteilen musstest?«

»Du gehst ja nicht ans Telefon. Und um das mal richtigzustellen: Ich liebe dich nicht auf einmal wieder, sondern immer noch. Vielleicht war mir das kurzfristig mal nicht klar genug, aber was interessiert uns die Vergangenheit? Das Hier und Jetzt zählt. Zum Glück habe ich noch rechtzeitig erkannt, dass du meine große Liebe bist und für immer bleiben wirst.«

Nora lachte spöttisch auf.

Doch Bastian ließ sich nicht beirren und fuhr fort: »Bitte verzeih mir. Das, was passiert ist, tut mir unendlich leid. Es war ein Riesenfehler und wird nicht wieder vorkommen. Soll ich niederknien, mich auf den Boden werfen, damit du mir glaubst? Ich tu alles, was du von mir verlangst!«

Wortlos wandte die junge Frau sich ab, ließ die Tür aber offen. Er warf sie ins Schloss und kam ihr sofort nach.

Nora ließ sich aufs Sofa fallen und versuchte, tief durchzuatmen.

Eine weitere Auseinandersetzung würde sie jetzt nicht ertragen.

»Wir haben Schluss gemacht«, erinnerte sie ihn.

Bastian ging an den Schrank und holte die große Vase heraus, die Noras Mutter ihrer Tochter zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Er füllte sie mit Wasser, setzte die Blumen hinein und fummelte noch ein wenig an ihnen herum, bis er zufrieden war. Erst dann nahm er Nora gegenüber Platz.

»Ich bitte dich von Herzen um eine zweite Chance. Die Affäre mit Claudia hatte keinerlei Bedeutung.«

»Unsere Beziehung ist toxisch geworden. Darum war sie ohnehin am Ende. Deine Affäre mit Claudia war nur noch das i-Tüpfelchen.«

Bastian Schöller schüttelte den Kopf.

»Verstell dich nicht länger. Ich sehe doch immer noch die Zuneigung in deinen Augen.«

Nora blinzelte verwundert.

Was sollte in ihren Augen zu sehen sein? Klar, Bastian versuchte, sie mit allen Tricks friedlich zu stimmen. Aber sie ließ sich nicht von ihm beeindrucken.

»Ach, wirklich? Ich weiß nicht, was es da zu sehen gibt. Aber du irrst dich, wenn du in meinen Augen Zuneigung zu entdecken meinst. Ich liebe dich nicht mehr. Ist das deutlich genug?«

»Ich glaube dir nicht.«

»Das ist dein Problem. Ich will, dass du jetzt gehst. Ich fühle mich noch nicht gut genug für so viel sinnloses Gerede. Ich brauche Ruhe. Also spar dir deine Worte.« Sein verständnisvolles Lächeln brachte sie zur Weißglut. Ihre Stimme wurde lauter. »Deine Anwesenheit stört mich, verstehst du das? Ich habe dich nur reingelassen, weil ich Aufsehen im Treppenhaus vermeiden wollte und noch nicht so lange stehen kann.«

»Ich habe mit deiner Mutter telefoniert«, überging Bastian Noras Rausschmiss geradeso, als habe er ihre Worte nicht gehört. »Sie findet immer noch, dass wir gut zusammenpassen. Ich soll dir ausrichten, sie würde sich über unsere Versöhnung freuen.«

Nora schnaufte. »Nur weil meine Mutter dich gut findet, soll ich dir wieder um den Hals fallen? Pff, da irrt ihr euch aber gewaltig. Ich bin erwachsen und kann ganz allein entscheiden, was ich will und was nicht. Und daher sage ich es nur noch ein einziges Mal: Geh bitte, und zwar sofort. Oder wenn du das nicht verstehst: Raus hier, sonst rufe ich die Polizei!«

»Na gut.« Bastian stand auf. »Ich sehe, dass es dir aus gesundheitlichen Gründen noch nicht gelingt, einen klaren Gedanken zu fassen. Aber keine Sorge, das wird wieder. Du liebst mich. Das weiß ich, und das spüre ich. Ich kann warten. Ich komme wieder. Und wenn du etwas brauchst, egal, was es ist: Ruf mich an. Ich besorge es dir sofort.«

Er neigte sich zu ihr und strich ihr mit einer zärtlichen Geste über das dunkelbraune Haar, das sie am Hinterkopf zusammengebunden hatte. Es brauchte längst einen neuen Schnitt, aber der musste eben noch warten.

Mit Erleichterung hörte Nora, wie die Tür wieder ins Schloss fiel. Den Schlüssel zu ihrem Apartment hatte sie schon vor vier Wochen von ihm zurückverlangt ...

***

Dr. Jochen Hansen, Assistenzarzt an der Münchener Berling-Klinik, befand sich in seiner Facharztausbildung zum Neurologen. Er hatte noch zwei Jahre vor sich, wusste aber schon jetzt, dass er auf dem richtigen Weg war.

»Therapieoptionen erworbener Myopathien«, war das Thema seiner letzten Fortbildung gewesen. Er schaute aufmerksam die auf dem Laptop gespeicherten Unterlagen durch.

Sein Pager vibrierte. Chefarzt Dr. Holl erwartete ihn bei...



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