Kastell | Dr. Holl 1844 - Arztroman | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1844, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

Kastell Dr. Holl 1844 - Arztroman

Das Schicksal um Gnade bitten
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-6777-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das Schicksal um Gnade bitten

E-Book, Deutsch, Band 1844, 64 Seiten

Reihe: Dr. Holl

ISBN: 978-3-7325-6777-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Schicksal um Gnade bitten - Mit diesem plötzlichen Rückschlag hat niemand gerechnet

'Sie sind im vierten Monat schwanger, Valerie', informiert der Chefarzt der Berling-Klinik die junge Galeristin. Die Nachricht ist ein Schock für sie, denn die Beziehung zu dem Vater des Kindes besteht längst nicht mehr. Für Valerie war es die große Liebe, doch als Alexander sich als Verräter entpuppte, gab sie ihm den Laufpass. Aus der Traum vom großen Glück an der Seite des attraktiven Architekten! Nein, sie will ihn nicht wiedersehen. Sie wird das Kind ohne ihn großziehen, für einen Verräter ist kein Platz in ihrem Leben.

Valerie ist sicher, dass es die richtige Entscheidung ist, bis sie kurz vor der Geburt schwer erkrankt. Das Kind muss per Kaiserschnitt geholt werden, ehe die Ärzte Valerie operieren können. Nun braucht das Baby dringend seinen Papa, denn seine Mutter schwebt in Lebensgefahr ...

***

Dr. Stefan Holl - ein erfolgreicher Klinikchef, ein liebevoller Ehemann und Vater - eben ein Arzt, der Vertrauen schafft. Mit großer medizinischer Kompetenz und viel Einfühlungsvermögen leitet er die Berling-Klinik, die von seinem Schwiegervater gegründet wurde. Sein Leitspruch lautet: Wo Leben ist, da ist auch Hoffnung. Danach lebt und handelt er.

Die Authentizität der Patientengeschichten aus der Berling-Klinik fasziniert alle 14 Tage neu das Leserpublikum, und dies schon seit über 30 Jahren.


Tun Sie etwas für Ihr Wohlergehen und genießen Sie mit Chefarzt Dr. Holl Arztromane der Sonderklasse!
Alle Folgen sind in sich abgeschlossen und können unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.

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„Siegfried, es tut mir so leid! Ich weiß, du wirst nie aufgeben und bis zum Schluss standhaft kämpfen, aber uns ist der Mut ausgegangen. Wir möchten endlich wieder in Ruhe unser Leben führen können und nicht immerzu diesen Schikanen ausgesetzt sein. Ich bin nicht wie du. Ich brauche meinen Frieden und …“

„Du musst dich nicht rechtfertigen, Mario. Ich verstehe das doch. Ich habe jeden verstanden, der gegangen ist. Was haben sie euch geboten, wenn ihr aufgebt?“, fragte Siegfried Eichhorn frustriert.

Mario und Mechthild Mayer waren über dreißig Jahre lang seine Nachbarn gewesen und hatten einen kleinen Waschsalon geführt, den man nicht nur besucht hatte, um seine Wäsche zu waschen. Dort hatte es in der Straße zu jeder Uhrzeit immer eine Tasse Kaffee und Gebäck gegeben, und man hatte über alles geredet, was in der Nachbarschaft und in der Welt gerade so geschah.

Mit dem gemütlichen Zusammensein war aber schon seit mehreren Monaten Schluss. Im Waschsalon waren ständig Kontrollen durchgeführt worden mit immer neuen Auflagen, die von den Mayers irgendwann beim besten Willen nicht mehr hatten erfüllt werden können.

Dennoch hatten sie in ihrer Wohnung über dem Waschsalon bleiben wollen, aber ihr Vermieter hatte es verstanden, ihnen auch das zu vergällen. Nachdem sie nun auszogen, konnte er das Haus verkaufen.

„Mechthild und ich bekommen eine hübsche, kleine Wohnung in einer Anlage für betreutes Wohnen am Stadtrand. Sie liegt wirklich nett, und … na ja, dort werden wir unsere Ruhe haben. Jetzt stehst nur noch du mit deinem Haus im Weg. Pass auf dich auf, Siegfried! Ist es das denn wirklich wert? Wir haben doch schon verloren, und die haben gewonnen“, gab Mario zu bedenken.

Seine Frau und er waren Anfang siebzig und hatten ein arbeitsames, fleißiges Leben hinter sich. Sie hatten sich sehr ein Kind gewünscht und aus ihrer Kinderlosigkeit das Beste gemacht. Krisen und schwere Zeiten waren ihnen nicht neu, aber der Druck, der seit zwei Jahren legal und illegal auf sie ausgeübt worden war, hatte sie zermürbt.

Der kleine vergessene Straßenzug lag inmitten eines Viertels von München, das von eher älteren, kaum restaurierten Häusern geprägt gewesen war und nie jemanden interessiert hatte. Um dieses Viertel herum hatte sich die Stadt gewandelt. Altes war Neuem gewichen, und das Stadtbild war komplett modernisiert worden, und irgendwann war das Unausweichliche geschehen, und auch dieses Viertel war aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.

Viele der alten Häuser waren aufwendig saniert worden und boten nun Wohnungen für zahlungskräftige Münchner, die es schick fanden, dort zu wohnen. Die früheren Mieter waren verdrängt worden, weil die Mieten für sie nicht mehr erschwinglich gewesen waren.

Und nun lag seit zwei Jahren ein Architektenplan für den kleinen Straßenzug vor. Dort sollte ein großes Shoppingcenter entstehen mit allem, was dazugehörte. Hausbesitzer, die nicht in der Straße lebten und ohnehin nie etwas für die alten Häuser getan hatten, griffen sofort zu und verkauften ihre Häuser gerne. Sie betrachteten es als ein gutes Geschäft, denn die kostspieligen Sanierungsmaßnahmen ließen sich schließlich nicht ewig hinauszögern.

Siegfried und einige andere waren dagegen hart geblieben. Sie hatten in der Regel ihr ganzes Leben dort verbracht. Die Mieteinnahmen deckten die erforderlichen Instandhaltungen und machten sie nicht reicht, aber darum ging es ihnen auch nicht. Sie mochten das Viertel und die Straße, in der man fast familiär zusammenlebte.

„Das ist unser Zuhause. Die Menschen hier bilden eine Gemeinschaft und halten zusammen. Es gibt alles, was wir brauchen an Läden, an Kneipen. Wir lassen nicht zu, dass unsere Welt zerstört wird für einen Kommerztempel mehr, den keiner braucht!“ Das hatte Siegfried vor zwei Jahren dem Aufkäufer der mächtigen Investoren erklärt.

Inzwischen waren alle anderen Hausbesitzer eingeknickt, und die Mieter hatten ausziehen müssen oder waren im Vorfeld freiwillig gegangen, weil es ihnen zu viel geworden war. Der Druck war enorm, der auf alle Betroffenen ausgeübt worden war. Die Mittel, die man angewandt hatte, um die Menschen zu vertreiben, waren alles andere, nur nicht fair.

Die Geschäftsleute waren auf unterschiedlichste Weisen terrorisiert worden, bis ihnen kaum eine andere Wahl geblieben war, als ihre Läden zu schließen und zu gehen. Ständig war es zu eigentümlichen Ausfällen von Strom und Wasser in den betroffenen Häusern gekommen. Die Computer kamen nicht ins Internet und vieles mehr. Zugleich fanden sich auf wundersame Weise plötzlich keine Handwerker mehr, um die Schäden zu beheben.

„Herr Eichhorn, ich sage Ihnen das unter der Hand, aber mir hat man sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich bei wichtigen Bauvorhaben keinen Fuß mehr in die Tür bekomme, wenn ich jemanden zu Ihnen schicke. Es tut mir leid! Was da passiert, ist übel, aber ich muss an meinen Betrieb denken.“

Auch das verstand Siegfried. Er verstand alles, aber es erfüllte ihn mit einer maßlosen Wut, dass so etwas möglich war und man sich letztendlich nicht dagegen wehren konnte. Die Lockungen von stattlichen Gewinnen und dem großen Geld lösten eine Gier aus, denen viele Menschen einfach nicht widerstehen konnten.

Einwände, die gegen das Bauvorhaben sprachen, weil etwas Gewachsenes, Schönes zerstört wurde und Menschen ihre Heimat verloren, die in München ansonsten keine Chance hatten, eine Wohnung zu finden, wurden achtlos vom Tisch gefegt.

Er wusste, dass er verloren hatte, aber er wollte nicht einfach weichen. Für ihn war das, was da geschah, ein Verbrechen, und er weigerte sich, ein Opfer zu sein. Auch seine Mieter waren nach und nach ausgezogen. Nur noch seine Tochter Valerie wohnte im Dachgeschoss des Hauses, wo sie als Malerin ihr Atelier hatte.

Mit einer Freundin führte sie eine Galerie in der Innenstadt und stellte hin und wieder auch ihre eigenen Werke aus. Unter Kunstkennern galt sie als Geheimtipp, aber dennoch war man nicht bereit, ihre Arbeiten fair zu bezahlen. Geld war immer knapp, aber ans Aufgeben dachte sie nie, und Siegfried war sehr stolz auf sie.

„Ich wünsche euch viel Glück! Ihr habt es verdient“, verabschiedete er sich von seinen Nachbarn, die ihn erst eingeweiht hatten, als der Möbelwagen voll beladen vor ihrer Tür stand. Sie hatten einfach nicht gewusst, wie sie es ihm sagen sollten.

„Könntest du nicht …“, setzte Mario noch einmal an.

„Nein! Was hier geschieht, das ist ein Unrecht. Ich bin in dieser Straße geboren, habe mein ganzes Leben hier verbracht, und freiwillig gehe ich nicht!“, unterbrach ihn Siegfried resolut.

„Du kommst uns doch besuchen!“, baten Mario und Mechthild, als sie in ihren Wagen stiegen, um dem Möbelwagen zu folgen.

„Natürlich komme ich! Was glaubt ihr denn?“ Er winkte ihnen, dann ging er zurück in seinen Keramikladen und setzte sich erst einmal an die Töpferscheibe, um einen Krug anzufertigen. Die Arbeit beruhigte ihn wie immer. Kunden sah er in seinem Laden nur noch, wenn sich jemand versehentlich zu ihm verirrte oder den Laden bereits kannte. In der Geisterstraße rechnete niemand mehr damit, auf einen offenen Laden zu stoßen.

„Papa? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Valerie Eichhorn kam nach Hause von der Galerie und setzte sich erst einmal zu ihrem Vater an die Drehscheibe. Sie kannte ihn gut und konnte schon an der Art erkennen, wie er mit dem Ton auf der Scheibe hantierte, dass ihn etwas bedrückte.

„Mario und Mechthild sind vorhin gegangen. Von dir haben sie sich schon verabschiedet, haben sie gesagt.“

Valerie nickte wortlos.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie wegziehen?“

„Sie hatten mich darum gebeten.“

Nun war er es, der wortlos nickte.

„Jetzt sind nur noch wir übrig. Verrückt!“, meinte sie nach einer gedankenvollen, aber harmonischen Stille.

„Valerie, ich kann verstehen, wenn du …“

„Unsinn! Wir zwei sind Musketiere und halten zusammen!“, unterbrach sie ihn.

„Sogar die waren mindestens zu dritt!“, brummte ihr Vater niedergeschlagen.

„Das spielt doch keine Rolle mehr. Retten können wir hier ohnehin nichts mehr. Es wird nie wieder so sein, wie es war“, stellte sie fest.

Siegfried Eichhorn sagte nichts dazu, seine Finger streichelten den Ton. Die vertraute Berührung tat ihm gut.

„Früher oder später finden sie einen Weg, dich zu zwingen, ihnen das Haus zu überlassen. Öffentliches Interesse oder so etwas – die bekommen immer, was sie wollen. Wir sollten überlegen, was wir machen, wenn wir unseren Krempel packen müssen“, fuhr seine Tochter sachlich fort. „Der Laden …“

„Valerie, ich bin siebenundsechzig. Wenn ich den Laden hier schließe, dann war es das für mich. Ich fange nicht mehr irgendwo von vorne an. Für dich ist das Töpfern nur ein Notbehelf und Hobby. Deine Malerei und die Arbeit in der Galerie sind deine Zukunft. Natürlich bekommst du die Ausrüstung, und solltest du Pläne haben, unterstütze ich dich. Das ist doch klar!“, unterbrach Siegfried seine Tochter müde.

So offen hatten sie bisher nie über das gesprochen, was auf sie zukam. Es tat Valerie weh, ihren Vater so zu sehen. In den vergangenen zwei Jahren hatte er mutig gekämpft. Er hatte witzige Protestaktionen organisiert, die viele Münchner in die Straße gelockt hatten.

Die Presse hatte immer wieder über das vergessene Stückchen München mitten in München berichtet, und es war sogar ein kleiner Film in der Abendschau gelaufen.

Geholfen hatte...



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