Kastell | Chefarzt Dr. Holl 1969 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1969, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

Kastell Chefarzt Dr. Holl 1969

Angst vor der Zahnfee
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-5120-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Angst vor der Zahnfee

E-Book, Deutsch, Band 1969, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

ISBN: 978-3-7517-5120-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Der vierjährige Leon ist ein aufgeweckter Junge, der mit seinem kindlichen Charme jeden um den Finger wickelt. Eines Tages wird er von heftigen Zahnschmerzen geplagt. Als auch noch hohes Fieber hinzukommt, bringt ihn sein Vater vorsichtshalber in die Berling-Klinik.
Dort verschlechtert sich der Zustand des Jungen rapide. Die Ärzte versuchen alles in ihrer Macht Stehende, aber keine Behandlung bringt die erlösende Wende. Stirbt ihnen das Kind unter den Händen weg?
Die Eltern sind außer sich vor Sorge. Doch statt sich gegenseitig Halt und Trost zu spenden, machen sie sich gegenseitig Vorwürfe. Und schließlich bringen die Untersuchungen in der Klinik etwas zutage, das die Ehe in ihren Grundfesten erschüttert ...

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Angst vor der Zahnfee

Ein Milchzahn kostete Leon fast das Leben

Von Katrin Kastell

Der vierjährige Leon ist ein aufgeweckter Junge, der mit seinem kindlichen Charme jeden um den Finger wickelt. Eines Tages wird er von heftigen Zahnschmerzen geplagt. Als auch noch hohes Fieber hinzukommt, bringt ihn sein Vater vorsichtshalber in die Berling-Klinik.

Dort verschlechtert sich der Zustand des Jungen weiter rapide. Die Ärzte versuchen alles in ihrer Macht Stehende, aber keine Behandlung bringt die erlösende Wende. Stirbt ihnen das Kind unter den Händen weg?

Die Eltern sind außer sich vor Sorge. Doch statt sich gegenseitig Halt und Trost zu spenden, machen sie sich gegenseitig Vorwürfe. Und schließlich bringen die Untersuchungen in der Klinik etwas zutage, das die Ehe in ihren Grundfesten erschüttert ...

Umringt von vielen Müttern, stand Andreas Schempp auch an diesem herrlichen Nachmittag vor dem Kindergarten und wartete darauf, dass eine Erzieherin die Türen aufschloss. Die Sonne schien warm auf den eingezäunten Vorplatz.

»Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum die Leute so verrückt auf den Sommer sind«, schnaufte eine Mutter neben ihm und fuhr sich mit dem Handrücken über die glänzende Stirn. »Von mir aus könnte das ganze Jahr über Winter sein. Oder wenigstens Herbst.«

»Sie wollen Tabea wirklich jeden Tag in einen Schneeanzug stecken? Stunden damit verbringen, Mützen oder einen verlorenen Handschuh zu suchen? Nasse Schuhe trocknen und laufende Nasen putzen?«

»Eins zu null für Sie.« Liane Burger lachte. »Ich werde noch einmal darüber nachdenken.«

Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Die Erzieherin öffnete die Tür und ließ die Eltern in den Flur des Kindergartens.

Der Lärm war ohrenbetäubend. Überall wuselten Kinder herum. Sie lachten und kreischten, schubsten und stritten sich. Endlich entdeckte Andreas den Haarschopf seines Sohnes. Leon stand mit seinem besten Freund Anton in einer Ecke und redete wild gestikulierend auf ihn ein.

»Hier steckst du, Sportsfreund!«

Leon drehte sich um. Beim Anblick seines Vaters strahlte sein kleines Gesicht auf.

»Papa, Papa, Anton glaubt mir nicht, dass Luftballons singen können.«

»Wenn er dich zu Hause besuchen kommt, können wir es ihm beweisen.«

»Heute Nachmittag?«

»Gerne morgen. Heute müssen wir neue Schuhe für dich kaufen.« Andreas brachte seinen Sohn an seinen Platz und wartete, bis Leon die Hausschuhe gegen die Sandalen getauscht hatte.

Auf dem Nachhauseweg führten die beiden ein Männergespräch.

»Na, war der Ausflug in den Wildpark schön?«

»Es war toll, Papa. Die Rehe haben mir aus der Hand gefressen, und da ist ein sooo großes Meerschweinchengehege.« Leon streckte die Arme so weit auseinander, wie er nur konnte. »Die sind so süß und quieken die ganze Zeit. Bekomme ich auch ein Meerschweinchen?«

Andreas wusste: Allein bei dieser Frage würde seine Frau explodieren.

»Erstens glaube ich, dass ein Meerschweinchen allein sehr unglücklich bei uns wäre. Genau wie du braucht es Freunde und eine Familie«, gab er zu bedenken. »Außerdem ist eine Wohnung ein schlechter Platz für so ein Tierchen. Die Mitarbeiter des Wildparks haben doch bestimmt erklärt, wie sie gehalten werden müssen.«

»Sie brauchen ein großes Gehege mit viel Freilauf und Häuschen und Höhlen, in denen sie sich verstecken können«, erklärte Leon mit wichtiger Miene.

»Siehst du.« Andreas wollte fortfahren, als Leons Gedanken schon weitergesprungen waren.

»Der Spielplatz im Wildpark ist so cool. Der hat sogar eine Tunnelrutsche.« Wie ein Flummi sprang der kleine Kerl an der Hand seines Papas. »Und Bagger, mit denen man Sand baggern kann. Und einen Brunnen mit einer Wasserstraße. Können wir da nochmal hinfahren? Bitte, bitte!«

Andreas lachte. Die Begeisterung seines kleinen Sohnes entschädigte ihn für alles, was er auf sich genommen hatte, um für Leon da zu sein. Wieder einmal konnte er kaum glauben, wie sehr er diesen kleinen Jungen liebte und wie wertvoll die Zeit mit ihm war. Ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in ihm aus, unendliche Dankbarkeit für diese kleinen Momente mit Leon. Auch wenn es am Anfang schwierig gewesen war, würde er jetzt niemals mehr mit seiner Frau tauschen wollen.

Nach dem erfolgreichen Schuhkauf servierte Andi seinem Sohn zu Hause eine kleine Mahlzeit. Gemeinsam saßen sie am Tisch auf dem Balkon und ließen sich Obstsalat mit Joghurt schmecken. Plötzlich verzog Leon das Gesicht.

»Aua!«

»Was ist los?«

»Mein Zahn tut weh.« Leon riss den Mund auf und deutete mit dem Finger auf einen Backenzahn. »Schon den ganzen Tag. Immer wieder.«

Andreas schaltete die Taschenlampe seines Handys ein und hieß Leon, den Mund zu öffnen.

»Ich kann nichts erkennen.«

»Aber es tut trotzdem weh!«

»Das glaube ich dir ja.« Andi steckte das Handy wieder weg. »Ich rufe gleich bei Doktor Kollmann an. Er soll sich die Sache mal ansehen.«

Leons Augen strahlten auf.

»Darf ich mir dann wieder ein Geschenk aus der Überraschungsbox aussuchen.«

»Ganz bestimmt«, versicherte der besorgte Vater, suchte in seinem Mobiltelefon nach der Nummer des Zahnarztes und vereinbarte einen Termin.

***

»Feierabend!«

Die Sonne verschwand hinter den Hausdächern der Stadt. Schlagartig wurde es dunkler im Zimmer. Luisa Schempp saß in ihrem Büro am Schreibtisch, der Bildschirm ihres Computers beleuchtete den Raum. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht, Tabellenkalkulationen zu studieren, Meetings mit Kooperationspartnern abzuhalten, Verträge auszuhandeln und E-Mails zu beantworten. Jetzt war sie rechtschaffen müde. Doch selbst als sie ihren Computer herunterfuhr und sich die geröteten Augen rieb, wusste sie, dass ihr Tag noch lange nicht zu Ende war.

Als Geschäftsführerin leitete sie eine erfolgreiche Marketingfirma. Ihre Karriere hatte Luisa in jahrelanger, mühevoller Arbeit aufgebaut. Die Auftragslage war gut, doch die Konkurrenz schlief nicht. Um den Erfolg zu bewahren, war ihre Aufmerksamkeit rund um die Uhr gefordert.

Doch zunächst musste sich Luisa auf den Heimweg konzentrieren. Am Ende des Tages nach Hause zu fahren, strapazierte ihre Geduld noch viel mehr, als sich morgens auf den Weg in die Innenstadt zu machen. Zu beiden Tageszeiten herrschte dichter Verkehr auf Münchens Straßen, doch der allabendliche Stau erschien ihr viel schlimmer. Das mochte an der Anspannung liegen, die sich tagsüber aufbaute und meist erst tief in der Nacht wich, wenn sie neben ihrem Mann im Bett lag und auf seine tiefen Atemzüge lauschte.

In Schneckentempo kroch sie über den Mittleren Ring und verschliss die Kupplung ihres Wagens.

»Morgen nehme ich wirklich die U-Bahn«, schwor sie sich, wohlwissend, dass sie diesen Vorsatz am nächsten Morgen wieder über Bord werfen würde.

Der einzige Grund, warum Luisa sich dem täglichen Verschleiß ihrer Kupplung und ihrer geistigen Gesundheit aussetzte, war ihr Sohn Leon. Deshalb versuchte sie, das Büro um spätestens achtzehn Uhr zu verlassen, genau im dichtesten Feierabendverkehr.

Ihr früher Aufbruch blieb nicht unbemerkt. Vor allem ihre Partner schickten ihr missbilligende Blicke hinterher, wenn sie das Büro verließ. Jedes Mal musste Luisa dem Drang widerstehen, allen in Erinnerung zu rufen, dass sie den Laptop später am Abend wieder aufklappte, um von zu Hause aus zu arbeiten.

Nach etwas mehr als einer Stunde parkte sie den Wagen endlich auf dem reservierten Parkplatz vor dem Jugendstil-Altbau, in dem ihre Wohnung lag. Als sie den Flur entlang Richtung Küche ging, knarrte das Parkett unter ihren Füßen. Aus dem Wohnzimmer wehte das Lachen ihres vierjährigen Sohnes.

Unwillkürlich musste Luisa lächeln. Gab es ein schöneres Geräusch als dieses? Sie trat an die halb offenstehende Tür und warf einen Blick ins Zimmer. Ihre beiden Männer knieten auf dem Boden und schoben Spielzeugautos über den antiken Seidenteppich.

Das Schnauben seiner Mutter ließ Leon aufblicken.

»Mami!« Mit einem Satz sprang der Kleine auf die Füße und stürzte in Luisas Arme.

»Hallo, mein Schatz. Wie geht's dir?« Sie schob ihren Ärger beiseite und drückte ihre Nase in das weiche Haar, das nach Kindershampoo duftete.

»Wir waren mit dem Kindergarten heute im Wildpark. Die Rehe haben mir aus der Hand gefressen. Das hat sooo gekitzelt.« Wenn er nur daran dachte, musste Leon wieder kichern.

»Dann hattest du ja einen richtig aufregenden Tag«, meinte Luisa lächelnd und stellte ihn auf den Boden zurück.

Andreas hatte die Gelegenheit genutzt und die Spielzeugautos in die Kiste geräumt.

»Hallo!« Er gab seiner Frau einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Wie geht's dir?«

»Bis auf die Tatsache, dass ihr schon wieder auf dem Seidenteppich spielt, ganz gut«, zischte sie ihm ins Ohr.

Andreas rollte mit den Augen und wandte sich ab....



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